Old Surehand I. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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als die andern. Versteht Ihr mich?«

      »Yes. Das ist zur Unterscheidung von den wirklichen Unken.«

      »Richtig! Ich werde es, falls ich eher hier bin als Ihr, ebenso machen. Werdet Ihr entdeckt, so – — —«

      »Entdeckt?« fiel er mir in die Rede. »Werde mich sehr hüten, mich sehen zu lassen!«

      »Sagt das nicht. Der schlauste und vorsichtigste Westmann kann bei einer solchen Gelegenheit Unglück haben. Also, wenn Ihr entdeckt werdet, so brecht Ihr schleunigst, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen, durch das Gebüsch und kehrt an unsern Lagerplatz zurück; ich komme nach.«

      »Und wenn man Euch sieht?«

      »So fliehe ich auch, und Ihr folgt mir so bald und so gut, wie es möglich ist. Habt Ihr vielleicht noch eine Frage?«

      »Nein. Meine Aufgabe habe ich erhalten, und ich werde sie lösen; th‘is clear.«

      »Mag Euch das gelingen! Also vorwärts jetzt!«

      »Ja, vorwärts, Sir! Ihr sollt mit mir zufrieden sein. Ueber ein Kleines, so werdet Ihr mich nicht mehr sehen!«

      Er machte diese Worte wahr, indem er links in die Büsche kroch und darin verschwand. Ob er keinen Fehler machen würde? Ich war nicht ganz ohne Sorge darüber.

      Meine Aufgabe war, wie bereits gesagt, weit schwerer als die seinige. Das Feuer, zu dem ich wollte, lag in der Nähe des Wassers, und es gab zwischen mir und ihm nichts, was mir zur Deckung dienen konnte. Wie also hinkommen, und wie längere Zeit dort liegen, ohne gesehen zu werden? Das war die Frage. Und ich wollte nicht nur, sondern ich mußte hin, denn einer der dort sitzenden Indianer hatte eine Feder des weißen Kriegsadlers im Haar, und ich hielt ihn also, obgleich ich sein Gesicht nicht sehen konnte, für Vupa-Umugi, den Häuptling der Comantschen.

      Es gab nur einen Weg dorthin, nämlich zu Wasser, und der war, wenn nicht kaum möglich, aber doch so schwer, daß ich mir sagen mußte, ich hätte beim Beschleichen noch nie so viel gewagt, wie ich jetzt zu wagen im Begriffe stand. Das Ufer war mit Schilf besetzt; diesen Umstand mußte ich benutzen. Ich war gezwungen, mich zu entkleiden, und mußte dazu wegen meiner hellen Hautfarbe eine dunkle und abgelegene Stelle aufsuchen. Rechts, nicht weit vom entferntesten Feuer, trat das Gebüsch ganz an das Wasser; dorthin kroch ich, zog mich aus, nahm einige Riemen, die ich bei mir trug, aus der Tasche, dazu das Bowiemesser und versteckte dann die Kleider in dichtes Gesträuch. Hierauf schnitt ich soviel Schilf ab, wie ich brauchte, band es zu einem möglichst natürlich aussehenden Busch zusammen und steckte ihn mir so über den Kopf, daß er mir auf den Schultern stand. Nachdem ich eine Lücke, durch die ich sehen konnte, hervorgebracht hatte, stieg ich in das Wasser, um den bösen Weg anzutreten.

      Ich hatte, gehend oder schwimmend, dafür zu sorgen, daß dieser Busch stets in gleicher Höhe mit dem Uferschilfe blieb. Wenn ich so, langsam, sehr langsam, damit ich keine Aufmerksamkeit auf mich zog, mich hart am Lande nach dem Feuer hinbewegte, mußte man meinen seltsamen Schopf für feststehendes Schilf halten, und ich durfte hoffen, glücklich an das Ziel und wieder zurück zu gelangen. Im Falle einer Entdeckung, die keineswegs ausgeschlossen, sondern sogar sehr leicht möglich war, nahm ich mir vor, quer über den See zu fliehen und dann heimlich wiederzukommen, um meine Kleider zu holen.

      Zunächst war das Wasser seicht; ich mußte mich legen und im Schlamme vorwärtskriechen; es ging durch scharfes, schneidendes Schilf, und ich hatte mich sehr in acht zu nehmen, mich nicht zu verletzen. Als ich in tieferes Wasser kam, konnte ich gehen. Später verlor ich gar einmal den Grund unter den Füßen, was mich zum Schwimmen nötigte. Der ganze Weg, den ich zurückzulegen hatte, war nicht über sechzig Meter lang; aber es lag noch nicht die Hälfte desselben hinter mir, als schon über eine halbe Stunde vergangen war. Die Roten durften eben nicht bemerken, daß meine Schilfmaske sich bewegte. Auf diese Weise konnten Stunden vergehen, ehe ich wieder mit Old Wabble zusammentraf.

      Glücklicherweise trat jetzt ein Umstand ein, der mir sehr zu Hilfe kam. Ich hörte laute Rufe erschallen, und als ich nach der Ursache suchte, sah ich zwei Indianer, die aus dem Gebüsch getreten waren, auf dem Lagerplatze erscheinen. Es waren die beiden Comantschen, die ich gestern abend niedergeschlagen hatte. Der Häuptling hatte sie dem fliehenden Old Wabble nachgeschickt; jetzt kamen sie wieder, und natürlich wollte jedermann wissen, welchen Erfolg sie gehabt hatten. Sie lenkten die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, auch diejenige des Häuptlings. Wenn er ihnen auch nicht entgegenlief, wie die meisten andern thaten, so stand er doch auf und drehte sich nach ihnen um. Sein Gesicht und aller Augen waren jetzt vom Wasser abgewendet. Das benutzte ich so schnell, daß ich mich nach kaum einer Minute an der Stelle befand, die ich hatte erreichen wollen. Ich wühlte meinen hellen Körper in dem schlammigen Grunde des seichten Ufers ein, legte mich auf die eingebogenen Vorderarme und konnte nun, das Gesicht über Wasser, alles, was vorging, bequem beobachten. Da der Schilfbusch mir auf den Schultern saß, schien er im Wasser zu stehen, und weil es zu beiden Seiten von mir auch Schilf gab, durfte ich mich für jetzt ganz sicher fühlen.

      Es war aber auch die höchste Zeit, denn grad als ich die beschriebene Lage eingenommen hatte, waren die beiden Comantschen bis an das Feuer des Häuptlings gekommen, der sie mit den Worten empfing:

      »Ich sehe an keinem von euern Gürteln den Skalp dessen, den ihr töten solltet. Seid ihr blind geworden, daß ihr seine Spur verloret? Oder haben eure Pferde die Beine gebrochen, daß ihr ihn nicht einholen konntet?«

      Der eine sagte nichts und blickte verlegen zu Boden; der andre war dreister; er sah dem Häuptling frei in das Gesicht und antwortete:

      »Wir haben unsre Augen behalten, und die Beine unsrer Pferde sind gesund geblieben.«

      »Wo aber ist der Skalp?«

      »Er befindet sich noch auf dem Kopfe dessen, dem wir ihn nehmen sollten.«

      »So ist dieses Bleichgesicht nicht tot?«

      »Es lebt noch.«

      »Ihr habt es euch also entkommen lassen?«

      Seine Augen blitzten drohend, als er das in überlautem, zornigem Tone fragte.

      »Es ist uns entgangen,« antwortete der andre, den Blick des Häuptlings ruhig aushaltend.

      »So seid ihr lahme Hunde, die man keiner Kröte nachsenden darf, die zu schnell für sie ist! Ich werde euch zurückschicken in die Zelte der alten Weiber, zu denen ihr gehört.«

      »Du bist Vupa-Umugi, unser Häuptling des Krieges, dessen Befehle wir zu befolgen haben; aber wenn du Befehle erteilst, die nicht auszuführen sind, so darfst du diejenigen nicht beschimpfen, die sich vergeblich Mühe geben. Wir sind keine lahmen Hunde, sondern tapfre, erfahrene Krieger, sonst hättest du uns nicht ausgewählt, dem Bleichgesicht zu folgen. Wir gehen nicht zu den alten Weibern. Steht der Mund über den Ohren? Warum sprichst und urteilst du, ehe du gehört hast, aus welchen Gründen wir den Skalp nicht bringen?«

      Das war kühn gesprochen; dieser Mann war sicherlich kein Hasenfuß. Man erzählte sich von der Grausamkeit Vupa-Umugis viele Geschichten; er bethätigte diese Eigenschaft wohl nicht bloß gegen Weiße, sondern hatte sich wohl auch oft gegen Stammesgenossen rücksichtslos bewiesen; man achtete ihn als Krieger, aber man liebte ihn nicht; es hatte sich eine Erbitterung gegen ihn angehäuft, welche bei Gelegenheiten, wie die jetzige eine war, zum Ausbruche kam. Das Verhalten des wackern Untergebenen war mutig, aber keineswegs verwegen. Ein Indianerhäuptling ist nichts weniger als ein absoluter Herrscher; er wird von dem Stamme gewählt; er behält seine Würde, so lange er sich durch Erfahrung, Klugheit und Kühnheit zu halten weiß, aber er kann in jedem Augenblick durch die »Versammlung der Alten« abgesetzt werden und ist dann weniger, als er vorher war. Vupa-Umugi wußte das; ich sah es ihm an, daß ihn der Vorwurf des Kriegers in Wut versetzte; seine Hand zuckte nach dem Gürtel, in dem er das Messer stecken hatte; aber er bezwang sich und sagte in nicht ganz vollständig beherrschtem Tone:

      »Du sollst erzählen, und ich werde hören, um dann zu sagen, ob Ihr noch zu den Kriegern der Comantschen zu rechnen seid.«

      Er setzte sich nieder; die vorhin bei ihm gesessen hatten, nahmen auch wieder Platz, und als dies geschehen war, begann der Comantsche, den Verlauf seines Verfolgungsrittes zu erzählen. Man hörte ihm zu, bis er zu den Worten kam:

      »Da