Der Letzte vom "Admiral". Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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die Wasserfläche. Aller Augen hielten Ausguck, aber still und ruhig lagen das dunkle Meer und die dichten Wälder da; nichts Lebendes war zu schauen, keine Bewegung irgendeiner Art zu gewahren.

      »Was meinst du, Atura«, fragte der Kapitän den Insulaner, »wollten die Leute uns überfallen?«

      »Denke nicht«, entgegnete der braune Mann ruhig. »Denken Dieb, kommen stehlen in Nacht, nichts tun weißem Mann, erst Kopra verkaufen, dann Kopf abschneiden.«

      »Na, und davor wollen wir uns möglichst schützen«, brummte der Kapitän vor sich hin.

      Schlaftrunken tauchte jetzt Fritz Fischer aus dem Mannschaftslogis auf. »Nanu? Jeht et wieder los? Was gibt's? Lassen Sie mir man in diese Jondel nich ooch sitzen?«

      »Hal di de Düwel, Sneffter!« schnauzte ihn der Kapitän unwirsch an.

      Fritze sah erstaunt auf die halbbekleideten, mit Waffen in der Hand dastehenden Matrosen und dann empor zu dem Mast, von dem helles Licht ausging, das kurz darauf verschwand; bald war alles wieder in tiefes Dunkel eingehüllt.

      »Es wird so sein, wie du sagst, Atura«, sagte der Kapitän dann beifällig nickend, »einer von den Burschen hat stehlen wollen. Na, dem ist die Sache, immer vorausgesetzt, Herr Findling hat sich nicht geirrt, nicht gut bekommen.«

      »Acht Glasen!« (Mitternacht) meldete jetzt der vom Mars herabgestiegene Henrik mit lauter Stimme dem Obersteuermann.

      »Na, Marholm«, wandte sich dieser, ohne die Bemerkung des Kapitäns über einen möglichen Irrtum seinerseits zu beachten, an den Zweiten Steuermann, »so übergebe ich Ihnen das Kommando. Mittelwache auf! Steuerbordwache zur Back!«

      Die Leute wechselten im Nachtdienst. Leise sagte Findling dann zu Marholm: »Stellen Sie eine Ankerwache aus und, ich rate Ihnen, halten Sie die Augen offen.«

      Dieser nickte.

      Dem Kapitän schien der ganze Vorfall unangenehm zu sein; er mochte wohl befürchten, daß das erhoffte Geschäft dadurch beeinträchtigt würde, und übelgelaunt ging er zu seiner Kajüte zurück. Auch die Matrosen stellten die Waffen beiseite, und die Steuerbordwache begab sich ins Mannschaftslogis, die andern zerstreuten sich an Deck.

      »Du, wat war det eigentlich?« fragte der Schneider Henrik, der neben ihm stand.

      »Ein Haifisch wollte an der Ankerkette 'raufrutschen, um sich hier einen von uns zum Abendbrot zu holen.«

      Erstaunt sah ihn Fritze an. »Willst du mir blau anloofen lassen?«

      »Guck nur über Bord. Der Steuermann hat ihm mit der Speiche eins auf die Nase gegeben, und nun schwimmt er wütend um das Schiff herum und lauert darauf, daß einer von uns baden geht.«

      »Na, det ick nich jehe, darauf kann er Jift nehmen. Wat war denn det for'n Licht uff die Mastenstange?«

      »Das war das berühmte Sankt Elmsfeuer.«

      »Feuerwerk?«

      »Es ist kondensierte Elektrizität, von der wir immer einen Vorrat an Bord haben; der Kapitän versteht sich trefflich darauf, ihn zu ergänzen.«

      »Wie is det?«

      »Der Kapitän fängt die Elektrizität mit einem magnetisch gemachten Blitzableiter aus niedrig ziehenden Gewitterwolken ein und spart sie in seinem Schrank sorgfältig auf, bis wir sie gerade brauchen.«

      Fritz Fischer sah sehr verdutzt aus, da aber Henrik, mit seinem trockenen niederdeutschen Humor, durchaus ernst sprach, vermochte der Schneider bei seinem Mangel an Kenntnissen nicht zu unterscheiden, ob er Scherz mit ihm treibe oder Wirkliches berichte.

      »Jetzt fangen se ooch schon die Blitze in un sparen se uff! Det war doch früher nich.«

      »Nein, das ist eine ganz neue Erfindung, sie stammt von Jupiter fulminans, und man nennt sie die fulminante Fulmenakkumulation.«

      »Nee, wat die Menschen noch allens erfinden. Na, mir is et ejal, aber ick sammle nich mit. Herr Jotte doch, wenn der Kapitän so'n Kasten voll von hat, dann kann det Ding doch aber losjehn.«

      »Das kommt öfters vor, wenn der Verschluß nicht ganz fest ist; dann fliegt natürlich alles in die Luft.«

      »Ick danke vor so neimod'sche Erfindungen. Wär' ick man erst wieder in de Reezenjasse.«

      »Geh schlafen, Fritze, und lasse dich durch die neumodischen Erfindungen und kletternden Haifische nicht beunruhigen. Ich gehe auch in die Back.« Er suchte in der Tat seine Schlafstätte auf, ebenso Fritz Fischer.

      Findling blieb noch einige Zeit auf Deck, um sich dann ebenfalls in seine Kajüte zurückzuziehen.

      Die Wilden

      Die Nacht verging durchaus ruhig, nichts Angewöhnliches wurde von der Wache bemerkt, so daß der Kapitän, als er am Morgen Meldung bekam, in seiner Ansicht, Findling sei durch irgend etwas getäuscht worden, nur bestärkt ward.

      Die ganze Aufmerksamkeit der Besatzung war jetzt auf die Küste gerichtet, an der sich immer noch nichts Lebendes zeigte. Atura erbot sich eben, an Land zu gehen und die Besitzer der Kopra aufzusuchen, die nach Art dieser Insulaner stets von der Küste entfernt wohnten, als endlich ein Kanu mit zwei Insassen auf dem Wasser erschien und auf das Schiff zuruderte. Bald lag es längsseit des »Roland«. Die beiden Insulaner, ältere Männer, welche in dem kleinen Boot erschienen, waren bis auf einen Lendenschurz unbekleidet; Gesicht, Brust, Arme, Beine hatten sie stark tätowiert.

      Atura eröffnete mit ihnen von der Bordwand aus eine Unterhaltung und teilte dann, die Äußerungen der Leute übertragend, dem Kapitän mit, daß die von den Eingeborenen angesammelte Kopra in einer Bucht weiter südlich aufgehäuft sei, und daß der »Roland« dorthin segeln müsse, um sie aufzunehmen.

      »Meinetwegen, wenn sie nur recht viel von dem Zeug haben. Laß mal die beiden Burschen an Bord kommen.«

      Als ihnen dies verdeutlicht war, kletterten die Wilden gewandt an Deck.

      Es waren hochgewachsene muskulöse Männer, deren starkes dunkles Haar kunstvoll in einzelnen Büscheln nach oben stand, was ihnen ein besonders wildes Aussehen verlieh. In Nase, Unterlippe und Ohrläppchen, welche zu diesem Zweck durchbohrt waren, trugen sie Stücke Perlmutter oder weiße Muscheln. Dazu Stirnbänder aus Zypriamuscheln. Der Gesichtsausdruck des ältern der beiden deutete auf Stumpfsinn, während der andere intelligenter aussah.

      Der Kapitän musterte sie mit scharfen Blicken und ließ ihnen dann durch Atura vorhalten, daß sie versucht hätten, in der Nacht das Deck zu besteigen, um zu stehlen.

      Nicht eine Miene veränderte sich hierbei in den Gesichtern der Leute. Endlich meinte der eine, dessen Züge einigen Verstand verrieten, es schlichen böse Menschen von den benachbarten Inseln bei ihnen herum, welche nach Köpfen ausgingen, vielleicht seien es solche gewesen, welche an Bord kommen wollten.

      Da der Kapitän wußte, daß die Bewohner dieser Inseln sich mordlustig untereinander bekriegten, da er ferner auf keinen Fall sein Handelsgeschäft beeinträchtigen wollte, gab er sich mit dieser Erklärung zufrieden.

      Da diese Leute auch versicherten, daß der Ort, wo die Kopra lag, in einigen Stunden zu erreichen sei, hißte man ihr Kanu, in welchem sich ihre Waffen, Speere und Bogen befanden, an Deck, lichtete den Anker, und bald darauf steuerte der »Roland« nach Süden die Küste entlang. Findling, der kein Freund von ihm unbekannten Strömungen und noch weniger von Riffen war, hatte einen Jungmann mit scharfen Augen in den Vortoppgeschickt, um nach weißem Wasser auszusehen. Der Wind blies leicht aus Ost.

      Die beiden Insulaner hatten sich an Deck niedergekauert und rauchten aus ihren selbstgefertigten Pfeifen. Sie nahmen Fritz Fischers ganzes Interesse in Anspruch.

      »Nee, so 'ne braune Menschenkinder mit jar nischt an als eene Halsbinde, da is doch det Ende von weg. Ick habe in't Panoptikum un in Zoologischen ooch schon wat von Affenabstammung jesehen, aber die hatten doch alle wat an, un wenn't man een boomwollenes Hemd war. Du, Schiffsjunge«, wandte er sich dann vertraulich an Henrik, zu dessen größtem Vergnügen, »wat sin denn det vor Menschen?«