Der Letzte vom "Admiral". Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Wind, als jetzt die Brassen angezogen wurden, und glitt vor leichter Brise nach Süden. In zwei Minuten waren sie auch vor Pfeilschüssen von den Felsen aus durch die Entfernung geschützt. Die Boote wurden gehißt und alles weggestaut. Die Leiche des Kapitäns, welche mit einem weißen Tuch bedeckt am Achterdeck lag, wurde in die Kajüte getragen und dort bis zur Bestattung niedergelegt. Findling befahl dann, das Deck zu scheuern, und noch ehe sie in den Ozean traten, waren alle Spuren des blutigen Kampfes verwischt. Findling übergab Marholm das Kommando mit dem Befehl, nach Norden aufzukreuzen. Er wollte den in der Bucht gekappten Anker nicht einbüßen und darum dem Ort einen zweiten Besuch abstatten. Dann begab er sich in die Kajüte.

      Neben Henrik stand Fritz Fischer, einen erbeuteten Speer in der Hand, seine Züge glänzten in hohem Siegesbewußtsein.

      »Siehste, Hamburger, det nenn ick Krieg führen, ick sage dir, wenn wir aus de Reezenjasse einmal anfangen, denn wird et aber schlimm.«

      »Ja, ich habe dich bewundert. Wieviel der Feinde hast du denn wohl erlegt?« »Nu, so 'n Stücker drei hab' ich massakriert, die werden an mir denken.«

      Henrik lachte herzlich, aber Fritz hielt diesen ungezügelten Ausbruch von Heiterkeit für bewundernde Zustimmung.

      »Mir is et nur lieb, dat wir die Menschenfresserbande los sind, von wejen die alte Frau, die würde sich doch sehr jejrämt haben, wenn sie Hackefieesch aus mir jemacht hätten. Sage mal, Hamburger, hast du denn auch noch ne Olle?«

      Als durch diese Frage plötzlich das Bild der Mutter vor Henriks Seele gebracht wurde, traten ihm Tränen in die Augen.

      Fritz bemerkte das und fragte in herzlichem Ton: »Du hast ihr wohl sehr lieb?«

      Henrik nickte stumm.

      »Nu, ick meine ooch, un komm ick wieder zurück, soll et die Alte jut bei mir haben.«

      Henrik reichte ihm die Hand und sagte: »Kehren wir zur Heimat wieder, Fritze, soll in der Reezengasse keine Not mehr herrschen.«

      »Na, dat jebe der liebe Jott, et is manchmal knapp jejangen, seit Vater dod is – aber die alte Frau hat den Kobb oben, det muß jeder sagen, der ihr kennt. Wat die vor Oogen machen wird, wenn se hört, dat ick mir hier mit de Wilden rumjebalgt habe.« Er lächelte vergnügt, indem er sich ausmalte, wie er die Reezengasse mit seinen Abenteuern in Staunen setzen würde, und Henrik konnte die Vermutung nicht unterdrücken, daß die drei heutigen Opfer des Schneiders sich bis zur Rückkehr zur Heimat wohl zu einem Dutzend und mehr steigern würden.

      Fritz wurde jetzt beordert, bei der Einhüllung der Leiche des Kapitäns tätig zu sein, und ging nach der Kajüte. Für drei Uhr wurde die Mannschaft im Sonntagsanzug zum Begräbnis befohlen. Man behält auf See nicht gern eine Leiche lange an Bord.

      Als die Stunde gekommen war, versammelten sich die Leute auf dem Achterdeck, alle in sauberer Kleidung und Wäsche. Die Leiche des Kapitäns wurde herausgetragen. Sie lag auf einer Planke und war in Segelleinen gehüllt, ein schweres Bleistück am Fußende befestigt. Die Steuerleute waren in schwarzen Oberröcken und Kastorhut erschienen.

      Findling las aus dem auf norddeutschen Schiffen üblichen Buch ein Gebet, dann ließ man die Leiche über Bord gleiten und der Seemann hatte das ihm eigenste Grab gefunden. Der wohlwollende Befehlshaber wurde von der Schiffsmannschaft aufrichtig betrauert. Hierauf wurde, soweit die Ereignisse des Tages es gestatteten, die gewöhnliche Ordnung wieder hergestellt.

      In indischen Gewässern

      Während der »Roland« mühsam nach Norden aufkreuzte, saß Findling in der Kajüte des Kapitäns, um, wie es seine Pflicht als nunmehriger Befehlshaber des Schiffes war, die Schiffspapiere durchzusehen und sich vor allem über die dem Kapitän von den Reedern erteilten Instruktionen zu unterrichten.

      Nächst den Befehlen an Kapitän Jansen, besonders die Südseeinseln anzulaufen, deren geographische Lage übrigens näher nicht angegeben war, fand sich eine Order vor, die Findlings Erstaunen erregte. Diese machte dem Kapitän den Besuch eines Felseneilands, dessen Lage genau beschrieben war, zur Pflicht, um dort einen Schatz zu heben.

      Dies erschien dem Obersteuermann verwunderlich, besonders da der Befehl von einem vornehmen Hause ausging. Es waren den Instruktionen einige Dokumente beigegeben und die Nachbildung einer unbehilflich entworfenen Karte, nebst einem Situationsplan, auf welchem die Stelle, wo das Gold begraben lag, bezeichnet war. Aus den Abschriften, welche die Aussagen eines Matrosen Hans Evers wiedergaben, ging hervor, daß er und sein Schiffsmaat Klaus Warren im Frühling des Jahres 1844 in Point de Galle, da sie ihr Schiff verloren hatten, Dienst auf dem spanischen Klipper »Gallego« genommen hatten, der nach Cadiz bestimmt war. Der Spanier hatte auch einige Fahrgäste an Bord, unter diesen einen deutschen, vornehm aussehenden Herrn, dessen Namen die Matrosen indessen nicht erfahren hatten.

      Im Indischen Ozean geriet das Schiff in schweres Wetter und wurde zum Wrack. Die spanische Mannschaft und die Fahrgäste suchten endlich in den Booten Rettung, indes die beiden deutschen Matrosen, wahrscheinlich absichtlich, an Bord zurückgelassen wurden.

      Während alle Insassen der Boote vor den Augen der Zurückgebliebenen den Tod in den Wellen fanden, retteten sie ihr Leben, denn das schwerbeschädigte, doch im Rumpf noch dichte Schiff, welches die Spanier zu voreilig verlassen hatten, ging nicht unter, sondern hielt sich über Wasser und wurde an ein unbewohntes Eiland des Indischen Ozeans angetrieben, wo es auflief. Die beiden Matrosen, welche als Herren des Schiffes alles an Bord untersuchten, fanden unter anderm das Privatvermögen des in Point de Galle eingeschifften Deutschen, dessen Gepäck sie kannten, da sie es selbst beigestaut hatten, bestehend in einer Anzahl Goldbarren, einer großen Summe gemünzten Goldes, Banknoten und vor allem in einer wertvollen Juwelensammlung. Dies brachten sie gemeinsam mit dem, was der Kapitän an Geld an Bord hatte, in einem Versteck an Land unter. Lange Zeit verging, ehe sich der außerhalb der Meeresstraßen liegenden Insel ein Schiff nahte. Der Matrose Warren starb im Lauf dieser Zeit, das Wrack wurde endlich von den Wellen zerstört, und die durch Zufall in jene Breite verschlagene schwedische Brigg »Gustav« fand nur noch den Matrosen Hans Evers vor, den sie, nachdem er länger als zwei Jahre auf jenem Eiland zugebracht hatte, mit sich führte. Seine endliche Erlösung von der Insel kam ihm so überraschend, sie vollzog sich so schnell, daß er nicht imstande war, etwas von dem verborgenen Schatz mitzunehmen. Er schied von dem Eiland in der Hoffnung, später den Schatz heben zu können, nachdem er sich mit Hilfe des Steuermanns der geographischen Lage der Insel versichert und alle Landmarken eingeprägt hatte. Bei seiner Vernehmung verschwieg er die nähern Umstände seiner Rettung und machte falsche Angaben über das Schiff, immer in der Absicht, sich des Gutes zu bemächtigen, sobald es anging. Alle Versuche, zu der Insel zurückzukehren, mißlangen indes dem mittellosen Mann, und als er später wohlhabende Leute für die Sache durch einen ihnen in Aussicht gestellten Gewinnanteil zu interessieren suchte, wurde er mit seinem fabelhaften Schatz – er durfte doch nicht wagen nähere Angaben zu machen – ausgelacht. Als Evers, der sich später in Hamburg als Jollenführer ernährte, im Krankenhaus im Sterben lag, ließ er einen der Chefs des Hauses Oswald zu sich bitten, für das er oft gefahren war, machte diesem seine Angaben, die er später vor einer Gerichtsperson wiederholte und mit einem Eid bekräftigte. Nächst dem Wunsch, die rechtmäßigen Eigentümer, über die er freilich keine nähern Angaben zu machen vermochte, in den Besitz ihres Geldes gelangen zu lassen, hatte den Sterbenden auch hauptsächlich die Mittellosigkeit seiner Familie zu dem Bekenntnis veranlaßt, denn er hatte die Bedingung gestellt, daß man als Bergelohn diese aus dem Fund unterstützen möge, was auch unbedenklich zugesagt wurde.

      Erst dann hatte er genauere Angaben über die Örtlichkeit, wo der Schatz vergraben lag, gemacht und hierauf bezügliche Aufzeichnungen übergeben.

      Herr Oswald bezweifelte die Angaben des Matrosen nicht, dieselben weiter zu verfolgen, würde er indessen abgelehnt haben, wenn ihn nicht besondere Umstände dazu bestimmt hätten. Die Mitteilungen des Evers riefen ihm die Erinnerung an den zu jener Zeit auf dem Meer zugrunde gegangenen hanseatischen Konsul Eduard Isenhoit wach, vor allem die von jenem erwähnte Juwelensammlung. Herr Oswald wußte, daß der ihm befreundete Konsul bei seiner Übersiedlung nach Deutschland den wesentlichen Teil seines Vermögens in Edelsteinen angelegt hatte, wie sie die Berge Ceylons bargen, um sie in Deutschland