Die Magie von Pax. Sarah Nicola Heidner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Nicola Heidner
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783957448361
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ihm wahrscheinlich sofort um den Hals geflogen.) In seinen Händen hielt er ein dickes Buch – kein gutes Zeichen! Mein Mentor lächelte mir zu, als ich näher trat. »Das ist Merl Kerner. Er wird dich im Kämpfen unterrichten.«

      Ich nickte Merl einmal kurz zu und erkundigte mich dann bei Yu Weiß nach Mary.

      »Im Moment passt Herr Must auf sie auf. Mach dir keine Sorgen, Sofia.«

      Yu Weiß setzte sich unter die Armetstatue, während Merl näher trat. »Also, wir werden erst einmal mit Taekgyeon anfangen. Das ist eine Kampftechnik, bei der unter anderem Tritte, Schläge und Sprünge eingesetzt werden. Das wichtigste beim Taekgyeon ist eigentlich, dass du immer in Bewegung bist, niemals stehen bleibst und dich fließend bewegst. Auf diesem Bild hier«, er klappte das Buch, das er in der Händen gehalten hatte, auf und deutete auf zwei in einander verknäulte Blaukutten, »zeige ich dir erst einmal den sogenannten Gyeot Chigi, auch gewundener Tritt genannt.«

      Wir verbrachten die gesamte Stunde mit Theorie. Merl zeigte mir verschiedene Stellungen auf Arbeitsblättern und in Büchern und bläute mir ein, sie bis zum nächsten Tag nicht zu vergessen. Wir sprachen nur über Kampftechniken, und insgeheim fragte ich mich, wo Merl so gut kämpfen gelernt hatte. Es war nicht üblich, dass eine Rotkutte kämpfen lernte.

      Als ich den Trainingsraum schließlich wieder verließ, schwirrte mir der Kopf von all denn Informationen und Techniken.

      Als ich in mein Zimmer kam, saß Mary auf einer Matratze, die zwischen Beas und mein Bett gelegt worden war (sodass wir nur über die Betten zu unseren Schränken kamen). Auf der Fensterbank saß Herr Must mit einem Stapel Arbeiten vor sich und begann eifrig mit seinem roten Korrigierstift zu schreiben. Ich warf ihm einen mürrischen Blick zu. (Also ehrlich, musste er denn unbedingt in unser Zimmer, um Mary zu bewachen? Ein bisschen Privatsphäre wäre eigentlich wirklich nicht schlecht, auch vor Lehrern!)

      »Hi«, sagte ich demonstrativ nur zu Mary, kletterte über mein Bett und hängte meine (jetzt einzige, schließlich hatte Bea die andere so zugerichtet, dass sie nicht mehr tragbar war) rote Robe in den Schrank. Wieder warf ich einen grimmigen Blick auf Herrn Must. Musste er denn unbedingt im Zimmer sein und mich in Leggins und T-Shirt sehen?!

      »Wie geht’s dir?«

      »Ganz gut, danke«, sagte sie und fügte schüchtern hinzu: »Ich habe gehört, dass du keine Magie hast. Stimmt das?« Ich verdrehte die Augen (also so langsam war ich das Thema wirklich leid).

      »Ja, das stimmt«, sagte ich etwas patziger als beabsichtigt und schob deshalb noch hinterher: »Aber ich komme hier ganz gut aus, auch wenn ich keine Rotkutte bin. Das wird dir genauso gehen, Mary.« Damit machte ich mich auf den Weg zu Bea. Einerseits wollte ich sie wirklich sehen, andererseits konnte man sich nicht im Zimmer entspannen, wenn Herr Must direkt neben einem hockte. Insbesondere nicht, wenn ich eigentlich vorhatte zu Duschen. Aber darauf, dass der stellvertretende Schulleiter meinen Gesang (na ja, also das Gekreische des Huhns in mir, wie Bea es immer nannte) hörte, konnte ich getrost verzichten.

       Kapitel 3

      Die nächsten Tage zogen sich quälend langsam hin. Bea zog wieder in unser Zimmer ein und für Mary wurden ein Bett und ein Schrank gebracht, den wir aus Platzmangel ins Bad bringen mussten. Bea behandelte Mary wie eine Freundin, was wahrscheinlich daran lag, dass sie der Schwarzkutte ihr Leben zu verdanken hatte. Und ich – ich war einfach froh, nicht der einzige Freak hier zu sein. Mary war nett, aber ziemlich eigen. Sie saß die ganze Zeit im Zimmer und las irgendwelche Geschichtsbücher oder so einen Kram (freiwillig übrigens, das muss man sich mal vorstellen) und das besserte sich erst, als Herr Must ihr Mentor wurde. Die anderen Oberstufenschüler behandelten sie wie mich – hinter ihrem Rücken wurde getuschelt, ansonsten hielt sich die Lästerei in Grenzen. Hin und wieder kamen ein paar Sprüche à la »Komm mir nicht zu nah – Schwarzkutten sollen angriffslustig sein!«, aber es war nicht mehr, als ich die letzten Jahre hatte ertragen müssen.

      Ich fragte Yu Weiß, ob es wirklich nötig wäre, dass ein Erwachsener in unserem Zimmer Wache hielt und er beschränkte es auf eine Wache vor der Tür und eine im Hof (die armen Lehrer!).

      Die Abende verbrachten wir drei eigentlich immer mit Hausaufgaben. Während Mary Fragebögen über Magie, vor allem die der Rotkutten, ausfüllte, ließ Bea Gegenstände durch den Raum fliegen (die leider nicht immer dort landeten, wo sie sollten – ich sag nur blaue Flecke an meinen Beinen und ein grüner Farbklecks auf Marys neuer, roter Robe) und ich las Bücher über die verschiedensten Kampfstellungen.

      Die ersten Stunden machten Merl und ich nur Theorie, aber danach fingen wir mit dem Kämpfen an und ich konnte nachvollziehen, dass Yu Weiß Merl als Trainer ausgewählt hatte, auch wenn er noch so jung war.

      Bevor ich mich überhaupt nur bewegen konnte, hatte Merl mich schon zu Boden gedrückt. Er hatte viel Geduld mit mir, obwohl ich nicht wirklich besser wurde. Eigentlich wollte ich Bea nicht mit der ganzen Kampfgeschichte belasten, so kurz nach dem Angriff auf sie. Aber die Verletzungen vom Training konnte ich nicht auf ewig geheim halten, und so erzählte ich Bea und Mary schließlich von Merl und meinem (jetzt gebrochenen) Versprechen an Yu Weiß.

      »Bei Armet!«, stöhnte Bea, die in ihrem Bett lag und mich mit enttäuschter Miene anstarrte. »Du hättest mir das wirklich erzählen sollen!«

      »Sorry«, murmelte ich nur, schließlich hatte ich ihr erklärt, warum ich es zuerst verschwiegen hatte.

      »Das ist merkwürdig«, bemerkte Mary, ohne den Blick von ihrem Buch abzuwenden.

      Bea und ich schauten sie fragend an. »Na ja …«, sagte Mary gedehnt. »Es sieht ja so aus, als würden sie dir beibringen, dich zu verteidigen. Nachdem was du erzählt hast, übt ihr ja eher das Ausweichen als das Zuschlagen.«

      Ich nickte zustimmend und musste feststellen, dass ich das so noch nicht betrachtet hatte. Mary legte ihr Buch über Göttergeschichte (sehr langweilig, ich habe das mal irgendwann vor ein paar Jahren gelesen) zur Seite und schaute uns ratlos an.

      »Aber wenn sie dich wirklich vor den Schwarzkutten beschützen wollen – das gibt einfach keinen Sinn, Sofia. Ich war lange bei den Schwarzkutten, und ich kenne ihre Denkweise. Sie wollen Macht – die Macht der Blaukutten. Vor allem die neue Herrscherin Dite ist irgendeiner Sache auf der Spur, die angeblich mit der Macht der Blaukutten zu tun hat. Keine Ahnung, was sie genau plant, aber die Rotkutten interessieren sie generell nicht. Und du hast ja noch nicht einmal irgendwelche Magie.«

      »Ich verstehe es ja auch nicht«, seufzte ich, griff unter mein Bett und holte die Keksdose hervor. »Und Merl wohnt jetzt hier im Schülerhaus – ich habe ihn gestern in der Mensa gesehen. So was gibt es doch gar nicht, oder? Wechsel zwischen den Schülerhäusern? Er ist doch sicher nicht nur hierhergekommen, um mich zu unterrichten!« Ich bot den beiden die Kekse an und nahm mir selbst einen, nachdem Mary abgelehnt und Bea zugegriffen hatte.

      »Eigentlich gibt es solche Wechsel nicht. Du musst ihn uns unbedingt mal zeigen!«, quietschte Bea aufgeregt. »Bei Armet – ich wünschte, Quandri würde mich auch lehren, mich zu verteidigen. Stattdessen dieser ganze Pilzquatsch!« Sie verdrehte die Augen. »Und sie ermuntert mich die ganze Zeit dazu, Mentorin zu werden. Hallo?! Gerade ich!«

      Mary und ich mussten grinsen. Bea konnte ich mir tatsächlich nicht als Mentorin vorstellen. In diesem Moment ertönte der Gong zum Nachmittagsunterricht. »Du musst unbedingt alles erzählen!«, rief Bea überschwänglich, als wir uns alle auf den Weg zu unseren Mentoren machten. Ich grinste sie an, aber in Wirklichkeit fragte ich mich, ob sie wirklich verstand, was Merl mir beibrachte. Natürlich – sie war nicht dabei. Aber wir trainierten nicht nur aus Spaß. Wir kämpften.

      Merl ließ mich wie immer ein paar Runden um die Matten laufen, dann wärmten wir uns gemeinsam auf, bevor wir mit Nahkampf anfingen. (Ich muss wohl nicht sagen, dass ich jämmerlich verlor.)

      »Ich möchte dir jetzt beibringen, wie du mit einem Schwert kämpfst«, sagte er nach der ersten Runde (ich keuchte übrigens schon jetzt, im Gegensatz zu ihm) und Yu Weiß, der sich an der Wand mit den Waffen niedergelassen hatte, stand auf und