Schlafmangel ist hierbei nützlich, da er es leichter macht, die Kontrolle aufzugeben und diese Form des Verschmelzens einfach zu spüren und zu erleben. Die ersten Erfahrungen im Shapeshifting können sich tatsächlich wie eine Art Verschmelzung anfühlen – ein allmähliches Hineinversetzen in das Wesen der Pflanze oder des Tiers, so dass du die Bandbreite dieses Wesens fühlen kannst. Das vollständigere und fortgeschrittenere Shapeshifting geht dann noch bewusster vor sich, doch Anfänger beginnen meistens damit, indem sie die Grundmuster anderer Wesen ertasten, während sie am schwingenden Kontinuum entlang springen. Hilft dir das, die richtige Perspektive zu bekommen?
Ich machte die Augen auf und lächelte. »Ja, es hilft mir. Welchen Rat gibst du mir also, wie ich das Alte loslassen und Platz für eine klarere Wahrnehmung des Neuen schaffen kann?«
Achte auf die Fußnoten des Lebens – die Symbole, Zeichen und inneren Bedeutungen, die zu dir sprechen. Sei offen für die Bandbreite der gleichen Schwingungen und erfreue dich an der Erfahrung, andere Wesensformen kennenzulernen. Natürlich sind sie alle eine Vielfalt von kreativen Ausdrücken unserer grundlegenden Einheit.
IN METAPHERN BLÄTTERN
Sein Rat klang simpel. Und er passte zu dem, was Barney mir schon so oft geraten hatte: Sei einfach offen für Erfahrungen. Doch manchmal lässt sich eine Erfahrung nicht so einfach erfahren.
Mit der Zeit ging es mir körperlich wieder besser. Aber irgendwas stimmte nicht. Die Welt schien sich verändert zu haben, verzerrt zu sein. Ich war reizbar und geistesabwesend. Es war, als würde ich mich in einem Land voller strahlender neuer Farben und Formen befinden, ohne sie wirklich wahrnehmen zu können. Wie ich ahnte, war auch das eine Art Widerstand, eine geschickte Methode, um mich gegen Erfahrung an sich zu sträuben.
Eines Morgens klagte ich Zak mein Leid. »Was soll ich tun?«, fragte ich seufzend.
Es stimmt, dass Erfahrung und Bewusstseinserweiterung hierzu notwendig sind, erklärte er. Es ist, als würdest du mit einem Fluglehrer, der dir die Wunder der Vision aus einer neuen Perspektive zeigt, in einem kleinen Flieger sitzen. Aber wenn du dir nicht die Mühe machst, in der Maschine (oder deinem Bewusstsein) fliegen zu lernen, bleibst du von dem Fluglehrer abhängig, um dich erneut in die Höhen zu schwingen.
Vielleicht brauchst du jetzt ein bisschen Zeit auf dem Boden – um dir aus einer sicheren und bodenständigen Position in deinem Inneren heraus mehr Grundkenntnisse anzueignen. Auch wenn deine Ziele experimentell sind, ist es vielleicht das Beste, wenn du klein anfängst – ein Schritt nach dem anderen.
Eine weitere Methode, in die Haut anderer Wesen zu schlüpfen, ist durch die Verringerung der wahrgenommenen Energiegrenzen. Vielleicht ist das sogar die beste Technik für den Anfang: Eine kleine Beziehung zu Tieren aufbauen, denen du begegnest. Sie zu begrüßen und anfangen, für sie offen zu werden, ohne irgendwelche Erwartungen und Forderungen. Wenn die Tiere für diesen Austausch offen sind, wirst du ihre Bereitwilligkeit spüren, und eure Energien werden sich berühren. Das entspricht einem Händeschütteln auf der Energieebene. Fang mit kleinen Erlebnissen an. Darauf kannst du dann andere Erfahrungen aufbauen.
Die Energie, die du als Gereiztheit und Überwältigung empfindest, entsteht, weil du dich mit den vielen Möglichkeiten aufhältst, statt dich auf deine innere Mitte zu konzentrieren und echte Erfahrungen zu sammeln. Das ist der Schutzmechanismus des Ichs. Am besten ist es, wenn du dir das als Erstes vornimmst: Dich der Angst des Ichs zu stellen und anzufangen, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Das Gefühl der Angst ist Teil der Aufgaben des Ichs – um dich zu schützen. Dein Ich wird immer raffinierter in seinem Plan, dich zu ›retten‹. Ich rate dir, mit dem Ich in dieser Sache zusammenzuarbeiten und es in den Dingen, die es gerne mag, mit einzubeziehen: Verstand, Denken, Beschreiben. Dein Ich liebt das. Also füttere es eine Weile mit diesen Informationen. Vielleicht wird es dann offener dafür, mit dir zusammenzuarbeiten, wenn du anfängst, andere Formen der Wahrnehmung zu erforschen.
Das klang nach einem interessanten Plan: Statt das Ich zu unterdrücken oder auszuhungern, würde ich ihm etwas Gedankennahrung geben, mich hinsetzen und mich mit ihm unterhalten – sozusagen über Kaffee und Kuchen Freunde werden.
Zak schlug auch praktische Dinge vor, wie die einzigartigen Signaturen der Energie erkannt werden könnten, nicht nur aus den verschiedenen Chakren (den Energiezentren im Körper), sondern auch aus jedem einzelnen Chakra. Zak wies mich zum Beispiel an, mich vom Hara (der Stelle in der Bauchgegend, die etwas über dem dritten Chakra oder Willenszentrum liegt) aus zu öffnen und mich auf dieser Ebene darauf zu konzentrieren, mit ihm zu verschmelzen. Als ich mein Bewusstsein auf diese Ebene richtete, spürte ich einen raschen Energiefluss, der wie ein schimmernder runder Schlauch aussah, durch den wir miteinander verbunden waren. Diesen »Schlauch« nannten wir später das »Verbindungsportal«.
Zak bat mich, das Portal zu beschreiben. Es wirkte dunkel, doch zugleich lebendig. Er ermutigte mich dazu, mich den anderen Möglichkeiten des Portals zu öffnen, mir zu erlauben, seine verschiedenen Aspekte zu erkennen. War es immer dunkel? Oder nahm es unterschiedliche Farben und Texturen an: durchsichtig, blau, glitzernd, glatt? Wie klang es? Wie klang die Energie? Wie fühlte es sich in meinem Körper an? Wenn ich die Energie mit einbezog – indem ich ihr begegnete und mir ihrer bewusst wurde –, konnte ich mich dann auch mit ihr bewegen? Konnte ich den Fluss ihres einzigartigen Tanzes spüren? Dehnte sie sich aus? Wurde sie breiter? Stärker? Während ich das tat und es mir Spaß machte, in verschiedene Farbtöne, Muster und Bewegungen einzutauchen, erinnerte Zak mich daran, dass das eine metaphorische Interpretation von Energie war. Andere würden sie vielleicht auf verschiedene Weisen erleben, und wir alle erleben die Energie unserer Chakren zu verschiedenen Zeiten, je nach Situation, unterschiedlich (und auch, wie die Energie sich anfühlt, wenn sie auf die Energie anderer trifft).
Blättere in deinen Metaphern, riet Zak mir. Fange an, die Energie auf so viele verschiedene Weisen zu sehen, zu fühlen und kennenzulernen. Wenn du in einer Metapher stecken bleibst, bleibst du in der Form stecken. Das ist, was wir versuchen, zu verlernen. Fahre damit fort, das mit jedem Wesen zu üben, das für einen solchen Austausch offen ist. Diese Übung dient dazu, sich mit dem Gefühl von Energie vertraut zu machen, deine Fähigkeiten zu entwickeln und mehr darüber zu lernen. Lasse dich von der Energie führen.
DEN WEG BESCHREITEN
Und so kam es, dass ich anfing, ein Muster darin zu erkennen, wie verschiedene Teile des Wissens durch Erfahrungen zum Tragen kommen und miteinander verbunden sind. Tiefsinniges Lernen ist nur selten eine logische 1-2-3-Übung. Stattdessen ist es eine Infusion des Bewusstseins, während tiefere Aspekte des Selbst an die Oberfläche aufsteigen und oberflächliche Aspekte des Selbst in die Tiefe hinabsinken. Welten prallen aufeinander, wenn unterschiedliche Schichten der Wahrnehmung und Einsichten aufeinandertreffen und miteinander verschmelzen. Es ist ein Erdbeben sich ändernder Wahrnehmungen, eine Kollision des Bewusstseins – die frühe Prägung eines ganz anderen Wesens als das, das wir einmal waren.
Während ich anderen Tieren begegnete und mit ihnen verschmolz, lernte ich auch eine Katze namens Queen kennen, die sich gerade bewusst aufs Sterben vorbereitete. Sie hatte viel Energie und tiefe Einsichten. In einem meiner morgendlichen Gespräche mit Barney erzählte ich ihm von Queens Erfahrungen »auf dem Sterbeweg«. Queen zeigte ihn mir in Form eines richtigen Pfads durch grünes Laub, hohe Bäume und dichte Hecken hindurch. Ich spürte, dass dies der Ort war, den sie während ihrer vielen Nickerchen tagsüber aufsuchte. Ich spürte ihre Pfoten auf dem Erdboden, die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Fell, den Geruch der schweren lehmigen Erde, der Pflanzen, der Luft.
Wie Queen mir erklärte, ging sie Schritt für Schritt diesen Weg entlang, um dem Tod zu begegnen. Wie ich es verstand, ging sie immer nur ein Stück des Weges