Keine halben Sachen. Thomas Klappstein (Hrsg.). Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Klappstein (Hrsg.)
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Год издания: 0
isbn: 9783865066541
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Dorf. Irgendwann kam er in ein Tal und brüllte noch immer: „Ich hasse dich!“ Plötzlich kam ein Echo zurück, und was er da hörte, ließ ihn erstarren: „Ich hasse dich!“

      Der kleine Kerl hatte noch nie ein Echo gehört, war total schockiert und lief weinend nach Hause, direkt in die Arme seiner Mutter. „Unten im Tal ist ein böser Junge, der mich hasst!“

      Die Mutter ahnte sofort, was passiert sein musste, nahm ihren Sohn an die Hand, ging mit ihm ins Tal und brüllte: „Ich liebe dich!“

      Zurück kam das Echo: „Ich liebe dich!“

      In dem Dorf geht seitdem das Gerücht um, dass der kleine David danach nie wieder „Ich hasse dich!“ gebrüllt haben soll, weil er gelernt hat, dass das Leben wie das Echo ist: Wenn ich schlecht zu anderen bin, bin ich schlecht zu mir selbst. Und wenn ich andere liebe, tue ich mir selbst einen Gefallen!

       Frank Bonkowski

      32 | So ist er, der Heinz!

      Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

       EPHESER 5,8B UND 9 (LUTHER 1984)

      Wie ist das eigentlich mit unseren irdischen Hirten? Sonntag für Sonntag stehen sie auf der Kanzel und predigen jene „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“. Und wenn sie dann Leute treffen, die das tatsächlich leben, können sie es kaum fassen. Vor einigen Jahren durfte ich das einmal erfahren, und ich habe mich sehr darüber amüsiert.

      Meine Frau arbeitete im Kirchenkreis oft mit dem Superintendenten zusammen. Zwei Kirchenkreise waren gerade zusammengeworfen worden, und gleich wurden alle Arbeitsbereiche reformiert. Klar, dass dabei auch verschiedene Meinungen aufeinandertreffen. Hin und wieder nahm ich kein Blatt vor den Mund und kritisierte auch schon mal den Superintendenten. Sicher wird er das eine oder andere Mal in seiner Superintendentur gesessen und sich über mich „Meckerheini“ geärgert haben.

      Nun war die Reform durch, die Amtszeit des Superintendenten vorbei und er musste seine Dienstwohnung für seinen Nachfolger räumen. Da er im Kirchenkreis bleiben wollte, musste schnell etwas für die sechsköpfige Familie gefunden werden. Das alte, ziemlich desolate Pfarrhaus in meinem Wohnort stand leer und war eine ideale Lösung. Möglichst bald sollte der Umzug erfolgen. Ich bot an, das Haus malermäßig instand zu setzen. Zusammen mit einem zweiten Mann tapezierte ich die Zimmer und lackierte Türen und Fußleisten.

      Für mich war klar: Ich bin gekommen, um zu helfen. Geld wollte ich nicht. Der Superintendent konnte dies nicht verstehen. Zur Sicherheit fragte er bei meiner Frau nach, aber die antwortete: „Wenn er es so gesagt hat, dann wird er es auch so gemeint haben.“

      Mich machte diese Geschichte nachdenklich. Da arbeitet jemand Tag für Tag und baut mit Worten und Taten am Reich Gottes, predigt über Nächstenliebe und ermuntert uns, als Kinder des Lichts „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ nicht zu vergessen, und er selbst glaubt nicht, wenn er dem dann auch begegnet? Bei der großen Einzugsparty brachte die Frau des Superintendenten es dann auf den Punkt: „Ja, so ist er, der Heinz. Predigt von Nächstenliebe, und wenn es ihn selbst mal trifft, kann er es nicht glauben.“ Selbst habe ich durch diese Geschichte erfahren, wie wohltuend es ist, „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ zu bestimmenden Faktoren des eigenen Lebensalltags werden zu lassen.

       Christian Döring

      33 | Warum? Vom Gedenken zum Danken!

      Erfurt, 26. April 2002: Amokläufer erschießt 17 Menschen in einer Schule

      Emsdetten, 20. November 2006: Amokläufer verletzt 6 Menschen in einer Schule

      Winnenden, 11. März 2009: Amokläufer erschießt 15 Menschen in einer Schule

      Drei schrecklich prägnante Ereignisse des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend. Vom letztgenannten sind die Bilder vielen noch im Kopf. Immer noch unfassbar. In vielen Städten und Kommunen Deutschlands sind in den Wochen danach Gedenkgottesdienste in den Kirchen abgehalten worden. Vor allem natürlich in Winnenden selbst. Ich finde es gut, dass Menschen unseres Landes immer noch eine Ahnung davon haben, an wen sie sich in Zeiten der Not wenden können, dass sie nach Gott, dem Schöpfer, fragen. Natürlich lautet dann eine zentrale Frage: „Gott, warum das alles?“ Aber was geschieht nach diesen Gottesdiensten? Gab es Gottesbegegnungen? Verändern Menschen ihre Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber ihren Mitmenschen? Oder bleibt alles beim Alten? Bis zur nächsten Katastrophe?

      Im älteren Teil der Bibel lässt Gott durch den Propheten Hosea mitteilen: „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“ Im neueren Teil wird Jesus zitiert mit den Worten: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als dies.“ (Markus 12,31)

      Dass Liebe und Barmherzigkeit mit am wichtigsten sind für das Zusammenleben von Menschen, wird noch heute verkündet. Das heißt aber leider nicht, dass Sie und ich auch so leben. Nur zu oft lassen wir Gott einen „guten Mann sein“, der’s schon irgendwie richten wird. Und leben unser Leben weiter: mit Mobbing, Intrigen und Verhaltensweisen, die es eher schwerer als leichter machen. Bis zur nächsten Katastrophe.

      Und dann? Ein neuer Gedenkgottesdienst?

      Der neutestamentliche Autor Paulus hat in seinem berühmten „Hohelied der Liebe“ (1. Korinther 13) formuliert, dass Alles Nichts ist, wenn es nicht von der Liebe getragen ist. Von der Liebe zu Gott und zu den Menschen. Auch zu Menschen wie Tim K. übrigens. Erst dann können Veränderungen geschehen in der Welt und in Ihrem und meinem persönlichen Umfeld. Zur Liebe hin. Und die lässt dann hoffentlich einfach keine weiteren Katastrophen dieser Art zu. Vielleicht gibt es dann künftig statt vermehrter Gedenkgottesdienste mehr Dankgottesdienste.

       Thomas Klappstein

      34 | Weisheit von oben

      Will jemand unter euch als klug und weise gelten? Dann zeige er das mit seiner ganzen Lebensführung, mit der Bescheidenheit, die den Weisen ansteht! Wenn ihr dagegen bittere Eifersucht und Streit in euren Herzen hegt, dann rühmt euch nicht der Weisheit und verdreht damit die Wahrheit!

      Diese Art von Weisheit kommt nicht von oben, sie ist irdisch, sinnlich und teuflisch.

      Wo Eifersucht und Streit herrschen, gibt es Unordnung und jede Art von Gemeinheit.

      Aber die Weisheit von oben ist zuerst einmal heilig; sodann ist sie friedliebend, freundlich und gehorsam. Sie ist voller Barmherzigkeit und bringt viele gute Taten hervor.

      Jakobus 3, 13 - 17 (Gute Nachricht, vom Autor leicht modifiziert)

      Wer will das nicht: Weise sein! König Salomo wollte es und bekam es. Weisheit ist eine gute Sache. Ich muss mich ständig entscheiden. Was will ich? Was ist sinnvoll? Welche Richtung soll ich einschlagen? Da brauche ich Weisheit. Jakobus schreibt seine Verse zur Weisheit in eine zwischenmenschlich angespannte Situation hinein. Gerade da ist Weisheit besonders gefragt. Okay! Lassen wir uns damit beschenken. Los geht’s!

      Der Weise soll bescheiden sein (13). Dein Wille geschehe, lautet das Stichwort. Hier beginnt Weisheit. Mit meinem Eingeständnis Gott gegenüber: „Du weißt es besser, Gott. Bitte schenke mir deine Weisheit“ (vgl.1,5). Ich stelle meine eigenen Antriebe zurück. Komme zur Ruhe. Er lenkt meine Entscheidung. Jakobus meint, dass unsere Weisheit nur Unfrieden hervorbringt (14 und 15). Sie sei irdisch. Damit meint er, sie sucht nur ihren eigenen Vorteil. Beutet aus. Gewinnmaximierung. Sie sei sinnlich. Das bedeutet, ich entscheide nur nach Gefühlslage. Bin ich zornig, haue ich drauf, bin ich harmoniesüchtig, kuschle ich. Sie sei dämonisch. Nun, schwierig. Das heißt, sie bewirkt Unfrieden statt Frieden. Zerstörung statt Aufbau. Entmutigung statt Ermutigung.

      Wie gut, dass Jakobus uns einen Weg zeigt, zu prüfen, ob wir weise handeln.

      Erstens. Wenn du – auch gerade im Zwischenmenschlichen – handelst, dann tue es heilig. Heilig bedeutet: Geh einen