Keine halben Sachen. Thomas Klappstein (Hrsg.). Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Klappstein (Hrsg.)
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783865066541
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      Und Jesus ging wieder hinaus am Seeufer entlang, und im Vorübergehen sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: „Folge mir!“ Und der stand auf und folgte ihm.

      Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

      MARKUS 2,13. 14. 17 (LUTHER 1984)

      Ja, also ich bin Gebrauchtwagenhändler und vermiete auch Autos. Ich weiß, dass ich nicht den besten Ruf habe. Aber was soll ich machen? Schließlich muss man die Wagen vom Hof kriegen. Und da kam neulich ein Kunde, der hat mich echt fertiggemacht.

      Er brauchte einen Bus und ich habe ihn beraten und ihm vorgeschlagen, einen Leasing-Vertrag zu machen, habe ihm ein paar Modelle gezeigt. Wir saßen in meinem Büro. Und dann fing er mit seinen Fragen an, und damit hatte ich nicht gerechnet.

      „Macht Ihnen eigentlich dieser Job Freude?“, fragte er plötzlich, so zwischendurch.

      „Was?“ Ich dachte, dass ich mich verhört hatte.

      „Na, ob Ihnen das Autoverkaufen Spaß macht, ob es Sie ausfüllt?“

      „Wissen Sie“, sagte ich, „ab und zu macht es schon Spaß, so einen Vogel an den Mann zu bringen, aber meistens stehe ich ziemlich unter Druck. Wir haben diese vielen Autos auf dem Hof, und die müssen weg. Und das klappt nicht immer, und dann …“

      „Und dann greift man schon mal in die Trickkiste“, sagte er.

      „Tja, ich bin nun mal Verkäufer und erst zufrieden, wenn ich möglichst viele Wagen verkaufe.“

      „Egal, wie?“

      „Manchmal schon.“ Ich dachte, warum sage ich so was? Warum rede ich mit einem Kunden über meine Verkaufsstrategien? Und dann sagte ich, um abzulenken: „Und Sie? Was machen Sie so?“

      „Ich reise viel herum und halte Vorträge.“

      „Aha. Also so eine Art freier Redner?“

      „Ja, das kommt hin.“

      „Und da kann man Geld verdienen?“

      „Es geht. Mein Team und ich kommen über die Runden.“

      „Und um welche Themen geht es da?“

      „Zum Beispiel, wie man glücklich wird“, sagte er und strahlte mich an.

      „Das interessiert ja wohl jeden“, meinte ich.

      „Richtig. Und die Säle und Hallen sind dementsprechend auch voll.“

      Jetzt war mein Interesse geweckt, und ich fragte nicht mehr, um abzulenken, sondern weil ich’s wissen wollte: „Und wie wird man glücklich?“

      Er sah durchs Fenster, blickte mich dann an und sagte: „Wenn Sie bescheiden sind und die Trauer, die in Ihnen rumort, zulassen, wenn Sie auf Macht, die Ihnen zusteht, verzichten, wenn Sie Ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Glück nicht mehr unterdrücken, wenn Sie darauf achten, reine Motive zu haben, dann merken Sie plötzlich etwas von Gottes Gegenwart, und die macht Sie glücklich.“

      „Ach, wirklich?“

      Und jetzt kam die Frage, die mich völlig fertiggemacht hat: „Sind Sie schon mal mit Gott in Berührung gekommen?“, fragte er mich, und da, ich weiß nicht, wie es kam, liefen mir plötzlich die Tränen runter. Einfach so. Können Sie sich das vorstellen? Ich schüttelte stumm den Kopf, sagen konnte ich nicht viel und kramte nach einem Taschentuch.

      „Wissen Sie was?“, sagte er, „kommen Sie doch mit uns mit, einen Platz haben wir noch. Bei uns können Sie was erleben. Ein Glück, von dem Sie bisher nichts wussten.“

      „Was?“ Ich putzte meine Nase und merkte dabei, dass nicht nur meine Nase frei wurde, sondern auch irgendwo tief in mir sich ein Knoten gelöst hatte. „Soll ich etwa hier kündigen?“

      „Warum denn nicht?“, sagte er und blickte auf mein Namensschild. „Ich lade Sie ein, Herr Levi. Das könnte eine echte Lebenswende bedeuten.“

       Albrecht Gralle

      18 | Knast trifft Zuhause

      Den Schuldschein, der uns wegen der nicht befolgten Gesetzesvorschriften belastete, hat er für ungültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt.

       KOLOSSER 2,14 - 15 (GUTE NACHRICHT)

      Kennst du die Geschichte von Max? Ich hab sie neulich gehört, und sie hat mich richtig mitgenommen. Ich würde sie dir gerne erzählen … Max wurde als kleines Kind adoptiert, seine leiblichen Eltern hat er nie kennengelernt. Zum Glück behandelte seine Pflegefamilie ihn immer gut. Aber trotzdem geriet Max, je älter er wurde, immer mehr auf die schiefe Bahn. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass ihn seine echten Eltern im Stich gelassen hatten. Seine kriminelle Karriere fing ganz klein an: Erst klaute er Süßigkeiten aus dem Supermarkt. Später kamen dann Einbrüche und immer größere Raubzüge dazu. Das alles endete in einem schlecht geplanten Banküberfall, der ihm fünf Jahre Gefängnis einbrachte.

      Schon vor Gericht wurde Max bewusst, wie tief er seine Familie verletzt haben muss. Sie hatten ihn großzogen, immer zu ihm gehalten, ihm jede Dummheit und jeden Aussetzer verziehen … und wie hatte er es ihnen gedankt?

      Max wollte auf keinen Fall, dass sie ihn besuchten – nein, er wollte sie nie wieder sehen, weil er die Enttäuschung in ihren Augen nicht ertragen konnte. Und genau so verbrachte er dann seine Zeit im Gefängnis: ganz allein, ohne Hoffnung, voller Schuldgefühle. Mit der Zeit gewöhnte er sich daran.

      Irgendwann kam der Tag seiner Entlassung. Max beschloss, sich bei seinen Eltern zu entschuldigen – und dann für immer irgendwohin zu verschwinden. Er schrieb ihnen einen Brief: „Liebe Eltern, es tut mir leid, was ich euch angetan habe. Ich würde euch das gerne persönlich sagen, aber ich traue mich nicht, zu euch zu kommen. Ich fahre am Samstag an eurem Haus vorbei. Wenn ihr mich wiedersehen wollt, dann hängt bitte ein weißes Tuch ans Fenster. Dann weiß ich, dass ich bei euch noch willkommen bin. Viele Grüße, Max.“ Max wusste, dass es ihm das Herz brechen würde, wenn da kein Tuch im Fenster hinge. Aber er musste sich sicher sein, bevor er irgendwo anders ein neues Leben anfangen würde. So fuhr er am Samstag mit seinem Auto am Haus seiner Eltern vorbei. Er blieb stehen, schaute die Fassade entlang – und fing an zu weinen. Da hing kein Tuch aus dem Fenster.

      Stattdessen hingen aus allen Fenstern große, weiße Bettlaken.

       Serge Enns

      19 | Der gefährlichste Gegner des Christentums

      Ihr verdankt eure Rettung also nicht euch selbst; nein, sie ist Gottes Geschenk. Sie gründet sich nicht auf menschliche Leistungen, sodass niemand vor Gott mit irgendetwas großtun kann.

       EPHESER 2,8B UND 9 (NEUE GENFER ÜBERSETZUNG)

      Das Jahr 2013 ist von einigen Zeitungen zum Jahr der großen Duelle erklärt worden. Merkel gegen Steinbrück, Vettel gegen Alonso, das Samsung Galaxy gegen das I-Phone, Bayern gegen Dortmund …

      Hat Jesu Botschaft, das Evangelium, eigentlich auch einen Gegner?

      Hat sie. Aber es sind kein anderer Glaube und keine andere Religion, wie man vielleicht vermuten möchte. Der Gegner ist viel subtiler, und du findest ihn in den meisten Kirchen. Vielleicht hilft diese Story, um zu verstehen, was ich meine: Ich sitze frühmorgens in einem Café meiner Stadt und warte auf meinen Zahnarzttermin. Am Tisch nebenan sitzt eine Dame mittleren Alters und genießt ihren Milchkaffee. Aber nur, bis die erste ihr bekannte Person auf dem Fahrrad vorbeifährt und kurz bei ihr anhält. Hierzulande muss man sich ja rechtfertigen, wenn man es sich mal kurz gutgehen lässt. Sofort folgt die schnelle Verteidigung meiner Tischnachbarin: „Nur ein schneller Kaffee, muss gleich zur Arbeit, heute ist ein unglaublich anstrengender Tag!“

      Meine Nachbarin muss sehr bekannt gewesen sein,