Mondlichtmagie. C.K. Zille. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: C.K. Zille
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783964640468
Скачать книгу
Kaffee und aufgebackenen Brötchen hatte ihn gegen neun Uhr geweckt.

      Seine Mutter Margaret war eine große, drahtige Frau mit langen blonden Haaren. Ihre Lachfalten und die positive Ausstrahlung ließen sie viel jünger wirken, als sie wirklich war. Die frische Luft und ihre Pferde taten ihr sichtlich gut. Sie trug schon morgens Reithosen, obwohl sie erst am Mittag Zeit zum Reiten haben würde. Mit einer herzlichen Umarmung drückte sie ihren Sohn fest an sich.

      »Ich kann wahrscheinlich nicht lange bleiben.«

      Margaret wich langsam zurück, behielt ihre Hände jedoch an Rileys Schultern. »Das ist sehr schade. Ich könnte deine Hilfe wirklich gut gebrauchen. Dein Vater beschlagnahmt dich in letzter Zeit viel zu sehr. Vielleicht kannst du wenigstens bis morgen bleiben. Heute Abend wollten wir mit unseren neuen Nachbarn grillen. Sie haben eine Tochter in deinem Alter, die würde dir bestimmt gefallen.«

      Riley stöhnte auf. »Ach, Mama.« Er wusste, dass seine Mutter es nur gut meinte. Sie hatte die verrückte Vorstellung, er würde ewig auf dem Hof arbeiten und leben. Am besten mit Frau und Kindern. Doch obwohl Riley seinen Job auf dem Hof liebte, füllte er ihn nicht vollends aus. Die Flunkerei mit der Softwarefirma Luna gegenüber war schon eine Art Wunschvorstellung gewesen, da er gerne etwas tun wollte, für das er sich bewusst entschieden hatte. Doch er traute sich nicht, seine Mutter vor den Kopf zu stoßen. Er wusste, wie sehr sie seine Hilfe auf dem Hof brauchte, auch wenn sie oft genug das Gegenteil behauptete. Da dieses Thema heikel war, wollte er jedoch nicht weiter darüber sprechen. »Wo ist Papa?«

      »Er erwartet dich bereits auf der Veranda.« Sie strich über Rileys Ärmel und zupfte etwas Heu ab, das bei der Umarmung am Shirt hängen geblieben war.

      Riley wandte sich von ihr ab.

      »Schatz?«

      Er hielt einen kurzen Moment inne und schaute zurück zu seiner fürsorglichen Mutter, die ihn stets verwöhnte und alles für ihn tat. Im Gegensatz zu seinem herrischen, grimmigen Vater.

      »Bitte lass dir von ihm nichts vorschreiben. Du musst deinen eigenen Weg gehen und das tun, was du für richtig hältst.«

      »Ich weiß, Mama. Aber ich bin dankbar dafür, dass er mich braucht. Ich bin der Einzige, dem er diese Aufgabe zutraut.«

      »Das ist ja in Ordnung, aber …« Sie schüttelte den Kopf. »Pass einfach auf dich auf!«

      »Das mache ich doch immer.« Er lächelte. Dass sich seine Mutter solche Sorgen um ihn machte, war einerseits schön, andererseits war er ein erwachsener Mann und konnte gut für sich selbst sorgen.

      Er ging um das alte, teilweise restaurierte Bauernhaus herum, bis zur breiten Veranda.

      Der Große Strobinho saß dort mit seinem Kaffee auf einem dunklen Schaukelstuhl und las in der Tageszeitung. Als Riley ihn fast erreicht hatte, legte er die Zeitung auf seinen Schoß. »Riley, da bist du ja. Wie ist es gelaufen?«

      Keine Frage, wie es Riley ging. Sein Vater kam immer direkt zur Sache. Manch einer sagte dem bekannten Zauberer nach, er hätte kein soziales Einfühlungsvermögen, obwohl er immer predigte, wie wichtig es war, Menschen lesen zu können. Ganz unrecht konnte Riley diesen Menschen nicht geben. Strobinhos Empathie beschränkte sich darauf, die Gefühle der Menschen zu erkennen und gegen sie zu nutzen.

      Ruhig setzte sich Riley auf die einfache Holzbank, die an der Hauswand stand. Dann berichtete er, wie er versucht hatte, hinter den Balltrick zu gelangen. »Leider habe ich keinerlei Hinweise darauf gefunden, wie das funktioniert. Auf der Zugfahrt habe ich im Internet gesucht, aber es ist fast so, als würde sie tatsächlich zaubern können. Ganz ohne irgendwelche Tricks.«

      »Hmm.« Sein Vater strich mit einer Hand nachdenklich durch seinen bereits ergrauten Bart. »Habt ihr euch angefreundet? Mag sie dich?«

      »Ich glaube schon. Wir haben uns viel unterhalten und hatten Spaß. Sie scheint mich interessant zu finden.« Riley zuckte lässig mit den Schultern. Sicher war er sich nicht, doch zumindest hatte er ein gutes Gefühl.

      »Du glaubst?« Seufzend schüttelte der Zauberer seinen Kopf. »Glauben ist nicht wissen, mein Sohn. Aber ihr versteht euch gut, das ist wichtig«, fuhr er fort und ein Hauch von Freude schwang in seiner Stimme mit, was Riley überraschte. »Sie wird dir irgendwann vertrauen. Darauf werden wir aufbauen. Du solltest viel Zeit mit ihr verbringen. Am besten an einem romantischen Ort. Unternimm etwas mit ihr, habt einen schönen Tag. Noch dieses Wochenende. Ich muss unbedingt mit der Planung vorankommen.«

      »Das sollte machbar sein.«

      Mehr Zeit mit Luna zu verbringen, schien ein guter Plan zu sein, um seinem Vater die gewünschten Informationen zu beschaffen. Da er Lunas Gegenwart als sehr angenehm empfand, machte es ihm auch gar nichts aus. Außerdem war sein Vater zum ersten Mal richtig stolz auf ihn. Riley hatte eine Mission und die würde er zur vollen Zufriedenheit des Großen Strobinhos erfüllen.

      Am nächsten Freitag wollte Riley den Plan umsetzen, den er mit seinem Vater ausgearbeitet hatte.

      Die Show von Lady Moonlight sollte um neunzehn Uhr beginnen, fünfzehn Minuten vorher schaffte er es endlich, von dem sturen Personal der Location hinter die Bühne gelassen zu werden. Seine Beteuerungen, er sei ein enger Vertrauter der Künstlerin und sie habe ihn beauftragt, etwas Wichtiges zu holen, war zwar gelogen, aber wirkungsvoll gewesen.

      Luna saß vor einem Spiegel und überprüfte die feinen, dunkelbraunen Linien und Punkte, die auf ihr Gesicht gemalt waren. Sie wirkte vollkommen entspannt, Riley wäre vermutlich so kurz vor der Show ein nervliches Wrack.

      »Guten Abend, große Lady Moonlight. Ich hoffe, Ihr seid nicht aufgebracht ob meines plötzlichen Auftretens.« Riley verbeugte sich tief.

      Luna stand auf, drehte sich zu ihm um und lachte. »Nein, keineswegs. Ihr kommt nur reichlich spät, werter Herr. Ich muss in wenigen Minuten das Volk beglücken. Danach würde ich mich freuen, Euch in Empfang nehmen zu dürfen.«

      »Ja, sehr gerne. Vorher ist da aber noch eine Sache.« Zögerlich blickte er ihr tief in die endlos erscheinenden dunkelblauen Augen. Mit einem Schritt verringerte er den Abstand und stand nun direkt vor ihr. Trotz ihrer hohen Schuhe war sie immer noch beinahe einen Kopf kleiner als Riley.

      Sie antwortete nicht, sondern erwiderte seinen Blick ruhig. Wie gerne hätte er gewusst, was in ihr vorging. Er spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.

      Die Sekunden verstrichen, in denen sie sich einfach nur anstarrten.

      Zaghaft ertönte Lunas Stimme: »Was für eine Sache?«

      Der Augenblick war gekommen. Rileys Hände zitterten kaum merklich vor Aufregung. Er legte seine Hände auf Lunas schmale Hüften, schloss die Augen und zog sie an sich. Ihre Lippen berührten sich. Dass es ihm so leichtfiel, überraschte ihn selbst – als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Luna erwiderte den Kuss und die Anspannung, die bisher auf ihm gelegen hatte, löste sich. Er fühlte sich geborgen und wusste im gleichen Augenblick, dass er verdammt vorsichtig sein musste, um sich nicht in Luna zu verlieben. Mit aller Gewalt versuchte er das Gefühl der Glückseligkeit zu verdrängen und nur an den Plan zu denken.

      »Lady Moonlight, es geht gleich los!«

      Luna wich zurück.

      Riley brauchte einen Moment, um sich zu orientieren.

      Ein langhaariger Mann in einem schwarzen Anzug stand am Rande der Bühne. »Ich gehe jetzt raus und bereite das Publikum vor.«

      Luna nickte. »Ja, danke. Ich bin auch sofort so weit.« Sie wandte sich ab, doch Riley griff nach ihrer Hand.

      »Ich wollte dich noch fragen, ob du mit mir das Wochenende verbringst. Ich habe etwas Besonderes vorbereitet.« Erwartungsvoll blickte er sie an.

      Die schöne Magierin lächelte schüchtern, ihr unruhiger Blick glitt an ihm vorbei. Er spürte das Unbehagen, das er ihr mit dem verfrühten Kuss bereitet hatte. »Ich würde ja furchtbar gerne, aber ich habe am Samstag einen wichtigen Termin.«

      Er war doch zu offensiv vorgegangen, seine