CyberWorld 3.0: Evil Intentions. Nadine Erdmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nadine Erdmann
Издательство: Bookwire
Серия: CyberWorld
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958342309
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klarkommst.«

      »Toll! Hat mich ja nur gefühlte zehn Jahre meines Lebens gekostet!« Angewidert sah Charlie zu, wie das zerstückelte Zombiemädchen noch einmal kurz aufflackerte und dann verschwand, während das dunkle Blut langsam in den alten Holzdielen des Fußbodens versickerte. »Ist das fiese Gör auf deinem Mist gewachsen oder muss ich Jamie dafür in den Hintern treten?«

      Jemma grinste. »Nein, die Kleine ist ausnahmsweise von mir.«

      »Okay, dreh dich um und mach dich auf den Tritt des Jahrhunderts gefasst!«

      Ungerührt blieb Jemma stehen. »Das wäre aber reichlich unfair. Schließlich ist es allein deine Schuld, dass Edi hier aufgetaucht ist. Du hast sie heraufbeschworen, nicht ich.«

       »Was?« Verständnislos blickte Charlie von Jemma zum alten Wandspiegel. »Wieso? Ich hab doch gar nichts gemacht.«

      »Oh doch, das hast du«, meinte Jemma schadenfroh. »Die kleine Edith hasst eitle Menschen. Wenn also ein Spieler zu viel Zeit damit verbringt, sich im Spiegel zu betrachten, oder sich gar erdreistet, über dieses wunderhübsche Piratenoutfit zu meckern, taucht sie auf, um ihm eine kleine Lektion zu erteilen!«

      Der Oktoberwind pfiff kalt ums Gebäude und klatschte dicke Regentropfen an die Fensterscheiben. Wie immer an solch ungemütlichen Tagen mieden die Schüler den Schulhof und in der Mittagspause drängten alle in die Cafeteria der Liongate Academy. Da noch einen Platz zu ergattern, erforderte entweder Glück oder eine ausgefeilte Strategie – und Zack verließ sich ungern nur auf Ersteres. Eine der letzten freien Tischnischen lag nur noch ungefähr sechs Meter von ihnen entfernt und er hatte nicht vor, sie sich von den vier Mädchen wegschnappen zu lassen, die im Schneckentempo vor ihnen herschlichen und die Ballakrobatik begafften, die einige Fußballer am Tisch der Schulmannschaft angeberisch zum Besten gaben. Zack holte aus, warf seine Lunchtüte in schwungvollem Bogen über ihre Köpfe – und sie landete punktgenau in der Mitte des Tisches.

      »Yes!« Triumphierend riss er die Arme hoch. »Basketball ist so viel alltagstauglicher als Fußball!«

      »Hey!« Ein Mädchen mit kurzen roten Haaren drehte sich empört zu ihm um. »Das war unser Tisch!«

      »Oh, tut mir leid.« Zack setzte sein entwaffnendstes Lächeln auf und strahlte in die Runde, während Ned sich am Rotschopf und ihren Freundinnen vorbeischlängelte und die Tischnische endgültig sicherte. »Ich dachte, ihr seid auf dem Weg zu unseren Fußballstars.«

      »Wohl kaum!«

      »Echt nicht? Ich dachte, Adrian hätte euch gerade zugewinkt.« Noch immer lächelte Zack gewinnend in die Runde, doch sein Blick machte gleichzeitig unmissverständlich deutlich, dass der Tisch erobert war.

      Die Rothaarige schnaubte, verkniff sich aber einen weiteren Kommentar, als Jamie zu ihnen trat. Mit einem kurzen Blick in seine Richtung wandte sie sich an ihre Freundinnen. »Kommt, Leute. Da hinten ist auch noch was frei.« Ohne Zack, Ned oder Jamie noch eines Blickes zu würdigen, zog die kleine Truppe von dannen.

      »Na, das lief doch perfekt.« Zufrieden ließ Zack sich Ned gegenüber auf die Sitzbank fallen.

      Der zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. »Irgendwann fängst du dir für so eine Aktion nicht nur böse Blicke, sondern ein paar Ohrfeigen ein, das ist dir klar, ja?«

      »Bei dem Charme, den ich versprühe?« Zack schnappte sich seine Lunchtüte und begutachtete das Sandwich, das seinen Wurfgeschosseinsatz erfreulich unlädiert überstanden hatte. »Außerdem such ich mir immer nur Gruppen, die vollbeladene Tabletts mit sich rumschleppen. Das hilft, das Ohrfeigenrisiko in überschaubaren Grenzen zu halten.« Er grinste. »Und Lächeln ist ja bekanntlich immer noch die eleganteste Art, jemandem die Zähne zu zeigen, oder nicht?«

      »Du hörst dich an wie ein Glückskeks.« Augenrollend lehnte Jamie seine Krücken gegen den Tisch, streifte seinen Rucksack von den Schultern und rutschte neben Zack auf die Bank. »Beim nächsten Mal darfst du übrigens gerne ein bisschen weniger Charme versprühen. Die Kleine mit den braunen Locken hat ganz weiche Knie bekommen, als du sie angestrahlt hast. Ich glaube, die hat das mit dem Lächeln und Zähnezeigen nicht so ganz geschnallt.«

      Lachend zog Zack ihn an sich. »Eifersüchtig? Dafür hast du überhaupt keinen Grund, Kleiner.« Er gab ihm einen Kuss.

      »Blödmann.« Jamie boxte ihm in die Rippen. »Und nenn mich nicht Kleiner! Als ob du selbst ein Riese wärst!«

      Zack strubbelte ihm durch die Haare. »Aber immerhin bin ich locker größer als du!«

      »Na ja, das ist aber auch echt keine Kunst.« Ned gab sich nicht mal Mühe, sein unverschämtes Grinsen zu verstecken.

      Zack warf ihm einen vernichtenden Blick zu und wandte sich dann wieder an Jamie. »Warum genau haben wir gedacht, es wäre eine gute Idee, wenn der da mit uns zur Schule geht?«

      »Keine Ahnung. Vermutlich als Gegengewicht, um deine Charmeoffensiven auszugleichen!«

      Ned lachte empört auf und kickte unter dem Tisch nach einem Schienbein. »Egal, wen ich getroffen hab, es war bestimmt der Richtige!«

      »Es war definitiv der Richtige«, grinste Zack, als Jamie das Gesicht verzog und sich das Knie rieb.

      »Danke!«

      Zack gab ihm noch einen Kuss und spähte dann an ihm vorbei in die Cafeteria. »Ist Jem schon irgendwo zu sehen? Ich brauch echt dringend eine Cola.« Stöhnend ließ er sich zurück auf die Bank sinken und nahm wieder sein Sandwich. »Ich wär in Sheppards Stunde gerade fast eingeschlafen. Ganz ehrlich, der Zweite Weltkrieg war mit Sicherheit alles andere als langweilig, wie kann man da eine Geschichtsstunde nur so dermaßen grottenöde abhalten?«

      »Dafür mussten die großen Meister hier vermutlich jahrelang studieren.« Auch Ned sah sich nach den anderen um, aber in der Menge ihrer Mitschüler war das aussichtslos. »Ein Ameisenhaufen ist nichts gegen diese Schulcafeteria bei miesem Wetter.«

      »Yep. Und es hilft nicht gerade, dass sich unsere bombastischen Fußball-All-Stars mal wieder wie die Kings vom Campus aufführen.« Kopfschüttelnd sah Jamie zu, wie der Großteil der Fußballer sich an ihrem Mannschaftstisch von einem Pulk kichernder Mittelstufenmädchen anschmachten ließ, während der Rest des Teams durch die Cafeteria stolzierte und dabei offensichtlich erwartete, dass sich die Menge vor ihnen genauso teilte, wie einst das legendäre Meer vor Moses. »Keine Ahnung, warum die sich so beweihräuchern lassen. Die haben letzten Samstag nur ein Match gegen die Gurkentruppe aus Hampstead gewonnen, nicht die Fußballweltmeisterschaft.«

      Zack und Ned lachten. Jamie kramte sein Lunchpaket aus seinem Rucksack und wollte gerade in sein Sandwich beißen, als Mike, einer der Ersatzspieler, plötzlich an ihrem Tisch Halt machte und sich mit verschränkten Armen neben ihm aufbaute.

      Stirnrunzelnd sah Jamie zu ihm auf. »Kann ich dir irgendwie helfen?«

      »Deine Krüppelstützen stehen mir im Weg.«

      Jamie zog eine Augenbraue hoch. Seine Krücken lehnten so am Tisch, dass sie mit Sicherheit für niemanden ein Hindernis darstellten. Nicht mal für einen Plattfußindianer wie Mike.

      »Ernsthaft?«

      »Seh ich so aus, als würde ich Witze machen?«, blaffte Mike.

      Jamie atmete tief durch und legte sein Sandwich weg. »Nein, du siehst so aus, als würdest du Frust schieben, weil du letzten Samstag mal wieder nur auf der Ersatzbank sitzen durftest und deshalb jetzt nicht wie der Rest des Teams angehimmelt wirst, obwohl du eure tolle Sportjacke so demonstrativ über deiner Schuluniform spazieren trägst. Das ist aber nicht meine Schuld, okay? Also lass deine Scheißlaune nicht an mir aus.«

      Mikes Gesicht nahm einen hässlichen Rotton an, als er sich ruckartig zu ihm hinabbeugte. »Du mieser kleiner Scheißer hast echt Glück, dass es unter meinem Niveau ist, einen Krüppel zu schlagen.«

      »Halt