Er wartete eine Reaktion ab, doch seine Schwester schwieg.
„Sis, alles o.k. bei dir? Jetzt habe ich dir etwas anvertraut und es war wahrscheinlich doch falsch.“
5 - Der Spatz in der Hand
„Nein, nein, kleiner Bruder. Ich freue mich ja für dich, aber ein wenig Neid kommt schon auf. Momsen ist ein bezaubernder Mann und ein Gott im Bett, aber optisch kann er dem Anwalt natürlich das Wasser nicht reichen. Ich sage es dir im Vertrauen, da Josef sich gerade duscht. Er ist lieb, aber nur zweite Wahl. Als Ben mir eine Abfuhr erteilt hatte, habe ich einfach nur Panik bekommen, dass der Zug für mich eines guten Tages ganz abgefahren ist. Momsen wollte mich vom ersten Tag an. Nun hat er seinen Willen bekommen. Bens Entscheidung hat mir stark zugesetzt, aber letztendlich konnte ich sehr gut damit leben, weil ich wusste, dass er sich für dich entschieden hat. So bleibt es zumindest in der Familie. Die Nachricht über eure Hochzeit ist sehr schön und ich freue mich so sehr für euch, aber es versetzt mir auch ein wenig einen Stich ins Herz. Sei mir nicht böse, Mark. Soll ich gleich zurückrufen oder wartest du, bis ich wieder am Telefon bin? Ich gehe eben runter und schaue auf deinen Kalender.“
„Ich warte, Jess. Das ist kein Problem. Vielen Dank, auch für deine Ehrlichkeit mir gegenüber. Sei froh, dass Ben sich dir gegenüber sehr früh geoutet hat. Ich verstehe deinen Schmerz, aber lieber zu früh als zu spät. Er kann mit Frauen nichts anfangen. Das kann ich dir versichern. Auch du hättest das nicht ändern können. Auch wenn ich über Momsen nicht urteilen kann und ihn bis vor kurzer Zeit nur als deinen Chef kannte, möchte ich dir ans Herz legen, dass der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach ist. Schönheit ist nicht alles. Ein guter Charakter und ein Herz aus Gold ist sehr viel mehr wert.“
Ihm lag es auf der Zunge, etwas über die Tätigkeit im Empire zu erwähnen, aber er konnte verschwiegen sein. Das war etwas, was er besser für sich behalten wollte. Er wollte ihr Bild von dem makellosen Anwalt nicht ins Wanken bringen. Jess hatte ihr Telefon wohl an die Seite gelegt, ohne etwas zu erwidern. Dumpfe Schritte, die sich schnell entfernten, bestätigten seine Vermutung. Kurze Zeit später kamen sie wieder näher.
„Bist du noch dran, Mark?“
Es war eine rhetorische Frage, denn sie sprach sofort weiter.
„Ich habe deinen Kalender mitgebracht. Ohne dich in Panik zu versetzen, muss ich dir mitteilen, dass du bereits gestern zwei Termine versäumt hast. Elena Petersen 13. 00 Uhr und Herr oder Frau Förster 16.00 Uhr. Die Petersen ist wohl die Frau von dem BMW-Händler, oder? Was frag ich. Sie kommt in regelmäßigen Abständen zu dir. Förster lese ich hier zum ersten Mal. Es steht auch „telefonischer Ersttermin“ daneben. Ist ja ein guter Start, wobei doch der erste Eindruck immer der wichtigste Eindruck ist.“
Mark wurde es ganz anders am Telefon. Er dachte an letzte Nacht und hörte immer wieder seine Schwester den Namen Förster ins Telefon sagen. Klar, es war der Immobilienmakler, der ihn letzte Nacht noch kräftig durchgevögelt hatte. Er wollte sich bei seiner Schwester bedanken, doch ein Kloß im Hals, der sich innerhalb von Sekunden gebildet hatte, hinderte ihn daran.
„Ich…,“
er räusperte sich kurz,
„ich meine, ich…,“
Wieder geriet er ins Stottern.
„Alles o.k. bei dir, Kleiner?“
Mark drehte kurz den Kopf zur Seite und hustete hohl in seine Hand. Danach ging es wieder.
„Nein, nein, Jess, ich habe mich nur an meinem Kaugummi verschluckt, was ich noch im Mund hatte. Stehen die Rufnummern hinter den Terminen? Normalerweise notiere ich sie immer, falls doch etwas dazwischenkommt.“
„Ja, ich nenne sie dir.“
„Warte kurz. Ich hole mir eben kurz Zettel und Stift.“
Eigentlich brauchte er nur kurz neben sich zur Seite greifen. Auf einem Beistelltisch in der Essecke, wo er sich in der Zwischenzeit niedergelassen hatte, befand sich ein kleines Plastikgestell mit der Aufschrift „Dies und Das“. Darin befanden sich kleine bunte Notizzettel, die nur darauf warteten, beschriftet zu werden. Seitlich in einer Mulde steckte ein pinkfarbener Kugelschreiber. Auch wenn Mark gerade nicht unbedingt zum Lachen zumute war, musste er schmunzeln. Das passte überhaupt nicht zum Anwalt. So etwas Schrilles war für den Anwalt normalerweise ein No Go.
„Schieß los, Sis.“
Nachdem sie ihm die Nummern genannt hatte, verabschiedete er sich kurz angebunden mit dem Hinweis, dass er beide Kunden sofort anrufen, sich entschuldigen und einen neuen Termin vereinbaren wollte.
„Ich melde mich, Jess.“
„Adieu, kleiner Bruder.“
6 - Terminverschiebung
Der Anruf im Autohaus, wo Frau Petersen als Chefin im Büro arbeitete, ging ihm schnell von der Hand. Glücklicherweise war die ehemalige russische Schönheitskönigin, die ihren Mann auf einer Autoshow in Moskau kennengelernt hatte, schon lange Zeit bei ihm Kundin. So ein Malheur war ihm ihr gegenüber noch nie passiert. Er hatte ihre Durchwahl und entschuldigte sich mit der Notlüge, dass er gestern mit einer Magen- und Darmverstimmung im Bett gelegen hatte.
„Er durfte halt durch die jetzige Situation nicht so einfach sein altes Leben mit einem Schlag in den Hintergrund stellen. Das war Schwachsinn. Ben ging auch gewissenhaft seiner Arbeit nach. Seinen Ruf in der Kosmetikbranche und die Stammkunden in seinen eigenen vier Wänden hatte er sich in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut. In den letzten Wochen war er ein wenig zu nachlässig geworden. Das musste sich ändern. Generell müsste er oder auch Ben überlegen, wie es nach der Hochzeit weitergehen würde. Das Haus des Anwalts war groß genug, dass man sehr gut ein Kosmetikstudio unterbringen konnte. Auch wenn Mark vielleicht doch ein paar feminine Hormone zu viel hatte, konnte er sich nicht als Hausfrau mit Putztuch und Schürze vorstellen, um es mal krass auszudrücken. Das war ein Punkt, den er unbedingt kurzfristig mit dem Anwalt besprechen musste.“
Gebannt schaute er auf den kleinen Notizzettel.
„Es führte kein Weg daran vorbei, die zweite Nummer anzurufen.“
Zitternd hüpften seine Finger über den Touchscreen seines Handys. Die Nummer, die hinterlegt war, war eine Mobilnummer. Es klingelte 3 Mal.
„Förster Immobilien, Frank Förster.“
Diese Stimme war ihm nur zu sehr vertraut. Obwohl er im Empire durch seine Rubberdollmaske ein wenig von der Außenwelt abgeschirmt war, hatte er das sich steigernde Stöhnen bei jedem harten Stoß in den Gummiarsch mitbekommen. Wenn er nicht gerade so eine Wut auf diesen Mann gehabt hätte, weil er durch seine Erpressung die Existenz von Ben aufs Spiel hätte setzen wollen, hätte er die Situation am Abend zuvor nicht gerade als unangenehm empfunden. Der Mann wusste, wie man eine Gummipuppe hart und kräftig durchficken musste, auch wenn es ihm im Rollenspiel so befohlen wurde. Förster hatte die harten und weichen Fickstöße genau dosiert und dabei seine prallen Gummititten massiert. Teilweise hatte er sogar seine Finger der rechten Hand ein wenig in die Lustspalte der Gummimöse versenkt, als wenn er beim Fick die Schamlappen massieren wollte. Alles in allem hatte Mark diesen Fick genossen, was er dem Anwalt natürlich nicht erzählen durfte.
„Hallo, ist da noch jemand am Telefon?“
Försters Stimme klang ein wenig verwundert.
„Entschuldigen Sie bitte, Herr Förster. Hier ist Mark Winter. Sie hatten gestern mit mir einen Kosmetiktermin vereinbart. Es ist mir irgendwie durchgegangen, was sonst wirklich nicht meine Art ist.“
Mark versuchte sein Unwohlsein nicht durch die Stimme erkennbar werden zu lassen. Innerlich zitterte er wie Espenlaub.
Hatte er