Manimals. Jens van Nimwegen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jens van Nimwegen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741824890
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wenn ich ihn ganz auftrinke, kann ich wieder gehen ohne bei jedem Schritt zu glucksen.

      Dann suche ich mir einen Platz in der Nähe der Pfalz, etwas außerhalb des Blickfeldes der Rentner, und ziehe den linken Stiefel aus. Zuerst nehme ich mit der Hand was an meinem Fuß klebt, auch zwischen den Zehen, und schiebe es mir in den Mund. Dann esse ich direkt aus dem Stiefel. Ich habe Herzklopfen, schaue mich immer wieder um, ekelhaft finde ich es nicht. Ich beginne mich ganz natürlich zu fühlen in meiner Versautheit. Ich nehme mir vor, bei nächster Gelegenheit in einer perversen Kneipe auch mein Bier aus dem Stiefel zu saugen. So brauche ich nicht immer ne Flasche herumzutragen, und keiner kann mir was wegnehmen.

      Dann lege ich mich auf den Waldboden und schlafe etwas. Meine Pisse lasse ich einfach laufen.

      Ich kaufe ein paar Brötchen, werfe sie unverpackt in meinen Eimer und gehe wieder zur Straßenbahn.

      Auf in die Landeshauptstadt! Ich habe da meine Erfahrungen.

      Voriges Jahr hatte ich im Industriegebiet am linken Rheinufer zu tun. Gummishorts, Schwerer Gummigürtel mit kleinem Täschchen für Geld und Schlüssel, BW-Stiefel, kein Hemd, kein Gepäck. Es war warm, nicht heiss. Und auf einmal hatte ich Lust auf Innenstadt. Ich fuhr mit der Straßenbahn in die Altstadt. Saugutes Gefühl: fast nackt unter all diesen Touristen. Ich beschloss, einen Headset für mein Handy zu kaufen. Musste zum dritten Stock. Schwer war es, als mir mit der anderen Rolltreppe eine gackernde Mädchenklasse entgegenkam. Durch sowas muss man durch. Die Entschädigung: so ne Düsseldorfer Edeltucke mit gefärbten Haaren und gebügelter Lederhose. Dem fielen vor Schreck die Augen aus dem Kopf. Na ja, dann hat er in der Oper heute Abend was zu erzählen.

      Ja, und als ich unterirdisch wieder auf die Straßenbahn wartete, kamen die Wachmänner. Ein blockwartmäßiger Typ und ein verhuschter. Ob ich mit der Straßenbahn wahren wolle? Ja, hier mein Fahrschein. Dann ziehen Sie bitte ein Hemd an. Es ist unhygienisch, mit freiem Oberkörper zu fahren.

      Es war schon lächerlich. Jeder konnte sehen, dass ich bestimmt ganz und gar kein Hemd irgendwo versteckt haben konnte. Ich fühlte, wie mein Knüppel anwuchs. Der verhuschte schaute hin.

      Der Blockwart wurde immer lauter. Ich zischte ihn an. Ob er nun als professioneller Wachmann hier unbedingt alle auf uns aufmerksam machen wolle. Und wo das stünde, dass ein nackter Oberkörper unhygienisch sei. Der verhuschte zog ihn am Arm. Dann kam der Kompromissvorschlag. Wo ich denn hin wolle. Fünf Haltestellen. Ja, dann fahren Sie. Ausnahmsweise. Aber setzen sie sich nicht hin und lehnen Sie sich nirgendwo an.

      Düsseldorf halt. Das sollte in Berlin mal einer probieren… Nun gut, statt unauffällig zu sitzen stand ich nun bei der Rückfahrt in voller Größe in der Bahn.

      Heute habe ich keine Lust auf sowas. Darum das tittenfreie Hemd.

      Es ist zu heiss um in der Landeshauptinnenstadt rumzulaufen. Ich steige in die S-Bahn nach Essen. Die ist fast leer, ich kann die Landschaft genießen, dösen und durch die Hose meinen Knüppel steif halten. Der Ring hilft dabei. Als der Schaffner kommt, hab ich ne knallharte Erektion.

      Villa Hügel. Da war ich im Frühjahr mit dem Köter 26-43. Am Parkeingang störte sich der Pförtner gar nicht an dessen Aufzug. Wir wollten nur in den Park, aber er sagte, für den Euro Eintritt können Sie sich auch in der Villa umschauen. Ich schickte den Köter rein, liess ihn aber doch seine Lederjacke anziehen. Er hatte es an dem Tag schon schwer genug gehabt in seinem neuen Schweinehemd und den zerrissenen Siffjeans.

      Heute setze ich mich nur in den Garten der Kneipe am Bahnhof, trinke Kaffe, genieße die Aussicht über den Baldeneysee und lasse meine Pisse in die Stiefel laufen.

      Weiter Richtung Essen. Mehr Natur, dösen, entspannen.

      Essen ist ätzend wie immer. Leider scheint es diese marode Kneipe nicht mehr zu geben, wo einem fiese Pötter direkt an die Hose greifen. Löschzug oder so, unter dem Bahndamm. Heute wäre ich da mal gerne reingegangen und hätte mich begrapschen lassen. Es ist heiß. Zu heiß für Gummistiefel. Ich nehme sie in die Hand. In den Eimer passen sie ja nicht. Das Hemd liegt da inzwischen aber wieder drin.

      In der sogenannten U-Bahn nach Mülheim esse ich meine Brötchen. Dazu ziehe ich die Gummihandschuhe an, denn meine Hände sind klebrig vom Schweiß.

      Zu sehen gibt es neben den Bahngleisen wenig. Nach den blasierten Düsseldorfern beginne ich die abgestumpften Pötter mit ihren Bierwampen fast zu mögen. Ein paar junge Türken schauen mir ausgesprochen neidisch auf die Beule, trauen sich aber nicht, über mich zu reden.

      Die Bahn von Mülheim nach Duisburg führt über eine uralte Landstraße zwischen den beiden Stadtzentren. Es ist wie eine Reise durch verschiedene Jahrhunderte. Ne Tanzschule im Stil der Fünfziger Jahre. Das älteste Wirtshaus des Ruhrgebietes. Fachwerkhäuser, misslungene Villen. Zoo mit Delphinen. Fickwald.

      Dann eine Baustelle. Zwei junge Männer fallen mir auf: perfekter Körperbau, Millimeterhaarschnitt, großer Ohrring, nackter Oberkörper, schwarze Zimmermannshose mit breiten Lederriemen, schwere Arbeitsstiefel. Ich steige aus und gehe zurück. Setze mich hin und schaue zu.

      Ein Kanalisationsrohr wird gelegt. Ungefähr zwanzig Arbeiter murksen herum, unauffällig, in langweiligen Arbeitsklamotten, träge in der Hitze des Spätnachmittags. Und dazwischen diese zwei Götter. Sie sehen viel zu gut aus für Kanalarbeiter, aber sie scheinen die ganze Baustelle zu regeln. Machen andauernd was anderes: Bagger fahren, Lastwagen rangieren, Kabel ziehen. Es sind deutlich die Körper von Bodybuildern. Aber sie verstehen auch die schwere Arbeit und das Fach. Sie sind die einzigen mit freiem Oberkörper. Ihre Hosen sitzen perfekt.

      Ich fahre erst weiter als sie beginnen zusammenzupacken. Werde nie wissen wie dieses Wunder zustande kam und was für Männer das waren. Später werde ich SQ6351 davon erzählen, und er wird eine Geschichte aus diesem Stoff schreiben. Aber die Wirklichkeit war schön genug.

      Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel geschehen. Ich fahre zum Landschaftspark, verstecke die Stiefel im Gebüsch und klettere nur mit der Hose bekleidet auf den Hochofen, um die Abendsonne und die Aussicht zu genießen. Langsam wird es kühler, und da oben ist Wind. Auf der Treppe, beim Steigen, lasse ich meine Pisse laufen.

      Leider kommen hier heute keine interessanten Männer rauf. Inzwischen bin ich so geil dass mein Knüppel von selbst steif bleibt. Ich hocke mich in eine Ecke mit Aussicht und döse weg. Bei der geringsten Berührung könnte ich abspritzen, aber das will ich nicht, solange ich unterwegs bin.

      Ich wache auf. Es dämmert und ist kühler. Ich fahre nach Hause, geil und glücklich.

      Das war vor einigen Jahren. Inzwischen ist viel geschehen.

      Artgerechte Schweinehaltung

      Diese Ausflüge im Ruhrgebiet, halbnackt, in Gummistiefeln allen Blicken ausgesetzt, wurden häufiger. Eines Tages war ich sicher, dass ich immer als Schwein leben wollte, ohne Rückweg ins Bürgerliche. Immer nackt, oder jedenfalls nackter als üblich. Im Besitz nur weniger Kleidungsstücke, alle so ausgesucht, dass sie meine perverse Geilheit erregen und jedem zeigen, was ich bin. Ketten und Ringe, die mich immer meinen Schweinekörper fühlen lassen. Mein Hirn immer, ununterbrochen, eine Einheit mit meinem Knüppel. Und das zusammen mit anderen Schweinen und solchen, die eines werden wollen oder sollen.

      Also erst mal alles verkaufen bis auf die paar Schweineklamotten. Einen perversen Roman schreiben, der monatlich etwas Geld einbringt. Sich herumtreiben in Berlin, die richtigen Leute kennenlernen. Ein meiner Art angemessenes Unterkommen suchen.

      Alles ging ganz leicht, als ich in einer Kneipe mit dem Professor ins Gespräch kam. Er fand interessant, dass ich mit nicht mehr auf der Haut als Gummistiefeln und einer schlabberigen, ungefütterten Militärturnhose hereinkam, und fragte mich aus. Er ist ein wirklicher Philosophieprofessor, beschäftigt sich aber auch praktisch mit Grenzgebieten des Lebens. So besitzt er eine Lederkneipe, einen sehr teuren Edelpuff mit Restaurant und einen Internetserver mit Qualitätspornograhie. Alles im Rahmen der Gesetze, aber alles ziemlich krass.

      Er ist Eigentümer des alten Fabrikskomplexes in Lichtenberg mit verschachtelten Hinterhöfen. Reizvoll sind die unterschiedlichen Eingänge. Einer liegt an einer besseren Straße. Von dort