Der Schornsteinfeger stand am Kessel der Zentralheizung und steckte einen Messfühler durch eine kleine Öffnung in das Abluftrohr. Der Alu-Koffer lag offen auf dem Boden. Im schwachen Licht der Kellerlampe sah Leo allerlei geheimnisvolle Messgeräte und Pumpen mit farbigen Flüssigkeiten verstreut. Der Ölbrenner brüllte wie ein Orkan und spie eine lange Feuerlohe in den Brennraum des Kessels hinein.
Leo war im Lärmen der Flamme unbemerkt hinter den Schornsteinfeger getreten.
»Alles okay?«, fragte er und fand im selben Moment, dass seine Stimme viel zu heiser und aufgeregt klang.
Der andere drehte sich um. Die munteren Schokoladenaugen huschten über Leos Gesicht nach unten, verharrten an der feucht gekrönten Schwertwölbung und glitten wieder herauf.
»Jaa –«, sagte er gedehnt. »Alles okay! Ich –« Er ließ den Messfühler los und rieb sich unvermutet kurz mit der Hand vorn über den stark gespannten Stoff der Schornsteinfegerhose. »Also – ich heiße Kostja!«
Leo wollte lachen, weil er das jetzt am allerwenigsten erwartet hatte, einen Namen! Aber er lachte nicht. Er spürte, wie dieser Name ihn noch viel stärker erregte. Kostja! Ein Name wie ein feuchter Traum!
»Leo!«, murmelte er.
Diese schwarze Uniform, diese munteren Augen, diese Locken, dieser leichte Griff an den Schritt … Leo streifte sich einfach die lockere Trainingshose vom Leib. Es gab nichts anderes, das er hätte tun können.
Kostja zog ihn mit beiden Armen an sich. An seinem vollkommen nackten Körper spürte Leo die harten Jackenknöpfe, das kühle Koppelschloss des Gürtels, den warmen, schwarzen Stoff und das feste Teil unter diesem Stoff. Leidenschaftlich presste sich Leo an, genoss jeden Quadratzentimeter des Kaminkehrers auf seiner Haut. Kostjas Hände fuhren über Leos Brust, tasteten sich tiefer, nahmen Leos sehnsüchtigen, feuchten Schwanz, drückten und massierten ihn, rutschten über die beiden straff verpackten Kugeln, hasteten plötzlich nach hinten und kneteten Leos Hintern wie besessen.
»Du!«, flüsterte Kostja ihm heiß ins Ohr. »Du bist … Ach, verdammt, dein Arsch … Du, ich bin verrückt danach!« Er stieß heftig mit dem Becken gegen Leos Unterbauch.
»Dann nimm ihn dir!«, hauchte Leo.
Kostja quetschte Leo mit seinem Körper an die raue Kellerwand.
»Ja! Ich will dich!«, keuchte er, immer weiter rhythmisch stoßend.
Überraschend riss er sich los, kniete sich vor seinen Koffer, suchte hektisch zwischen den Werkzeugen und Kleinteilen, fand eine Tube, nahm sie heraus und gab sie Leo.
»Wir nehmen das hier!«, sagte er beinahe atemlos und schnallte im selben Moment seinen Gürtel auf. Er öffnete den Hosenstall und zerrte ungeduldig seinen Slip nach unten.
Leo öffnete mit zitternden Fingern die Tube. Irgendein Gleitmittel war es, Silikon oder Ähnliches, für verklemmte Rohre, Muffen und Manschetten. Dann sah er zu Kostja. Aus der offenen Hose, neben den Täschchen und Werkzeugen, ragte ein gewaltiger Schornstein in die Luft. Dunkelrosa, fast violett schimmerte der Schaft mit den dicken Adern. Ein unglaublich riesiger Sack lag prall auf dem hellen Stoff der halb heruntergeschobenen Unterhose. Kostja zog seine Vorhaut mit einem Stöhnen zurück. Vorsichtig setzte Leo die Tube an. Glühende Hitze schien von dieser strammen, zuckenden Spitze auszustrahlen. Das Gleitmittel schien zu verkochen.
»Gut! Ja, gut!«, stöhnte Kostja. »Und jetzt – du!« Er griff nach der Tube. Mit einem schmatzenden Geräusch spritzte das Gleitmittel in Kostjas Hand, viel zu viel. Kostja packte Leos Schwanz. Leo fühlte unter Lustschauern, wie Kostja ihn mit dem glitschigen Zeug bestrich, überall, die Eichel, den Schaft, die Spalte. Kostja nahm noch mehrmals, bis die Tube leer war. Er rieb Leo mit beiden Händen massierend die Hinterbacken ein, fuhr leicht mit dem Finger in die Furche und verteilte den Rest des Gels auf dem Rücken und auf der Brust, überall auf Leos Haut. Wie im Rausch presste er sich mit seiner Uniform an den glänzend rutschigen Körper. Kein Vorspiel weiter, plötzlich war er in Leos Innerstem, ohne behutsames Vortasten, ohne Ankündigung. Mit einem Ruck spürte Leo den kolossalen, eisenharten Messfühler. Er nahm ihm die Luft, machte ihn schwach. Krampfhaft hielt er sich an der Kellerwand fest. Von rückwärts hämmerte Kostja besinnungslos, ächzte dabei und keuchte gurgelnd. Nur wenige Minuten, die Leo wie Sekunden vorkamen. Kostja brüllte heiser. Leo konnte das starke Pumpen fühlen. Auf einmal spürte er Kostjas Hand an seinem Ständer. Nur wenige Sekunden, die ihm wie Sekundenbruchteile vorkamen! Stöhnend ließ er sich vollkommen los, lief über, süß und köstlich, und spritzte sein Sperma an die Kellerwand.
Zehn Minuten und mehrere Packungen Papiertaschentücher später standen sie sich gegenüber. Leo trug seine Trainingshose, jetzt artig flach am Bauch, und Kostja hatte seine Schornsteinfegerkluft wieder korrekt geschlossen.
Kostja schrieb den Bericht: »Messung an einer Feuerungsanlage für flüssige Brennstoffe gemäß Paragrafen 14 und 15 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes«, murmelte er und blickte Leo dabei immer wieder blitzend aus seinen Schokoladenaugen an. »Wärmeaustauscher: okay. Wärmeträgertemperatur: sehr heiß. Druckdifferenz: enorm!«
Leo lachte.
»War die Emission auch okay?«
»Ja! Voll okay! Aber … es gibt eine neue Bestimmung! Die Emissionsmessung muss jetzt täglich durchgeführt werden!«
»Täglich!«, echote Leo und sah Kostja zärtlich an. »Okay!«
* * *
Aus: Tilman Janus: Klasse Kerle
Schöne Bescherung
An den Weihnachtsmann glaubte Kristian, der im letzten Sommer achtzehn geworden war, natürlich nicht mehr, aber für ihn war der auch gar nicht gedacht. Der Mann, der mit Sack und Rute zu ihnen kommen sollte, war für Kristians kleine Halbschwester Lara engagiert worden. Die war erst drei und durchschaute noch nicht, dass unter dem roten Mantel ein Student stecken würde. Kristians Mutter fand, dass ein Weihnachtsmann zu Weihnachten gehörte wie Lebkuchen und Tannenbaum. Kristian erinnerte sich an seine eigenen Kindertage, da hatte Knecht Ruprecht immer einen großen Eindruck auf ihn gemacht.
Nun warteten sie zu dritt allerdings schon seit vier Stunden auf den überlasteten Geschenkebringer. Lara quengelte, die Mutter wurde immer nervöser, und Kristian fand Weihnachten eben doch scheiße, wie er es schon befürchtet hatte. Er hatte vorher noch überlegt, ob er über die Feiertage mit seinem Sportverein zum Skilaufen fahren sollte, aber dann hatte die Mutter ihm ein bisschen leidgetan, so alleine mit Lara, gerade zu Weihnachten. Die Mutter hatte bisher nicht viel Glück gehabt mit Männern. Kristian auch nicht, aber er fing ja erst an, Liebe und Sex langsam zu entdecken und auszuprobieren, da konnte er nicht gleich einen Traumprinzen erwarten.
Endlich bummerte es an die Wohnungstür. Lara brüllte, die Mutter schimpfte und Kristian stöhnte nur noch. Er ging selbst zur Tür, irgendwer musste den Mann ja schließlich hereinlassen.
Da stand er, im roten Weihnachtsmann-Outfit, geschmückt mit weißem Kunstbart und passenden Augenbrauen. Er hatte den vorbereiteten Sack auf dem Rücken und sagte irgendetwas mit tiefer, verstellter Stimme, so in der Art wie »Dort drauß' vom Walde komm ich her«. Kristian starrte ihn an, denn zwischen den weißen Brauen und den rot geschminkten Wangen leuchteten zwei hübsche, braune Augen hervor, die ungefähr tausend Jahre jünger wirkten als die von Knecht Ruprecht.
Als der Weihnachtsmann merkte, dass Kristian der Einzige war, der ihn sah, grinste er und zwinkerte ihm freundschaftlich zu. »Wo ist denn das Kind?«, fragte er leise mit einer melodischen Stimme.
Da rannte Lara schon aus dem Zimmer in den Flur. Aufgeregt blieb sie stehen und steckte beide Daumen in den Mund. Die Mutter kam hinterher und nickte dem Studenten nervös zu. Der trat ins Weihnachtszimmer ein und begann seine Show abzuziehen, wie er es vermutlich bei der Studentenorganisation