,,Wo bin ich jetzt?“ fragte Karin mich.
Ich gab zur Antwort:
,,Ja, wie soll ich dir das erklären. Das ist ziemlich kompliziert. Dieser gelbe Kreis, den du bei dir sahst, ist die Öffnung meines Raum & Zeit Converters, den ich erfunden habe.
Nun meine Frage:
,,Wer hat dich wann und wo verfolgt?“
Und nun erfuhr ich eine unglaubliche Geschichte.
Entweder konnte ich sie nicht verstehen oder mein Englisch reichte hier nicht aus.
,,Einen Moment bitte“, unterbrach ich Karin ,,setz dir das hier auf.“
Es war eine Art Übersetzer, den sich Karin dann auf ihren Kopf platzierte.
,,So können wir besser miteinander kommunizieren", sagte ich.
Erstaunt fragte sie:
,,Wieso sprichst du auf einmal französisch?“
,,Nein, das macht das Gerät, das du auf dem Kopf trägst. Habe ich das richtig verstanden mit den dreifüßigen Ungeheuern, der Impf-plantierung und deiner Flucht? Und das ist wo?“ fragte ich wieder.
Ihre Antwort lautete:
,,In Frankreich, aber eigentlich auf der ganzen Welt.“
,,Hier gibt es so etwas nicht“, ergänzte ich unseren Dialog.
,,Wo ist hier?“ fragte Karin ganz aufgeregt.
,,Ja, auf Teneriffa. Teneriffa gehört zu den Kanarischen Inseln, neben Afrika ca. 4000 km von Frankreich entfernt“, war meine Antwort.
,,Oh, ist mir alles unbekannt, und ihr habt keine dreifüßigen Ungeheuer?" fragte sie erleichtert.
,,Nein, es gibt auf der ganzen Welt keine“, war meine Antwort.
,,Aber in der Schule hat man uns unterrichtet, dass vor ca. 100 Jahren die dreifüßigen Ungeheuer auf die Erde kamen, weil die Menschen wieder Krieg führten“, ergänzte sie unseren Dialog.
,,Auf dieser Erde nicht und 1990 schon gar nicht, obwohl sich die Menschen überall in der Welt bekriegen“, meinte ich.
Sie konnte es gar nicht fassen und musste sich erst mal setzen.
Plötzlich ging mir ein Licht auf.
,,Der Raum & Zeit Converter, er funktioniert!“ rief ich aus und fragte sie weiter:
,,Welches Jahr schreibt ihr bei euch, Karin?“
,,Das gleiche wie bei dir, wir haben doch den 4. July 2090“, antwortete sie verwundert.
Ich lachte und rief aus: ,,Was, es ist May 2014."
Karin kam mit meiner Antwort nicht zu recht, und ich hatte das Gefühl, dass sie ihren Orientierungssinn verliert und mir taumelnd gerade noch in die Arme fiel.
Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, setzte ich meine Unterhaltung fort:
,,Ich vermute meine Erfindung hat eine Verbindung zu einer anderen Realität und in die Zukunft deiner Welt geschaffen, denn eine andere Erklärung habe ich im Augenblick nicht dafür.
Jedenfalls bist du hier sicher vor den dreifüßigen Ungeheuern und deinen Verfolgern.“
Karin atmete erleichtert auf.
,,Wann bist du geboren?“ fragte ich sie weiter.
,,Am 15.7.2073, ich werde nächste Woche 17 Jahre alt. Wie soll es jetzt weiter gehen und was wird jetzt aus mir?“ war ihre Frage.
,,Ich fühle mich im Augenblick für dich verantwortlich, darum bleibe hier so lange du möchtest, denn, wenn du zurückkehrst, wirst du ja sofort impf-plantiert, und das willst du ja nicht“ ,war meine Antwort.
,,Nein, sagte sie und zeigte mit ihrem Finger auf das Portal und fragte:
,,Warum hast du das eigentlich gebaut?“
,,Ach, du meinst wohl meinen Raum & Zeit Converter, ich konstruierte ihn, weil meine Frau verstorben ist, und ich das rückgängig machen wollte“, antwortete ich.
Darauf setzte ich mich an das Terminal des Raum & Zeit Converters und suchte nach dem Zeitprotokoll und fragte sie nebenbei:
,,Hast du Durst oder Hunger, dann gehe dort an den Kühlschrank!“
Karin erwiderte:
,,Oh ja, denn ich habe seit heute Morgen nichts mehr zu mir genommen.“
Sie stand auf, betrachtete und berührte den Kühlschrank, schaute auch an die Decke und rief aus:
,,Oh, was für ein tolles Ding, ein Kasten, der Kälte erzeugt, und auch nicht mal so ein helles Licht haben wir, wie das über mir.“
Das helle Licht waren die Neonlampen an der Kellerdecke. Nachdem sie die Kühlschranktür geöffnet hatte und über den Inhalt staunte, nahm sie nur zwei Wasserflaschen heraus. An alles Andere traute sie sich nicht heran, denn diese Vielzahl unserer Produkte waren ihr völlig fremd.
Wir sprachen weiter und ich fragte sie:
,,Da du ja aus der Zukunft kommst, würde es mich interessieren, was es dort für neue technische Errungenschaften gibt.“
,,Technisch was?“ fragte sie.
,,Ja, Computer, Handy, Fernseher usw.“, sagte ich.
,,Ich habe noch nie davon gehört, die Worte sind mir unbekannt“, antwortete sie.
Total überrascht, zeigte ich ihr den Computer, setzte mich daran und stellte fest, dass ihre Flucht hierher gespeichert war, ich staunte und erklärte ihr:
,,Ich muss wohl gegen diese Tastatur gekommen sein, als ich nach oben in die Wohnung ging, und durch einen Zufall wurde dann ein Portal in deine Zeit geöffnet, das du gesehen hast und dann durchgegangen bist. Daraufhin hat der Computer dich als Eindringling erkannt und das Portal sofort hinter dir geschlossen. Hier sieht und auch hört man deine Verfolger.“
Karin wurde nun wieder ganz unruhig, und ich merkte es sofort, nahm behutsam ihre Hand, und sie drückte sie ganz fest.
,,Keine Angst, ich beschütze dich. Sie können dich weder sehen, hören noch hier her kommen. Ich speichere jetzt alles ab und schalte die Geräte aus, und wir gehen jetzt nach oben in die Wohnung, damit ich dir dort deine Unterkunft zeigen kann", sagte ich zu Karin.
,,Danke, ich bleibe jetzt gerne hier, aber ich weiß noch nicht einmal deinen Namen“, sagte sie.
,,Dirk, heiße ich“, antwortete ich.
Oben angekommen, zeigte ich ihr das ganze Haus. Sie staunte nur, denn fast alles, was sie sah, war ihr neu. Nur Einiges, wie z.B. das Telefon, kannte sie aus dem Speicher ihrer Mutter.
Karin rief aus: ,,Oh, das hier soll mein Zimmer sein?“
,,Ja, du bist so lange mein Gast wie du möchtest und es dir bei mir gefällt“, antwortete ich.
,,Wohnst du alleine in diesem Haus?“ fragte sie weiter.
,,Nein, meine Mutter lebt auch hier, sie ist auf einer der anderen Inseln und kommt in ein paar Tagen wieder zurück.
Wir sollten nun hinunter in die Küche gehen, um etwas zu uns zu nehmen, denn du hast ja seit deiner Aufregung heute Morgen nichts mehr gegessen“, sagte ich.
In der Küche bereiteten wir uns dann zusammen etwas Leckeres zu, und beim Essen erzählte sie mir von ihrer Familie, dem Weingut und ihrem Leben. Dabei wurde sie ganz traurig und fing an zu weinen. Behutsam nahm ich daraufhin Karin das erste Mal in die Arme, tröstete sie und schaute ihr dabei in die Augen. Dann nahm ich ein Taschentuch und trocknete ihre Tränen.
Schluchzend hörte ich dann ihre Worte: ,,Ich kann nie wieder zurück zu meinen Lieben.“