Der kleine Teufel. Hans-Georg Schumann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Georg Schumann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847683018
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die Wasserspritzer in deiner Küche, du möchtest, dass sie wieder verschwinden. So sei es!«

      Und als Anna sich umsah, war kein Tropfen mehr zu sehen.

      »Danke«, sagte sie und ging ins Wohnzimmer, direkt auf den Sessel zu, um sich hinein fallen zu lassen. Doch stattdessen schrie sie auf, »Iiih! Was ist denn das?« Auf dem Sessel war unübersehbar ein großer Kothaufen.

      »Das ist von mir«, sagte der kleine Teufel. »Auch ein Teufel muss mal«, ergänzte er grinsend.

      Anna verschlug es die Sprache. Ein paarmal musste sie kräftig durch den Mund atmen.

      »Aber doch nicht dorthin«, rief sie dann erbost. »Mach das sofort wieder weg! Mach es weg!« Der kleine Teufel sah sie an.

      »Verdammt noch mal, du sollst die Scheiße wieder entfernen! Mach sauber, los!«, tobte Anna. Doch der kleine Teufel machte keine Anstalten etwas zu unternehmen.

      Anna setzte sich auf das Tischchen neben dem Sessel. »Was ist los?«, klagte sie, »Warum musst du deine Kacke ausgerechnet hierhersetzen? Dazu gibt es doch ein Klo.«

      »Es war dringend«, betonte der kleine Teufel. »Und an ein Klo hab ich nicht gedacht.«

      Anna fiel wieder das Beispiel vom neugeborenen Baby ein. Sollte sie dem Wicht etwa Windeln anlegen?

      »Du kannst doch nicht einfach dorthin machen, wo du gerade zufällig sitzt oder stehst!«, schnaubte Anna.

      »Und wenn ich keine Lust habe, auf dein Klo zu gehen?«, fragte der kleine Teufel. »Dann helfen nur Windeln«, seufzte Anna.

      Sie kniete sich vor den kleinen Teufel hin: »Und jetzt würde es mir wirklich guttun, wenn deine Schweinerei wieder verschwindet.«

      »So sei es!«, sagte der kleine Teufel. Es dauerte nur einen Moment, bis der Sessel wieder frei und sauber war.

      Nun hatte Anna an diesem arbeitsfreien Tag wenigstens etwas zu tun: Sie musste Babywindeln besorgen. Das sagte sie dem kleinen Teufel.

      »Ich würde gern mitkommen«, meinte der.

      »Oh«, machte Anna. Es war ihr nicht gerade angenehm, mit einem Kerl in den Laden zu kommen, der nicht nur wie ein Teufel aussah, sondern auch einer war. Noch dazu wusste sie nicht, was er dort alles anrichten würde.

      »Nein« sagte sie laut, »Ich will das nicht!«

      »Aber ich möchte es«, lachte der kleine Teufel. Anna war verzweifelt. Wenn er wollte, würde er mitkommen. Und sie hätte keine Möglichkeit, ihn daran zu hindern. Außer ...

      Ihr fiel ein, dass sie ihn ja mit nur einem Wort davon abbringen konnte: »Oh Gott!«, sagte sie überdeutlich.

      »Wenn du mitkommst, werde ich das ständig vor mir her sagen«, drohte Anna.

      »Na gut, dann bleibe ich hier«, gab der kleine Teufel schließlich nach.

      »Versprichst du's?« Er nickte. Zufrieden zog Anna Schuhe und Jacke an.

      »Bis nachher«, rief sie dem kleinen Teufel zu. Und machte sich auf den Weg zu einer Drogerie in der Nähe ihrer Wohnung.

      6. Ungeheuerliches

      Ein bisschen eigenartig war ihr schon zumute, als Anna sich zwei Packungen Windeln für Neugeborene schnappte und sich damit auf den Weg zur Kasse machte.

      Weit kam sie nicht, denn als sie gerade um eine Regalecke bog, stand vor ihr ein riesiger rothaariger Affe und schnaubte sie an. Sie ließ die Windeln mit einem lauten Aufschrei fallen und machte einen großen Satz rückwärts. Dabei strauchelte sie und plumpste auf den Hintern. Sie rappelte sich auf, rannte um eine Ecke und stolperte erneut.

      Als Anna aufschaute, standen eine Menge Leute um sie herum und starrten sie verwundert an. »Ein Monster! Da!« rief sie und zeigte in die Richtung, aus der der Affe gleich kommen musste.

      Ein paar drehten sich um und schüttelten dann den Kopf. Anna stand langsam auf. Immer noch kopfschüttelnd gingen jetzt die meisten weiter, um sich wieder ihren Einkäufen zu widmen. Ein Mann fasste Anna am Arm und schnauzte sie an: »Haben Sie uns einen Schrecken eingejagt!«

      Anna blieb noch einen Augenblick stehen. Dann gab sie sich einen Ruck und lugte vorsichtig um die Ecke. Der Gang zwischen den Regalen war leer, auf dem Boden lagen ihre beiden Windelpakete. Schnell machte Anna ein paar Schritte, ging in die Hocke und grabschte nach den Packungen.

      Gerade wollte sie sich wieder erheben, da stand direkt vor ihr dasselbe Wesen, das sie vorhin so erschreckt hatte. Anna versuchte einen Schrei zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Und so war sie alsbald wieder von Leuten umringt, während von einem Affen weit und breit nichts zu entdecken war.

      »Haben Sie denn immer noch nicht genug von ihren Scherzen?«, schimpfte der Mann, der sie vorhin schon angeraunzt hatte. Und eine Frau nickte dazu und zeterte: »So was gehört in die Klapsmühle!«

      »Ich rufe die Polizei«, hörte Anna eine Stimme. Und sah eine Verkäuferin eilig weggehen.

      »Da war eben ein Riesenaffe, ich hab ihn genau gesehen. Er ist in diesem Laden«, sagte Anna kleinlaut. Es war ihr peinlich, wie sie plötzlich im Mittelpunkt stand und für verrückt gehalten wurde. Benommen stand sie da und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Deshalb kam sie auch nicht auf die Idee, dass der ganze Spuk etwas mit dem kleinen Teufel zu tun haben könnte.

      »Sie vergraulen mir ja die Kunden!« Es war offenbar der Geschäftsführer, der sich jetzt vor ihr aufbaute. »Nehmen Sie Ihre Windeln«, sagte er laut und bestimmt, »und hauen Sie ab, schnell!«

      Anna war zu verwirrt, um darauf zu antworten. Sie war das erste Mal in diesem Laden. Und sie würde ihn kein zweites Mal betreten. Sie wich zurück, drehte sich dann um und suchte den Weg zur Kasse. Als sie dort angekommen war, nestelte sie an ihrem Geldbeutel herum, um zu bezahlen.

      Plötzlich hörte sie einen Aufschrei. Gleich darauf sah sie den Geschäftsführer auf sie zukommen und mit den Armen in der Luft fuchteln.

      »Da, da!«, kreischte er. Und zeigte nach hinten. »Ein Monster!«

      Die Frau an der Kasse tippte sich an die Stirn: »Jetzt spinnt der auch noch. Wie haben Sie den bloß angesteckt?«

      Der Geschäftsführer schrie: »Es stimmt: Da hinten ist ein Riesenaffe! Hilfe, Polizei!«

      »Die ist schon da.« Vor ihnen stand ein Mann in grüner Uniform: »Wer von Ihnen hat angerufen?«

      Der Geschäftsführer deutete nach hinten und stammelte: »Da, da!« »Was ist da?«, fragte der Polizist, »Was ist passiert? Wieso haben Sie angerufen?«

      Nun kam die Verkäuferin hinzu, die telefoniert hatte. »Wir haben hier eine Frau, die uns die Kundschaft verrückt macht.« Und sie zeigte auf Anna.

      »Aber sie hat recht!« Dem Geschäftsführer stand der Schweiß auf der Stirn.

      »Sie hat irgendwelche Wahnvorstellungen«, sagte die Verkäuferin zu dem Polizisten.

      »Hab ich nicht«, stotterte Anna. »Hat sie nicht«, bestätigte der Geschäftsführer und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      Die anderen sahen ihn verständnislos an. Und auch der Polizist war mehr als verwirrt. »Dort hinten ist ein Monsteraffe«, betonte der Geschäftsführer.

      Inzwischen hatten sich fast alle Kunden an der Kasse versammelt. Sie wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen, das sich da abspielte.

      »Also was nun?«, fragte der Polizist unwirsch, »Ein Verrückter? Ein Monster? Ein Ladendieb? Was ist hier los?«

      »Er ist gefährlich«, raunte der Geschäftsführer. »Äußerst gefährlich!«

      Der Polizist zog seine Pistole. »Bleiben Sie alle hier stehen«, befahl er und schlich langsam in die Richtung, in die der Geschäftsführer zeigte.

      Als er nach ein paar Minuten zurückkehrte,