„Sie sprechen nicht wie ein Priester.“
Du hast mich erkannt, du Schlaumeier.
Ist der Jesuit in deiner Hand?
Ich habe niemanden in der Hand. Ich bin in dir drin. Und der
Kardinal spricht mir aus der Seele. Also tu, was du tun wolltest,
oder bist du hierher gekommen, um deine Frömmigkeit
auszuleben?
Schwein!
Gib nicht mir die Schuld.
Und Liszt?
Er gleicht dir, der teuflische Frömmler.
Aber seine Musik, sie ist genial.
In aller Bescheidenheit, auch ich bin genial.
Am Ende werde ich es glauben.
Nur zu, tu’s.
Ich sehne mich nach der Novizin.
Sag’s ihm, Feigling, sag’s dem Kardinal.
„Mein lieber Professor, auch die Kirche hadert mit dem Teufel. Er hat eine wichtige Stellung im Kardinalskollegium. Wenn wir Priester ihm stattgeben, ist es das Eine, aber er bedroht auch die Gemeinde der Gläubigen. Er schürt die Angst. Und die Angst vor dem Verbotenen führt zur Versuchung. Wir Gottesmänner müssen die Gläubigen zur Busse führen, wenn sie sich versündigen.“
„Verstehe ich Sie richtig? Sie sagen, es sei nicht so schlimm, wenn die Kardinäle den Teufel ausleben? Vielmehr müssten Sie ihrer Glaubensgemeinde beistehen und sie büßen lassen? Hören Sie, die Kirche selbst schürt doch die Angst vor dem Teufel, vor den Flammen des Fegefeuers, vor den bestialischen Strafen. Das ist doch Selbstzweck. Es ist eine Frage der Macht. Die Kirche sucht die Macht, weil sie neben der Demut Jesu Christi ohne die Androhung der Strafe nicht bestehen kann. Die katholische Kirche lebt vom Ablass der Sünden, die sie selbst formuliert hat.“
Ich war richtig in Fahrt gekommen. Was hatte mich getrieben? Die eigene Angst? Nein, ich war in die Falle getreten. In die Falle, die mir der Kardinal gestellt hatte.
„Professor, ich muss Ihnen ein Kompliment machen. Ihre Worte offenbaren die Grausamkeit des Schlachtfeldes in Ihrer Seele. Sie entwickeln sich zu einem ebenbürtigen Partner, Hannes Georg. Ich freue mich bereits auf unsere nächste Etappe.“
Kardinal Diabelli erhob sich, fasste seine Soutane mit der Hand, und entfernte sich gemächlichen Schrittes. Bevor er in einem Seiteneingang des Klosters verschwand, rief ich ihm hinterher:
„Wo ist die Novizin?“
Der Jesuit blickte zurück. Ein breites Lächeln lag in seinem Gesicht.
„Evi? Kennen Sie den Pincio Park? Liszt war oft dort. Gehen Sie hin“.
Dann war er weg.
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