19 Tage. Andy Klein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andy Klein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741811227
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den Inhalt genauestens inspizierte. Sie nahm eine Plastikdose mit fertigem Krautsalat heraus.

       »Hast du Kartoffeln?«

       »Nicht wirklich.«, antwortete er.

       »Ich lauf mal eben zu Mimi rüber und organisier uns welche.«, sagte sie und so schnell wie sie verschwand war sie auch schon wieder da.

       »Wusstest du eigentlich, dass du gegenüber einen Supermarkt hast?«, fragte sie grinsend, während sie die Tüte mit den Kartoffeln in die Spüle stellte.

       »Hm?«

       »Mimi hat für ihren Hank das alte Zimmer von Steven zum Supermarkt umfunktioniert!«

      Steven war Hank und Mimis Sohn, der mit einer wunderschönen Mexikanerin verheiratet war und mit ihr auch in Mexiko lebte.

       »Na, das passt ja.«

      Lucas musste auch grinsen, denn er hatte das Bild von Hank in seinem Kopf. Dieser wog so schätzungsweise mindestens 280 Pfund und war dabei von nur recht durchschnittlicher Größe.

       »So, was möchtest Du? Kartoffelpüree oder Bratkartoffeln?«, fragte Sarah.

      Er entschied sich für die Bratkartoffeln und Sarah machte sich an die Arbeit. Währenddessen erzählten sie sich alte Geschichten. Zum Beispiel, wie Lucas als Kind von der großen Eiche fiel und sich einen Arm brach, oder als Sarah in Rogers Garten beim Gemüse klauen erwischt worden war.

       »So ein Mist!«

      Sarah bemerkte, dass Ihre Steaks nicht nur anzubrennen drohten.

       »Komm, lass mich das machen, Steaks sind Männersache!« Lucas, nahm ihr die Gabel aus der Hand und drehte die Steaks um. Die Steaks sahen auf einer Seite schon ziemlich schwarz aus, aber er sagte nichts und schaltete den Herd

      ein paar Stufen herunter. Plötzlich klingelte es an der Tür.

       »Ich geh schon.«

      Sarah lief schnell zur Tür.

      Kurze Zeit später kam sie in Begleitung zurück.

       »Lucas, wir haben noch einen Gast mehr zum Essen.«

      Sarah schob seinen neuen Nachbarn zur Küche herein.

       »Eigentlich wollte ich mich nur auf eine Tasse Kaffee bei ihnen einladen.«

      Lucas verzog das Gesicht, denn er wäre lieber mit Sarah alleine gewesen. Er drehte sich aber sogleich um und begrüßte ihn freundlich.

       »Mr. Gab«, sagte er, während er ihm die Hand mit einem gequälten Lächeln im Gesicht reichte.

       »Meine Freunde nennen mich Vic und da wir ja jetzt Nachbarn sind…«

       »Okay - Vic, setz dich doch!«, sagte Sarah forsch und wies ihm einen Stuhl zu.

      Sie bemerkte, dass Lucas nicht gerade von seinem Besuch begeistert war, aber jetzt konnte sie ihn ja auch schlecht wieder ausladen. Außerdem war ja mehr als genug zu essen da. Sarah deckte den Tisch und als Lucas die Steaks auf den Tellern verteilte, legte er Vic unauffällig das verbrannteste Stück Fleisch von allen auf den Teller.

       »Hm, das sieht aber lecker aus.«

      Vic schnitt sich ein dickes Stück ab, um es zu probieren.

       »Tut mir leid, mir ist nicht gerade der Kochlöffel in den Schoß gefallen, aber ich gebe mein Bestes.«, bemerkte Sarah und Vics Blick fiel auf Lucas.

       »Nein, nein, die Steaks habe ich versaut.«, sagte Sarah.

       »Nicht versaut, nur knusprig eben, wie ich es mag.«, sagte Lucas, während er sich auch eines der Steaks auf den Teller legte.

       »Nein, schmeckt super!«, sprach Vic, der sichtlich Probleme hatte das Fleisch zu kauen, aber es geschickt zu verbergen vermochte.

      Lucas wusste in diesem Moment, dass er entweder verrückt war oder er tatsächlich ein unglaubliches Buch nebenan auf dem Sofa liegen hatte. Er fühlte sich wie in einem Déjà-vu, dass aber keines war. Der letzte Eintrag im Tagebuch wurde ihm erst jetzt bewusst - jetzt, wo sie verbrannte Steaks auf dem Teller liegen hatten. Sie aßen in aller Ruhe und Victor Gab erzählte von seinem Job. Dass er verheiratet war und keine Kinder hatte. Dass er aber auch eine Geliebte hatte, erwähnte er in Gegenwart von Sarah natürlich nicht. Dann redete er über seine Arbeit. Er erzählte von einem Ehepaar, das er vertrat, die zur Eheberatung gingen um Selbige zu retten. Allerdings waren die Beiden mit dem Therapeuten so unzufrieden, dass sie ihn gemeinsam im Park nackt an einen Baum banden, mit einem Schild um seinen Hals auf dem geschrieben stand: Ich bin nackt und rede dummes Zeug. Er erzählte lauter solche abstrusen Geschichten. Der hatte aber auch Geschichten auf Lager. Teilweise unglaublich, teilweise nachvollziehbar. Solche Geschichten liegen ja schließlich immer im Auge des Betrachters. Lucas und Sarah amüsierten sich sichtlich über die verrückte Welt der Straftaten, allerdings versteinerte sich zwischendurch Lucas Gesichtsausdruck. Nämlich immer dann, wenn Gab Sarahs Hand tätschelte, oder sie mit seinen Blicken zu verschlingen schien. Lucas achtete peinlich genau auf jede Kleinigkeit. Für ihn hatte er plötzlich etwas Hinterhältiges in den Augen, was aber in völligem Widerspruch zu seinem gesamten Wesen stand. Aber so fühlte er nun einmal. Sarah war für ihn wie seine kleine Schwester, die er immer beschützte, von Kindesbeinen an. Er verstand aber auch, dass Sarah nun eine attraktive junge Frau war und nicht mehr die kleine Rotznase, mit den langen schwarzen Indianerzöpfen.

       »So, jetzt werde ich mich aber mal auf den Weg nach nebenan machen. Ich muss noch ein paar Unterlagen bearbeiten und in meine Kanzlei faxen.«, sagte Gab.

      Mittlerweile waren schon wieder drei Stunden vergangen.

       »Oh wie schade - Das müssen wir aber unbedingt mal wiederholen!«, sagte Sarah.

       »Das nächste Mal koche ich.«, sagte Gab.

       »Okay, Deal!«, erwiderte Sarah und Lucas nickte widerwillig zustimmend.

      Sie brachten ihn noch zur Tür und schauten ihm nach, wie er in seinem Haus verschwand.

       »Na das ist doch ein netter Kerl.«, sagte Sarah.

       »Na klar, wenn man auf kleine dicke Glatzköpfe steht.«, antwortete Lucas und grinste.

      Sarah gab ihm mit den Worten „Du Blödmann“ einen Boxhieb auf den Oberarm.

       »Sis, ich muss dir unbedingt etwas zeigen!«

      Lucas wurde ernst, nahm Sarah an die Hand und zog sie mit ins Wohnzimmer. Er nahm das Tagebuch vom Sofa und drückte es ihr zusammen mit dem Brief in die Hand.

       »Hier, das musst du dir unbedingt ansehen. Nana hat es mir mit diesem Brief hinterlassen und ich möchte von dir wissen, was du davon hältst.«

      Sarah legte das Tagebuch zurück auf den Tisch, nahm zuerst den Brief und las ihn. Anschließend wischte sie sich eine Träne von der Wange.

       »Sie war eine wunderbare Frau, Lucas. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen sie so lange für dich gehabt zu haben.«

      Sarah hatte, ebenso wie er, auch nicht so ein Glück was ein heiles Familienleben betraf. Ihr Vater war unbekannt und

      ihre Mutter verschwand eines Tages spurlos. Gerüchten zufolge schenkte sie ihre Liebe einem Zuhälter, der sie dann verschleppte, was aber wie gesagt, nur ein Gerücht war. Ihre überaus strenge Tante Betty zog sie alleine groß, denn es gab auch keinen “Onkel Betty“. Sie legte den Brief auf den Tisch und widmete sich nun intensiv dem Tagebuch.

       »Das ist ja ein tolles Tagebuch, aber ist das nicht eher was für Mädchen?«

      Sie schlug es auf und Lucas wurde kreidebleich. Alle Seiten waren leer. Sprachlos nahm er ihr das Tagebuch aus der Hand und blätterte es selbst noch einmal durch, doch nichts. Alles war weg, noch nicht einmal die Widmung war noch da. Lucas wurde blass und bemühte sich nun darum sich nichts anmerken zu lassen, dass sich alles um ihn herum zu drehen schien.

       »Und, willst du es benutzen?...«, fragte Sarah. »…Falls nicht, kannst du es gerne