19 Tage. Andy Klein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andy Klein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741811227
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Ich habe das Gefühl, dass Nana gleich die Treppe herunterkommt und mich begrüßt.«

      Lucas schluckte.

       »Komm, der Kaffee ist fertig.«

      Sie unterhielten sich den ganzen Abend lang. Lucas erzählte ihr von seiner Arbeit im Krankenhaus, wo er auf der chirurgischen Station arbeitete.

       »Wie sieht es denn jetzt bei dir aus, steht Paul noch zu seinem Wort?« fragte er schließlich.

      Paul Stone war ein mittlerweile schon älterer Herr mit einer kleinen Tierarztpraxis hier am Rande von Moonville.

      Er war ein liebenswürdiger Mann, der ihr, als sie die Stadt verließ, einen Job in seiner Praxis anbot, wenn sie ihr Studium erfolgreich zu Ende bringen würde.

       »Oh ja, ich bin ein echter Glückspilz. Paul braucht sogar dringend Unterstützung. Schon allein die Oldfield-Farm hält ihn ordentlich auf Trab. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste.«

      Lucas schaute sie an und war so unglaublich froh, dass sie wieder ganz in seiner Nähe war. Der Abend verging wie im Flug und als Sarah auf die Uhr sah, war es schon fast 23.00 Uhr.

       »Willst du nicht hier bleiben?«

       »Tante Betty wartet sicher noch auf mich. Wie wäre es mit Mittagessen, ich koch uns morgen was Leckeres, hier bei Dir.«

      Lucas war einverstanden und die Beiden verabredeten sich für den nächsten Tag, um 13.00 Uhr. Er war so glücklich, seine beste Freundin und Vertraute wieder in der Stadt zu haben. Er ging zum Kühlschrank, nahm eine Dose Bier heraus, ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen.

       »Autsch!«

      Lucas setzte sich genau auf das Tagebuch, mit dem er in der Nacht zuvor, eingeschlafen war. Er zog es hervor und ärgerte sich darüber, dass er vergessen hatte es Sarah zu zeigen. Mit einer Hand ließ er die Seiten durch seinen Daumen gleiten und da war noch der Umschlag mit dem Geld. Er nahm den Umschlag mit dem Geld heraus, um es zu zählen und bemerkte, dass er anscheinend das folgende beschriebene Blatt im Tagebuch übersehen haben musste.

      Liebes Tagebuch!

      Heute hat sich mein neuer Nachbar zum Essen eingeladen und er hat Sarah ganz schön angemacht. Er ist doch ein sehr merkwürdiger Typ. Sis kann noch immer nicht kochen, aber wir haben uns nichts anmerken lassen. Es war zwar ganz witzig, doch dieser Gab ist mir doch irgendwie unheimlich. Ich werde heute früher schlafen gehen müssen, denn morgen geht die Arbeit wieder los.

      Moonville, 18. März 2007

      Lucas schlug das Tagebuch zu.

       »Ruhig…, gaaanz ruhig..!«

      Er atmete tief durch. Dafür musste es doch eine rationale Erklärung geben. Klar, jemand war in das Haus geschlichen und erlaubte sich einen üblen Scherz mit ihm. Aber wer? Sein Körper war übersäht von Gänsehaut. Es musste jemand sein, der ihn gut kannte. Er schlug das Tagebuch wieder auf. Die Schrift! Die Schrift war wieder die seiner Großmutter. Kein Problem, die kann man fälschen, aber wer zum Teufel machte so etwas? Eigentlich war er sich absolut sicher, dass es gestern diese Seite noch nicht gab. Doch jetzt zweifelte er. Vielleicht hatte er die Seite doch übersehen. So sehr sich Lucas auch anstrengte, er konnte sich diesen Eintrag nicht erklären, er war doch nicht blöd. Gab war ja erst vor drei Tagen in das Haus nebenan eingezogen, wieso stand hier etwas über ihn im Tagebuch. Vielleicht wohnte er aber auch schon länger dort. Nein, der protzige rote Mercedes wäre ihm sicher ins Auge gefallen.

       »Jetzt drehst du völlig durch!«, sagte Lucas laut und griff nach der Flasche Kräuterschnaps, die vor ihm auf dem Wohnzimmertisch stand. Er setzte die Flasche an seinen Mund und ließ den letzten Rest auf Ex in seinen Rachen gleiten. Dann betrachtete er das Tagebuch noch einmal von allen Seiten. Er schlug es auf und las den ersten Eintrag nochmals durch. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er gestern bereits gelesen hatte, was er an diesem Tag erlebte.

      Mimi und ihr Kuchen, ihm war schlecht und er traf Sarah. Lucas stand auf und ging in die Küche. Er holte seine Zigaretten und die Flasche Jack Daniels, die ebenfalls Bestandteil seines Einkaufs war. Er ließ sich wieder in das Sofa fallen und trank den Whisky in vollen Zügen direkt aus der Flasche. Er nahm das Tagebuch in seine Hand.

       »Prost…, vielleicht kannst du mir ja mal die Lottozahlen aufschreiben!...«, sprach er zum Tagebuch und nahm wieder einen großen Schluck Whisky. »…Luci, du hast Halluzinationen…«

      Er schaute auf die Flasche und sah, dass er bereits in Rekordzeit die Hälfte der Falsche geleert hatte. »…Und jetzt bist du auch noch breit!«

      Er legte sich auf das Sofa. Jetzt bemerkte er, dass nicht nur seine Gedanken wie verrückt in seinem Kopf kreisten, sondern auch das Wohnzimmer. Morgen würde er Sarah das Tagebuch unbedingt zeigen, sie würde ihn schon nicht für verrückt halten, dachte er und schlief völlig betrunken ein.

      TAG 2

      Als der Durst und das dringende Verlangen sich seines Blaseninhaltes zu entleeren ihn am nächsten Morgen weckten, war die Sonne noch nicht aufgegangen. Nach seinem Besuch im Bad ging er in die Küche, öffnete den Kühlschrank und griff nach der Flasche Milch, die er kurz ansah, dann jedoch gleich wieder in den Kühlschrank zurückstellte. Stattdessen trank er lieber Leitungswasser direkt aus dem Hahn. Nachdem der erste Durst gestillt war, ging er zurück ins Wohnzimmer. Er ließ sich auf das Sofa fallen, nahm seine Zigaretten und zündete Eine an. Nachdenklich starrte er auf das Tagebuch, wollte es jedoch in dem Moment nicht in die Hand nehmen. Stattdessen griff er nach dem Umschlag mit dem Geld. Er zählte es und es war vielmehr darin, als er auf dem ersten Blick vermutete. 4700 Dollar hielt er in seinen Händen. Er legte das Geld beiseite und las noch einmal den Abschiedsbrief seiner Großmutter. Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Er lehnte sich zurück und atmete den letzten Zug aus seiner Zigarette tief ein. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Er schloss aber die Augen und ließ die Bilder der letzten Tage abermals an sich vorbei ziehen. Als er die Augen wieder öffnete, beäugelte er skeptisch das Tagebuch.

       »Was passiert hier?«

      Er nahm es in die Hände und las die beiden Einträge noch einmal. Wie war das bloß möglich? Misstrauisch schaute er sich die Widmung an. M.L. 1849. Die Initialen konnte er mit keinem der klassischen Dichter, den er kannte in Verbindung bringen und so sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich auch nicht daran erinnern das Tagebuch jemals in den Händen seiner Großmutter gesehen zu haben. Aber es musste ihr gehören, denn dass sie es ihm zusammen mit dem Brief hinterließ, stand für ihn außer Frage. Wie konnte es sein, dass seine Erlebnisse in dem Tagebuch standen, bevor sie überhaupt passierten? Lucas beschloss sich nun erst einmal unter die Dusche zu stellen, bevor er weiter versuchen würde, etwas aus seiner Sicht Unerklärliches zu erklären. Außerdem fühlte er sich doch ganz schön verkatert. Er blieb fast eine halbe Stunde in der Dusche und als er sie verließ, sah er, dass die Sonne gerade aufging. Langsam ging er hinunter in die Küche und räumte den Esstisch auf, während der Kaffee, der durch die Maschine lief, einen wunderbaren Duft verbreitete. Er hatte das erste Mal seit ein paar Tagen wirklich richtigen Hunger und schmierte sich ein dickes Käse-Schinken Sandwich. Er schaltete das kleine alte Radio ein und hörte den Oldie Sender, den seine Großmutter leidenschaftlich gerne hörte. Er erinnerte sich daran, wie sie immer mit Elvis im Duett sang. Er versuchte das Thema Tagebuch zu verdrängen, denn er kam mit seinen Gedanken sowieso keinen Schritt weiter. Sarah würde ihm schon dabei helfen eine plausible Erklärung dafür zu finden. Mit diesen Gedanken und Elvis mit Return to Sender im Hintergrund, aß er sein Sandwich und trank seinen Kaffee. Anschließend zog er sich an und begann damit im Wohnzimmer und in der Küche aufzuräumen.

      Er merkte erst wie schnell die Zeit verflogen war, als Sarah vor der Tür stand und klingelte.

       »Hey Sis, komm rein!«

       »Hier, ich wusste nicht, ob du was im Kühlschrank hast. Ich hab aus Tante Bettys Kühltruhe ein paar T-Bone Steaks mitgehen lassen.«

      Sarah kam herein, ging in die Küche und legte einen Gefrierbeutel mit 5 riesigen Steaks auf die Spüle.

       »Ich hoffe