„Puh, was für eine Gewitterziege!“
„Fahr hin und gib die Staatsmacht. Oder soll ich mitkommen? Mit dem Kram hier bin ich durch.“
Patrick überlegte: Taktik oder Ich-bin-schon-ein-großer-Bub?
Taktik. „Besser wär´s wohl…“
In der Katharinenstraße entdeckten sie den Reiseveranstalter vornehm im Vorderhaus, in der Beletage. „Ist das nicht Zweckentfremdung?“, überlegte Anne missmutig. „Wenn die uns dumm kommen, forsche ich da mal nach, dann kriegen die vielleicht wenigstens deshalb Ärger. Gibt doch eh so wenige Wohnungen, gerade hier!“
Auch das Firmenschild im ersten Stock machte einen durchaus noblen Eindruck, aber ob man daraus auf gut gehende Geschäfte schließen konnte, blieb noch abzuwarten.
Die Inhaberin, eine Frau Erika Mahler, entpuppte sich als die Frau, die Patrick am Telefon angemault hatte. Auch jetzt berief sie sich sofort auf den Datenschatz.
Anne zückte ihren Ausweis und spielte die Trumpfkarte aus: „Es handelt sich um einen Mordfall!“
„Ja, gut, aber deswegen haben unsere Kunden doch trotzdem Anspruch auf ihre Privatsphäre!“
„Es kann gut sein, dass diese spezielle Kundin tot ist, dann dürfte ihr das egal sein“, mischte Patrick sich ein.
„Und außerdem wollen wir nur wissen, für welche Reise genau Frau Peters sich angemeldet hat und ob sie diese Reise auch angetreten hat.“
Beleidigter Seufzer, aber immerhin zog Frau Mahler, ihre Tastatur näher zu sich heran. „Wenn´s sein muss…“
„Ja, es muss leider sein“, Anne zwang sich ein Lächeln ab.
„Also… unter Peters hab ich hier… Kairo, zwölfter November bis vierter Dezember – ach nein, das war 2016. Andalusien… 2017, ach, hier: Griechenland, Auf den Spuren Agamemnons, 22. September bis 16. Oktober. Heute haben wir den zweiten…“ Sie sah auf: „Und jetzt erst beklagt sich die Familie?“
Anne unterdrückte ihre Gereiztheit. „Sie dachten doch, Frau Peters sei auf dieser Reise! Hätten wir nicht eine verdächtige Leiche gefunden, würde sich immer noch keiner Gedanken machen. Also Auf den Spuren Agamemnons, schon klar. Ist sie auch wirklich dabei? Hat sie die Reise wenigstens angetreten?“
„Das steht hier nicht. Gezahlt hat sie aber, dann wird sie ja wohl unterwegs sein.“
„Sie sind die Chefin dieses Ladens?“
„Natürlich, warum?“
„Dann sollten Sie aber wissen, ob auch alle gebuchten Teilnehmer wirklich unterwegs sind. Und wenn nicht, dann stellen Sie das jetzt bitte fest. Notfalls rufen Sie den Reiseleiter an.“
„Wenn´s sein muss. Ich informiere Sie, wenn ich etwas erfahre.“
„Ich sagte jetzt.“ Anne wurde allmählich wirklich zornig.
Unlustiger Laut, aber die Dame griff zum Telefon. Anne und Patrick traten zwei Schritte zurück und Patrick murmelte: „Die Klitsche macht´s aber nicht mehr lang!“ Anne nickte gedankenvoll.
Offenbar hatte Frau Mahler tatsächlich jemanden erreicht, denn jetzt rief sie gut vernehmlich: „Was! Das ist doch… Saublöd….“ Dann hörte sie kurz zu und regte sich erneut auf: „Das darf doch nicht wahr sein! Such dir eine Alternative!“
Schließlich legte sie auf und sah die Kripobeamten verzweifelt an. „Das muss man sich mal vorstellen! Die Gräber von Agamemnon und seiner Frau sind gesperrt, schon seit zwei Monaten!“
„Tragisch“, kommentierte Patrick mit leicht zitternder Stimme. „Und das haben die vorher auch nicht angekündigt, was?“
„Wie denn? Wo denn?“
„Hat die Argolis denn keine Webseite? Eine Tourismus-Region?“, fragte Anne, während Patrick sein Smartphone zückte und nachsah.
Frau Mahler ärgerte sich stumm, bis Patrick rief: „Da hab ich´s ja! Auf Griechisch, gut, das würde mich jetzt auch überfordern, aber ich hab ja auch kein Reisebüro, gell? Auf Englisch, Französisch – und ach was! Auf Deutsch gibt´s das auch. Gräber müssen leider renoviert werden und die Archäologen suchen nach weiteren Erkenntnissen. Kann noch bis Ende 2018 dauern. Und da hat keiner nachgeschaut?“
„Na, hoffen Sie mal, dass sich die Reisenden nicht beschweren“, schloss Anne das ab. „Was ist jetzt mit Sigrid Peters?“
„Ach so, die ist nicht dabei.“
„Und niemand hat nachgefragt?“
„Bei wem denn? Nach Angehörigen fragen wir doch nicht, wenn eine erwachsene Frau eine Reise bucht. Der Hannes hat mal bei ihr angerufen, aber da ist keiner hingegangen.“
„Festnetz oder Handy?“
„Festnetz natürlich.“
„Wieso natürlich? Wenn sie zum Beispiel schon auf dem Weg zum Flughafen war oder im Krankenhaus, da wäre das Handy ja wohl nützlicher gewesen, meinen Sie nicht? Wann ist der Flug denn gegangen?“
„Neun Uhr fünfzig. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ Frau Mahler war eindeutig beleidigt.
„Im Moment nicht, vielen Dank.“ Anne und Patrick versuchten sich in süßem Lächeln, was Patrick erheblich besser gelang.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.