Bas Duch. Thomas Häring. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Häring
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738045819
Скачать книгу
kann jeder Idiot, wie Sie ja an diesem Kretin hier sehen können, aber stilvoll und intelligent kritisieren können nur die Wenigsten. Eine der Großartigsten aus dieser winzigen Minderheit bin ich, denn ich kritisiere mit Leidenschaft. Bereits als Kleinkind habe ich nur herumgenörgelt und war mit nichts und niemandem zufrieden, am wenigsten mit mir selber. Später in der Schule habe ich scharfzüngig den Unterricht aller Lehrer kritisiert und auch die meist miserable Kleidung meiner Schulkameraden habe ich nicht unkommentiert gelassen. Aus der Kirche bin ich öfter rausgeflogen, weil ich die Predigten des Pfarrers kritisiert habe oder mich über schlafende Kirchenbesucher lustig gemacht hatte. Selbstverständlich kritisiere ich auch meine Kritikerkollegen, nur ich selbst bin über jeden Zweifel erhaben. Und wenn ich sogar das beste Buch aller Zeiten vor mir haben würde, so wäre ich die Erste, die daran oder darin mindestens einen Kritikpunkt finden würde und sei es, daß ich das verschwommene Cover bekritteln würde, nachdem ich versehentlich meinen Kaffee über dem Buch ausgeschüttet hätte. Sie merken schon, ich bin ein äußerst liebenswürdiger Mensch und die Männer können gar nicht genug von meinen Kritiken kriegen, diese Masochisten. Ich schreibe am Ende jeder Beziehung meinem dann ehemaligen Lebensabschnittsgefährten eine flammende Kritik, mit der er sich daraufhin bei anderen Frauen bewirbt und meist auch genommen wird, denn die Frauen wissen normalerweise, daß ein Mann, den ich mal erwählt hatte, Einiges an Kritik aushält. So, jetzt bin ich aber doch tatsächlich abgeschwiffen, ein tolles Wort, nicht wahr, das habe ich selbst erfunden und nun wird es Zeit, Sie eindringlich davor zu warnen, dieses „Duch“ zu lesen. Bereits der Start ist gründlichst mißlungen und wer diesen Pseudoautor kennt, weiß, daß es nur noch schlimmer werden kann, denn sein Motto lautet ja bekanntlich: Dümmer und schlimmer geht’s immer. Bitte, holen Sie mich hier raus! Ihre Gitta.“

      Die bei Satanlagen kotzen

      „Der Ruf, der Ruf, der Ruf ist aus Feuer. Meiner zumindest. Ja, hey erst mal, ich bin der Fürst der Finsternis, heiße Luzifer, Satan, Teufel, Mephistopheles, Diabolus, Beelzebub, Leibhaftiger und so weiter und so fort, ich bin der zarteste Versucher seit es ewiges Leben gibt und mir ist heiß. Ich führe ein erfolgreiches Unternehmen in der Ewigkeit, es nennt sich Hölle, ich habe mich seinerzeit von der Mutterfirma abgespalten und meine eigene Firma gegründet. Wir haben hier bei uns hunderte Millionen von Kunden, die sich mehr oder weniger freiwillig dafür entschieden haben, ihre Ewigkeit in unseren unheiligen Hallen zu verbringen. Um Ihnen kurz unsere Leistungen und unseren Service vorzustellen: Wir braten und rösten, grillen und verheizen, kochen und dünsten, peitschen und federn, rädern und teeren, vierteilen und kreuzigen, verbrennen und ertränken, quälen und foltern, kurz gesagt: Wir machen alles, was den Leuten und uns Spaß macht. Wir sind das Vergnügungscenter der Ewigkeit, hier bei uns dürfen die Leute die Sau rauslassen, die dann umgehend von unseren Experten, den Hells Angels, also den Höllenengeln, zum Dämon ausgebildet wird. Wir sind für das Böse in der Ewigkeit und auf der Erde zuständig, wir unterstützen Diktatoren, Terroristen, Kapitalisten, Räuber, Mörder, Ehebrecher, Vergewaltiger, Rinderschänder und viele andere Bösmenschen. Wir expandieren laufend und können uns vor Neumitgliedern nicht mehr retten. Es ist schier unglaublich, wie böse die Menschheit in den letzten Jahrzehnten geworden ist. Eigentlich müßte ich mich darüber freuen, doch das Gegenteil ist der Fall. Mich widert das an. Jeder Hosenscheißer nennt sich heutzutage böse, alles verschwimmt im Ungefähren und vor lauter Mitläufern im Strom, gegen den niemand schwimmt, erkennt man die wirklich Bösen fast nicht mehr. Ich habe die Schnauze voll. In einer Welt, in der böse sein cool ist, will ich nicht mehr der Führer dieser Bösen sein. Das sind mir viel zu viele Schleimbeutel, Schreihälse und Doofköpfe, das ist nicht mein böses Volk. Mich haben immer schon die Durchtriebenen, die Hinterlistigen, die Trickser und Täuscher interessiert, nicht die Schläger und Brandstifter. Teufel sein ist echt ein geiler Job, Millionen Menschen beneiden mich darum und doch ist es so, daß ich immer öfter sehnsuchtsvoll an die Zeit zurückdenke, als ich noch ein kleiner Engel war, in der Himmlischen Chöre Schar. Klar, damals war ich noch ein absoluter Niemand, aber vielleicht war es gerade deswegen so schön. Na ja, wir werden sehen. Natürlich war und ist die Hölle eine großartige Einrichtung, doch in einer Zeit, in der die Menschen sich selbst die Hölle bereits auf Erden schaffen, verliert meine Firma hier in der Ewigkeit ihren Reiz und ihre Einmaligkeit. Andererseits bin ich hier der Boß, der absolute Alleinherrscher, das hat schon auch was. Na gut, genug herumüberlegt, jetzt heißt es erst mal: Augen zu und durch. Ich habe nämlich eine Wette verloren, die eigentlich unverlierbar gewesen war. Na ja und mein Wetteinsatz war mehr als gewagt, ich war mir leider einfach viel zu sicher gewesen. Bleibt nur zu hoffen, daß niemand etwas von der Sache mitbekommt, denn sonst ist mein Ruf echt voll im Arsch.“

      And I proudly present

      „Hallöchen, ich bin Gott. Bist Du etwa überrascht, daß ich eine Frau bin? Na sowas. Dabei hättest Du doch nur im Evangelium richtig lesen müssen. Da heißt es nämlich gleich zu Beginn: „Am Anfang war das Wort.“ Klar, daß Gott eine Frau sein muß, wenn am Anfang das Wort war, oder etwa nicht? Auf alle Fälle freue ich mich darüber, Dich auf diese Art und Weise zu erreichen, denn ich habe das Gefühl, daß Ihr Euch nicht mehr sonderlich für mich interessiert. Etwas Schlimmeres gibt es für eine Frau nicht. Bin ich etwa nicht mehr attraktiv genug? Zugegeben, ich bin nicht mehr die Jüngste, aber dafür war ich schon tausend Mal beim Liften. Nur wenn es darum geht, Schuldige zu finden, dann greift Ihr allzu gerne auf mich zurück. Tsunami, 11.September, Auschwitz, Hiroshima, Tschernobyl und so weiter: Warum läßt Gott das zu? So ein Scheißdreck, damit hab’ ich überhaupt nichts zu tun. Ich glaube, Ihr liebt mich nicht mehr, wenn Ihr mich je geliebt habt, was ich auch nicht sicher weiß. Ihr verspottet mich und tut so, als ob Ihr mich nicht brauchen würdet. Das ist in Ordnung, aber ein bißchen Bewunderung und Anbetung braucht doch jeder Gott, insbesondere ich. Ach ja, der Himmel war auch schon mal blauer, die Engel waren braver und die Toten waren lebendiger. Die guten alten Zeiten. Ich werde langsam depressiv und wenn es so weitergeht, bekomme ich bald meine Tage. In der Ewigkeit nichts Neues. Furchtbar langweilig hier oben, während in der Hölle ganz bestimmt der Punk abgeht. Ja, die da unten wissen wie man feiert. Bitte keine Mißverständnisse, es reicht schon, daß ich letztens nach einem milden Gerichtsurteil im Jüngsten Gericht zur Miss Verständnis gewählt worden bin. Ich freue mich über jede Frau und selbstverständlich noch viel mehr über jeden Mann, der freiwillig zu mir und meinen heterosexuellen Engeln in den Himmel kommt. Hier ist es natürlich viel schöner als in der Hölle, glaube ich zumindest, ich habe dort ja leider Hausverbot. Na ja, wenigstens habe ich die letzte Wette gewonnen und das heißt, daß bald mein geliebter Satan hier sein wird, um seine Wettschuld zu begleichen. Da werde ich mir noch schnell etwas Aufreizendes anziehen und mich frischmachen. So einen Besuch hat Frau auch als Gott schließlich nicht alle Tage. Gut, ansonsten möchte ich über die himmlischen Geheimnisse nicht zu viel ausplaudern, Du bekommst eh noch mehr als genug mit, schließlich geht die Geschichte ja erst los. Ich verlange nicht von Dir, daß Du in die Kirche gehst, das würde ich selbst ja auch nicht tun. So was Blödes, keine Priesterinnen erlauben, aber einen Gott anbeten, die eine Frau ist. Katholiken halt. Nein, ich wünsche mir nur, daß Du hin und wieder mal an mich denkst, denn ich werde von Euch mehr und mehr vergessen und das hat nichts mit der steigenden Zahl von Alzheimerpatienten zu tun.“

      So, liebe Leserin, lieber Laser, äh, Leser, das war also das Intro. Du kennst nun die Hauptfiguren dieser unglaublichen Geschichte und nachdem sich jene Dir vorgestellt haben, übernehme ich die Regie und entführe Dich in eine Welt, die aus drei Welten zu bestehen scheint und doch nur eine Welt ist.

      Wetten und Normen

      „Das war himmlisch“, seufzte Gott tief befriedigt und ließ sich auf eine Wolke fallen. „Das war die Hölle“, ächzte der Teufel total fertig. „Ach, Luzi, warum mußt Du denn alles schlecht machen? Dir hat es doch auch gefallen.“ „Du lügst und Du weißt, daß das mein Job ist. Ich bin ruiniert.“ „Hör auf mit dem Gejammer! Schließlich hattest Du unsere Wette verloren.“ „Wie konnte ich denn ahnen, daß Du den Spatzinger zum Papst wählen läßt, nur um mit mir Sex zu haben? Ich hatte gedacht, Dir läge noch was an der katholischen Kirche.“ „Papperlapapp! Was kümmert es mich, wer in meinem Namen irgendwelchen Unsinn verzapft? Hauptsache guter Sex.“ „Hör bitte auf damit! Diese Schmach, diese Schande! Ich als schwuler Teufel bin damit ein für allemal bei meinen homosexuellen Engelsbrüdern diskreditiert. Wie kann ich mich je wieder bei