Querverkehrt. Peter J. Gnad. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter J. Gnad
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844214369
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hab' ich 'ne kranke Mutter zu Hause, oder die Mafia zwingt mich, oder irgend sonst einen Scheiß. In Wahrheit wollte ich einfach schnell Geld machen. Und gegen Sex hab' ich noch nie irgendwelche Aversionen gehabt, tja und so kam halt eins zum anderen..."

      "Siehst Du, jetzt hast Du ganz freiwillig, ohne meine Frage, alles erzählt. Ich wollte eigentlich fragen, ob Du was zum Kiffen dabei hast, heute könnt' ich echt was brauchen davon."

      "Alles, was Du willst. Rauchzeug, oder vielleicht was 'Weißes' für die Nase, dann gäb's da noch 'Poppers' oder auch 'Rohies'... brauchst nur sagen."

      "Viellicht gleich alles auf einmal. Ich glaub' ich muss mich heute betäuben, um nicht zum Massenmörder zu mutieren... Heute ist so ein Tag."

      "Ich seh' schon, Dir geht’s richtig gut heute... Weißt Du was, fahren wir zu Dir, da können wir uns ja weiter unterhalten, in Ruhe volldröhnen, oder sonst was machen. Fahr' erst mal los. Ich muss weg hier, weg aus dieser Gegend."

      "Ach ja, ich bin Dir ja auch noch was schuldig... dreihundert waren es, ein Hunni kommt gleich, und der Rest zu Hause, okay?"

      "Ach, weißt du, du hast mir gestern soo geholfen… ich bin dir da schon noch was schuldig, das Geld will ich nicht, nicht von Dir !"

      Er startete den Wagen, fuhr gemächlich los, Sascha legte ihre Hand auf seinen Schenkel streichelte ihn leicht.

      "Du bist mein Retter. Ich bin die gute Fee, die Dir dafür dann ein paar Wünsche erfüllt, hab' ich doch versprochen, oder?"

      Rudolf grinste leicht schief in ihre Richtung, gab Gas, brauste durch die frühmorgendlich leeren Straßen.

      Sie waren wieder über den Hintereingang ins Haus gegangen. Die Uhr schlug sechs, als sich Rudolf endlich, mit geröteten, leicht glasigen Augen neben Sascha auf seinem Bett ausstreckte. Die Musik spielte dezent im Hintergrund, er hatte eine alte Langspielplatte von Gerry Mulligan aufgelegt, extra den Plattenspieler reaktiviert. "Night Lights", Saxophon mit samtenen Tönen. Frankie, sein Romanheld konnte das auch. Morgen wollte er weiterschreiben, an seinem Ding.

      Würzige Rauchschwaden schwebten wie Wolken im Raum, unbewegt im Licht der zwei Kerzen neben dem Bett. Es hätte fast romantisch sein können, wenn dem nicht ihrer beider Bewusstsein im Wege gestanden hätte. Als er sich dann auf den Bauch drehte, massierte sie sanft seinen Rücken, glitt dann mit ihren Händen weiter nach unten.

      "Schon mal 'ne Arschmassage bekommen - nein? - also dann, leg dich schon mal hin - get ready, here it comes."

      Ihre Finger gruben sich in sein weiches Fleisch, zuerst nur leicht, gewannen dann an Kraft, walkten sein Hinterteil durch, bezogen seine Schenkel und Lenden mit ein, endeten in einem fast schon unfühlbarem Streicheln. Rudolf hob sein vor Hitze gerötetes Gesicht, stöhnte genussvoll, fragte ob er ihr umgekehrt auch eine derartige Behandlung zukommen lassen solle, aber sie winkte ab, meinte, dass erst einmal er dran sei, dann könne man immer noch weitersehen.

      "Dann komm her, leg Dich einfach neben mich, lass uns einfach ein bisschen schmusen und streicheln. Nach mehr ist mir momentan ohnedies gar nicht zumute, ich bin ein bisschen daneben. Komm 'Löffelchen-Liegen'!"

      Sie küssten einander eine Weile, als Sascha sagte, dass er Glück habe. Normalerweise wäre Küssen in ihrem Metier ein absolutes Tabu, alles andere ja, nur Küssen wäre total verpönt.

      "Ich mag Dich... ich könnt' mich glatt verlieben in Dich, weißt Du das?"

      "Mmmh, jaa, das wäre gar nicht so übel... kannst es Dir ja noch überlegen, ob Du's nicht vielleicht doch noch tun willst..."

      Es war schon Mittag, als sie wieder erwachten, Sie lachten einander an, gingen gemeinsam unter die Dusche, wo alles gleich noch einmal von vorne begann. Nach einer Tasse Kaffe sah die Welt dann noch viel freundlicher aus, sie grinsten beide übers ganze Gesicht. Rudolf dachte an nichts Böses, als die Mittagsnachrichten im Radio eine Meldung brachten.

      "Der bei der Schießerei am Montag verletzte Kellner des Lokals 'Il Cacciatore' erlag heute Morgen im städtischen Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Wie schon berichtet war bei dem Vorfall bereits zwei der Beteiligten ums Leben gekommen. Die Polizei vermutet, dass es sich bei der Auseinandersetzung um zwei rivalisierende Mafiagruppierungen handle. Der vierte Beteiligte, der verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden war, hatte sich seiner Aussagepflicht durch Flucht entzogen. Die Fahndung nach dem als Zeugen gesuchten Taxifahrer verlief bisher ergebnislos. Hinweise bitte entweder an die Mordkommission oder an jede Polizeidienststelle zu richten."

      Rudolf drehte unwirsch das Radio ab. Sascha fragte, ob er von der Sache etwas mitbekommen habe, was Rudolf aber sofort eilig abwiegelte. Er sei zu dieser Zeit mit einem Jungbauern irgendwo im Umland "herumgegurkt", habe auch erst in den Nachrichten davon gehört. Er versuchte sein Gesicht so harmlos wie möglich aussehen zu lassen.

      "Deshalb hatte ich ja auch am Dienstag nicht kommen können, obwohl wir's doch so ausgemacht hatten."

      Sascha sah ihn lange und durchdringend an. Rudolf musste sich zusammennehmen, um nicht doch irgendeine verdächtige Reaktion zu zeigen, hatte sich dann aber relativ gut unter Kontrolle, als die nächste Frage kam.

      "Es soll ein bärtiger Typ gewesen sein, mit etwas längeren Haaren... hab ich aus'm Fernsehen... Außerdem munkelt man, dass derjenige wohl auch irgendwie in die Sache verwickelt sein soll... wieso hast du dir übrigens auf einmal den Bart abrasiert, ich hätte dich ja fast nicht erkannt, bist ja fast nackt, ohne deinen Pelz."

      "Ja, ich hab das auch so gehört, allerdings nur, dass man ihn eben als Zeugen sucht... der wird halt die Leute zu dem Lokal gefahren haben, was weiß ich. Außerdem rasiere ich mir meinen Bart zwischendurch immer wieder mal ab. Diesmal hab' ich es schon am Montag vormittags gemacht. Ich wollte ein glattes Gesicht haben... wenn ich Dich abholen komme... Kannst ja meinen Unternehmer fragen, der hat mich gesehen, Montagabend!"

      Er bluffte einfach so ins Blaue. Es war doch sehr unwahrscheinlich, dass sie tatsächlich in seiner Firma nachfragte. Und wenn sie es tat, dann war es ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie etwas ahnte und auf den Busch klopfen wollte. Aber er war sich bewusst, dass nun wieder ein Anflug von Paranoia aufgerissen hatte. Sascha machte keinerlei Anstalten das Thema weiter zu verfolgen, zog sich ohne Hast an, schminkte sich oberflächlich, betrachtete sich kritisch im Spiegel, verzog ihren Mund zu einem etwas schiefen Grinsen.

      "Ich schau' aus wie eine Hur'... was ja auch kein Wunder ist. Ich bin ja eine!"

      "Also für mich bist Du keine Hure, Du arbeitest höchstens in diesem Metier. Schau ich bin ja auch kein Taxifahrer, obwohl ich fast jede Nacht in so einer Scheißkiste sitze. Eine Bank zu überfallen wäre sicher irgendwie einfacher, aber ich glaube, ich hätte zu so was keine Nerven... Und von irgendwoher muss die Kohle ja kommen... Sonst könnte ich gleich unter die Hauptbrücke ziehen... oder vom Hochhaus springen, aber das bringt's ja wohl auch nicht, oder?"

      Sascha küsste ihn flüchtig auf die Nasenspitze, zog ihre rotes Lederjäckchen an, zwinkerte ihm zu.

      "Nein, das bringt's wirklich nicht. Bist schon in Ordnung, so wie Du bist. Nur das nächste Mal, wenn wir uns wiedertreffen, bist Du hoffentlich ein bisschen mehr ausgeschlafen... Ich könnt' nämlich ohne Weiteres 'ne ganze Menge mehr von Dir vertragen, o.k. ? Vierundzwanzig Stunden Marathon, oder noch besser, so was wie ein Sechstagerennen, hm?"

      "Und was würde Dein Macker sagen wenn Du erst nach 'ner Woche wieder auftauchst... und die in der "Mademoiselle-Bar?"

      "Ach weißt Du, Loddels gibt's wie Sand am Meer, ich schaff' im Allgemeinen eigentlich ganz gut an. Ich habe keinen "Macker" mehr, habe ich abgeschafft. Was glaubst du, wer der Mann im blauen BMW war. Im Ernst, du könntest mein neuer Beschützer werden... wie wär's ?"

      "Nnöö... ich glaube dazu tauge ich nicht. Ich mag mich nicht ständig mit irgendwelchen Wichsern herumschlagen müssen. Außerdem würde ich dann wahrscheinlich auch noch eifersüchtig auf jeden mit dem Du in die Kiste springen musst."

      "Du bist richtig süß, weißt Du das? Das hat mir noch keiner gesagt. Das wär' ja was, 'n Macker, der auf meine Freier eifersüchtig ist. Ganz was Neues. Sonst sagen die nur immer, ich soll gefälligst