›Was ist denn das?‹ sagte er, und wieder war er nahe daran, vor Staunen still zu stehen. ›Ich habe mich doch nicht so töricht benommen, daß ich wieder nach dem Vånsee zurückgekommen bin?‹
Aber der Wald, der zu dieser Zeit überall zugegen war, antwortete sogleich: ›Nein, du bist nicht nach dem Vånsee zurückgekommen. Dies ist der Idresee, der mit Wasser aus dem Sönderelf angefüllt ist. Das ist ein tüchtiger Elf. Er ist eben damit fertig geworden, den See zu machen, und ist nun dabei, sich einen Ablauf aus ihm zu schaffen.‹
Als der Storaa das hörte, sagte er sofort zu dem Walde: ›Du, der du überall vordringst, willst du nicht den Sönderelf grüßen und ihm sagen, der Storaa aus dem Vånsee sei gekommen. Falls er mich durch den See laufen lassen will, werde ich zum Dank den Elf mit mir an das Meer hinausnehmen. Du kannst ihm sagen, er brauche sich keine Sorge zu machen, wie er vorwärtskommen soll, das werde ich schon einrichten.‹
›Ich will deinen Vorschlag gern überbringen,‹ sagte der Wald, ›aber ich glaube nicht, daß der Sönderelf darauf eingeht, denn er ist ebenso mächtig wie du.‹
Aber am nächsten Tage konnte der Wald erzählen, daß der Sönderelf ebenfalls ermüdet sei, sich seinen Weg allein zu bahnen, und daß er bereit sei, sich mit dem Storaa zu vereinen.
Der Bach lief nun durch den See und fuhr dann fort, mit dem Wald und den Bergen zu kämpfen, so wie bisher.
Eine Weile ging alles gut, aber dann kam er in ein Gebirgstal, das war so fest verschlossen, daß er keinen Ausweg zu finden vermochte. Der Storaa lag da und schäumte vor Wut, und als der Wald hörte, wie rasend er war, sagte er: ›Nun ist es doch wohl aus mit dir!‹
›Aus mit mir?‹ sagte der Storaa. ›Nein, ich bin nur eifrig beschäftigt mit einer Großtat. Ich will versuchen, ob ich nicht ebensogut wie der Sönderelf einen See machen kann.‹
Und dann begann er, den Särnasee zu füllen, und das war die Arbeit eines ganzen Sommers. Allmählich, als das Wasser im See stieg, wurde der Storaa höher in die Höhe gehoben, und schließlich brach er sich einen Ausweg nach Süden zu.
Als er glücklich aus der Klemme herausgekommen war, hörte er eines Tages ein mächtiges Sausen und Brausen links von sich. Ein so mächtiges Brausen hatte er noch nie im Walde gehört, und er fragte gleich, was das sei.
Der Wald war wie gewöhnlich sogleich mit der Antwort bei der Hand: ›Das ist der Fjäteelf‹ sagte er. ›Kannst du hören, wie er braust und schäumt? Er ist auf dem Wege zum Meer hinaus.‹
›Falls du so weit reichst, daß dich der Elf hören kann,‹ sagte der Storaa, ›so grüße, bitte, den armseligen Elf und sage, der Storaa aus dem Vånsee erbiete sich, ihn mit an das Meer hinauszunehmen, aber unter der Bedingung, daß er meinen Namen annimmt und sich gehorsam in mein Flußbett legt.‹
›Ich kann doch nicht glauben, daß der Fjäteelf es aufgeben wird, die Reise auf eigene Hand zu machen‹ sagte der Wald. Am nächsten Tage aber mußte er zugestehen, daß auch der Fjäteelf müde sei, sich seinen eigenen Weg zu graben, und daß er sich bereit erkläre, sich mit dem Storaa zu vereinen.
Nun ging es beständig vorwärts mit dem Storaa. Er war freilich nicht so groß, wie man hätte erwarten sollen, da er so viele Hilfskräfte zu sich gezogen hatte. Aber stolz war er. Er schritt fast in lauter Wasserfällen dahin und mit mächtigem Dröhnen rief er alles zu sich heran, was im Walde buddelte und brauste, wenn es auch nichts weiter war als ein Frühlingsbach.
Eines Tages hörte er weit, weit nach Westen zu etwas brausen. Und als er den Wald fragte, wer das sei, erhielt er die Antwort, es sei der Fuluelf, der Wasser von dem Fuluberg aufnähme und bereits eine lange und breite Rinne gegraben habe.
Sobald der Storelf das erfuhr, entsandte er seinen gewohnten Gruß, und der Wald übernahm es wie gewöhnlich, ihn auszurichten. Am nächsten Tage kam er mit der Antwort vom Fuluelf. ›Sage dem Storaa,‹ hatte der Elf geantwortet, ›daß ich seine Hilfe durchaus nicht wünsche. Es hätte sich besser für mich als für den Storaa geziemt, einen solchen Gruß zu senden, da ich der mächtigere von uns beiden bin, und ich sicher zuerst an das Meer gelangen werde.‹
Kaum hatte der Storaa den Bescheid erhalten, als er seine Antwort schon bereit hatte. ›Willst du dem Fuluelf sofort bestellen,‹ sagte er zu dem Wald, ›daß ich ihn zum Kampf herausfordere. Hält er sich für mächtiger als mich, so muß er es beweisen, indem er mit mir um die Wette läuft. Wer zuerst ans Meer kommt, hat gewonnen.‹
Als der Fuluelf diesen Gruß bekam, antwortete er:
›Ich habe nichts mit dem Storaa auszustehen, und ich wäre meinen Weg am liebsten in Ruhe und Frieden gewandert. Aber ich kann auf soviel Hilfe von dem Fuluberg rechnen, daß es feige von mir sein würde, wenn ich die Herausforderung nicht annehmen wollte.‹
Und so begannen die beiden Ströme ihren Wettlauf. Sie brausten mit noch größerer Eile als bisher dahin, und hatten weder Sommer noch Winter Ruhe.
Aber es schien, als sollte der Storaa bereuen, daß er so verwegen gewesen und den Fuluelf herausgefordert hatte, denn ihm trat ein Hindernis in den Weg, das nahe daran war, ihm zu mächtig zu werden. Es war ein Berg, der ihm im Wege lag, so daß er nur durch einen engen Spalt weitergelangen konnte. Er machte sich ganz dünn und ging in reißenden Wasserfällen vor, aber er mußte viele Jahre feilen und bohren, bis er den Spalt zu einer einigermaßen breiten Rinne erweitert hatte.
Während all der Zeit fragte der Storaa den Wald mindestens alle halbe Jahre einmal, wie es dem Fuluelf ergehe.
›Dem Elf geht es so gut, wie man es ihm nur wünschen kann,‹ sagte der Wald. ›Er hat sich jetzt mit dem Görelf vereint, der das Wasser aus den norwegischen Bergen aufnimmt.‹
Ein anderes Mal, als der Storaa nach dem Elf fragte, antwortete der Wald: ›Um den brauchst du nicht besorgt zu sein, der hat den ganzen Hormundsee mitgenommen.‹ Aber auf den Hormundsee hatte der Storaa selbst gerechnet; und als er nun hörte, daß der mit dem Fuluelf gegangen war, wurde er so wütend, daß er sich endlich durch ›Trängslet‹ Bahn brach und so wild und schäumend dahinstürzte, daß er mehr Wald und Erde mit fortriß, als nötig gewesen wäre. Es war gerade Frühling, und er überschwemmte die ganze Gegend zwischen dem Hyckeberg und dem Väsaberg, und ehe er sich wieder beruhigte, hatte er die Gegend geschaffen, die das Elftal heißt.
›Ich möchte wohl wissen, was der Fuluelf hierzu sagt?‹ fragte der Storaa den Wald.
Der Fuluelf hatte währenddessen Transtrand und Lima ausgegraben, aber nun hatte er ziemlich lange vor dem Limed gestanden und nach einem Ausweg gesucht, da er nicht wagte, sich den steilen Berg dort hinabzustürzen. Als er aber erfuhr, daß sich der Storaa seinen Weg durch Trängslet gebrochen und das Elftal ausgegraben hatte, konnte er nicht länger stillstehen. Und dann warf er sich den Limedfoß hinab.
Das war ein mächtiger Sprung, aber der Elf kam wohlbehalten unten an, und nun geriet er wirklich in Eile. Er grub Malung und Tärna aus, und es gelang ihm, den Vanaa zu überreden, sich mit ihm zu vereinen, obwohl der ganze vierzehn Meilen lang war und auf eigene Hand den ganzen Vänjansee ausgegraben hatte.
Von Zeit zu Zeit horte er ein mächtiges Brausen.
›Jetzt, glaube ich, kann ich hören, daß sich der Storaa ins Meer stürzt.‹ sagte er.
›Nein,‹ erwiderte der Wald, ›wohl ist es der Storaa, den du hörst, aber bis ans Meer ist er noch nicht gelangt. Nun hat er den Orsasee und den Skattung mitbekommen, daher ist er so übermütig geworden, daß er sich vorgenommen hat, den ganzen Siljan zu füllen.
Das war eine erfreuliche Nachricht für den Fuluelf. Der dachte, wenn sich der Storaa erst in das Siljantal verirrt hat, so wird er dort eingeschlossen sein wie in einem Gefängnis. Und dann würde er schon vor dem Storaa ans Meer hinausgelangen.
Nun konnte der Fuluelf die Sache also etwas ruhiger ansehen. Im Frühling verrichtete er sein härtestes Stück Arbeit. Da stieg er hoch über Baumwipfel und Sandrücken empor, und wo er vorgegangen war, hinterließ er ein geräumtes Tal. So ging sein Weg von Särna