Lethal Vacation. Josephine Lessmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josephine Lessmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750267893
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was die Versorgung der Häuser bedarf.«

      »Das sind gar keine echten Bäume?!«, hakte Elmar sichtlich verblüfft nach.

      »Aber die Rinde … Die fühlte sich so echt an!«, warf Melanie überrascht dreinblickend ein.

      Aiden nickte mit stolzem Blick. »Es hat zwei Jahre gedauert, diese acht Unterkonstruktionen zu bauen. Detailgetreu war mir wichtig. Es ist nicht echt, aber es versprüht dennoch einen gewissen Charme.«

      »Was bekomme ich denn, wenn ich hier einchecke?«, erkundigte sich der Doktor neugierig.

      »Funktionierende Toiletten, warmes Wasser aus der Leitung, Strom. Ich hatte einen Shuttlebusservice um die Gäste zu den Attraktionen der Umgebung zu bringen«, erklärte er, während er sich noch einmal etwas zu Essen auf seinen Teller drapierte. »Ich habe ein ökologisches Klärsystem installiert und beziehe den Strom von den Solarflächen. Außerdem stelle ich den besten Apfelsaft in der Umgebung her. Meine Plantage ist nicht weit weg. Und frische Eier gibt es fast täglich!«

      »Und in diesen Zeiten sind die Mauern das Beste, was uns passieren konnte«, warf Bryan ein, der sich ebenfalls Nachschlag aus dem Topf nahm.

      Die anderen nickten ihm zustimmend zu.

      »Da der Plan, sie nach Albany zu bringen, fehlschlug, würden wir gern hierbleiben, bis wir eine Lösung gefunden haben«, bat Railey.

      »Ihr seid herzlich willkommen«, lächelte sein alter Freund und sah jeden einzelnen an.

      »Wir können die anderen Baumhäuser fertig bauen«, schlug Sebastian vor. »Und Gemüse anpflanzen … Wie richtige Farmer.«

      »Bald kommt der Winter und die sind recht kalt und Schneereich. Aber für das nächste Jahr können wir uns das vornehmen«, wiegelte Aiden ab. »Bevor wir anfangen, die Häuser fertig zu bauen, sollten wir uns um die Vorräte kümmern. Die meisten Leute sind nach Albany und den anderen Evakuierungszentren gegangen. Es gibt noch genug Lebensmittel im Ort. Das sollte als erstes angegriffen werden …«, schlug er indessen vor.

      Die anderen brauchten nicht lange über seine Worte nachzudenken und nickten ihm zustimmend zu. »Alles andere ist in der Nähe, beziehungsweise im Lager. Ich habe sogar die Möbel für die neuen Häuser hier. Hat mich ein Vermögen gekostet«, schwelgte er in Gedanken und seufzte erneut. »Hier im Hauptgebäude befindet sich im ersten Obergeschoss meine Wohnung. Ihr könnt auch dort schlafen, wenn es an Platz mangelt …«

      Rupert und Thomas erhoben sogleich die Hände und nickten ihm zu.

      »Wenn wir hierbleiben, sind die Mauern auch sicher?«, wisperte Ava verängstigt Aiden entgegen.

      »Die Mauern sind drei Meter hoch«, erwiderte er.

      »Wir müssen das Tor blickdicht machen, damit die Infizierten uns nicht mitbekommen«, erwiderte Railey mit strategischem Blick. »Die Schießübungen, die wir gemacht haben, müssen ausreichen.«

      »Was ist eigentlich in Albany passiert?«, erkundigte sich Thomas schließlich und stellte die Frage, die jedem im Kopf herumschwirrte.

      Aiden überlegte einen Moment und begann zu reden. »Der Plan, die Touristen nach Europa zu bringen, war ein Fehler … Auch die Bewohner der umliegenden Städte kamen. Sie wollten einfach nur weg.« Bekümmert hielt er inne. »Die Docks wurden überrannt, Albany wurde überrannt. Die Army setzte Napalm ein und brannte alles nieder … Zu viele Menschen auf engstem Raum waren ein gefundenes Fressen für den Virus. Im Nu verwandelten sich die Toten und griffen die Schutzlosen an. Selbst das Militär konnte da nicht viel ändern. Ihr solltet die Evakuierungszentren meiden. Dort sind die meisten Toten eingepfercht«, empfahl Aiden und untermauerte es mit einem eindringlichen Nicken.

      Seufzend sahen sie sich an und waren innerlich froh, dass sie zu spät kamen.

      All die Menschen, die aus Hoffnung dort hinkamen und gestorben sind. Nur gut, dass wir zu spät kamen., dachte Ivy betrübt und Sebastian, der ihre Gedanken förmlich erriet, nahm liebevoll ihre Hand.

      »Wir sollten uns vielleicht alle in unsere Betten legen und die erste ruhige Nacht genießen«, schlug Rupert vor, erhob sich und watschelte zur Tür. »Ich hole meine Sachen aus dem Haus.«

      »Ich denke oft an die Menschen, die in den Zentren waren«, klagte Aiden nachdenklich. »Schiffe, die bereits abgelegt hatten, wurden versenkt, weil sich Passagiere verwandelten … Es gab keine Überlebenden. Alle sind mit den Schiffen untergegangen …«

      »Gibt es noch andere Menschen, die hier in der Gegend leben?«, wollte Jerome wissen, aber Aiden schüttelte stumm den Kopf. »Wir sollten vielleicht vorsorgen und am Eingang Wachtürme aufbauen. Solch ein Ort könnte vielleicht auch für andere interessant werden.«

      »So etwas muss richtig geplant werden«, unterbrach Railey ihn und blickte ihn mit kritischen Augen an.

      »Aber bitte erst morgen«, erwiderte Melanie, schob den Stuhl nach hinten und streckte ihren schmerzenden Rücken. »Ich danke dir für das Essen, Aiden. Ich möchte einfach nur schlafen und mal an keine Toten denken.«

      *

      Auch Ivy und Sebastian verschwanden in ihrem Häuschen. Lediglich in Unterwäsche gekleidet, wackelten sie die Treppe empor. Erleichtert aufstöhnend ließen sich beide in das Bett fallen.

      So muss es sich anfühlen, wenn man auf einer Wolke liegt!, dachte Ivy und genoss die weiche Matratze unter ihrem geschundenen Rücken. Und innerlich erwartete sie, dass das Bett sich genauso ruckelnd hin und her bewegte, wie es im Bus der Fall war. Nur tat es dies nicht. Erschöpft sah sie Sebastian an und begann zu grinsen.

      »Das ist seit langem ein Lächeln, was nicht gequält aussieht«, schwärmte er und gab ihr einen Kuss. »Vielleicht sollten wir diesen ersten Abend besonders genießen.« Schelmisch zuckte er mit den Augenbrauen.

      Ivy schmunzelte und rückte näher an ihn heran. »Nein. Ich bin einfach nur kaputt, aber glücklich mal nicht mit allen in einem Raum zu schlafen. Und das Bett bewegt sich auch nicht. Du kannst mich in den nächsten Tagen gern nochmal fragen.«

      Sie gaben sich einen langen, innigen Kuss, bevor Ivy ihm den Rücken zu wandte.

      Er schüttelte lächelnd den Kopf und kuschelte sich an sie.

      Sie hielt den Tschechen fest im Arm und schlief völlig erschöpft zügig ein.

      ***

      Kapitel 3

      Poughkeepsie, Baumhaushotel

      7.Oktober 2012, 9:30 Uhr

      Sie richteten sich in den folgenden Tagen die Baumhäuser ein und fuhren mit Aidens Auto in die Stadt um Lebensmittel und Kleidung für den kommenden Winter zu besorgen. Es war ein komisches Gefühl in die Läden zu gehen, ohne gleich von aufdringlichen Verkäufern bedrängt zu werden. Stattdessen mussten sie darauf gefasst sein, dass hungrige Infizierte hinter jeder Ecke stehen könnten, die ihnen ihre stinkenden Hände in die Bäuche schlagen würden. Angst begleitete sie jeden Tag. Sie saß ihnen regelrecht auf den Schultern und flüsterte tückische Gedanken in ihre Köpfe, die sie nachdenklich werden ließ.

      Was würde passieren, wenn eine Horde die Gegend überrennen würde, so wie damals am Bus? Würden die Mauern standhalten? Welche Möglichkeiten würden sich ihnen bieten, nach Hause zu kommen? Wird es überhaupt einen Weg geben? Gibt es noch andere Gruppen, die eventuell ein Auge auf das Areal geworfen haben?

      Eine gewisse Art von Paranoia entwickelte sich in ihren Köpfen.

      Der anfängliche innere Konflikt, die Kreaturen zu töten, die einst Menschen waren, verblaste allmählich. Es wurde zu einer Art Normalität die wenigen Infizierten, die ihren Weg kreuzten zu erledigen, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

      Sie füllten das Lager mit Holz und trafen bereits Vorbereitungen für den geplanten Anbau im Frühling. Ein Teil der Grünfläche wurde umgegraben und für den Ackerbau vorbereitet.

      Mit den Baumaterialien im Lager konnten sie zwei Baumhäuser fertigstellen und beziehen. Rupert