Kurz darauf war ihr die Frau in Weiß erschienen und hatte ihr erklärt, dass dies ein Blick in eine mögliche Zukunft gewesen war. Sie würde diese aber verhindern können, wenn sie innerhalb von zwei Tagen mit Jarihm de Los Cuervos, dem vierte Mann, der sie im Gasthof zum Betrunkenen Elf ansprechen würde, zur Höhle im Schatten des gigantischen Baums nördlich von Tchiyo kommen würde. Danach war sie schweißgebadet auf ihrer Pritsche in der Kaserne in der Königsstadt aufgewacht, in der sie am Vortag mit ihren Kollegen angekommen war, um ihren Urlaub anzutreten. Vastor, der direkt neben ihr geschlafen hatte, war ihr geschockter Zustand aufgefallen, und sie hatte ihm von dem Traum erzählt. Auch wenn er ihr nicht hundertprozentig geglaubt hatte, hatte er doch zugesagt, ihr zu helfen. Nachdem sie auch Iklop eingeweiht hatten, war dieser ausgezogen und hatte Erkundigungen über Jarihm de Los Cuervos eingeholt. Sie hatten erfahren, dass er öfters einen privaten Raum im ersten Stock des Gasthofs zum Betrunkenen Elf, bewohnte und dass er sich auch gerne in diesem Gasthof aufhielt. Vastor hatte sich das Tierblut besorgt und Iklop hatte bereits untertags den Raum im ersten Stock untersucht. Er hatte von den links an der Wand angebrachten Schwertern erzählt und sie hatten einen genauen Plan für den inszenierten Angriff geschmiedet. Im Schatten einer Seitengasse hatten sie dann auf die Ankunft Jarihms gewartet, und nachdem Sucaría sich in die Gaststätte begeben hatte, waren die beiden Elitisten in den Privatraum geschlichen und hatten auf die Zwei gewartet. Der Plan war perfekt aufgegangen. Sucaría bemerkte, dass sie schon einige Minuten da stand und über das Erlebte nachdachte. Delphi stand mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht neben ihr und wartete geduldig.
»Ja, solche Zukunftsvisionen können einen richtig einnehmen. Es gibt in der Geschichte der Orakel einige, die mit dieser Bürde nicht fertig geworden und dadurch dem Wahnsinn anheimgefallen sind.« Sucaría blickte sie entsetzt an. »Aber dir droht das natürlich nicht. Nein, du hast einen anderen Auftrag. Du musst in den Südwesten Sekoyas reisen. In Seestadt gibt es eine Forschungsstätte, die sich unter anderem mit einer ganz besonderen Mischung an Substanzen beschäftigt, mit teils durchschlagendem Erfolg.« Wieder lächelte das Orakel, so als ob es einen Witz gemacht hätte, den nur es selbst verstand.
»Du musst große Mengen dieser Mischung in die Festung Wehrenstein bringen. Du weißt, wo diese liegt.«
Die Schildmaid nickte nachdenklich. Vor Jahren hatte sie mehrere Manöver in eben jener Festung gehabt. Sie lag mit einer Seite am großen Salzsee Yuho und galt als uneinnehmbar. Sie war der letzte Zufluchtsort der Königsfamilie in den Zeiten der großen Unruhen gewesen und wurde seit dem von der königlichen Armee mit großem Aufwand in Stand gehalten.
»Hast du alles verstanden?«, wollte Delphi von ihr wissen.
»Ja, aber ich habe noch so viele Fragen. Was ist das für eine Mischung? Wird man sie mir einfach so geben? Und wofür benötigt sie die Festung Wehrenstein überhaupt?«
»Ich würde dir gerne alles genau erklären, aber ich fürchte, die Zeit drängt. Du wirst das Nötigste schon selbst herausfinden. Außerdem könnten zu viele Informationen deine Handlungen in den entscheidenden Momenten falsch beeinflussen. Sagen wir einfach, dass ich genügend Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten habe. Geh jetzt, und vergiss nicht, dass Eile geboten ist.«
»Aber…«
»Soll ich wirklich noch weiter mit dir plaudern, oder soll ich nicht lieber dafür sorgen, dass dein Missverständnis mit Jarihm geklärt wird?«
Ein großer Kloß formte sich im Hals der Schildmaid.
»Was hast du mit ihm vor?«
»Wie bei dir, ist auch sein Beitrag von elementarer Wichtigkeit. Also lass mich jetzt beginnen.«
Voller Fragen schritt Sucaría aus der Höhle, während hinter ihr Delphi ein seltsames Lied anstimmte.
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