Männerphantasien - Erxotic (erotische exotische Geschichten). Yupag Chinasky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Yupag Chinasky
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783746728766
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„Den Finger brauchen wir nicht. Den werfen wir weg. Also, was ist?“

      Er schwitzt noch stärker. Streift den Ring ab, wirft ihn auf den Boden. Er rutscht ein Stück, dann hat ihn der Kleine mit seinem Fuß gestoppt und bückt sich nach ihm. Jetzt scheinen die beiden zufrieden zu sein. Der Hagere hat das Messer wieder in der Hose verstaut. Der Kleine betrachtet kurzsichtig den Ring mit dem großen Siegel aus nächster Nähe. Als nichts weiter geschieht, hebt der Mann sein nasses T-Shirt auf und streift es über. Dann schlüpft in die Stiefel, bindet sie zu und steht auf. Auf dem Weg zur Tür muss er an dem Hageren auf dem Stuhl vorbei. Der packt ihn unvermittelt am Arm und hält ihn fest. „Kein Wort zu niemandem! Kein Wort zu den Bullen, sonst geht es dir dreckig. Verdammt dreckig. Klar?“ Er befreit sich unwillig, nickt, geht in den Flur, zur Haustür, ergreift die Klinke, da schreit der Kleine „Halt!“ Er zögert, dreht sich um. „Die Hose runter! Hast du nicht gehört? Die Hose runter.“ „Scheiße“, denkt er und ist versucht, die Tür aufzureißen und einfach wegzurennen. Doch da ist der Kleine schon bei ihm und drängt ihn zurück in das Schlafzimmer. Der Hagere zieht wieder das Messer aus der Tasche und öffnet es, provozierend langsam. Der Kleine steht nun hinter ihm und löst seinen Gürtel, streift die Hose nach unten. „Na also!“, schreit er, als er die Gurttasche am Oberschenkel sieht. Der Hagere hält dem Kleinen das Messer hin. Er nimmt es und schneidet den Gurt entzwei. Dann durchwühlt er gierig die braune Ledertasche und wirft den Inhalt auf das Bett. Geldscheine, eine Kreditkarte, ein Führerschein, ein Pass. Die beiden Gangster lachen. „Gebt mir wenigstens den Pass“, sagt der Bestohlene tonlos. Der Hagere hört sehr plötzlich mit dem Lachen auf und schaut ihn böse an. „Den Pass? Nachdem du uns reinlegen wolltest? Das war das erste und letzte Mal, dass du uns reinlegen wolltest, du Arschloch, du dumme Sau. Kapiert? Komm her! Los komm her.“ Er zieht die Hose wieder hoch, der Kleine drängt ihn an den Tisch. „Leg die Hand auf den Tisch.“ „Warum, was soll der Scheiß?“ „Die Fragen stellen wir, nicht du.“ Und schon hat der Kleine seine Hand ergriffen und presst sie, die Finger auseinandergezogen, auf die Tischplatte. Der Hagere wippt sein Messer, dann fängt er an, erst langsam, dann immer schneller, zuletzt in einem Affenzacken, die Klinge zwischen den Fingern auf die Platte zu hämmern. Von links nach rechts, von rechts nach links. Am Schluss, ganz am Schluss seiner makellosen Vorstellung, schneidet er mit einer gezielten, gekonnten, vielfach erprobten Bewegung die Kuppe des kleinen Fingers ab. Der Kleine lässt die Hand los. Der Schnitt tut nicht einmal weh, blutet aber stark. Er wird bleich, hält sich mit beiden Händen an der Tischkante fest und meint, kotzen zu müssen. „Und jetzt hau ab, du Versager! Hau ab aus der Stadt und lass dich hier ja nie mehr blicken. Sei froh, dass wir dich laufen lassen.“ Der Hagere schaut ihn eindringlich an, mit stechenden, brutalen, erbarmungslosen Augen. Seine Stimme ist unterkühlt, heiser, gnadenlos. Diesen Blick und diese Stimme würde er sein Leben lang nicht mehr vergessen. Das war keine leere Drohung, dessen ist er sich sicher, als er auf die Straße wankt, die Zunge auf den immer noch blutenden kleinen Finger gepresst.

       Der Kontakt

      Asshole Spyder ärgerte sich, wenn man ihn so nannte. Aber er konnte es selten verhindern. Lieber war ihm Spyder, nur Spyder, wie Spinne, aber mit y. Ja, er war die Spinne, die geduldig in ihrem Netz saß und wartete und wartete und im entscheidenden Moment zuschlug. Aber Asshole? Nein, ein Arschloch war er nicht. Er war doch clever, ein cleverer Junge. Nun ja, eigentlich auch kein Junge mehr, mit Mitte vierzig, aber immer noch klein und drahtig, mit dünnen Haaren, die von Jahr zu Jahr spärlicher wurden und einem leicht verschlagenen Gesichtsausdruck. Seine Qualitäten wurden ständig missachtet. Er war nun mal ein Underdog, allenfalls geduldet, selbst von seinen wenigen Freunden. Dabei war er ein Mann, den man brauchen konnte, jedenfalls manchmal, denn er hatte unbestritten eine Eigenschaft, die anderen fehlte. Er besaß telepathische Fähigkeiten. Er konnte mit Leuten reden, die nicht da waren. Er konnte ihnen etwas mitteilen, sie fragen, sie warnen. Das klappte nicht immer und nicht mit jedem, aber oft genug, um seine Dienste für ein paar mickerige Dollar anbieten zu können. Nun könnte man sagen, was soll diese Eigenschaft im Zeitalter von Handys und Internet? Es war mehr, als nur Telepathie, sie hatte auch einen leicht hellseherischen Touch. Er erhielt manche Informationen einfach schneller als andere und sie waren oft zuverlässiger. Die Fähigkeit reichte bei Weitem nicht für die Vorhersage der richtigen Lottozahlen oder des richtigen Blatts beim Poker, aber den einen oder anderen Vorteil erlangte er dennoch. Nun hätte man meinen sollen, dass ein Mann mit dieser Gabe mehr aus seinem Leben machen könnte. Aber die Vorteile wurden leider von einer Fülle menschlicher und charakterlicher Nachteile mehr als ausgeglichen und so hatte er es letztlich nur dazu gebracht, in Kneipen herumzuhängen, zu lauschen was andere sagten, zu beobachten was andere taten, all die Informationen zu sammeln und auszuwerten und Gelegenheiten zu suchen, sein Wissen zu verhökern und damit etwas Geld zu verdienen. Um sein schmales, unregelmäßiges Einkommen aufzubessern, normale Arbeit kam für ihn nicht infrage, übernahm er hin und wieder einen illegalen Detektivjob. Vor allem Frauen, die ihre Männer in Verdacht hatten, fremd zu gehen, heuerten Spyder für einen Bruchteil dessen an, was sie einem Detektiv mit Lizenz hätten bezahlen müssen. Wenn er Erfolg hatte, empfahlen sie ihn ihren Freundinnen weiter. Wenn er jedoch herausfand, dass sich ihr Mann nur in Spielhöllen, aber nicht mit anderen Weibern herumtrieb, redeten sie ihn schlecht. Wegen dieser Schnüffelarbeit bekam er immer wieder mit den etablierten Detektivkollegen Ärger, die ihm zusetzten und natürlich auch mit den Überwachten und den Überführten, wenn die erfuhren, wer sie enttarnt und ihre kleinen Geheimnisse gelüftet hatte. Und eine weitere Gefahr begleitete Spyder latent. Es ließ sich nun mal nicht vermeiden, dass er bei der Ausübung seiner Tätigkeiten auch mit Kriminellen und Gangstern in Konflikt kam und ihre Kreise störte. Aber meistens ließen sie ihn in Ruhe, weil sie manchmal selbst seine Dienste in Anspruch nahmen. Das allein war der Grund, dass er bis jetzt überlebt hatte und nicht schon längst Opfer eines ungeklärten Unfalls geworden war oder auf andere Weise diese Welt verlassen hatte. Spyder war jedenfalls gut vernetzt und gut informiert, er kannte Gott und die Welt und sein Berufsrisiko war es nun mal, mit der Gefahr zu leben und sich irgendwie durchzuschlagen.

      Spyder verbrachte die Tage bevorzugt in Cafés und billigen Lokalen, wenn er nicht in der öffentlichen Bibliothek stundenlang im Internet surfe. Die nächtlichen Einsatzorte waren Bars und Spielstuben und allerlei Spelunken. Jeder Ort war ihm recht, an dem er Informationen sammeln konnte und der ihn von seinem schäbigen Zimmer fernhielt. Er saß dann stundenlang vor einem Whisky oder einem Bier, lauschte, beobachtete, merkte sich alles, was ihm wichtig erschien, vergaß selbst das scheinbar Unwichtige nicht. Sein Gedächtnis war legendär und seine Kombinationsgabe ebenfalls.

      Einen halben Tag lang hatte er im Kings Club, einem dieser Billiglokale mit überdimensioniertem Flachfernseher und ärmlicher Kundschaft, diesen rätselhaften Typ beobachtet, der nicht in die Umgebung passen wollte. Nicht nur, weil er ihn hier noch nie gesehen hatte, sein Äußeres und vor allem sein Gesichtsausdruck, zeigten, dass er nicht von hier war und das war verdächtig. Wer kam schon freiwillig hierher und verbrachte Stunden in dieser mickrigen Kneipe? Hatte er nichts Besseres zu tun? Zudem machte er einen ziemlich verzweifelten Eindruck und starrte immer wieder auf einen großen, weißen Verband am kleinen Finger seiner rechten Hand. Als er ihn am nächsten Tag wieder sah, wieder stundenlang vor einem halb vollen Glas vor sich hin brüten, konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln. Er schlängelte sich an den Tisch des Fremden, fragte, ob der Platz neben ihm noch frei sei, und begann ein joviales Gespräch. Der Angesprochene sah erst überrascht auf, schien dann aber ganz froh zu sein, einen Gesprächspartner, besser gesagt einen Zuhörer gefunden zu haben und es dauerte nicht lange, bis Spyder alles wusste, was er wissen wollte. Er hörte sich die Geschichte von der Nutte und den beiden Gangstern an, von dem Verlust des Geldes, der Kreditkarten und des Passes und, am allerschlimmsten, den der Fingerkuppe. Er erfuhr, dass der Fremde am liebsten sofort abgereist wäre, obwohl er gerade erst angekommen war, dass er aber bleiben musste, um sich neues Geld und einen Passersatz zu beschaffen. Es dauere nun mal, bis die Banküberweisung eintreffe und das Konsulat hatte ihm dringend empfohlen, hier zu bleiben, um den Ersatzpass in Empfang zu nehmen. Er sei sehr froh, dass man ihm sein Zimmer gelassen und ihm sogar ein paar Dollar geliehen habe. Dann jammerte er, wie sehr er durch das Ereignis traumatisiert sei und sich kaum noch auf die Straße traue und sich nur noch in der Nähe des Hotels aufhalten könne. Das sei besonders ärgerlich, weil er so seine kostbare Zeit nutzlos