Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle. Daniel Sigmanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Sigmanek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844267891
Скачать книгу
und wollten ihren Weg fortsetzen.

      Das Tier jedoch hatte sie gewittert. Es war ein besonders großes Exemplar, und begann, sich langsam zu erheben, ließ zuerst ein leises Knurren vernehmen, und stürzte sich dann auf Tengal. Dessen Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen und flog meterweit davon. Die Wucht des Aufpralls auf den Waldboden trieb ihm die Luft aus den Lungen. Regan schlug derweil mit seinem Morgenstern nach dem Tier, dieses wich mit spielerischer Leichtigkeit aus, biss dem Goblin das Handgelenk durch, woraufhin dieser vor Schmerzen auf den Boden sank, und griff nun Baako an. Dieser konnte sich mit einem gewagten Sprung vor dem tödlichen Gebiss des Ungetüms in Sicherheit bringen und stach ihm sein Schwert in die Seite. Das Tier brüllte, und warf sich schließlich, die Waffe mit sich reißend, dem Aonarier entgegen. Völlig überrascht prallte dieser, einen halben Salto vollführend, gegen einen Baum am Rand der Lichtung und blieb bewusstlos liegen. Spiffi hatte währenddessen mehrmals versucht, einen Pfeil auf das Tier abzuschießen, dieses war allerdings viel zu schnell und entging dem tödlichen Geschoss ein ums andere Mal. Es stürmte nun auf den Schützen zu, der bei einem Fluchtversuch (wie könnte es auch anders sein) über eine Bodenranke gestolpert war. Der Tiger stieß seine messerscharfen Zähne in das Bein des Unglücklichen. Dieser erlitt einen solchen Schock, dass er nicht einmal aufschrie. Die drei Verbliebenen versuchten, ihn vor weiteren Attacken des schwarzen Ungetüms zu retten, und stürzten sich auf den Angreifer, der nun endlich von Spiffi abließ und sich zu den anderen umdrehte. Tado schmetterte ihm seinen letzten Stein ans linke Auge, was dem Tier zwar Schmerzen bereitete, es aber noch wütender machte. Mit einem unendlich tiefen Knurren sprang es auf ihn zu, entwaffnete dabei Grook und Etos und versetzte Tado einen solchen Stoß, dass dieser mehrere Meter über die Lichtung flog und dicht bei Baako liegen blieb. Die beiden verbliebenen Aonarier hatten derweil ihre Schwerter wieder ergriffen und schienen dem Ungetüm ernsthaft die Stirn bieten zu können. Dieser Trugschluss währte allerdings nur wenige Sekunden, Grook brach schon unter Schmerzen zusammen und auch Etos stürzte bald darauf zu Boden. Das riesige Tier fletschte die Zähne. Es ist aus..., schoss es Tado durch den Kopf. In diesem Moment jedoch bemerkte er einen breiten Ast neben sich. Unter Aufbietung seiner letzten Kraft stemmte er die gut vier Meter lange und zwanzig Zentimeter breite Keule in die Höhe und schleppte sich die wenigen Schritte zum Tiger, der gerade dazu ansetzte, Etos die Kehle durchzubeißen. ...aber für dich! Mit diesem Gedanken schmetterte er den Ast zielgerichtet auf den Kopf des Tieres nieder. Dessen Schädel zerbrach unter dem gigantischen Gewicht und der leblose Körper krachte auf die Lichtung. Der König der Aonarier hatte sich rechtzeitig zur Seite rollen können und wurde nicht unter dem Tiger begraben.

      Erst eine halbe Stunde nach diesem ungleichen Kampf waren die Sieben wieder zum Weitergehen bereit. Spiffi und Regan hatte sich mit dem Wasser aus der Quelle des Lebens geheilt, und Baako erwachte aus seiner Ohnmacht.

      Sie verließen die Lichtung und marschierten weiter durch den Wald. Es wurde immer dunkler und nebliger, ein grauer Schleier ließ die Bäume verhüllt erscheinen, und Tado hatte lange keinen Boden mehr gesehen, als das Dämmerlicht wieder heller wurde und sich vor ihnen ein sumpfiger Bach auftat. Flankiert von Nebelschwaden, war dieser Tümpel frei von jeglichem Schleier.

      „Von nun an beginnt der unangenehme Teil unseres Weges“, meinte Etos. „Wir brauchen ein Floß.“

      „Meint ihr etwa, wir sollen über den Fluss fahren?“, fragte Regan ungläubig. „Ja. Der Nebel wird links und rechts dichter, irgendwann werden wir gar nichts mehr sehen können. Es ist unsere einzige Chance, lebend aus diesem Wald zu kommen.“

      Nach diesen Worten fingen die Sieben dann doch an, Holz zu sammeln und es zu einem Floß zusammenzubinden. Die Dunkelheit schlug ihnen schwer aufs Gemüt.

      „Jedes Unwetter ist freundlicher als dieser Ort“, meinte Spiffi, kurz bevor sie das Wasserfahrzeug vollendeten. Es sah weder stabil noch besonders einladend aus, und Platz gab es auf den harten Ästen auch nicht viel. Nichtsdestotrotz schoben sie das Floß ins Wasser und nahmen vorsichtig darauf Platz. Zuvor hatten sie Ruder angefertigt, allerdings taten sie sich schwer, ihr Gefährt in dem sumpfigen Untergrund zu bewegen. Bald jedoch wurde das Wasser klarer, und sie kamen schneller voran.

      „Wie weit ist es noch?“, fragte Tado, als die Abendsonne ihre blassen Strahlen durch die Baumkronen schickte und die Blätter golden färbte.

      Etos besah sich einen Moment lang die Nebelschwaden, die nach wie vor, wenn auch nicht mehr so undurchdringlich, in dem Dickicht zu beiden Seiten in der Luft hingen, und antwortete schließlich: „Wir werden wohl diese Nacht noch im Wald verbringen müssen. Morgen Mittag sollten wir ihn aber spätestens verlassen haben.“

      Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber sein Blick richtete sich plötzlich auf die Wasseroberfläche einen Meter vor ihnen. Kleine, kreisförmige Wellen brachten eine sanfte Bewegung in den stillen Bachlauf. Tado ahnte Schlimmes, als drei Augenpaare auftauchten und zu ihnen hinüber sahen. Schließlich ragten ebenso viele Köpfe aus dem Wasser, und er wusste, zu welchem Körper sie gehörten. Es waren Sumpfkrokodile, und äußerst aggressive dazu. Tado erinnerte sich nur ungern an seine erste Begegnung mit einer dieser Kreaturen.

      Spiffi legte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens, zielte auf das mittlere Exemplar und ließ ihn fliegen. Ein leichtes Krachen war zu hören, als das Geschoss die dicken Schuppen der Krokodilhaut durchbohrte und sich tief ins Fleisch grub. Leider traf Spiffi nicht so, wie er es sich erhofft hatte, und verletzte das Tier nur an der Schulter, was es überhaupt nicht zu kümmern schien. Die drei Krokodile bewegten sich keinen Zentimeter, und die Gefährten steuerten immer weiter auf sie zu, an Land gehen konnten sie nicht (und selbst wenn, hätten die Tiere sie eingeholt, bevor sie auch nur einen Fuß vom Floß nehmen könnten) und zudem besaß der Fluss mittlerweile eine kleine Strömung, sodass sie selbst dann fuhren, wenn sie nicht ruderten. So blickten die Gefährten einige Sekunden in gierig leuchtende Augen, die beständig näher kamen. Schließlich waren die Sumpfkrokodile in Angriffsreichweite. Baako stieß einem der Tiere das Schwert zwischen die Augen. Es vermochte jedoch kaum den Schuppenpanzer zu durchdringen, und hinterließ nur eine kleine Schramme. Ein Krokodil hatte derweil nach Regan geschnappt, verfehlte ihn aber und biss eine kleine Ecke des Floßes ab. Ein anderes Reptil zerstörte zwei Ruder bei dem Versuch, auf das Wassergefährt zu springen. Spiffi ließ endlich einen weiteren Pfeil fliegen, diesmal traf er das Tier zwischen die Augen. Es schlug einige Sekunden um sich, rettete sich schließlich in einen kleinen Nebenarm des Flusses und verschwand im Nebel. Doch wahrscheinlich würde es an der schweren Verletzung sterben. Die beiden anderen Sumpfkrokodile schienen bemerkt zu haben, was mit ihrem Artgenossen geschehen war. Sie folgten, sehr zur Verwunderung Tados, dem verletzten Tier.

      Die Sieben konnten ihre Fahrt wieder aufnehmen. Allerdings währte auch diese erfreuliche Tatsache nur wenige Momente, da sie sich bald in einem regelrechten Wald aus riesenhaften Schilfpflanzen wiederfanden, den zu durchdringen sie alle Mühe hatten. Erschwerend kam hinzu, dass der Fluss einen Bogen nach rechts beschrieb, um sofort mit einer scharfen Linkskurve fortzufahren. Einmal versuchten Grook und Etos, sowie Tado und Spiffi, das Floß an den Schilfblättern vorwärts zu ziehen. Dies misslang allerdings, da die Pflanzen mit messerscharfen, gezackten Blatträndern ausgestattet waren, es handelte sich um Westgordonischen Rissschilf.

      Zum Glück kamen sie bald wieder in weniger überwucherte Gewässer, und der Nebel zu beiden Seiten im Wald klarte auf, zwar kaum sichtbar, aber immerhin ein klein wenig.

      Eine ganze Stunde trieben sie auf ihrem Floß dahin, aßen irgendwann, kurz bevor die Sonne gänzlich untergegangen war, Abendbrot. Regan machte den Vorschlag, die Nacht lieber an Land zu verbringen, um den in der Nacht fast unsichtbaren Sumpfkrokodilen aus dem Weg zu gehen, und zu Tados Überraschung begrüßte Etos diese Idee.

      Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Baumwipfeln, und mit der Nacht brach auch die Kälte über den Tümpelwald herein. Die Sieben steuerten ihr Floß gen Ufer, was nicht allzu schwer war, denn der Bach maß noch immer keine fünf Meter in der Breite. Sie suchten sich eine von Bäumen, Gebüsch und Steinen geschützte Stelle zum Schlafen und schlugen ihr Nachtlager auf. Tado übernahm die letzte Wache, die mochte er am liebsten, da er so bis zum Morgen durchschlafen konnte. Etos stellte seine Sanduhr zur Verfügung, und bald darauf herrschte Schweigen im Wald...

      Ein Schatten erhob sich