Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3. Jörn Kolder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörn Kolder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844273458
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sich als er auf die Suche ging. Da er eine ganze Weile erfolglos blieb staute sich in ihm Ärger auf und dieser Zustand war oftmals der Vorbote eines spastischen Anfalls. Als Maik Becher den Behälter endlich an der Kippbratpfanne entdeckte war er schon ziemlich auf Brass und griff nach dem Salzbehälter, um diesen im gleichen Moment wild zuckend in der Luft direkt über der Bratpfanne zu bewegen. So blieb es nicht aus, dass etliche Salzladungen auf dem Fleisch landeten und auch in den Bratensaft eintauchten. Becher bekam davon nichts mit, denn er hatte genug mit seinem Anfall zu tun, und als dieser abflaute ging er zielstrebig zu seinen Suppentöpfen zurück. Frieder Bergmann passierte mit dem Küchenleiter gerade eine mächtige Rührmaschine in der offensichtlich Kartoffeln zermahlen wurden.

      „Das wird der Kartoffelbrei, handgemacht und mit Milch, kein Zeug aus der Tüte“ erklärte Hoffmann stolz.

      „Übrigens“ fuhr er fort „Sie wollten doch mal mit mir tauschen, jetzt haben Sie die Gelegenheit dazu. Schütten Sie die Milch aus der Kanne hinein.“

      Frieder Bergmann konnte jetzt nicht kneifen und so packte er die Kanne, sie war furchtbar schwer und mit Mühe bekam er sie hoch, dann wuchte er diese sich selbst weit vorbeugend über die Maschine und ließ die Milch hineinlaufen. Unglücklicherweise nahm der Kugelschreiber aus seiner Hemdentasche den gleichen Weg und verschwand ungesehen unter der wirbelnden Masse, um ebenfalls zerstückelt zu werden. Keuchend setzte Frieder Bergmann die nunmehr leere Kanne ab und ging mit Hoffmann weiter.

      „Das Rotkraut“ sagte der Küchenleiter und wischte mit einem Lappen den Rand des großen Kessels sauber „keine Fertigware, von uns mit Äpfeln und Speck verfeinert, ganz lecker.“

      Den Lappen hängte er wieder auf den Rand des Kessels.

      Bergmann verkniff sich kosten zu wollen und ging schnell weiter, ansonsten würde ihn Hoffmann sicher wieder für irgendeine Arbeit einspannen. Im Abgang beförderte er mit seinem wehenden Küchenkittel den Lappen in das Rotkraut. Dieser nahm sofort die Farbe des Krautes an und fiel somit in dem Kessel nicht weiter auf. Aufatmend erreichte Frieder Bergmann einen kleinen separaten Raum, im dem bereits zwei Gedecke aufgetragen waren. Hoffmann rief etwas in die Küche und nahm ebenfalls Platz. Frieder Bergmann sagte:

      „Sie haben Ihren Laden gut im Griff mein lieber Herr Hoffmann. Ich bin gespannt, was Sie und Ihre Leute heute gezaubert haben.“

      „Lassen Sie sich überraschen“ sagte Hoffmann lässig.

      Einer der Mitarbeiter zeigte sich mit einem verstörten Gesicht in der Tür des Raumes und winkte Hoffmann nach draußen, dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr. Der Küchenleiter erbleichte, schien sich dann aber zusammen zu reißen und kam zu Bergmann zurück.

      „Was nicht in Ordnung“ wollte dieser wissen.

      „Es sind da, es sind da, nun ja ..“ stammelte Hoffmann.

      „Na was denn“ forschte Frieder Bergmann nach „so erklären Sie sich doch, ich bin doch kein Unmensch falls was schief gegangen sein sollte.“

      „Es sind Fremdkörper in den Speisen gefunden worden, und zwar haben sie die Mittagsgäste gefunden“ presste Hoffmann hervor.

      „Wie kann denn so etwas passieren“ fuhr Frieder Bergmann auf „ich verlange eine Erklärung“ brüllte er den fassungslosen Hoffmann an.

      „Ich werde die Sache selber untersuchen, Sie bleiben hier unten, möglicherweise würden die Leute ihre Wut an Ihnen auslassen“ sagte er noch und stürmte aus der Küche.

      Frieder Bergmann sah eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal als Anwalt seiner Mitarbeiter zu profilieren und als er den Speisesaal noch mit dem Küchenkittel bekleidet betrat vernahm er aufgeregtes Stimmengewirr. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und verschaffte sich Gehör, es wurde still.

      „Bitte berichten Sie mir von dem Vorfall, ich bin entsetzt, was hier passiert ist. Aber bitte einzeln und der Reihe nach.“

      „Also ich habe in meinem Essen ein Stück noch lesbares Papier gefunden, irgendwas mit „Hausb…““ begann ein Mitarbeiter aus dem Referat III, „ich auch“ sagte einer aus dem Referat V, „bei mir war ein Metallstück im Kartoffelbrei“ ein anderer, „ich hatte Stoff im Rotkraut“ und „ich habe auch einen Metallrest gefunden“ und „das Fleisch war total versalzen.“

      Bergmann kombinierte messerscharf. Man wollte die Mitarbeiter seiner Behörde mit psychologischen Mitteln unter Druck setzen um sie so von ihrem Erfolgskurs abzubringen, eine andere Erklärung gab es für ihn nicht. Aber wer sollte so etwas tun? Sicher hatte er genug Neider, seitdem die Zeitungen regelmäßig sein Amt lobend erwähnten, aber wer ging schon so weit? Egal, er musste tätig werden und hatte eine geniale Idee, wie er selbst fand.

      „Hören Sie bitte zu“ rief er den erbosten Mitarbeitern zu „bitte suchen Sie in Ihren Essenportionen nach Fremdkörpern und legen sie diese auf dieses Tablett hier. Ich beauftrage die Küche alle weiteren Speisen unter die Lupe zu nehmen und werde die Fundstücke persönlich zusammenfügen, nur so kann ich den Täter überführen. Ich selbst als Amtsleiter bin mir dafür nicht zu schade wenn es um das Wohl meiner Mitarbeiter geht. Natürlich werde ich Sie sofort informieren, sobald ein Ergebnis vorliegt. Möglicherweise muss ich die Kripo oder die Stasiunterlagenbehörde einschalten, die sollen ja große Erfahrungen beim Zusammenpuzzeln haben. Verlassen Sie sich auf mich, ich werde Bericht geben.“

      Zustimmende Worte wurden laut, dann begannen die Leute eifrig zu suchen und nach und nach wuchs der Berg der Fundstücke auf dem Tablett an. Als alle fertig waren eilte Frieder Bergmann in die Küche und der sichtlich geknickte Hoffmann übergab ihm eine kleine Schüssel, in der die Funde aus den Kesseln und Pfannen gesammelt worden waren.

      Voller Tatendrang ging Frieder Bergmann in sein Büro, ließ sich von Frau Ludwig ein großes Blatt Papier geben und breitete dieses auf dem Couchtisch auf, dann borgte er sich bei ihr noch eine Pinzette aus, die Frau Ludwig eigentlich zum Zurechtzupfen ihrer Wimpern verwendete.

      „Ich möchte nicht gestört werden“ legte er noch fest, dann ging er ans Werk.

      Zuerst sortierte er die Teile nach Papier, Metall und Stoffresten. Sicher war es am einfachsten, mit dem Papier zu beginnen. Er sah einige Fragmente mit noch lesbarer Schrift und staunte über die Ähnlichkeit mit seiner Handschrift. Ein Komplott redete er sich sorgenvoll ein, sogar meine Handschrift ist perfekt nachgeahmt worden, hier waren Profis am Werk. Dann nahm er diejenigen mit den noch am besten zu lesenden Stellen und platzierte sie nebeneinander. Er beschriftete sie jeweils mit „Teil“.

      Teil 1: Hausb

      Teil 2: ellen

      Teil 3: ackb

      Teil 4: nrufen

      Teil 5: ord nicht re

      Teil 6: oot

      Was sollte T 1 bedeuten? Hausb…? Hausbau? T 1 und T 6 schienen von der Form her zueinander zu passen. Bergmann fügte die beiden Teile zusammen.

      Ihm gefror das Blut in den Adern, denn jetzt war ganz klar „Hausboot“ zu lesen. Wussten die Intriganten womit er sich beschäftigte, war seine Internetverbindung angezapft worden, spionierte man ihn aus? Mit zitternden Händen puzzelte er weiter, T 5 passte an T 3. „ackbord nicht re“? Frieder Bergmann zermarterte sich das Hirn über diesen Satzfetzen, wie immer er es auch drehte, das ergab keinen Sinn. „ackbord“, was sollte das sein? Dann durchzuckte es ihn, „Backbord nicht rechts“ musste es heißen, diese Notiz stammte zweifelsfrei von ihm selbst, sie war als Gedächtnisstütze gedacht gewesen, da er sich partout nicht merken konnte, welche Seite Backbord oder Steuerbord bedeutete. Schockiert über diese Erkenntnis gab auch T 4 in Verbindung mit T 2 jetzt keine Rätsel mehr auf, „nrufen“ und „ellen“ hatte er eigenhändig vermerkt, allerdings als „Vermieter anrufen und Boot bestellen“. Langsam keimte in Frieder Bergmann der Verdacht auf, dass diese Fragmente in irgendeiner Beziehung zu seinem Notizbuch stehen mussten, und als er an die Brusttasche seines Hemdes klopfte stellte er fest, dass dieses genauso wie der Kugelschreiber verschwunden war. Aufgeregt beschäftigte er sich mit den Metallfragmenten und nach kurzer Zeit hatte