Bin in Afghanistan. Peter J. Gnad. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter J. Gnad
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844220858
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iss ja interessant, keine offenen Fußflächen, seltsam… aber, okay, kein Problem, nur mit meinem Kreuz habe ich Schwierigkeiten, ich bin es nicht gewohnt, lange so zu sitzen."

      "Das kommt schon noch… mach nur weiter so, in ein, oder zwei Wochen spürst du da nichts mehr !"

      "Kann ich mir gut vorstellen, wahrscheinlich weil mein Rücken inzwischen wohl abgebrochen, einsam verstorben ist !"

      "Nein, es ist erwiesenermaßen viel gesünder so zu sitzen, deine Rückenmuskulatur muss nur erst wieder gestärkt werden, dann ist alles gut… auch für später… Ist dir schon einmal aufgefallen, dass Afghanen keine Probleme mit Bandscheiben haben ?"

      "Ist das so… nee, weiß ich nicht… hmmm, ist vielleicht wirklich einen Idee für mein geplagtes Kreuz !"

      Berge von Früchten, Äpfel, Melonen ,Trauben und sogar kleine Bananen waren dabei. Felsberg stürzte sich auf darauf, er hatte das brennende Gefühl Vitamine zu sich nehmen zu müssen.

      Später gingen sie alle hinaus, vor die Tür, versammelten sich wieder, unter dem vorstehenden Dach, das zusätzlich noch ein großer Baum überschattete, Teppiche und Matratzen, samt Polster, bildeten eine einzige große Lagerfläche. Nach einer neuerlichen Runde Tee, einigem Geplänkel, verloren sich aber nach und nach die meisten der Anwesenden. Übrig blieben dann nur noch der Oberst, sein Sohn und sein Onkel, zusätzlich zu Mirwais und Felsberg.

      Ein Angestellter brachte einen Schuhkarton, Marke "Panama Jack", er musste schwer sein, bog sich förmlich vor Gewicht.

      Oberst Nahim öffnete lässig den Karton, griff hinein und holte einen Stein hervor, zeigte zuerst nur seine Hinterseite, ein scheinbar ganz normaler Stein.

      Aber dann kam die andere Seite des Steins zur Ansicht und… da wuchs ein wunderschöner, tiefgrüner Kristall aus dem Grau hervor. Ein reiner Smaragd von bemerkenswertem Ausmaß.

      Felsberg nahm das Stück, drehte es in seinen Händen, hielt die Spitze des sichtbaren Smaragdes gegen die Sonne, versuchte hindurchzusehen. Ein kurzer Befehl des Hausherren, einige Sekunden später hielt Felsberg eine Lupe in Händen und untersuchte den Stein genauer. Es waren keinerlei Einschlüsse zu sehen, der Stein schien "lupenrein" zu sein, stellte somit ein kleines Vermögen dar.

      Mirwais grinste Felsberg an, hörte seinem Freund Nahim zu, übersetzte für ihn.

      "Ich hab's dir doch gesagt... und du kennst die Geschichte ja schon - voriges Jahr hat man hier einen riesengroßen Edelstein gefunden… er hat sechs Millionen Dollar eingebracht, zwei Millionen für den Arbeiter, der ihn gefunden hat und vier Millionen für den Auftraggeber, den Herrn des Arbeiters… wir sind an seinem Haus vorübergekommen, hast du es gesehen ?"

      "Jaa… sehr schön… aber was hat es da mit einem 'Auftraggeber' auf sich, wie funktioniert das ?"

      Mirwais sprach kurz mit dem Oberst, der lächelnd einen Schwall von Worten losließ, bevor Mirwais neuerlich übersetzte.

      "Ein Arbeiter wird, von einem beliebigen 'Arbeitgeber' angestellt, er soll auf den Berg gehen und für seinen 'Arbeitgeber' nach Edelsteinen graben, auch im Winter und da oben auf fünftausend Meter wird es bitter kalt… ob er etwas findet oder nicht, er bekommt seinen Monatslohn, von seinem 'Herrn', etwa dreißig bis fünfzig Dollar pro Monat !"

      "Und wenn er was findet, wie ist es dann ?"

      "Je nachdem was sonst vereinbart wurde, meistens irgendwelche prozentualen Anteile… in dem geschilderten Fall war es sieben zu drei, also etwas mehr als zwei Drittel für den 'Arbeitgeber', der Arbeiter bekam etwa ein Drittel !"

      Felsberg sah den Berg hinauf, der da unmittelbar vor ihnen in die Höhe wuchs, er war wirklich ein ausgesprochen schön geformter Berg, als wolle er schon von Weitem anzeigen, dass er ein ganz besonderer Berg war.

      "Hat es einen Sinn da selbst hinaufzuklettern und nach solchen Steinchen zu suchen ?"

      Mirwais lächelte nachsichtig, übersetzte Felsbergs Frage für die anderen Anwesenden, sie lächelten etwas schief, gaben keine Antwort.

      "Das wäre vollkommen unmöglich, man ließe dich auch gar nicht… du musst wissen, die Edelsteine sind eine Art Versicherung für die Panjshiris - im Krieg haben sie größtenteils mit dem Erlös der Steine ihre 'Armee' finanziert. Nun da Frieden eingekehrt ist, will man verständlicherweise, natürlich auch, erstmalig privat, an den Vorkommen verdienen !"

      "Was würde passieren, wenn ich da rauf gehe ?"

      "Man würde dich runterholen… so oder so !"

      "Aber man könnte vielleicht irgendeinen 'Deal' mit ihnen machen… beispielsweise, vielleicht einige Steine auf Kommission mitnehmen und versuchen sie in Europa, oder weiß der Geier, wo… zu verkaufen !"

      "Du triffst den Nagel auf den Kopf, das ist es ja gerade was sie suchen - einen verlässlichen Partner… Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht, würden nicht jedermann so ein Angebot machen, aber - du bist mit mir und mir vertrauen sie, ich bin einer von ihnen !"

      "Du scheinst ja wirklich eine Größe hier zu sein, so wie sie dir zu Füßen liegen!"

      Mirwais lächelte, beugte sich zu Oberst Nahim, sprach zu ihm mit gedämpfter Stimme. Sie nickten einander zu, beiderseitiges Einvernehmen signalisierend. Während Felsbergs Aufmerksamkeit sich auf einige Neuankömmlinge richtete. Ein kleiner Trupp Reiter kam auf das Anwesen zu, drei bewaffnete Männer und, zu Felsbergs großer Verwunderung, waren auch zwei Frauen darunter, was sich aber erst nach dem sie abgestiegen waren, herausstellte.

      Es musste Mutter und Tochter sein, sie sahen einander sehr ähnlich. Sie kamen auf die im Schatten sitzenden Männer zu, begrüßten sie einzeln, mit festem Griff. Sie blickte Felsberg prüfend ins Gesicht, lächelte ihn an und sprach mit angenehmer weicher Stimme, in makellosem Englisch.

      "Hallo und Willkommen in meinem Haus… Ich hoffe, sie haben einen angenehmen Aufenthalt, hier bei uns… Ich freue mich sehr, dass sie hier sind !"

      Mirwais wurde lang und heftig umarmt, sie sprachen leise miteinander, tauschten Höflichkeiten aus.

      Die Tochter, ein bildschönes Wesen aus einer anderen Welt, verzauberte Felsberg in einem einzigen Augenblick, nämlich in dem Moment, als sie ihm direkt in die Augen sah und ihn anlächelte. Er spürte wie ihm ein leichter Schauer den Rücken hinunterlief, ihre Stimme war weich wie Samt, in einem liebkosenden Ton, sie sprach ebenfalls englisch.

      "Sie haben gute Augen… mit vielen Lachfalten herum, sie lachen gern… und viel, das finde ich schön !"

      Felsberg lächelte etwas verschämt, senkte seinen Blick, stammelte irgendeine Antwort, wollte sich für das Kompliment bedanken, kam aber zu keinem brauchbaren Ergebnis.

      Das Mädchen, denn um ein solches handelte es sich, nein, es war vielmehr bereits eine junge Frau, die da nun neben ihrem Vater und ihrer Muter Platz nahm. Felsberg war wie gebannt, schüttelte seinen Kopf, schlug sich, zu aller Anwesenden Erheiterung, mit der flachen Hand ins Gesicht, schüttelte seinen Kopf, um wieder klar zu sehen.

      "Verzeihen sie, aber sie sind beide so schön, ich bin vollkommen hin und weg… ich möchte hiermit sofort und unbedingt um die Hand ihrer Tochter anhalten !!"

      "Mein Herr !" lachte die Tochter, konnte kaum weitersprechen, prustete los, "Ich bin bereits vergeben… und außerdem… sind sie mir viel zu alt !"

      Alle lachten, man hatte Felsbergs Scherz wohl verstanden, und natürlich wusste auch er, dass dies in Afghanistan nicht so einfach ging, hatte außerdem ohnedies nicht im Ernst die Absicht zu heiraten, wen auch immer.

      Ihr Name war Raudaba, einer Figur aus des berühmten Dichter Ferdausis persischen Heldenepos "Shah Nameh" nachbenannt. Und sie entsprach durchaus den alten Schilderungen, eine stolze, selbstbewusste junge Frau. Aber Felsberg wunderte sich dennoch, dass in diesem strengen Afghanistan auch solcherart Frauen zu finden waren. Denn sonst sah man nicht viel von der holden Weiblichkeit des Landes, die Burqa, der sackförmige Überwurf, den alle Frauen, laut alten Überlieferungen tragen sollten, zu ihrem eigenen Schutz, verhüllte einfach alles,