Grüwig das Buch. Gabriela Beyeler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriela Beyeler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844200102
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jeweils mit unseren Brettern den Hang hinunter, denn gleich neben unserem Haus stand Opas Pony-Skilift. Das machte echt Spass. Einmal sah ich, wie sich ein kleines Mädchen ihr Bein brach, nur weil ihre Grosseltern, im Camping beherbergt, unbedingt wollten, dass ihr Enkelkind Ski lernte. Der Opa rief ihr unten am Hügelchen zu: „Fahr endlich!“ Das Mädchen, durch Angst völlig verkrampft, unterzog sich dem psychischen Druck und stiess mit den Skistöcken leicht ab, fuhr drei bis vier Meter, flog in Zeitlupentempo in den Schnee und heulte. Ihr Grossvater lief hoch und schaute was da war. Das Mädchen blieb eisern liegen und ihr Grossvater wollte ihr beim schmerzenden Bein den Skischuh ausziehen. Mein Opa kam hinzu und intervenierte energisch, erklärte mit aller Deutlichkeit, dass man nie am Unfallort den Skischuh entfernen dürfe. Er holte einen Schnee-Bob und eilte mit dem Mädchen zum Arzt. Ich erfuhr, was sich schon vor Ort bestätigte, dass sie ihr Bein gebrochen hatte. Meine Mutter wusste, wenn Susanne in die Ferien kam, brauchten wir viel, viel mehr zu trinken „Harrassweise“. Weil meine Freundin bei sich zu Hause einzig Milch, Tee und im Herbst Apfelsaft genoss, waren „Coca Cola“, „Orangina“, „Rivella“, „Grapefruit“ und so weiter, eine geliebte Abwechslung. Mit Susanne erlebte ich so einiges. Nachdem wir die Fernsehsendung „Akte XY“ gebildschirmt hatten. Getraute sie sich nicht mehr nach Hause. Meine Mutter und ich begleiteten sie ein grosses Stück. Ein andermal wollten wir in einen Wohnwagen einbrechen, der zum Überwintern in der „Sonne“ eingestellt wurde. Der Grund dafür war, dass es immer tolle Sachen darin gab, wie Spiele zum Beispiel. Wir versuchten es schliesslich über die Dachluke, doch ich konnte diese nicht aushängen und so blieb die Öffnung zu klein um einsteigen zu können. Wir waren so frustriert, dass ich auf die Idee kam, ich könnte eine Flüssigkeit die in der Nähe in einem weissen grossen Behälter war, einfach durch die Luke in den Wohnwagen leeren. Keine Ahnung was das für ein Mittel war. Gesagt, getan und als wir uns dann davon machten, sagte ich beim Abschied noch zu Susanne: „Stell dir vor, wenn das nun Benzin war und der Mann heute zu seinem Wohnwagen kommt, ihn öffnet, mit einer Zigarre oder Zigarette im Mund, dann explodiert das Ganze!“ Susanne überfiel solche Angst, dass sie sich nicht mehr nach Hause getraute. Das schlechte Gewissen plagte sie. Ich musste sie wieder beruhigen. Diese Tat blieb nicht unbemerkt. An einem Sonntag nahm mein Vater meine Turnschuhe mit, um die Fussspuren, die auf dem Wohnwagendach wegen der Flüssigkeit entstanden zu vergleichen. Meine Mutter war entsetzt, dass er mich überhaupt verdächtigte. Mir wurde natürlich mulmig und ich erwartete das Schlimmste. Doch er konnte mit meinen Turnschuhen nichts anfangen und so blieben die Täter im Dunkeln. Monate später wurde es einem Teenager angehängt, der zu den Campern gehörte. Ich hatte kein schlechtes Gewissen deswegen, weil der Junge wirklich krank war, band er im Bächlein an Schnüren vier Forellen um den Bauch an, die dann qualvoll starben. Er wurde dann mitsamt seinen Eltern vom Campingplatz verwiesen.

      Wenn ich Susanne besuchte, kam ich meistens mit einer Schramme nach Hause. Auf einer Weide flohen wir vor einem Stier und schafften es gerade noch, indem wir den „Fitzdraht“ gerade noch erreichten und uns unten durch retteten. Hannelore war Susanne`s grössere Schwester, mit der ich mich auch sehr gut verstand. Ihr gehörte ein Pony. Sie wollte unbedingt, dass ich auch auf ihm reite. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn man setzte mich schon vor Jahren auf ein riesiges Pferd, als ich Ferien bei Emma`s Bruder verbrachte und führte mich umher, gegen meinen Willen. Ich liess mich überreden und sass auf. Das Pony war so fett, sodass ich glaubte einen Spagat machen zu müssen. Es wollte nicht gehen und bockte wie ein Esel. Ich hatte Angst heruntergeworfen zu werden, auf die Strasse. Dazu kam es Gott sei Dank nicht. Ich habe bis heute keine Freude an den grossen vierbeinigen Tieren.

      Haus in Brandgefahr

      Als Susanne über das Neujahr bei uns weilte, passierte fast ein Unglück. Sascha spielte mit einem „Sugus“ Papierchen und einer brennenden Kerze vor dem Christbaum, der schon zügig nadelte. Plötzlich sahen wir ihn an uns vorbeiflitzen und die Treppe hoch springen. Nicht in Eile, suchte Susanne meine Mutter auf und sagte ganz bedächtig, dass der Christbaum brenne. Wir rannten zum brennenden Baum. Ich schleifte ihn zum geöffneten Esszimmerfenster und warf ihn möglichst schnell hinaus. Draussen und unten im Schnee angekommen, brannte er weiter. Das war nicht das letzte Mal, wo unser Haus fast zum Brandopfer wurde. An einem Winterabend assen wir gemütlich Fondue. Vater war nicht zu Hause und Philip ebenfalls nicht. Ich machte mich an den beliebten, eingekochten Käseboden und schabte mit der Gabel. Bei dieser Tätigkeit verrutschte die Fonduepfanne und das Rechaud kippte. Der Brennsprit lief aus und der Tisch brannte lichterloh. Ich riss das Tischtuch zu Boden und versuchte mit Stampfen das Feuer zu löschen, doch es brannte weiter. Kurzerhand riss ich abermals das Esszimmerfenster auf und warf das Tischtuch hinaus. In demselben Raum brannte es irgendwann später nochmals, doch dieses Mal vom Cheminée aus. Als mein Vater wie üblich spät nach Hause kam, bemerkte er einen starken Rauch im zweiten Stock. Auf Knien suchte er den Weg zum Esszimmerfenster, um es zu öffnen. Er kümmerte sich um die Ursache des Rauches, rettete uns und das Haus somit vor Schlimmerem. Unser Cheminée hatte einen Holzbalken zur Verzierung, doch leider wurde das Kupferblech nicht richtig montiert oder fehlte gar, ich weiss das nicht genau. Zum vierten und ich glaube zum letzten Mal, als das Haus in Brandgefahr war, spielte ich in meinem Zimmer. Ich spielte wie mein kleiner Bruder mit Papierchen und Feuer. Ich sass dabei an meinem Schreibtisch. Plötzlich wurde es mir zu heiss an den Fingern und ich warf das brennende Papier in den daneben stehenden Abfalleimer. Dieser war mit Stroh gefüllt und brannte sehr schnell lichterloh. Ich, wie man mich nun mittlerweile kennt, öffne schnell mein Zimmerfenster und werfe den brennenden Kübel hinaus. Es gibt dazu noch eine Vorgeschichte, wie dummerweise das schnell brennende Stroh, in meinen Kübel kam. Ich bekam einst einen riesigen Hasen aus Plüschfell geschenkt. Diesem haben wir die Kleider von Sascha angezogen und ihn an einer Schnur um den Hals aus dem Zimmerfenster gehängt. Voller Spannung warteten wir auf die Reaktion der Kundin, die gleich kommen würde, eine alte Frau. Zu unserer Freude ist sie darauf hereingefallen und kam erschrocken die Haustüre herein und berichtete unserer Mutter die Schreckenstat, dass da jemand ein Kind aus dem Fenster hielte. Als dann eines Tages eine Katze auf meinen Plüschhasen schiss, wurde ich wütend und wie es so meine Art war, öffnete ich das Fenster und ich... nein, nicht den Hasen, sondern die Katze aus dem Fenster warf. Sie flog knapp am Balkongeländer vorbei und landete auf unserem Rasen. Sie sammelte sich kurz und wurde von uns nie mehr gesehen, verständlicherweise. Den Hasen zerlegte ich, weil er so bestialisch stank und sein Inhalt, das Stroh, gelangte so in meinen Kübel oder zumindest ein Teil davon.

      Erinnerungen an Sascha

      Mit meinem kleinen Bruder Sascha erlebte ich auch manch lustiges. Wir spielten „König“. Weil ein König hoch oben auf einem Thron zu sitzen pflegt, holten wir kurzerhand unseren Leiterwagen hervor und ich stellte einen Stuhl in den Wagen. Nun bastelten wir zusammen eine königliche Robe aus einem Badetuch. Edel gekleidet und auf den Thron gesetzt, zog ich nun meinen Bruder, einem König gebührend, umher und weil der Vorplatz etwas eng war, zog ich ihn im Kreise und immer etwas schneller. Ich habe damals noch nie etwas von einer Fliehkraft gehört. Ich bin darum der Meinung, dass man mir keinen Vorwurf machen kann, dass der Stuhl dann kippte und Sascha zu Boden viel, aus nicht ganz geringer Höhe. Er wurde nicht verletzt aber ich kriegte Ärger. Von unserer Tante Irene bekamen wir ein grosses „Bädli“ geschenkt, das für die damalige Zeit sehr viel Wasser fasste und einen grossen Durchmesser hatte. In diesem planschten wir stundenlang und über mehrere Sommer. Mein Lieblingsbikini war gelb wie die Sonne. Im Winter baute ich mit Sascha hinter dem Haus, neben dem Küchenfenster gerne Iglus. Wir schaufelten Schnee heran mit Schneeschaufel und dem Bob, bis sich ein riesiger Haufen ansammelte. Dann begannen wir den Eingang frei zu graben, wir gruben und gruben bis wir den ganzen Haufen ausgehöhlt hatten und so unser Schneehaus entstand. Wir assen in diesem Haus und wollten auch darin schlafen, doch wir merkten schnell, dass dies zu kalt war und gingen freiwillig ins Elternaus. Eines Abends sassen wir im Iglu mit einer Taschenlampe, weil es schon dunkel war. Plötzlich sahen wir im Schein der Taschenlampe ein Hundebein vor uns, „Rex“, der draussen umher rannte, sprang immerzu auf unser Iglu und brach durch das Igludach ein. Hinter unserem Haus rutschten wir auf Abfallsäcken das steile Bord hinunter. In unserem Zimmer bauten wir aus Leintüchern eine Spielhütte. Wir waren gerade vertieft im Rollenspiel, als wir plötzlich unsere Mutter die Holztreppe hoch stampfen hörten. Wir beide schauten uns verwundert und ängstlich an. Mutter hob das Leintuch hoch, verpasste zuerst Sascha und dann