Das Leuchten am Rande des Abgrunds. Stella Delaney

tut mir leid. Ich wollte nicht ...«

      Sie konnte es nicht wissen. Es gab niemanden, der es ihr hätte erzählen können. Gut geraten, das war alles. Oder war es so offensichtlich?

      »Ist schon okay«, beeilte sich Sam zu versichern. »Das mit ihr und mir ist ... kompliziert.«

       So kompliziert, dass du sie nicht einfach wegschicken konntest?

      Was hatte er erwartet? Dass sie ihm um den Hals fallen würde? Sam, komm zurück. Ich brauche dich. Wie dämlich war das denn?

      Alexis ließ sich zurücksinken, bis ihr Kopf das Kissen berührte. »Bei euch ist immer alles so kompliziert ...« murmelte sie, als spräche sie zu sich selbst. Dann sah sie ihn an wie ein Kind, das um eine Gutenachtgeschichte bittet. »Erzähl mir davon.«

      Nur, dass diese Bitte alles andere als harmlos war. Sam hatte das Gefühl, als wäre sein Kopf mit Glassplittern gefüllt. Wie winzige Spiegel reflektierten sie Szenen. Er und Zoe. Zoe und er. Zoe. Er schluckte, aber die Glassplitter füllten inzwischen auch seinen Mund, kratzen in seiner Kehle.

      »Ich erzähle dir von Zoe, wenn du mir von dir erzählst.« Er machte eine Pause, und setzte dann nach: »Von vorher.«

      Alexis drehte sich zur Seite. Ihr Gesicht versank im Schatten. »Vielleicht ein anderes Mal. Jetzt bin ich zu müde. Gute Nacht, Sam.«

      Er wollte etwas sagen, aber er fand keine Worte. Sie waren verloren gegangen, irgendwo zwischen den Glasscherben, und er würde jetzt nicht mit bloßen Händen danach suchen. Also stand er auf und ging zur Türe. Fast erwartete er, ein Knirschen unter seinen Füßen zu hören.

      Alexis hatte sich im Bett zusammengerollt, er sah nur ihre Umrisse unter der Decke. Leise schloss er die Türe hinter sich. Stand dann im Dunklen, wusste nicht, wohin. Streichelte noch einmal sanft über das Holz. Es half nicht. Also legte er sich wieder hin und starrte im Dunklen an die Decke.

      Ein leises Husten aus dem Zimmer nebenan. Und da wusste er, dass er sich bereits entschieden hatte. Und dass er nur noch hoffen konnte, diese Entscheidung nicht zu bereuen.