Der Ruf aus Kanada. Rudolf Obrea. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rudolf Obrea
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847620402
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eigenen Hobby zu beschäftigen.“ Neugierig und zugleich etwas neidisch fragte Sabine: „Wie hast du deinen Mann überredet?“ „Er kannte meine Vorliebe für die Töpferei. Ich appellierte einfach an seine männliche Logik, mir das nutzlose Gebäude zu überlassen, ihm die Neugestaltung zu ersparen und gleichzeitig meine Eigeninitiative zu beweisen.“ Sabine verbarg das Eingeständnis ihrer eigenen Versäumnisse, nämlich ihre lediglich von der Stellung ihres Mannes abhängige, passive Rolle während ihres Partylebens in Teheran, und interessierte sich für weitere Einzelheiten des offensichtlichen Erfolges dieser Frau.

      Sven erkannte, dass er bei der Unterhaltung der beiden nicht unbedingt erwünscht war, und fragte Angela: „Kannst du mir Michaels Fahrrad leihen? Ich möchte zum Strand fahren und uns für morgen ein geeignetes Boot mieten.“ Ihre knappe Antwort lautete: „Das Fahrrad steht oben unabgeschlossen im Geräteschuppen neben dem Haus. Hier auf dem Land leben nur ehrliche Leute.“ Er verstand den kleinen Seitenhieb, bedankte sich aber trotzdem und verschwand, bevor sie ihn zu zweit weiter in die Zange nehmen konnten. Nach einer gemütlichen Fahrt durch die Altstadt von Plön kam er zur Uferpromenade, die in einem leicht geschwungenen Bogen das nördliche Ende des Großen Plöner Sees markiert. Er erinnerte sich an seine Bootstour mit Michael und erkannte die rechts in den See hinein ragende Prinzeninsel, deren Windschatten ihnen die Rückkehr zum Hafen erschwert hatte. Die Bootsvermietung, die ihm sein Freund empfohlen hatte, entdeckte er links vor ihm zwischen den Masten der dort vor Anker liegenden Boote. Er begrüßte den Besitzer, der sich als Erich Lüders vorstellte, und durfte sich mit Bezug auf Michaels Empfehlung ein für zwei Personen geeignetes, offenes, aber trotzdem zahmes Kielboot aussuchen. Sie vereinbarten, sich am anderen Morgen wieder zu treffen, damit Sven und Sabine, gutes Wetter vorausgesetzt, zu ihren Erkundungsfahrten starten konnten. Auf der Rückfahrt beglückwünschte sich der Urlauber zu seinem bisherigen, ungetrübten Erfolg und trat als Zeichen seiner guten Laune kräftig in die Pedalen.

      Angela erklärte in der Zwischenzeit ihrer Besucherin enthusiastisch ihre Tätigkeit und zeigte ihr die verschiedenen, von ihr produzierten Vasen und Krüge. Sabine bezeugte durch wiederholtes Fragen ihr ungeteiltes Interesse und erreichte damit, dass beide im vertrauten Gespräch zueinander fanden. In ihrer Plauderei vertieft, ließen sie sich deshalb auch kaum stören, als Sven durch das Klopfen am Fenster seine Rückkehr anzeigte. Er deutete dieses als gutes Zeichen der Akzeptanz seiner Freundin und beschloss die beiden nicht zu stören, sondern mit einem Spaziergang Erich von der Arbeit abzuholen. Alle trafen sich anschließend im Haus der Gastgeber wieder und verbrachten, durch einen süffigen Rotwein unterstützt, mit ihren Erzählungen und den dazugehörigen Reaktionen einen kurzweiligen Abend.

      Als sie sich schließlich auf ihre Gästemansarde zurückgezogen hatten, blieb Sabine in der Mitte ihres Zimmers stehen, betrachtete Sven staunend, gleichzeitig aber auch anerkennend wohlgefällig und sagte: „Du, deine Freunde und die Umgebung hier versetzen mich in eine Traumwelt, die ich mir zwar immer herbeisehnte, an deren wirkliche Existenz ich aber nicht mehr zu glauben wagte. Komm zu mir und lass dich umarmen!“ Sven, der die begehrenswerte Gestalt seiner Geliebten vor sich sah, ging rasch auf sie zu. Beide ließen sich nur noch von ihren Gefühlen leiten, mit denen sie sich innig umarmten, küssten und anschließend, von zärtlichen Liebkosungen begleitet, gegenseitig auszogen, um durch das Ineinander ihrer Körper ihre Vereinigung in völliger, ausschließlicher Hingabe zu genießen.

      Das Liebespaar sah sich verwundert an, als am anderen Morgen die Sonne bereits eine Ecke ihres Zimmers hell ausleuchtete und Sven sich verschwommen daran erinnerte, wo er sich befand und daß im Hafen von Plön ein Segelboot nach seiner aktiven Betätigung verlangte. Sabine hob ihren Kopf, beugte sich über ihn und holte ihn mit einem sanften Kuss auf die Nasenspitze in die Gegenwart zurück. Dazu grinste sie und sagte: „Der schlafende Vulkan scheint noch aktiv zu sein. Ich traue ihm einen neuen Ausbruch zu und bringe mich erst einmal in Sicherheit.“ Daraufhin stand sie auf und beflügelte Svens Tatendrang endgültig, indem sie sich nackt und unbeschwert durch das Zimmer bewegte und im Duschbad verschwand. Angela wartete mit einem reichhaltigen Frühstück auf ihre Gäste, ließ sich von deren guter Laune anstecken und zeigte ihre Verbundenheit, indem sie die beiden mit ihrem Auto zur Bootsvermietung fuhr. Dort trafen sie Sven Lüders, der an diesem Morgen wenig zu tun hatte und gemütlich seine Pfeife rauchend vor seinem Bootsschuppen saß. Er stand auf, begrüßte sie und deutete, Angela zugewandt, augenzwingernd auf die Bank, damit sie zu einem Klönschnack (kleine Ratscherei ) auf ihn wartete, während er Sven und Sabine zu ihrem Boot führte und ihnen beim Setzen der Segelhalf.

      Der aus nordwestlicher Richtung achterlich daherkommende Wind trieb sie schnell aus der Bucht und kränkte das Boot auf die Backbordseite. Sven konterte geschickt und erreichte damit, daß Sabines zunächst etwas ängstlicher Blick verschwand und sie sich wieder vorbehaltlos von der unternehmungslustigen Aufbruchstimmung ihres Begleiters anstecken ließ. Noch in Sichtweite des Hafens beschäftigte er sie zusätzlich mit dem Üben der notwendigen Handgriffe und Verhaltensweisen, sodass sie zu einem Team wurden, das imstande war, sich auf der hier weiten und offenen Wasserfläche sicher zu bewegen. Sie kamen überein, den Nachbarort Ascheberg als Ziel ihres Ausfluges anzusteuern. Die Entfernung schien nicht besonders weit zu sein. Allerdings mussten sie sich die Strecke mit häufigen Wenden gegen den ihnen entgegen kommenden Wind erkämpfen, eine Aufgabe, die ihnen eine weitere Probe ihres Könnens abverlangte, bevor sie , von der abwechslungsreichen Fahrt erschöpft, ihr Boot am Landesteg von Ascheberg festmachten.

      In der nahe am Ufer gelegenen Gastwirtschaft gönnten sie sich ein ausgiebiges Mittag essen. Sabines kastanienbraunes Haar glänzte in der Sonne mit einem rötlichen Schimmer, den die intensive Beleuchtung hervorrief. Vielleicht sah Sven auch nur ihre veränderte rötliche Gesichtsfarbe, mit der bei ihr die vorangegangene körperliche Anstrengung, verbunden mit der großen Menge sauerstoffhaltiger Seeluft, zum Ausdruck kam. Ihr Kopf glich einem Feuerball, dessen Schein ihn völlig blendete und ihn mit den Funken ihrer guten Laune ansteckten. Er gestand ihr: „Du bist unwiderstehlich. Ich hoffe, dass dir nicht nur das Segeln neue Lebensgeister einhaucht.“ Sie lachte und antwortete: Du kennst doch bereits meine Präferenzen. Den Ausflug mit dem Boot genieße ich deshalb, weil er uns gemeinsam herausfordert und nur wir beide an Bord uns gegen den Wind bewähren müssen. Mit dir als Lehrer lerne ich bei diesem Intensivkurs schnell wieder, eine gute Schülerin zu werden, die auch bei der Meisterprüfung nicht mehr verzagt.“ Sven freute sich über dieses Eingeständnis ihrer Zuneigung, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie damit ihr neues Selbstbewusstsein ausdrückte, eine Eigenschaft, die sie von der Erinnerung an alte, schlechte Erfahrungen befreite und ihre neuerwachte Liebe zu einem aufrichtigen und ehrlichen Bekenntnis machte.

      „Bei der Rückfahrt werden wir die angenehmen Eigenschaften des Segelns genießen, nämlich ein ungestörtes, geräuschloses Dahingleiten, vorbei an dem Panorama einer Landschaft, die von den Ausbuchtungen und Vorsprüngen des Seeufers abwechslungsreich markiert ist, aber trotzdem mit den dahinter aufragenden Hängen und den meist bewaldeten, sanften Hügeln dieser Gegend eine Ruhe vermittelt, die zum bedächtigen Nachdenken anregt.“ Seine Aussage bewahrheitete sich, indem ein steter achterlicher Wind sie bei ausgestellten Segeln vor sich her blies und die quer zum Boot verlaufenden Wellen sie auf ihren Kämmen sanft weitertrugen.

      Sie erreichten den Plöner Hafen schneller als sie dachten und machten deshalb einen ausgedehnten Spaziergang zurück zu ihrer Unterkunft. Unterwegs unterhielten sie sich lebhaft über die besonderen Eindrücke, die sie von dem bisherigen Verlauf ihres Urlaubes hatten. Sabine gestand ihm: „Dein Plan, nach Plön zu fahren, hat mich zunächst überrascht. Der Zeitpunkt deiner Einladung war nach unserem Törn auf der Alster allerdings gut gewählt und die Beschreibung deiner Freunde hier machte mich neugierig, dich über deine Umgebung näher kennen zu lernen. Ich habe keine falsche Entscheidung getroffen und kann nur sagen, dass ich mich trotz der kurzen Zeit, die wir uns kennen, restlos in dich verliebt habe.“ Sie sah ihn mit geöffneten, erwartungsvollen Augen an, blieb stehen und begehrte, lang und innig von ihm geküsst zu werden. Sven, der sich Frauen gegenüber bisher komplexartig eher schüchtern verhalten hatte, sah sich jetzt ebenfalls von der Vergangenheit befreit und entgegnete ihr: „Ich liebe und begehre dich. Lass uns die verbleibende Zeit dazu nutzen, unsere Empfindungen füreinander zu vertiefen und genau so harmonisch wie bisher gestalten.“ Er hielt sein Versprechen bei weiteren Ausflügen über den See nach Bosau und Dersau und erreichte damit, dass sie als festverbundenes