Es gibt kein Verzeihen. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844285703
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dieser alles in aller Ausführlichkeit erzählte, dabei auch auf die fehlende Unterstützung sonntäglicher Kirchgänger hinwies, starrte seine Lebensgefährtin etwas beleidigt auf den Kommissar, der sie unterbrochen hatte.

      Das hast Du mir gar nicht erzählt wandte sie sich empört an ihren Freund als dieser die Episode von dem Radfahrer sowie der Kirchgängerin erzählte.

      Was können Sie mir über diesen Gotthilf Weber sagen, glauben Sie, dass er mehr darüber weiß, fragte Melzer Wolfgang Heller, der ihn verwundert anstarrte.

      Weber, der Name sagte ihm nichts, bis er sich erinnerte. Oh Sie meinen Gotthilf, nein ich glaube nicht, dass der etwas darüber weiß, der hat sich schon fast in die Hose gemacht, als ich ihn angesprochen habe. Entschuldigen Sie den Ausdruck, aber ich glaube nicht, dass der sich überhaupt um etwas kümmert, was ihn nicht direkt betrifft.

      Elke Habermann war immer noch verstimmt als Melzer sich verabschiedete.

      Vielleicht habe ich zu einem späteren Zeitpunkt noch Fragen, dann werde ich mich noch mal bei Ihnen melden sagte er zu Heller. Im Anschluss daran verabschiedete er sich ausgesprochen höflich von der Dame des Hauses. Inzwischen konnte nicht mehr genau festgestellt werden, wer mehr zu ihrer Verstimmung beigetragen hatte, er oder ihr Freund, der ihr nicht alles erzählt hatte.

      Beim langsamen Hinabsteigen überlegte er kurz, ob er sich noch einen Besuch bei Gotthilf Weber antun sollte oder ob er besser darauf verzichtete. Nach den Erzählungen des jungen Polizisten sowie den Aussagen von Heller über diesen Weber würde die Befragung keineswegs zu einer Verbesserung seiner Stimmung führen. Darum sollte sich besser seine Kollegin kümmern, die deshalb nicht mitgekommen war, weil sie sich gestern wahrscheinlich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen hatte.

      Seit ihrem Eintreffen im Büro am frühen Morgen war sie nicht mehr von der Toilette gekommen. Auf dem Flur war nur ihr Würgen mit darauf folgendem Übergeben zu hören gewesen, sodass er sich entschlossen hatte, allein zu dem Tatort zu fahren. Es war ja auch nicht zu erwarten, dass für ein Bein gleich zwei Beamte der Mordkommission erforderlich werden. Außerdem war es mehr als unwahrscheinlich, dass dieses Bein sich an genau diesem Ort von dem Rest des anderen Körpers verabschiedet hatte.

      Sie saß immer noch, wie eine noch lebende Kalkleiste an ihrem Schreibtisch, als er das Büro betrat.

      Katharina Du siehst ja immer noch immer so schlimm aus, warum bist Du nicht nach Hause gegangen, knurrte er sie an, als er sie so dasitzen sah. Sein Knurren sollte die Sorgen übertönen, die er sich machte, am liebsten wäre es ihm, wenn sie ein Krankenhaus aufgesucht hätte, in dem man sie untersuchte.

      Du siehst zum Kotzen aus, fuhr er sie an, wenn Du nicht nach Hause gehen willst, dann gehst Du ins Krankenhaus. Als sie sich gegen seinen Vorschlag auflehnen wollte, setzte er nach, oder ich bringe Dich zu Nagel, der untersucht Dich dann auf einem seiner Edelstahltische. Boshaft fügte er an, vielleicht sogar zusammen mit dem Bein.

      Nachdem sich Katharina Nolde entschlossen hatte, dass es doch besser war, wenn sie den heutigen Tag im Bett verbringen würde, setzte er sich nachdenklich an seinen Schreibtisch.

      Was sollte dieses Deponieren eines Beins an einer Bushaltestelle, war der Täter ein Feind des öffentlichen Straßenverkehrs und weshalb genau an dieser Haltestelle. Er kannte dieses Rätseln zum Beginn eines neuen Falls, diese Fragen die, wenn überhaupt, erst zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet werden konnten. Er wusste aber auch, dass diese Fragen wichtig für ihn waren, waren sie doch meist das erste Eindringen in die Gefühlswelt des Täters, brachten ihn, wenn auch noch nicht bewusst, in dessen Nähe.

      Was wollte der damit bezwecken, fast immer wurden die Gründe, weshalb etwas getan wurde, zu einem späteren Zeitpunkt klarer. Um sich das zu fragen, weshalb man nicht schon am Beginn der Ermittlungen daran gedacht hatte. Hier waren die Gründe, weshalb jemand ein Bein an einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Er stockte, sollte der Faktor Zeit hier eine Rolle spielen und wie war dieser Faktor einzuschätzen.

      Seufzend lehnte er sich zurück, alle Fragen waren zum jetzigen Stadium zu früh, als Erstes sollten sie die Person finden, der dieses Bein abhandengekommen war. Wahrscheinlich war auch, dass sich diese Person nicht freiwillig von so einem wichtigen Körperteil getrennt hatte. Dann stellte sich allerdings die Frage, wenn es nicht freiwillig war, ob er denn noch lebte.

      Etwas Merkwürdiges war ihm an der Wartehalle aufgefallen, es war kein Blut in der Umgebung der Wartehalle noch in der Mülltüte, in der das Bein offensichtlich transportiert wurde, festzustellen. Auf einem Notizzettel vermerkte er sich die Fragen, die ihm nach und nach eingefallen waren und die er Nagel stellen wollte, vielleicht würden ihm die Antworten weiterhelfen.

      Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er die Geräusche aus seinem Magen nur ruhigstellen konnte, wenn er ihm endlich das lang erwartete Mittagessen zuteilwerden lassen würde.

      Mit einem leichten Stöhnen erhob er sich aus seinem Stuhl, als er durch das schrille Klingeln des Telefons auf seinem Schreibtisch zurückgehalten wurde. Seufzend starrte er darauf, zuckte mit den Achseln dann griff er nach dem Hörer. Melzer knurrte er in den Hörer, kann man denn nicht mal zum Mittagessen, ohne gestört zu werden.

      Dann hörte er auf das, was der Anrufer ihm erzählte, nahm einen Notizzettel schrieb die angegebene Adresse auf dann bellte er in den Hörer, ich fahre hin. Wieder ein Tag der ihn, wie seine Frau meinte, seinem Idealgewicht näher brachte indem er, wenn auch unfreiwillig, auf sein Mittagessen verzichtete. Erneut war die KTU vor ihm an dem Tatort, als er sein Auto abstellte, um zur Fundstelle zu gehen.

      Mit einem leichten Grinsen ging er zu den bekannten Gesichtern, während er meinte, wer hätte gedacht, dass wir uns so kurz hintereinander sehen würden. Während der Fotograf ihm nur kurz zunickte, die Beamtin der KTU ihn fröhlich anlächelte, blaffte Nagel nur, mir bleibt aber auch nichts erspart, zweimal am Tag ist zu viel.

      Was haben wir denn gefunden fragte er, wobei er Nagel ansah, der wohl am ehesten sagen konnte, was da vor ihnen in einer Mülltüte lag.

      Ein rechter Arm, ob er allerdings zu der gleichen Person gehört die ihr Bein verloren hat, vermag ich allerdings noch nicht zu sagen. Ich kann jedoch schon jetzt sagen, dass er zu einer männlichen Person gehört.

      Kannst Du feststellen, ob beides zu der gleichen Person gehört, fragte er vorsichtig bei Nagel an, als der schon unterbrach, im Labor aber nicht mehr heute.

      Ist er genau so blutleer wie das Bein wollte er wissen als Nagel nickte, fragte er nach, weißt Du auch, wer ihn gefunden hat. Nagel zeigte auf eine Gruppe von etwa zehn Personen, bei der zwei ältere uniformierte Polizisten standen. Diese versuchten mühsam den Fragen, die auf sie einprasselten, gerecht zu werden.

      Ein nochmaliger Blick ließ ihn die Augenbrauen hochziehen, ihm blieb aber auch nichts erspart. Der eine Teil japanischer Touristen redete ohne Pause auf die Beamten ein, während der andere Teil der Reisegruppe alles fotografierte, was aus ihrer Sicht unbedingt festgehalten werden musste. Wenn seine kurze Beobachtung repräsentativ für die vergangenen zehn Minuten war, dann hatte man ihn bestimmt mehr als fünfzig Mal auf irgendeinem Speichermedium festgehalten, wahrscheinlich sogar noch häufiger.

      Nun bedauerte er, dass er in der Schule Russisch hatte lernen müssen, Japanisch hätte ihm in der jetzigen Situation sehr viel besser weiter geholfen. Mit all der gebotenen Vorsicht, mit der man einer japanischen Reisegruppe während ihrer Hauptbeschäftigung, des Fotografierens, begegnen konnte, ging er auf die Ansammlung zu. Voll Mitleid sah er zu den uniformierten Beamten, die hilflos mit den Achseln zuckten, ihren Kopf schüttelten oder ihre Augen verdrehten.

      Das Verhalten der beiden Polizisten veränderte sich, als sie den ranghöheren Beamten auf sich zukommen sahen, zugleich schöpften sie die Hoffnung, von der asiatischen Übermacht befreit zu werden. Die Veränderung der Beamten war auch der Reisegruppe nicht entgangen. Endlich glaubten sie die Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, die sie bisher vergeblich an diese beiden Langnasen gestellt hatten.

      Bevor sich die Gruppe auf ihn stürzen konnte, fragte er noch schnell an die beiden Beamten gerichtet, wer hat das Teil gefunden.

      Achselzuckend meinte einer der Polizisten, es war uns nicht möglich,