Es gibt kein Verzeihen. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844285703
Скачать книгу

      Das Wichtigste zum Schluss, der Tod liegt schon ein paar Tage zurück, die Körperteile waren beide tiefgefroren. Trotzdem waren noch Fesselspuren erkennbar, er muss also vorher irgendwo festgehalten worden sein. Zufrieden blickt sie auf, sie hatte ihren Vortrag abgeschlossen, wartete nun auf die Bestätigung.

      Melzer rieb sich nachdenklich am Kinn, dann fragte er ruhig, ohne Anzeichen von Häme oder Kritik.

      Womit hat der Täter die Amputation ausgeführt.

      Erschrocken starrte sie auf ihren Notizblock, der allerdings keine näheren Erkenntnisse auswies. Irritiert blickte sie zu Nagel, der nun aufstand.

      Tja das Werkzeug ist so ein Ding. Zuerst dachte ich es sei ein Skalpell oder ein ähnlich scharfes Messer, mit dem die Haut und die Muskeln durchtrennt wurden. Bei der Untersuchung der Schnittfläche konnte ich keine ausgefransten Schnitte feststellen. Genaueres kann ich zurzeit noch nicht sagen, vielleicht finden wir noch Spuren an den noch fehlenden Körperteilen.

      Du glaubst also auch, dass noch weitere Teile zu finden sein werden, warf Melzer dazwischen, da er das Ende des Vortrags nicht erkennen konnte.

      Da bin ich ganz sicher, weshalb sonst hat er sich die Mühe gemacht den Mann einzufrieren, der wollte uns sein Werk häppchenweise servieren.

      Achselzuckend nahm Melzer diese Aussage entgegen, viel Neues hatte er nicht erfahren. Die interessanteste Meldung, dass der Mann bereits seit Längerem tot war, hatte in ihm etwas zum Klingen gebracht. Vielleicht konnte er den Täter insoweit überraschen, dass er die Identität des Opfers bereits vorher in Erfahrung brachte. Freundlich verabschiedete er sich von den beiden, nachdem Nagel ihm bestätigt hatte, dass der Zeitpunkt des Todes nicht länger als vier Wochen zurückliegen konnte.

      Im Büro angekommen sah er eine unglücklich dreinblickende Katharina, die ihre gesunde Gesichtsfarbe immer noch nicht wiedergefunden hatte. Erstaunt sah er sie an.

      Was machst Du hier, solltest Du nicht besser zu Hause sein. Unvermittelt lief aus ihren Augen ein Sturzbach von Tränen, der ihn zum Verstummen brachte. Was hast Du denn, langsam trat er an sie heran, drückte ihren Kopf an seinen Bauch, von dem seine Frau immer sagte er sei zu groß, um sie zu trösten.

      Ich bin schwanger, weinend brach es aus ihr heraus, ich bin verdammt noch mal schwanger, ohne dass ich es mitbekommen habe.

      Na na, irgendwie wirst Du doch auch daran beteiligt gewesen sein, Melzer konnte sich nicht vorstellen, dass nach mehr als zweitausend Jahren erneut eine unbefleckte Empfängnis stattgefunden haben sollte.

      Ja, nein, doch, natürlich war ich daran beteiligt setzte sie schniefend hinzu, wobei ihre Verwirrtheit immer mehr zutage trat.

      Energisch fragte er, wer ist der Vater, vielleicht konnte er über ihn auf ihr eigentümliches Verhalten schließen.

      Ich weiß es nicht, jammerte sie verzweifelt, es war ein One-Night-Stand, danach habe ich ihn nie wieder gesehen.

      Aber bei so etwas verhütet man doch heute, fragte er irritiert, Du weißt doch, wie gefährlich das ist.

      Aber wir haben doch verhütet, durch ihre tränenerstickte Stimme klang Empörung durch, ich nehme die Pille und er hatte ein Präservativ.

      Zweifelnd blickte er sie an, dann sagst Du, dass beide Sicherungen versagt haben.

      Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, erzählte sie von ihrem Unglück. Sie hatte ihn in einer Disco kennengelernt, dabei hatten sie sich gut unterhalten, er hatte ihr erzählt, dass er zurzeit in Berlin bei einem Freund wohne und aus Mailand komme. Er hat mir von Italien erzählt, von seiner deutschen Mutter, von der er so gut deutsch gelernt hatte. Und das er in das Land seiner Mutter gefahren war, um dieses kennenzulernen.

      Diese kam zwar ursprünglich aus Hamburg, aber dort war er bereits nach zwei Tagen wieder geflüchtet. Da hatte er das Gefühl, dort würden alle nur eingeschlafene Füße und ebensolche Gesichter haben. Von Berlin hatte er bereits in Mailand so viel Verrücktes gehört, dass er es unbedingt sehen wollte. Dazu kam, dass ein Freund eines Bekannten in Friedrichshain wohnte, wo er günstig unterkommen konnte.

      An dem Abend habe ich ihn mit nach Hause genommen, ich weiß nicht, ob es nur der Alkohol oder Einsamkeit oder beides war, auf alle Fälle sind wir im Bett gelandet. Und natürlich hatte ich, trotz Alkohol, darauf geachtet, dass er ein Präservativ benutzte.

      Erklärend sagte sie, als sie Melzers ungläubigen Blick sah, wegen AIDS und so. Außerdem habe ich natürlich die Pille genommen, die allerdings aus purer Gewohnheit.

      Aber die Übelkeit wollte Melzer wissen, was für einen Grund gab es für die, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz, die Schwangerschaft war schuld.

      Nickend erläuterte sie, daran hatte ich im Traum nicht gedacht, nicht nachdem ich diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte, deshalb traf mich die Aussage meines Arztes vorhin wie ein Keulenschlag. Als ich ihm erklärte, dass dies nicht sein könne wegen Pille und so, da erklärte er mir, dass es leider keine hundertprozentige Sicherheit gäbe. Wegen des zufälligen zweiten Ausfalls wollte er sich gar nicht äußern, hat nur die Schultern gezuckt und mich mitleidig angeguckt.

      Weißt Du wenigstens den Namen, dann finden wir ihn schon, wenn Du das überhaupt willst, Zweifel klang aus der letzten Frage. Aus ihrem Gesicht konnte er keine schlüssige Antwort erkennen so fuhr er fort, schließlich sind wir die Polizei.

      Er heißt Maurizio, mehr weiß ich leider nicht, entschuldigend meinte sie noch, über Namen haben wir uns nun wirklich nicht unterhalten.

      Prüfend blickte Melzer auf sie, Du gehst jetzt nach Hause, erholst Dich, dann denkst Du nach, was Du überhaupt möchtest. Morgen werden wir dann darüber reden wie wir das Problem, wenn es denn ein Problem ist, lösen.

      Ergeben seufzend erhob sie sich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

      Danke, Du hast mir mehr geholfen, als Du ahnst.

      Nachdenklich sah er ihr hinterher, dann fiel ihm seine Tochter ein, hoffentlich würde er auch bei ihr so rational reagieren, wenn diese ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte. Er hoffte, dass sie ebenfalls so reagieren würde.

      Dann fiel ihm wieder ein, weshalb er so schnell zur Dienststelle zurückgefahren war, er wollte bei der Vermisstenstelle anrufen. Bestimmt vermisste ihn jemand, hatte ihn bereits als vermisst gemeldet. Noch beim Lesen wählte er die Nummer des LKA 124, die im gleichen Gebäudekomplex ihren Sitz hatte. Dort wollte er nun nachfragen, ob es eine vermisste Person gab, deren Beschreibung mit den Angaben von Nagel übereinstimmte.

      LKA 124 klang eine weibliche Stimme an sein Ohr, was kann ich für sie tun.

      Ich suche einen Mann zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig kam es noch in Gedanken von Melzer, als die weibliche Stimme trocken antwortete, ich auch.

      Stille machte sich breit bis Melzer in Hörer bellte, bin ich verbunden mit dem LKA 124.

      Ja kam es freundlich zurück, was kann ich für Sie tun.

      Entschuldigung war noch in Gedanken, Melzer vom LKA 1, ich wollte Sie nur nach einem Vermissten fragen, der eventuell in dem Mord, den ich derzeit bearbeite, eine Hauptrolle spielt.

      Sagen sie mir den Zeitraum und ich sage Ihnen, wer abhandengekommen ist, klang es forsch aus dem Hörer.

      Noch ehe er überlegen konnte, sagte er bereits unbewusst vier Wochen.

      Vier Wochen klang es nach, als ein leises Klappern einer Tastatur hörbar wurde, dann klang erneut die weibliche Stimme, die offensichtlich von einem Bildschirm die letzten Meldungen ablas.

      Hier haben wir einen Mann, sechsundsiebzig Jahre, der ist aus dem Altersheim ausgebüxt, nein den hat man bei seiner zweiundachtzigjährigen Geliebten aufgegriffen. Beruhigend fügte sie hinzu, der macht das jeden Monat.

      Geduldig hörte Melzer zu, eigentlich entsprach die Person nicht den vorgegebenen Kriterien, als er bereits hörte.

      Mädchen zwölf Jahre, die ist auch bereits aufgefunden, die hat hier überhaupt nichts mehr zu suchen. Erklärend fügte