Sichelland. Christine Boy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christine Boy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844236200
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zu Bett gegangen oder was immer ihr wollt.“

      Es fiel Lennys schwer, ihre Überraschung zu verbergen. Natürlich war es dreist von dieser Novizin, ungefragt einen solchen Vorschlag zu machen, aber irgendetwas gefiel Lennys auch daran, auch wenn die Idee mit einem großen Fragezeichen behaftet war.

      „Leider gibt es keine Garantie dafür, dass sich Beema heute unwohl fühlt.“ meinte sie schließlich.

      Sara schluckte. Nun musste sie sich sehr weit aus dem Fenster lehnen und sie war eben schon ein recht großes Risiko eingegangen.

      „Nun,... nicht, wenn man sich nur auf sein Glück verlässt.“

      „Was meinst du damit? Willst du mir etwa sagen, dass du dafür sorgen kannst, dass sie verschwindet? Mit Menrir?“ Zum ersten Mal klang Lennys amüsiert, wenn auch alles andere als überzeugt.

      „Ja, das kann ich.“ Die Novizin versuchte, soviel Selbstsicherheit wie möglich in ihre Antwort zu legen. Menrir hatte ihr geraten, das zu tun, was sie für richtig hielt. Und ihre Aufgabe war es, Lennys Wünsche zu erfüllen, auch wenn die Mittel dazu in diesem Fall eher unkonventionell waren.

      Die Cycala wurde wieder ernst.

      „Menrir wäre sicher nicht begeistert davon.“

      „Ich glaube nicht.“

      „Wenn er davon wüsste...“

      „Beemas gesundheitliche Probleme sind ihm bekannt. Es wäre keine Überraschung für ihn, denke ich.“ sagte Sara vorsichtig.

      Lennys sah sie an. Dieses Gespräch verlief völlig anders als es vorherzusehen war und das beunruhigte sie. Doch sie empfand auch eine gewisse Belustigung.

      „Ich will nicht wissen, was du genau vorhast. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber ich könnte meine Meinung über diese Leibdiener-Sitte vielleicht noch ändern, wenn du es schaffst, mir diese Feier möglichst kurz zu halten.“

      Kapitel 2

      Eigentlich war die Bezeichnung „Festsaal“ ein wenig zu hochtrabend für den großen runden Raum, obwohl er durch einige reich verzierte Säulen geschmückt und in das Licht zahlreicher Kerzenleuchter getaucht war. Doch konnte beides nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine größere Gesellschaft als die jetzige sich wohl beengt gefühlt hätte. Die schmalen Fenster sorgten kaum für einen erfrischenden Windstoß, der der drückende Hitze, die hier herrschte, hätte Einhalt gebieten können. Eine lange Tafel teilte das Zimmer in zwei Hälften.

      Während mehrere Novizinnen noch eilig den Blumenschmuck und den Glanz der Weinkelche kontrollierten, sammelten sich auf der anderen Seite des Tisches allmählich die sieben Tempelvorsteherinnen, die direkt der Oberin Beema unterstanden. Auch sie sollten bei dem bedeutsamen Abend zugegen sein, ebenso der Bibliothekar, der Lagerverwalter, zehn der höheren Priesterinnen und nicht zuletzt der Heiler Menrir. Beema hätte auch gerne weitere Gäste wie den Dorfvorsteher Goriols oder dessen Bruder, einen sehr reichen Großgrundbesitzer, eingeladen, doch wieder hatte Menrir ihr von ihren Plänen abgeraten. Zugegeben, die Tafel würde für die zweiundzwanzig Anwesenden gerade genug Platz bieten, aber wäre es auf diese beiden denn wirklich noch angekommen? Und auch wenn sie den Wunsch der Botschafterin, alles im eher privaten Rahmen stattfinden zu lassen, selbstverständlich respektierte, so wäre doch gegen zwei Vertreter der größten Stadt des Mittellandes sicher nichts einzuwenden gewesen. Doch sie hatte sich dem Willen des Heilers gefügt – wie schon so oft in den letzten Tagen und Stunden seit sie von dem hohen Gast erfahren hatte.

      'Hoffentlich...', dachte sie nun etwas missmutig, '...Hoffentlich weißt du diesen Umstand zu würdigen. Du wirst keinen Grund zur Klage haben und vielleicht wirst du endlich begreifen, dass ich mehr wert bin als diese albernen Kinder, mit denen du dich so gerne umgibst.' Sie wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Diese Hitze tat ihr nicht gut und die stickige Luft in dem Saal würde ihr heute sicherlich wieder zu schaffen machen. Doch ein paar Schritte an der frischen Luft bevor das Mahl begann und einige Schlucke kalten Wassers würden ihren Kreislauf schon wieder in Schwung bringen.

      Als Lennys eine gute Stunde später gegenüber der Oberin Platz nahm, schien diese wieder bester Stimmung. Tatsächlich fühlte sie sich nach einem kurzen Spaziergang wie neu geboren und brannte nun darauf, die so zurückhaltende und beinahe abweisende Gesandte Cycalas' für sich einzunehmen.

      Die Speisen wurden von den Novizinnen, die für diesen Abend zum Tischdienst eingeteilt worden waren, auf großen polierten Platten hereingetragen und viele der Gäste murmelten anerkennende Bemerkungen beim Anblick von gebratenen Wachteln und Wildfilet, von frischen Trüffeln und kandierten Pflaumen, von golden geröstetem Brot und in Zwiebeln gedünsteter Schwarzwurzel. Solche Köstlichkeiten durften selbst die hochrangigsten Tempelbewohner nur äußerst selten genießen und dass der Lagerverwalter Hio immer wieder einen nervösen Blick auf die matt glänzenden, bastumwickelten Weinflaschen warf, ließ auf einen besonders erlesenen Tropfen darin hoffen.

      „Hohe Herrin, ich hoffe, dieses bescheidene Mahl wird euren Erwartungen gerecht. Leider können sich unsere Köchinnen nicht mit denen König Logs messen und sicher wird auch in Cycalas eurem Gaumen mehr geschmeichelt als es hier der Fall ist.“ In Beemas Worten lag nichts anderes als die deutliche Hoffnung auf ein Lob ihres Ehrengastes. Lennys' Antwort enttäuschte sie ein wenig.

      „Ihr habt euch mehr Mühe gemacht als notwendig gewesen wäre. Es entspricht eigentlich nicht meiner Gewohnheit, zu so später Stunde noch etwas zu essen.“

      Die Cycala fing einen Blick von Menrir auf und fügte dann etwas wohlwollender hinzu: „Aber in Anbetracht dieser Umstände werde ich eine Ausnahme machen.“

      Die Oberin wirkte erleichtert, auch wenn sie sich etwas mehr Anerkennung erhofft hatte. Erst als Menrir ihr durch Blicke und ein breites Lächeln seine Begeisterung für das Aufgetischte zum Ausdruck brachte, entspannte Beema sich wieder ein wenig und gab einem Mädchen durch Kopfnicken zu verstehen, dass nun der Wein geöffnet werden könne.

      Während ein halbes Dutzend Novizinnen um die Gäste herum huschte um die Kelche zu füllen, beugte sich Menrir zu Lennys hinüber. „Für deine Verhältnisse war es wohl so etwas wie ein Lob, nehme ich an?“

      „Ein unverdientes Lob, meiner Meinung nach...“ zischte Lennys zurück. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich das 'runterkriegen soll.“

      „Versuch es wenigstens. Sie haben sich wirklich alle viel Arbeit damit gemacht. Und der Wein, der gerade ausgeschenkt wird, ist der beste, den Hio zu bieten hat, er stammt aus Fangmor.“

      „Er könnte genauso gut aus Gahl stammen, das macht für mich keinen Unterschied. Ich kann mit Wein nicht viel anfangen.“

      Als Sara sich mit einer der Flaschen näherte, um Lennys' Becher zu füllen, hob die Cycala die Hand. „Nicht mehr als nötig.“

      Die anderen Gäste schienen nicht zu bemerken, dass Menrir seine Nachbarin zu jedem Bissen überreden musste, und auch die Tatsache, dass sie den Kelch zwar gelegentlich hob, aber nur selten zum Mund führte, entging den meisten. Der Heiler versuchte indes, Beema mit Fragen über die Zubereitung der Speisen davon abzulenken, ihre Gegenüber zu beobachten. Er hätte sich gerne zurückgelehnt und den Abend mit vollem Magen und verwöhnter Zunge genossen, doch als die Oberin nach einem etwas steifen „Ihr könnt euren Köchen ausrichten, dass sie meine Erwartungen voll erfüllt haben.“ von Lennys Seite über beide Wangen strahlte, war er trotz allem mit sich und dem Verlauf des Abends zufrieden. Lediglich die Aussicht auf die nun folgenden Gespräche und die normalerweise eher entspanntere Atmosphäre machten in etwas nervös. Wieder wurden die Becher gefüllt.

      „Es wäre mir eine Ehre, euch morgen den Tempel und seine Anlagen zu zeigen, Herrin.“ begann die Oberin nun etwas mutiger, während sie an ihrem zweiten Kelch Wein nippte. „Einige unserer Gewölbe sind für gewöhnlich verschlossen, doch euch soll unsere Sammlung von Waffen und Kunstgegenständen aus alten Zeiten nicht verborgen bleiben.“ Geistesabwesend zog Beema ein Taschentuch hervor und tupfte sich über die Stirn.

      Lennys antwortete nicht sofort, sondern beobachtete die