WAS SAGEN WIR DER WITWE?. Detlef Wolff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Detlef Wolff
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750223110
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      DETLEF WOLFF

      WAS SAGEN WIR

      DER WITWE?

      Roman

      Apex-Verlag

      Copyright © by Detlef Wolff/Apex-Verlag/Successor of Detlef Wolff.

      Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.

      Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.

      Satz: Apex-Verlag.

      Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.

      Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de

      E-Mail: [email protected]

      Alle Rechte vorbehalten.

      Inhaltsverzeichnis

       Impressum

       Das Buch

       WAS SAGEN WIR DER WITWE?

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

      Er öffnete den Brief mit einem energischen Schnitt.

      Der zweimal gefaltete weiße Bogen war mit einer eckigen, technoid wirkenden Type geschrieben worden. Die wenigen Zeilen lauteten:

      Professor Kamphuut, in Ihrer Klinik ereignen sich Unregelmäßigkeiten, die in den Bereich des Kriminellen gehören. Dafür sind Sie verantwortlich. Sie stellen falsche Totenscheine aus. Das Todesdatum stimmt nicht. Muss ich deutlicher werden? Sie wissen, worauf ich mich beziehe. Ich fordere Sie deshalb auf, vorerst eine halbe Million bereitzuhalten. Sonst haben die Dinge unangenehme Folgen für Sie.

      Was sagen wir der Witwe? war der elfte Kriminal-Roman deutschen Schriftstellers Detlef Wolff (* 30. Oktober 1934 in Thale; † 2004 in Bremen) und erschien erstmals im Jahr 1986.

WAS SAGEN WIR DER WITWE?

      »Wollen Sie, dass ich das so zu Protokoll nehme?«, fragte der junge Wachtmeister. »Sie müssen’s ja wissen. Ich war nicht dabei.« Misstrauisch sah er auf den Mann in dem Krankenbett. »Oder stehen Sie unter Medikamenteneinfluss? Wir können noch mal wiederkommen. Es wäre uns aber schon lieber, wenn Sie Ihre Aussage gleich machen könnten. Je früher die Ermittlung anläuft, desto besser. Andererseits...« Er zuckte die Achseln. »Es war Ihr Unfall. Wir sind nur für die Strafverfolgung zuständig. Aber dafür brauchen wir nun mal handfeste Angaben von Ihnen, sonst sehen wir alt aus.«

      »Sie können das so zu Protokoll nehmen.« Hermann Lurrup fasste mit der linken Hand an den bandagierten Arm. Sein hageres Gesicht legte sich in Schmerzfalten. Er biss sich auf die schmalen Lippen. »Ich kann Ihnen keine anderen Angaben machen. Geben Sie sich damit zufrieden«, sagte er dann ungehalten.

      »Gut. Ich fasse also zusammen. Sie befuhren die Schlossstraße in Richtung Ferdinandplatz...«

      »Das habe ich Ihnen alles gesagt.« Unwillkürlich bewegte Lurrup den Kopf. Die Bewegung kam abrupt zum Stillstand. Seine Lippen öffneten sich zu einem lautlosen Fluch.

      »Halswirbel, was?«, fragte der Wachtmeister. »Sie hätten einen Genickbruch haben können. Unfälle wie Ihrer enden meist tödlich.«

      »Kommen Sie zum Schluss«, sagte Lurrup.

      »Ja. Ich brauche das jetzt zum Mitschreiben. Oder wollen Sie diktieren? Sie als Fabrikant...«

      »Diktieren ist nicht meine Stärke. Ich bin Techniker. Fragen Sie mich lieber aus. Es scheint ja nicht anders zu gehen.«

      »Also... Schlossstraße in Richtung Ferdinandplatz.« Der Wachtmeister machte sich Notizen. »Bei der Einmündung Höckerstraße wurden Sie und Ihr Wagen von einem aus besagter Straße herausschießenden Kraftfahrzeug unbekannter Bauart förmlich gerammt.«

      Lurrup versuchte zu nicken. »Gerammt ist übertrieben. Sagen wir angefahren.«

      »Wie Sie wollen. Sie fuhren einen Kleinwagen.« Der Wachtmeister stellte dies mit einem verwunderten Blick fest.

      »Den Zweitwagen meiner Frau. Sie liegt zurzeit in den Städtischen Krankenanstalten. Normalerweise darf ich den gar nicht benutzen. Naja, jetzt kann ich ihr gleich das neue Modell kommen lassen. Die Reparatur lohnt bestimmt nicht.«

      »Kaum. Der ist schrottreif. Hatte Ihre Frau auch einen Unfall?«

      »Nein. Schwangerschaftskomplikationen. Ich werde Vater. Und das in meinem Alter. Übrigens zum ersten Mal. Sie können das auch zu Protokoll nehmen.« Lurrup lag still und lächelte stolz. »Oder tut das nichts zur Sache?«

      »Wenn Sie schwanger wären, dann vielleicht. Da ist manchmal verändertes Fahrverhalten zu beobachten. So kann man Ihnen nur gratulieren. Wie alt sind Sie?«

      »Zweiundsechzig. Chaplin war älter, als er zum ersten Mal Vater geworden ist.«

      »Stark«, sagte der Wachtmeister. »Sie trugen bei dem Unfall folgende Verletzungen davon... Nein, die genauen Angaben zu Ihren Verletzungen lasse ich mir vom medizinischen Personal geben.«

      »Professor Kamphuut ist ein alter Schulfreund von mir«, warf Lurrup ein.

      »Weiter. Fahrzeugtyp unbekannt. Über die Farbe können Sie auch keine Angaben machen...«

      »Nein.«

      »Es muss ein schwerer Wagen gewesen sein.«

      »Die Höckerstraße ist abschüssig. Vielleicht haben seine Bremsen versagt.«

      »Das ist kein Grund, Fahrerflucht zu begehen. War es ein Fahrer oder eine Fahrerin?«

      »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich nichts wahrgenommen habe. Ich kann mich an nichts erinnern. Ich hatte mich auf andere Dinge konzentriert. Natürlich auch auf den Straßenverkehr«, setzte Lurrup hinzu. »Kann sein, dass mein Gedächtnis später wieder einsetzt. Im Augenblick weiß ich jedenfalls nichts. Vielleicht hat Professor Kamphuut dafür eine Erklärung.«

      »Ich werde mal fragen.« Der Wachtmeister kritzelte in seinem Notizbuch herum. »Sie befahren die Schlossstraße regelmäßig und fast immer um die gleiche Uhrzeit?«

      »Täglich«, antwortete Lurrup. »Ich bin meist noch sehr spät im Labor. Meine Erfindungen sind mein bestes Kapital.«

      »Man könnte sich also darauf einstellen, dass Sie in den späten Abendstunden durch die Schlossstraße kommen. Wenn dann jemand die Absicht hätte...«

      Lurrup unterbrach den Wachtmeister. »Wollen Sie den Unfall als Mordversuch hinstellen?« Er atmete schnell und griff sich an die graubehaarte Brust. »Lassen Sie sich zur Kriminalpolizei versetzen. Ich habe keine Feinde. Und die ich habe, mit denen werde ich allein fertig. Ich bin mein ganzes Leben lang alleine fertig geworden.«

      Der Wachtmeister machte eine beschwichtigende Handbewegung.