Dominique Belleda
Der Grossvater und seine Enkelin
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Inhaltsverzeichnis
Tulpen und holländische Geschichte
Boote und neue Bekanntschaften
Ein roter Bus
Es ging wieder einmal zu den Großeltern. Schweigend sah Lilly aus dem Fenster des schwarzen Autos auf die karge spätwinterliche Landschaft. Sie hatte schwarz noch nie gemocht. Es war so eine düstere Farbe. In einem schwarzen Auto war es unmöglich, farbig zu träumen.
Auf den Vordersitzen unterhielten sich ihre Eltern, doch sie hörte nicht zu. Neben ihr stritten sich ihre beiden Brüder. Ab und zu mahnte der Vater sie zur Ruhe, und die Mutter warf einen besorgten Blick zur Tochter. Lilly war es gleich.
Die Großeltern wohnten nicht weit von Lillys Zuhause entfernt, mit dem Auto waren es höchstens zehn Minuten.
Ihre Mutter nahm sie bei der Hand, als sie aus dem Auto stiegen. Ihre Brüder rannten vor, um als erste an der Tür des Hochhauses zu stehen. Abwesend ließ Lilly den Blick über den bleichen Rasen vor den Häusern gleiten. Bald würde sie ihren Großvater wiedersehen.
Ihre Mutter wirkte nervös, als sie klingelte. Sie war immer nervös, bevor sie ihre Familie besuchte. Es würden alle da sein. Mutters drei Brüder und ihre Schwester mit ihrem Freund. Nur Lilly wusste, weshalb ihre Mutter jedes Mal nervös wurde, wenn sie unten klingelte. Wegen ihr. Sie schämte sich für ihre Tochter. Mit ihren Brüdern war das etwas anders, mit ihnen konnte man in die Öffentlichkeit, ohne Mitleid oder Häme zu ernten.
Der Lift brachte sie in den dritten Stock. Lillys Brüder sprangen aus dem Lift und fielen der Großmutter um den Hals, die sie an ihre große Brust drückte.
„Hallo Mutter“, begrüßte Lillys Mutter ihre Großmutter.
„Schön dich zu sehen, Alexandra. Hallo Markus, hallo Lilly.“ Lilly schüttelte ihre Hand. Sie war immer die Letzte, die begrüßt wurde.
„Die anderen sind schon da und warten auf euch“, lächelte die Großmutter ihre Tochter an. „Kommt rein.“
Geschwind drückte sich Lilly vor ihrer Mutter durch die Tür. Da war er! Großvater lächelte, als er sie sah und kniete sich hin, um seine Enkelin in die Arme zu nehmen.
„Hast du wieder etwas für mich?“, wollte Lilly erwartungsvoll wissen. Aber ihre Mutter hatte sie auch gehört. „Lilly, lass Großvater in Ruhe.“
„Ist schon gut, Alexandra“, lächelte der Großvater nur. Die beiden warteten im Flur, bis Lillys Eltern und ihre Brüder im Wohnzimmer verschwunden waren und die Großmutter sich in die Küche verzogen hatte.
„Diesmal ist es sogar etwas besonders Großes. Willst du es sehen?“ Lilly nickte begeistert. „Also dann.“ Großvater nahm seine Jacke vom Haken und zog seine Schuhe an. Leise öffnete er die Tür und winkte Lilly zu.
Vor der Tür nahm er sie bei der Hand und führte sie die Treppe hinunter, ganz hinunter, bis in die Tiefgarage. Es roch nach Abgas und Benzin, nach Geschwindigkeit, fernen Orten und der großen weiten Welt. Hier unten hatten Lilly und ihr Großvater schon manches Abenteuer bestanden.
Großvater führte sie in den Teil der Garage, wo sonst die Lieferwagen für das Einkaufszentrum darüber parkten.
Dort stand, von einer nackten Glühbirne beleuchtet, ein knallroter VW-Bus. Lilly staunte.
„Wie findest du ihn?“, fragte Großvater. Lilly gab keine Antwort, sondern machte sich von seiner Hand los und ging auf den Bus zu. Auf dem unteren Teil des Busses waren Sterne, Kringel, Punkte, kleine Schiffe und Friedenszeichen auf den roten Lack gemalt. Mit dem Finger strich Lilly behutsam den Formen entlang. Das reichte Großvater als Antwort. Mit einem Lächeln zog er den Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Lilly kletterte hinein und machte