Czordan und der Millionenerbe. Manfred Rehor. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manfred Rehor
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844210125
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merkwürdigen Blick. So, als hätte ich diese Höflichkeit anderen Besuchern gegenüber noch nie erwiesen.

      „Ich meine nur“, sagte Drombacher. „Es hätte ja sein können. Wie viel verlangen Sie, um diese leidige Sache mit dem Wagen zu vergessen?“

      Als Detektiv hätte ich ihn jetzt direkt nach dem von Frau Ahner beobachteten Vorfall gefragt. Czordan tat das nicht. Also hielt ich mich zurück, hörte zu und hoffte, wieder etwas über die Arbeitsweise eines Detektivs zu erfahren.

      „Wir verlangen nichts“, stellte Czordan richtig. „Im Gegenteil: In der Zeitungsanzeige haben wir geschrieben, dass wir eventuell an einem Kratzer an Ihrem Wagen schuld sind.“

      „Ich bin ein wenig durcheinander. Habe ich ihre Annonce also falsch verstanden? Ich weiß nicht, ob überhaupt ein Kratzer dran ist“

      „Umso besser, dann kann der Schaden nicht groß sein. Sehen wir uns den Wagen doch gleich einmal an.“

      „Das geht nicht. Ich bin mit meinem zweiten Wagen gekommen.“

      „Dann sagen Sie uns, wo der Geländewagen steht. Wir fahren hin, prüfen den Schaden und klären alles mit unserer Versicherung - ohne große Scherereien für Sie“, behauptete Czordan. Er war die Hilfsbereitschaft in Person.

      „Das ist nicht nötig. Falls wirklich Sie es waren ...“ Drombacher zögerte, bevor er fortfuhr: “... dann nehme ich das auf die eigene Kappe. Mehr als eine Kleinigkeit kann es nicht sein, da haben Sie ja völlig Recht. Danke für Ihr Entgegenkommen.“ Er stand auf, zupfte mit einer fahrigen Bewegung sein Jackett zurecht und wollte gehen.

      „Moment noch“, sagte Czordan. „Wir brauchen natürlich eine Sicherheit.“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Eine Erklärung, dass Sie nicht später auf uns zurückkommen und Schadensersatz oder sonstige Forderungen stellen. Mein Mitarbeiter wird ein entsprechendes Dokument aufsetzen. Sig!“

      Silvio Drombacher nahm wieder Platz.

      Ich durchschaute die Idee des Alten und fing an, wild in den PC zu tippen. Auf die rechtlich korrekte Formulierung kam es nicht an, sondern auf die Fragen, die ich nun in diesem Zusammenhang unverfänglich stellen konnte: „Nennen Sie mir bitte das Kennzeichen und die genaue Typenbezeichnung des Wagens.“

      Das Kennzeichen wusste er, die Typenbezeichnung nicht, nur den Markennamen.

      „Seit wann sind Sie Halter des Kraftfahrzeugs? Und Ihre Anschrift, bitte. Danke. Geburtsdatum und Beruf?“

      Das war zu viel verlangt. „Das hat mit dieser Sache ja wohl nichts zu tun.“

      „Es ist jedenfalls kein Firmenwagen?“, versuchte ich, die Kurve zu kriegen.

      „Der Wagen gehört mir“, sagte er.

      „In Ordnung.“ Ich tippte noch ein paar juristisch klingende Klauseln unter den Text, dann druckte ich ihn aus und legte je ein Exemplar ihm und Czordan vor.

      Silvio Drombacher las und runzelte die Stirn, was nur zwei feine Rillen in der Haut hervorrief. „Egal, was mit dem Wagen geschehen ist, Sie sind nicht daran schuld. Verstehe ich das richtig?“

      „So hatten wir es eben besprochen.“

      „Stimmt.“ Er griff nach dem Kugelschreiber, den ich ihm hinhielt, und unterzeichnete schwungvoll, ohne die Linie zu überschreiben. Sehr diszipliniert, wie alles an ihm.

      „Sie sagten, Sie sind mit Ihrem anderen Wagen gekommen“, fing Czordan erneut an, als er ihm sein unterschriebenes Exemplar gab. „Auch ein so großes Fahrzeug wie der Geländewagen?“

      „Nein. Ein Smart.“

      „Das ist nun wirklich ein Gegensatz!“

      „Den großen habe ich mehr aus Pietät gekauft. Mein Vater hat einige Monate vor seinem Tod davon geredet, ihn zu bestellen, lange, bevor das Modell auf den Markt kam. Er hat sich sehr darauf gefreut, hat es dann aber nicht mehr erlebt. Zwei Jahre ist das jetzt her. Ich habe schon daran gedacht, den Wagen zu verkaufen, aber ich bringe es nicht übers Herz.“

      „Also fahren Sie nur gelegentlich mit dem Geländewagen“, folgerte Czordan.

      „So gut wie nie. Man fährt darin, als würde man auf einem Kutschbock sitzen - überheblich, irgendwie.“

      „Aber Sie waren in den letzten Tagen damit unterwegs. Sonst hätte es ja nicht zu dem kleinen Unfall kommen können.“

      „Ja, nein, also ...“ Er stand energisch auf. „Ich muss jetzt gehen.“

      „Einen Hinweis will ich Ihnen noch mit auf den Weg geben“, sagte Czordan und senkte seine Stimme.

      Silvio Drombacher trat prompt näher zu ihm, um ihn besser zu verstehen.

      Czordan betrachtete ihn aufmerksam, bevor er fortfuhr: „In den letzten Tagen wurden zwei Menschen ermordet. Eines der Opfer, eine ältere Frau, hat hier in der Gegend gewohnt. Dieser Geländewagen - oder ein sehr ähnlicher - wurde in beiden Fällen in der Nähe des Tatortes gesehen. Waren Sie ab und zu abends mit ihm unterwegs?“

      Da er nicht antwortete, wiederholte Czordan seine Frage: „Sind Sie am Dienstagabend mit dem Wagen gefahren? Oder an einem anderen Tag dieser Woche?“

      „Nein! Was unterstellen Sie mir da?“

      „Ich unterstelle Ihnen nichts. Aber die Polizei wird Sie sicherlich bald als Halter des Fahrzeugs ermitteln. Man wird Ihnen genau solche Fragen stellen. Was würden Sie antworten, bezogen auf Dienstag?“

      Drombacher hatte sich wieder im Griff und sagte, ohne erst überlegen zu müssen: „Dienstag war nachmittags Planungsrunde in einem gemeinnützigen Verein, den ich unterstütze, Freie Schwalbe e.V. Das zog sich hin bis in den Abend. Von dort aus bin ich mit einem Bekannten direkt zu dessen Wohnung. Er hat eine kleine Party veranstaltet, nur für den engeren Kreis.“

      „Wie heißt dieser Bekannte?“, fragte ich.

      „Max Kennrich. Er ist Rechtsanwalt und berät diesen Verein.“

      Ich notierte mir den Namen.

      „Gehört zu diesem engeren Kreis auch Michael Beierlein?“, fragte Czordan.

      „Wer?“ Er hatte den Namen wirklich noch nie gehört. So viel Menschenkenntnis traute ich mir zu, das zu beurteilen.

      „Wie sind Sie zu der Party gefahren - mit Ihrem eigenen Wagen?“

      „Ja, selbstverständlich mit meinem eigenen. Mit dem Smart, meine ich. Der große? Ich weiß nicht, ich muss das nachprüfen.“

      „Was wollen Sie nachprüfen?“

      „Wo der Geländewagen war.“

      „Sie wissen nicht, wo Ihr eigenes Auto war? Wissen Sie denn, wo es sich jetzt im Moment befindet?“

      Drombacher drückte sein Kinn energisch ein Stückchen nach vorne und sagte viel entschiedener als bisher: „Mag sein, dass es da ein Problem gibt. Sie sind doch Detektiv. Man kann Sie engagieren, nehme ich an. Das tue ich hiermit.“

      „Wir sind teuer“, behauptete Czordan.

      „Das spielt keine Rolle.“

      „Wie Sie meinen. Und was sollen wir für Sie herausfinden?“

      „Das muss ich mir noch genauer überlegen. Ich gebe Ihnen morgen Bescheid. Sie sind doch samstags erreichbar?“

      „Selbstverständlich!“

      Meine hochgezogenen Augenbrauen übersah Czordan.

      „Sehr schön. Wünschen Sie eine Anzahlung?“ Drombacher bewegte die Hand zur Innentasche seines Jacketts, als wäre alles Geld der Welt darin.

      „Nicht, bevor Sie uns einen präzisen Auftrag erteilt haben.“

      „Auch gut. Morgen um zehn?“

      „Gerne.“