Eine schwierige Familie. Elisa Scheer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elisa Scheer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737583329
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ich zahle Ihnen natürlich eine neue Jeans“, bot Raben an, der sich unübersehbar für seine Schwestern schämte.

      „Wieso, Sie können doch nichts dafür?“, wehrte Fritzi ab. „Ich kann mir schon selbst eine neue Hose leisten, aber ich finde, Ihre Schwester könnte sich wenigstens entschuldigen.“

      „Das ist ja alles sehr unterhaltsam“, verlor auch Reuchlin wieder einmal die Geduld, „aber eigentlich sind wir hier, um Sie alle zum Tod Ihres Bruders zu befragen. Und da sind diese Zänkereien nur bedingt aufschlussreich. Vielleicht lassen Sie, Frau von Raben, die beiden Katzen mal hinaus, damit hier Ruhe einkehrt. Frau Rauch, Sie waschen den Fleck am besten gleich aus. Vielleicht zeigen Sie ihr ein Badezimmer, Frau von Raben?“

      Keine Reaktion bei den beiden möglichen Adressatinnen. Raben erhob sich. „Ich entschuldige mich für die fehlende Kinderstube meiner Schwestern. Kommen Sie, Friederike!“

      „Wieso Tod?“, erwachte Conny nun wieder zum Leben. „Ludwig?“

      „Auch schon gemerkt?“, fauchte Paula sie an. „Überdosis, was denkst du denn!“

      „Noch ist die Todesursache nicht hinreichend untersucht“, wandte Reuchlin ein. „Es könnte sich auch um Fremdverschulden handeln. Sie haben nicht zufällig eine Idee, wer etwas gegen ihren Bruder gehabt haben könnte?“

      „Hab ich doch schon gesagt“, maulte Paula und schob den stinkenden Aschenbecher von sich weg.

      „Ich habe ihre Schwester gefragt.“

      Conny schaute erschrocken. „Was, ich? Wieso?“

      „Wieso nicht? Die anderen haben wir schließlich auch gefragt.“

      „Nö, keine Ahnung. Was weiß denn ich… einer seiner Junkie-Kumpels?“

      „Haben Sie da Namen?“

      „Nö, so eng waren wir nicht. Ich weiß aber, dass er sich öfter mal an dieser Hütte am Prinzenpark herumgetrieben hat, wo die ganzen Drogenopfer immer rumhängen. Süchtiges Pack.“

      „Na, und du?“, spottete Paula. „Als ob du nicht süchtig wärst!“

      „Ach?“ Reuchlin musterte die beiden aufmerksam, und Katrin Kramers Stift huschte wie besessen über ihr Tablet. Fritzi und Raben kamen zurück, Fritzis Hose war nun nass, aber wohl nicht sauberer.

      „Was für ein Quatsch! Wonach sollte ich denn süchtig sein? Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich esse keine widerlichen Hamburger wie Teresa.“

      „Du musst doch immer neue Katzenviecher anschleppen! Die reinste Catlady!“

      „Quatsch, das sind doch bloß acht, und alle haben ein tragisches Schicksal hinter sich. Dass du da kein Mitleid hast?“

      „Ich habe Mitleid mit mir! Schließlich muss ich in diesem Gestank hier hausen, alles ist voller Katzenhaare…“

      Katrin Kramer nieste zur Bestätigung.

      „Allergien sind pure Einbildung“, behauptete Conny sofort.

      „Apropos Gestank“, wagte Sophie sich wieder einmal vor, „wer raucht denn hier eigentlich?“

      Conny schenkte ihr einen Was hast du denn hier mitzuquatschen – Blick und antwortete: „Na, Ludwig. Sonst keiner. Stimmt, dann kann das Drecksding jetzt ja weg?“

      „Moment!“, schritt Reuchlin ein. „Nicht anfassen – den soll die Spurensicherung mal mitnehmen. Dann sind Sie ihn schließlich auch los, oder?“

      Schulterzucken links, Schulterzucken rechts. Der geplagte Bruder nickte desinteressiert. Katrin Kramer ging zur Tür und rief nach draußen. Eine weißgekleidete Gestalt kam und tütete den vollen Aschenbecher mit angeekeltem Gesicht ein.

      „Danke. Schaut euch mal im Zimmer des Toten um. Hier direkt drüber, oder?“

      Raben nickte wieder.

      „Muss offen sein“, erläuterte Conny. „Ludwig hat nie abgesperrt, da gab´s ja wohl auch nichts zu holen. Und in den Siff wollte eh keiner rein…“

      Die Nachrufe der liebenden Geschwister waren eindeutig suboptimal, fand Sophie. Fritzi, die immer noch mürrisch an ihren nassen Jeans herumzog, hatte sich offenbar längst ausgeklinkt. Ob die Verehrung für den tollen Dozenten nach dem ersten gründlichen Blick auf Bruchbude und unangenehme Schwestern dahin war?

      Der Weißgekleidete verschwand wieder und erteilte draußen Anweisungen.

      „Du mit deinen räudigen Viechern!“, knüpfte Paula an den alten Streit mit Conny an. Das schien ein Dauerthema zwischen den beiden zu sein.

      „Ich setze mich wenigstens für Mitgeschöpfe ein!“

      „Mitgeschöpfe…! Sei nicht so pathetisch!“

      „Egoistische Kuh. Und um Tierschutz kümmerst du dich ja wohl gar nicht. Denkst nur an dich“, murrte Conny zurück.

      „Das haben Egoisten so an sich“, konnte sich Fritzi nicht verkneifen.

      „Schnauze!“ Im Chor! Seltene Einmütigkeit von Paula und Conny - Sophie verbiss sich ein Kichern.

      „Du bist genauso abgedreht wie Ludwig“, pöbelte Paula aber sofort weiter.

      „Na, und du? Gefühlloses Luder!“

      „Ihr haltet jetzt endlich die Klappe, es sei denn, der Kommissar fragt euch was!“, fuhr Raben seine Schwestern an. „Heute seid ihr noch peinlicher als sonst. Wisst ihr jetzt noch irgendwas über Ludwigs Kontakte, Freunde, Feinde oder sonst etwas?“

      Nein, taten sie nicht. Sie setzten ein betont desinteressiertes Gesicht auf. Raben seufzte.

      „Ich brauch Geld“, sagte Conny schließlich.

      „Hab ich nicht gesagt, nur, wenn ihr etwas Sinnvolles beizutragen habt?“ Raben wurde langsam laut, aber seine Schwester beeindruckte das nicht. „Das ist sinnvoll! Für den Tierarzt. Tatzi hatte doch die entzündete Pfote. Hundertachtzig Euro.“ Sie hielt fordernd die Hand auf.

      „Wieso soll Benedikt für deine Mistviecher zahlen?“, fuhr Paula auf.

      Sophie reichte es jetzt; sie stand auf. „Wenn die Polizei nichts dagegen hat, würden Fritzi und ich gerne gehen. Ihre Familienzänkereien gehen uns schließlich nichts an.“

      „Und ich muss schauen, ob ich die Jeans noch retten kann.“ Fritzi warf Conny einen mörderischen Blick zu.

      „Mein Gott, hab dich nicht so, Prinzesschen“, murmelte die.

      „Juckt es dich auch so im Handgelenk?“, fragte Fritzi ihre Schwester, nicht unbedingt leise.

      Sophie lachte. „Weiß Gott.“

      „Meine Damen, ich kann´s Ihnen nachfühlen, aber bezähmen Sie sich und warten Sie bitte noch einige Minuten mit dem Gehen, es könnte sein, dass wir auch an Sie noch Fragen haben.“

      „Gut, aber wir haben – wie schon gesagt – diesen Ludwig nie kennengelernt. Viel helfen werden wir Ihnen also wohl nicht können.“

      „Gott, die feinen Damen!“, höhnte es vom anderen Sofa.

      „Ich finde, gute Manieren sind kein Luxus“, teilte Sophie den Rabenschwestern mit kühlem Lächeln mit.

      „Schnepfe“, murmelte die Katzendame nicht allzu leise.

      „Selber“, konterte Fritzi sofort.

      „Ach? Gute Manieren, ja?“

      „Gegen Provokationen ist wohl niemand gefeit“, stellte Reuchlin fest. „Meine Damen, meine Geduld ist mittlerweile auch am Ende. Entweder reißen Sie sich jetzt zusammen, oder wir nehmen Sie beide aufs Präsidium mit, damit sie mal eine Nacht lang in der Zelle zur Ruhe kommen können.“

      „Das dürfen Sie gar nicht!“, fauchte Paula.

      Ach? Wenn es um ihr kostbares