Club Cuffs And Whips. Margaux Navara. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margaux Navara
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738049169
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Mit-Fahren mich so ab, dass ich meinen Magen vergesse und beinahe auch meine Nacktheit.

      Er fragt, ob er mich abholen soll. Natürlich nicht! Ich muss ein anderes Unternehmen anrufen für die Heimfahrt, ich bezweifle, dass ich sonst in meine Wohnung gelange, ohne ihm zumindest einen runterzuholen. Aber warum sollte ich das für diesen Typen tun, wenn mich Männer in Frack erwarten? Vielleicht werde ich auch mitgenommen? Von meinem Prinzen? Ah, ich träume mich schon wieder schön und jung und unwiderstehlich!

      Ich muss mein Passwort nennen, meine Identität wird überprüft und ich bin unsicher, ob ich nicht aus Versehen bei der örtlichen Polizeistation gelandet bin. Doch der Vorschlag des Mannes hinter dem Eingangstresen, ich könne mich in den Räumen gleich rechts ausziehen und meine Kleidung dort lassen, sagt mir, dass ich hier richtig bin – und vor lauter Aufregung diesen Punkt vergessen hatte. Ich hätte überhaupt nicht nackt fahren müssen, da in der Mail mit den Anweisungen stand, dass ich mich gleich am Eingang entkleiden könne. Nun ja, so geht es eben schneller und ich habe keine Druckstellen von String oder BH. Unaufmerksamkeit hat auch ihre Vorteile.

      Meine Herzschlagrate liegt inzwischen bei circa 250, kurz vor einem Infarkt also. Und ich habe wirklich einen Fleck hinterlassen, zum Glück nur auf der Innenseite meines Mantels. Ich tauche schnell in die Toilette ab und wische mich einigermaßen trocken. Schlimm genug, mich nun endgültig zeigen zu müssen, da muss nicht gleich jeder sehen, dass ich es kaum erwarten kann!

      In der Mail stand, dass die Männer zuerst anwesend sein müssen, die Frauen werden erst später eingelassen. Ich habe mir mit der Vorstellung, dass diese Männer dasitzen in ihren Anzügen, mit einem Glas in der Hand, die Beine lässig übereinandergeschlagen, und ich hereinmarschieren muss und vor aller Augen paradiere, ungefähr zehn Höhepunkte verschafft. Nun ist es tatsächlich so weit.

      Oh Gott, ich sterbe. Nicht vor Scham, sondern vor Lust. Es ist genau wie in meinen Träumen. Die Tür wurde von einem Angestellten geöffnet, auch er gut gekleidet, aber in Weiß, wie ein Kellner, und da sitzen vielleicht ein Dutzend Männer. Ich kann sie nicht genau sehen, nicht weil es so dunkel ist, sondern weil sie vor meinen Augen verschwimmen. Ich habe eine Schwäche für einen gutgekleideten Mann – und nun sind da viele, alle im schwarzen Edelzwirn, weiße Hemden glänzen um die Wette, dezente Krawatten und sogar ein paar akkurat gebundene Fliegen schmücken die Kragen. Die Haare mit ordentlichem Schnitt, weiße Zähne blitzen – und dann applaudieren sie.

      Ein weiterer weißgekleideter Angestellter gestikuliert und weist auf die Tür am Ende des Raumes hin. Ich schreite also hier vor all diesen Männern auf meinen Highheels, nur mit halterlosen, spitzenbesetzten Nahtstrümpfen bekleidet, durch den Raum. Ich bin nicht mehr feucht, ich tropfe beinahe. Bei jedem Schritt spüre ich, wie die Feuchtigkeit auf dem kurzen Stück nackter Haut meiner Oberschenkel verteilt wird. Kann eine Frau kommen nur von den Blicken der Männer? Der Weg ist endlos und doch viel zu kurz.

      Im nächsten Raum ist die Quote etwas anders. Hier gibt es nur wenige Männer, die sich an eine Bar anlehnen, einige Frauen stehen dazwischen. Ich schaue mir erst einmal die Konkurrenz an. Die Erste hat eine Rubensfigur – im Vergleich zu ihr bin ich gertenschlank. Die Zweite hat hängende Brüste, eine Dritte ist sicher an die fünfzig, was nicht ganz zu verbergen ist. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich bin nicht die Einzige mit Unzulänglichkeiten. Man hat die Frauen wohl nicht nach ihren Modelmaßen ausgesucht. Vielleicht gibt es nicht viele Models, die sich hier präsentieren wollen.

      Ich bin froh darüber und überlege krampfhaft, was ich tun soll. Ein Glas Sekt wäre nicht schlecht, nur zur Beruhigung der Nerven. Ich schlendere also wie zufällig zur Bar und schaue den Barmann an, damit ich ihm meine Order nennen kann. Er beachtet mich nicht. Ich hebe die Hand. Er hätte Zeit, mich zu bedienen, aber er ignoriert meine Versuche zur Kontaktaufnahme. Lässt seinen Blick über mich schweifen, als wäre ich ein Möbelstück.

      Der Mann neben mir betrachtet mich. Von oben bis unten. Ganz gemächlich. Ich lächle ihn ein wenig verzagt an. Wie fängt man hier eine Konversation an? Ach ja, der ignorante Barkeeper wäre ein gutes Thema.

      „Ich hätte mir hier eine bessere Behandlung erwartet. Dieser Kerl scheint mich nicht zu beachten.“

      Mein Nachbar kneift ein wenig die Augen zusammen. „Ich glaube nicht, dass es angebracht ist, dass du einen Mann beleidigst. Bist du neu hier?“

      „Äh, ja, ich bin das erste Mal hier.“

      „Hast du nicht die Information gelesen? Frauen haben hier und heute nichts zu sagen. Sie sind nicht zu ihrem eigenen Vergnügen hier. Dementsprechend werden sie auch nicht behandelt wie Gäste.“

      „Nein?“, frage ich, obwohl mir siedend heiß einfällt, dass genau darauf in der Mail Bezug genommen wurde.

      „Nein. Sie sind zum Gebrauch da.“

      Wow. Wenn mir das da draußen in der wirklichen Welt ein Mann hingeworfen hätte, hätte ich ihm eine geknallt und vermutlich auch noch die Kronjuwelen poliert. Hier macht es mir die Knie weich und ich schwanke ein wenig unter dem Aufprall seiner Worte. Alleine die Vorstellung, ohne dass überhaupt etwas passiert ist, macht mich unglaublich heiß. Ich bin in meinem Traum gefangen und ich bin versucht, mich zu kneifen.

      Er hat mich beobachtet, meine Reaktion abgeschätzt und jetzt hat er ein hämisches Lächeln auf den Lippen.

      „Komm her, du darfst etwas trinken. Knie dich auf den Boden.“

      Meine Ohren klingeln. Hat er das wirklich gesagt? Was wird er mir zu trinken anbieten? Noch während in meinem Hirn tausend Gedanken aufblitzen, sinke ich schon auf die Knie und schaue ihn erwartungsvoll an. Er nimmt sein Glas – ein Sektglas – und hält es an meine Lippen, während seine andere Hand sich um meine Kehle legt. Der kühle Sekt rinnt wie feinstes Quellwasser bei einer Verdurstenden über meine Lippen und durch meinen Hals, derweil seine Hand zart über die Haut streicht.

      „Du wirst von mir noch anderes schlucken. Ich will, dass du Punkt zehn zu mir kommst. Keine Sekunde später!“

      Er dreht sich weg und betrachtet ausgiebig die übrigen Frauen, ignoriert mich genauso wie der Barmann eben. Ich stehe unsicher auf und suche mit meinen Augen eine Uhr. Keine zu sehen. Es war neun, als ich angekommen bin, also kann es nicht so viel später sein. Wie soll ich wissen, wann es so weit ist? Und warum sollte ich zu ihm gehen? Vielleicht, weil er es so will? Mein Herz hat sich nochmals beschleunigt. Ich kriege nichts von dem mit, was um mich herum passiert. Ich sehe mich schon auf den Knien vor ihm, wie ich seine Hose öffne, ihn heraushole …

      Eine Hand streicht mir über den Hintern. Eine andere fasst an eine Brust und zwickt mich in den steif abstehenden Nippel. Die Berührungen erden mich. Die Männer, die bisher in dem vorderen Raum als Empfangskomitee dienten, sind zu uns gestoßen. Nun wird klar, auf was ich mich hier eingelassen habe. Wir sind ein Dutzend Frauen. Höchstens. Und bestimmt dreißig Männer. Die nackten Körper der Frauen wirken im Gegensatz zu der feinen und formellen Kleidung der Männer noch nackter. Weißer. Schwächer. Hilfloser. Eine Übermacht der Anzugträger. Herrschaft der Hemden. Trotz Highheels sind die meisten Männer größer als die Frauen, scheinen sie nicht nur mit ihrer Überzahl zu erdrücken, sondern auch mit ihrer Körpergröße. Selbst die Rubensfigur sieht schmal und zerbrechlich aus zwischen den breiten Schultern.

      Wollen sie uns Frauen mit ihrer schieren Körperlichkeit ersticken? Dazu kommen die Blicke. Abschätzende Blicke. Bewundernde Blicke. Vor allem aber gierige Blicke.

      Es bilden sich Kreise aus, in deren Mittelpunkt jeweils eine Frau steht, drum herum eine Anzahl Männer, bei manchen mehr, bei anderen weniger. Die Lücken um mich herum schließen sich und ich kann nicht mehr sehen, was dort passiert. Ich bin umgeben von Anzugträgern. Sie fassen mich an, betasten mich, wie man Äpfel im Supermarkt anfasst. Ist sie prall? Ist die Haut glatt, ohne Druckstellen, ohne braune Flecken? Und dann: Ist sie reif?

      Ja, ich habe Finger zwischen meinen Beinen. Ein anerkennendes Grunzen, Bemerkungen untereinander.

      „Sie ist nass.“

      „Mh, eine gute Wahl!“

      „Sie trieft schon vor Erwartung!“

      Ein Weiterer drängt