Aus chaosmagischer Sicht ist dies kein Problem, wenn man jedoch Odin oder Thor einem Houngan oder Bokor vermitteln will, wird es nicht leicht werden. Spielregeln in Ritualen können sehr hilfreich sein, müssen aber jedoch nicht immer eingehalten werden. Es kommt hier auch auf die Erfahrung des Protagonisten an. Will ich wirklich ein hermetisches Planetenritual ausführen, muss ich mich an der jeweiligen Planetenzahl orientieren und planen, wie lang das Ritual dauern könnte! Gerade hier sind die festen Strukturen und die vielen Wiederholungen hilfreich, wenn man rituell noch unerfahren ist. Wenn man ein „alter Hase“ ist und sich sowieso geschwisterlichen und auf Augenhöhe mit den jeweiligen Energien bewegt, muss man definitiv nicht alle Wiederholungen ausführen. Aus anderer Perspektive und in Bezug auf ein anderes Ritual, muss man natürlich wieder eine andere Flexibilität bereithalten. Will ich z. B. ein Naturritual machen, sollte ich den Weg in die Natur wählen. Hier sollte man aber dann auch nicht überrascht sein, wenn es „in“ der Natur Wetter und Tiere gibt, die einem in der Wohnung nicht begegnen. Ansonsten muss ich immer schauen, was einen im Ritual stört und was man weglassen kann. Wenn man sich selbst in Trance trommeln will, ich aber den gewünschten Effekt nicht via Trommel-CD erreichen kann, muss man eben selbst zur Trommel greifen. Komplizierter wird es, wenn mehre Menschen an einem Ritual teilnehmen. Sicherlich, mit mehreren Menschen kann man einen sehr kraftvollen Energiefokus aufbauen, man kann wirklich mehr erreichen und Ziele sogar „schneller“ erreichen. Zusätzlich kann man sich in einem Gruppenritual sogar gegenseitig „tunen“, wodurch hier die energetische Rechnung „1+1=3“ möglich wird.
Doch hierfür muss die Gruppe ähnlich einem Uhrwerk funktionieren, wodurch das Arbeiten und die rituellen Strukturen sehr klar sein müssen. Hier gilt wieder, dass nicht jeder der Ritualleiter sein kann, und dass man, wenn „nur“ mit den 5 Elementen gearbeitet wird, nicht 7 Personen die Elementweihe des Kreises überlassen kann. Hinzu kommen natürlich noch die eigenen Programmierungen und Codierungen, die in jedem Menschen existieren und die man auch nicht verleugnen darf.
Hierbei können auch witzige Situationen entstehen, denn während der eine Zeremonialmagier im Voodooritual Angst um seine Samtrobe hat – sogar berechtigt, da gerade hier mit Öl, Tabak, Rum, Pfeffer und Chilipulver gearbeitet wird – wird der andere Schamane wieder dafür plädieren, dass doch lieber nackt gearbeitet werden soll. Ein dritter der Ritualtruppe verbindet Voodoo mit Schwarzer Magie und beteiligt sich im Grunde nur aus einem Gruppenzwang heraus an dem Ritual. Dies alle bringt Unruhe hinein, gerade, wenn dann der vierte Teilnehmer sich fragt, wenn denn endlich jetzt das Freimauerritual beginnt und wieso alle immer von Voodoo sprechen. An diesem Beispiel kann man deutlich sehen, dass es klare energetische Diskrepanzen geben kann, Diskrepanzen, die im Vorfeld getilgt sein müssen. Dies alles muss berücksichtigt werden, denn auch wenn der Protagonist das Wichtigste in diesem Ritual ist, ist es immer möglich, dass Störungen den gesamten Ablauf behindern und teilweise sogar vereiteln. Daher ist es immens wichtig, dass man vorher das Ritual in der Theorie durchgeht und alle Eventualitäten berücksichtigt, sodass man keine „ungewollten Überraschungen“ erlebt. Natürlich kann dies zu einer „unendlichen Geschichte“ werden, denn gerade dann, wenn ein Ritual im Freien stattfinden soll, sollte man nicht immer erwarten, ideale Wetterbedingungen zu haben. Und natürlich kann es die Konzentration stören, wenn der Hauptteil der Gedanken sich darauf fokussiert, warum man im Winter und im strömenden Regen in seiner durchnässten Robe friert!?!
Punkt 7 – Die Opferungen und sinnige Nachbereitungen:
Was für Opferungen müssen im Ritual berücksichtigt werden und was sind das für Opfergaben? Wird überhaupt in dem Ritual ein „Dankesopfer“ benötigt oder ist es ein Opfer, das sich auf einen Energiefokus bezieht? Was für ein Opfer soll es sein bzw. wie wird das Opfer gegeben? Besteht das Opfer aus Kuchen und Wein? Andere Speisen und Getränke? Tabak und Spirituosen? Edelmetalle? Mineralien? Humus? Etwas Tierisches wie eine Feder oder Horn?
Quellwasser oder andere Flüssigkeiten? Körperflüssigkeiten und oder Sekrete? Andere, selbst erschaffene Dinge? Siegel? Sigillen? Allgemein etwas selbst Erschaffenes? Vielleicht ein Bild? Ein Porträt? Muss überhaupt ein Opfer erbracht werden bzw. ist das Opfer ein fester Bestandteil des Rituals und drückt die Selbstvergöttlichung aus? Ist es ein Opfer, dass einem bestimmten energetischen Prinzip gegeben wird? Oder reicht hier als Erkenntlichkeit ein energetisches und herzliches „Danke!“ aus? Wenn dies der Fall ist, wird dann das „Danke!“ auch als Entlassung gesehen oder muss diese speziell erfolgen? Ist es überhaupt essenziell, die angerufenen Mächte auch wieder zu verabschieden bzw. sie ggf. zu entlassen? Wie muss diese Verabschiedung stattfinden? Ein freier Dankestext? Eine spezielle Verabschiedung in Form einer Geste oder eines eigenen Ritualfragments? Muss die Verabschiedung nach oder vor einer möglichen Opferung erfolgen? Ist eine Verabschiedung und eine Entlassung identisch oder will man hier Unterschiede treffen? Wenn es um eine separate Entlassung geht, muss diese auf alle Energien geeicht sein oder muss für jede Energieform eine andere Entlassung stattfinden? Müssen hier Hierarchien beachtet werden? Wie soll eine Entlassung der gerufenen Energien aussehen? Via Imagination? Durch ein Mantra? Mittels Mudra? Reicht eine Verabschiedung und Entlassung oder muss zwingend eine Bannung ausgeführt werden (was eigentlich immer der Fall sein sollte, denn wenn man energetisch arbeitet und dies mit einer „hellen Lampe“ vergleicht, wird man sicherlich auch Mücken oder andere Parasiten anziehen)? Wie stark muss der Fokus bzw. die Reichweite der Bannung sein? Soll die Bannung via klassischem Ritualfragment (z. B. Pentagrammritual) ausgeführt werden oder kann man mit seiner eigenen Energie den Raum so fluten, dass alles andere „verdrängt“ wird? Reicht hier eine Energie- oder Lichtkugel aus oder müssen andere Symbole verwendet werden? Muss nach dem gesamten Ritual, also auch nach Danksagung, Verabschiedung und Bannung, noch einmal eine andere Arbeit stattfinden? Erneut eine Räucherung? Eine Waschung? Ölung? Salbung? Muss ggf. etwas innerhalb einer Zeitspanne nach dem Ritual erledigt werden? Muss etwas vergraben? Einpflanzen? Verbrannt? Versenkt? In einem fließenden Gewässer oder in einem ruhenden Gewässer? Müssen hier ggf. wieder andere Dinge (Mondphase etc.) beachtet werden?
Muss vielleicht aus der jeweiligen Arbeit eine NEUE Arbeit entstehen? Wurde vielleicht etwas verbrannt und mit der Asche wird ein neues Ritual beginnen? Oder muss die Asche nur zerstreut, vergraben oder versenkt werden?
Die Nachbereitung eines Rituals ist genauso wichtig (wenn nicht wichtiger) wie die Vorbereitung. Es ist im Grunde logisch, dass man alle Energien, die man ruft, auch wieder verabschieden muss. Daher ist es auch essenziell, dass man sich weit im Vorfeld darüber klar ist, was man alles benötigt, um das Ritual KOMPLETT auszuführen! Es ist schon echt dumm und auch peinlich, wenn man im gezogenen Kreis und nach der eigentlichen Arbeit feststellt, dass man für die Opferung einen frischen Laib Brot benötigt, dieser aber noch in der Küche im Ofen oder sogar noch beim Bäcker ist! Gleiches gilt auch für Getränke, die als Opferungen verwendet werden sollen. In einem Voodooritual ist es normal, dass Tabak, Rum und besondere Speisen geopfert werden. Auch in einem klassischen Hexenritual sind „Kuchen und Wein“ vollkommen normale Opferungen. Bei einem Planetenritual müsste man wieder schauen, mit welchem Archetypus man arbeitet. Bei Saturn bietet sich wirklich eine einfache Kost (Wasser und Brot) an. Jupiter wäre wieder etwas Üppiges sehr sinnig, auch etwas Süßes (Kuchen und Met). Mars hingegen wäre prädestiniert für scharfe Speisen und Getränkte (gewürztes Fleisch und hochprozentigen Alkohol) und die Venus wiederum für liebliche Opferungen (ein Apfel, etwas Süßes und ein „leichtes Getränk“, ein süßer Wein ist hier gut). Merkur hingegen braucht „schnelle“ oder „bewegliche“ Speisen (Fisch, Geflügel und ein leichter Weißwein sind sinnig). Bei einer Mondarbeit wären Milchspeisen und Milchgetränke geeignet, doch gilt mittlerweile die Regel, dass man sich wirklich im Klaren darüber sein muss, was man verträgt und was nicht (Stichwort Laktoseintoleranz). Doch bei allen Opferungen muss man bedenken, dass es sich hier primär um allgemeingültige Spielregeln handelt, die nicht via Kadavergehorsam befolgt werden müssen. Wer aus Gründen einer Allergie keinen Apfel essen kann – da er sonst erstickt und in die nächste Emanation wandert – kann dennoch ein Venusritual ausführen. Man muss einfach nur recherchieren, welche Opfergabe am besten zum Ritual passt. Etwas anders ist es mit der Bannung bzw. mit der Verabschiedung.