Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3 - Vorschau 461
Aeia - 13 Jahre nach dem Tag im Louvre 465
Michail - 21 Jahre nach dem Tag im Louvre 467
Violet - Die 7. Prophezeiung 486
Violet - Die 7. Prophezeiung 488
Für Sandra-Carina M., Christine R., Tarika V., Petra M.
Danke für Eure unglaubliche Unterstützung.
Prolog
Als Aeia zu sich kommt, ist sie kaum fähig, ihre Augen zu öffnen. Ihr Kopf fühlt sich an, als habe ihn ein Zementklotz zerschmettert. Ihre Gedanken kreisen wie Aasgeier um ihr am Boden liegendes Ich.
Aber noch ist sie am Leben.
Sie sitzt auf einem harten Metallstuhl, der am Boden festgeschraubt ist und ihre Hände sind mit Handschellen auf ihrem Rücken gefesselt.
Sie blickt an sich hinab und sieht ihren Schmetterling, was eine schreckliche Erkenntnis ist. Blickt sich um, befindet sich in einem quadratischen, vollständig gekachelten Raum ohne Fenster.
Grelle Neonröhren erleuchten diesen Ort und sie hat schlimme Vermutungen, was hier alles Grauenhaftes geschehen ist, geschehen wird. Sie sieht einen Glastisch, der drei Meter entfernt steht. Ihre Kleider liegen dort. Daneben ihr Smartphone und andere Dinge, die jetzt zur Nebensächlichkeit werden.
Neben dem Tisch ist auf einem Stativ eine Videokamera befestigt.
Was hat man mit ihr vor?
»Gott, wo bin ich?«
Aeia – Sechs Tage zuvor
Es ist Montag.
Ich liege in einem französischen Bett - das ich mir seit einem Jahr mit Levi teile - eingekeilt zwischen drei Wänden. Durch das alte Sprossenfenster fallen die ersten Sonnenstrahlen auf mich herab. Auf dem Fensterbrett steht ein Foto von Levi, meinem Freund.
Wie hübsch er ist. Die blonden Haare stehen ihm wild vom Kopf ab. Dafür war ich verantwortlich, erinnere ich mich. Seine blauen Augen, das kantige Profil, die Nase. Alles passt harmonisch zusammen wie bei einer römischen Skulptur. Ich könnte mich jeden Tag aufs Neue in sein Gesicht verlieben. Aber diese Tatsache würde ich ihm natürlich nie verraten.
»Levi, wo bist du?«, rufe ich laut.
Stille. Keine Antwort.
Ein Blick auf den Wecker verrät mir, wie spät es ist. Levi ist zwar kein Student mehr, aber um diese Zeit ist er normalerweise noch nicht in der Uniklinik. Ich kuschle mich auf meine Lieblingsseite in der Hoffnung, er würde mich jeden Moment mit einer duftenden Tasse Kaffee wecken. So wie es Levi fast jeden Morgen praktiziert.
Ich warte vergeblich. Langsam klettere ich über die Fußseite aus unserem Liebesnest. Dort bleibe ich für ein paar Momente sitzen, erstaunt darüber, wie anstrengend das gerade war. Hatte ich nicht eine ganze Nacht lang geschlafen? Und trotzdem bin ich noch hundemüde.
Ich schleppe meinen schläfrigen Körper in unser kleines Tageslichtbad. Den einzigen Luxus, den wir uns in unserer kleinen Studentenwohnung leisten können. In vier Jahren wird Levi seine Ausbildung beendet haben und ich mein Psychologiestudium. Spätestens dann werden wir uns eine schönere, größere Wohnung oder vielleicht sogar ein kleines Haus mieten können.
Wieder überwältigt mich eine Müdigkeitsattacke und ich muss ausgiebig gähnen, mich auf die Toilette setzen, um nicht der Länge nach umzukippen.
Ich denke nach. Es ist schön, sich von Levi verwöhnen zu lassen, aber es fühlt sich schrecklich an, sich von ihm aushalten zu lassen. Er zahlt den Großteil der Miete und die Lebensmittel. Ich würde gerne mehr dazu beisteuern.
Ab heute wird sich das hoffentlich ändern.
Um Acht muss ich mich im Institut einfinden. Bei meiner neuen Ausbildungsstätte und meinem zukünftigen Professor, Ronan Meusburger. Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie ich es mit meinen durchschnittlichen Uni-Leistungen geschafft habe, hier einen Platz zu ergattern. Das TREECSS-Institut ist zwar nicht so bekannt wie das Frauenhofer, aber man sagt sich, es würde zur Elite zählen. Ich bin glücklich, denn ich habe dadurch die Möglichkeit mein Psychologie-Studium weiterzuführen und gleichzeitig an Projekten mitzuarbeiten. So werde ich endlich auch wesentlich zur Aufbesserung unserer Haushaltskasse beitragen können. Ich bin gespannt, wie hoch mein monatliches Einkommen sein wird. Vermutlich nicht sehr hoch, denn hauptsächlich werde ich ja dort sein, um mein Studium zu Ende zu bringen.
Plötzlich wird mir elend schlecht. Ich gleite von der Toilette, schaffe es noch rechtzeitig, den Deckel zu öffnen und mich schmerzvoll zu übergeben. Muss an der Aufregung liegen. Ich will selbstverständlich den hohen Erwartungen meiner zukünftigen Ausbildungs- und Arbeitsstätte gerecht werden.
Ich