Operation Eismeer. Patrick Osborn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patrick Osborn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847677505
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Narvik, Norwegen

      Der Militärstützpunkt der US Army in Narvik ist der nördlichste aller Stützpunkte und zur Zeit des kalten Krieges erreichtet worden. Seit dem Wegfall des eisernen Vorhanges spielten Stützpunkte dieser Art nur noch eine untergeordnete Rolle und sind dementsprechend dünn besetzt.

      Als Jack in den Jeep kletterte, war er dankbar für Parka und Mütze, die auf dem Beifahrersitz für ihn bereitlagen. Warme Luft drang aus den Lüftungsschlitzen der Heizung und Jack vernahm, dass die Triebwerke der F-14 erneut aufheulten.

      Während die Tomcat donnernd in dem Nachthimmel verschwand, fühlte sich Jack wie ein Ausgesetzter auf einer einsamen Insel.

      „Festhalten“, sagte der Fahrer und rumpelnd setzte sich der Jeep über die vereiste Fahrbahn in Bewegung. Vorne konnte Jack die Silhouette der Stützpunktgebäude erkennen. Sie waren vielleicht eineinhalb Kilometer entfernt.

      Der Wind drosch gnadenlos auf den Jeep ein und rüttelte an ihm, als wolle er ihn umkippen.

      „Ist hier auch nicht gerade die Gegend, die man sich zum Leben vorstellt, nicht wahr?“ Jack blickte den Fahrer an und fragte sich, wie man es hier aushalten konnte.

      „Eine Basis auf Hawaii wäre mir auch lieber gewesen, aber die Kapazitäten dort sind leider beschränkt.“

      Einige Minuten später erreichte der Jeep den Stützpunkt. Der Fahrer steuerte auf eine hell erleuchtete Halle zu, vor der Jack die Konturen eines Mannes erkennen konnte.

      „Commandant Walter Chapman erwartet Sie bereits.“ Der Fahrer brachte den Jeep unmittelbar neben der Gestalt zum Stehen. Jack öffnete die Tür und stieg aus. Der Wind schnitt ihm kräftig ins Gesicht. Er zog den Parka fester und ging mit vorsichtigen Schritten auf den Mann zu.

      Der Commandant kam Jack auf halbem Wege entgegen und begrüßte ihn mit festem Händedruck. „Mister Reilly, schön, dass Sie gekommen sind.“

      Jack nickte zögerlich. „Wenn ich ehrlich bin, Sir, hatte ich nicht allzu viele Alternativen.“

      Commander Walter Chapman war ein Riese von einem Mann und passte in diese nordische Gegend, wie die Faust aufs Auge. Sein Millimeter kurzer Haarschopf war rötlich und bildete einen guten Kontrast zu seinen buschigen Augenbrauen und der großen Knollennase.

      Jack Reilly folgte Chapman durch ein gespenstisches Gewirr von Fluren. Sie kamen an einem Wohnbereich vorbei, in dem Jack eine Reihe von Feldbetten erkannte.

      Dankenswerterweise war die Luft hier drinnen warm und Jack öffnete den Reißverschluss seines Parkas. Irgendwo brummte ein Generator, der die Energiequelle der Lampen war, die an langen Strippen über der Decke der großen Baracke verteilt waren.

      Chapman führte Jack in raschem Tempo einem ihm unbekannten Ziel entgegen. „Mister Reilly, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich bin etwas skeptisch, dass man einen Zivilisten hinzugezogen hat. Ich denke, dass wir bei der Army genügend Computerspezialisten haben, die dieses Problem genauso gut hätten lösen können. Sie sind hier, weil Präsident Spencer es wollte. Also muss er einen guten Grund dafür haben. Ich hoffe Sie enttäuschen ihn nicht.“ Ohne eine Antwort von Jack abzuwarten, führte er ihn in ein spartanisch eingerichtetes Besprechungszimmer, in dem vier weitere Personen warteten. Jack vermutete, dass es sich dabei um die Einheit der Marines handelte, die er auf die Arctic Commander begleiten sollte.

      Die drei Männer und eine Frau salutierten kurz, als Chapman und Jack das Zimmer betraten.

      „Rühren“, wies Chapman die Vier an. „Das ist Jack Reilly, der Sie auf Ihrer Mission auf die Arctic Commander begleiten wird.“ Jack spürte, dass die Marines ihm skeptisch gegenüberstanden. An ihrer Stelle hätte er wahrscheinlich die gleichen Vorurteile gehabt.

      „Mister Reilly“, fuhr Chapman fort, „war der führende Computerspezialist der NSA, bevor er den Dienst quittierte.“ Chapman und Jack traten an einen großen, dunkelhaarigen Mann heran, dessen Blick Jack freundlich taxierte.

      „Das ist Captain Bill Douglas, der Führer der Einheit.“

      „Sehr erfreut, Sir“, sagte Jack und reichte Douglas die Hand.

      Anschließend stellte Chapman die drei restlichen Mitglieder der Einheit vor.

      „Das sind Gunnery Sergeant Ruben „Usher“ Vasquez und Gunnery Sergeant Danny „Eagle“ Preston.“ Chapman deutete auf zwei Marines, deren Alter nicht weit über zwanzig sein konnte. Jack begrüßte die beiden Männer mit einem kurzen Nicken. Schließlich wandte sich Chapman der einzigen Frau im Raum zu.

      Sie war von kleiner Gestalt, äußerst durchtrainiert und hatte kurzes dunkles Haar und bernsteinfarbene Augen. In ihrem Kampfanzug machte sie eine gute Figur und Jack ertappte sich bei dem Gedanken, sie in Paradeuniform mit Spitzhut, Rock und Bluse zu sehen.

      „Mr. Reilly. Das ist Staff Sergeant Samantha „Sam“ Thomas. Sie ist Captain Douglas Stellvertreterin.“

      Jack reichte ihr die Hand und war über ihren zarten Händedruck ein wenig überrascht.

      „Ladies and Gentlemen“, sagte Chapman, als alle Platz genommen hatten. „Nachdem wir nun komplett sind, kann ich Sie mit Ihrer Mission vertraut machen. Die amerikanische Regierung betreibt seit einiger Zeit eine geheime Forschungsstation auf der ehemaligen Ölplattform Arctic Commander.“

      Chapman gab einer weiteren Person, die Jack bei Eintritt in den Raum nicht gesehen hatte ein Zeichen, und die Beleuchtung im Raum erlosch. Dafür sprang ein Beamer an, der eine digital aufgenommene Fotografie an die Wand projizierte.

      Die Auflösung des Bildes war ausgezeichnet. Es zeigte eine riesige Plattform, die sich majestätisch über das Nordmeer erhob. Der stahlblaue Himmel bildete einen ausgezeichneten Kontrast zu dem Koloss aus Stahl und Beton.

      „Die Arctic Commander war seinerzeit die größte, jemals gebaute Plattform. Nach dem letzten Irakkrieg beschloss unsere Regierung, die Suche nach alternativen Energiequellen zu verstärken. Zum einen, aus dem Wissen heraus, dass unsere Erdölvorkommen nicht unbegrenzt ausreichen, zum anderen, um ein wenig aus der Abhängigkeit des schwarzen Goldes herauszukommen. Aus diesem Grund, wurde auf der Arctic Commander eines der modernsten Forschungslaboratorien der Erde eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, nach neuen Energiequellen zu suchen und sich dabei besonders die Kraft des Meeres zunutze zu machen.

      „Gestern früh ist der Kontakt zur Arctic Commander vollständig zum Erliegen gekommen. Trotz aller Versuche ist es uns bisher nicht gelungen, Kontakt mit der Station herzustellen.“

      „Besteht die Gefahr, dass eine Störung durch Dritte dafür verantwortlich ist?“, fragte Bill Douglas.

      „Diese Möglichkeit können wir leider nicht ausschließen, Captain. Deshalb hat der Präsident persönlich verfügt, dass Sie hier hergebracht wurden. Er möchte, dass Sie die Vorkommnisse auf der Plattform kontrollieren und alle Schritte einleiten, die nötig sind, um die Arctic Commander gegebenenfalls wieder in unsere Gewalt zu bringen.“

      „Und warum soll Mister Reilly uns begleiten?“, warf Staff Sergeant Thomas ein. „Ich glaube kaum, dass er uns eine große Hilfe sein wird.“ Thomas blickte Jack abschätzend an.

      „Wie ich schon sagte, ist die Arctic Commander eines der modernsten Forschungslaboratorien der Erde. Bei ihrer Errichtung wurde erstmals eine völlig neuartige Überwachungssoftware installiert. Leider ist auch unsere Verbindung zum Zentralrechner gestört. Mister Reilly ist als ehemaliger Computerfachmann der NSA auf ausdrücklichen Wunsch von Präsident Spencer hier. Seine Aufgabe ist es, den Zentralrechner wieder zum Laufen zu bringen.“

      „Können Sie mir denn etwas mehr über dieses System verraten?“ Es war das erste Mal, dass Jack das Wort ergriff.

      „Wie Sie sich sicher denken können, wurde bei der Installation auf größte Geheimhaltung Wert gelegt. Soweit mir bekannt ist, haben Sie alle nötigen Informationen von Präsident Spencer persönlich bekommen.“ Jack nickte dem Commander zustimmend zu, musste sich aber eingestehen, dass Nathan Spencer ihm so gut wie nichts über das System gesagt hatte. Aber Jack fand,