Draußen schlich ich mich ein wenig unsicher durch die Gänge. Ganz schön beeindruckend so ein Krankenhaus. Als ich zum dritten Mal auf der Station A landete, hielt mich eine Schwester auf: „Wo willst du denn hin?“
Da merkte ich erst, dass ich mich vollkommen verlaufen hatte.
„Ähh, ich will zum Zeitschriftenstand.“
„Der ist im Erdgeschoß, gleich neben dem Eingang“, erklärte mir die Schwester freundlich. In diesem Krankenhaus arbeiteten lauter nette Schwestern. Sie zeigte mir sogar, wo sich die Aufzüge befanden. Trotzdem hätte ich beinahe den Personalaufzug erwischt. Im Erdgeschoß fand ich den Zeitschriftenstand gleich. Die Fülle der angebotenen Zeitschriften erschlug mich fast. Wer die wohl alle las? Unter den vielen Zeitungen wählte ich die Gewünschten für meinen Vater aus, klemmte sie mir unter den Arm und fuhr wieder nach oben.
Als ich wieder ins Zimmer trat, fiel mein Blick sofort auf meinen Bruder. Der saß immer noch wie angewurzelt bei meinem Vater auf dem Bett und starrte angestrengt vor sich hin. Er gefiel mir gar nicht. Sein Gesicht war genauso weiß, wie Papas Betttuch. Fast bezweifelte ich, dass es überhaupt durchblutet wurde.
Ich hielt meinem Vater die Zeitungen hin.
„Hier.“
Er schaute auf und freute sich. „Sehr gut. Jetzt habe ich wenigstens etwas zu lesen.“ Sofort verstaute er die Zeitschriften in seinem Nachttisch.
Da passierte es. Mein Bruder gab ein leises Würgegeräusch von sich. Ich reagierte sofort. Auf dem Nachttisch meines Vaters lag auch eine Nierenschale mit verschiedenen Spritzen darin. Mit einem Ruck leerte ich die Nierenschale aus, warf die Spritzen zur Überraschung meiner Eltern auf den Nachttisch und hielt Lars die Nierenschale vors Gesicht.
Das war Rettung in letzter Sekunde. Denn im selben Moment erbrach er sich. Erst jetzt bemerkte meine Mutter, dass Lars wie ein Häufchen Elend aussah. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie erschrocken.
Lars konnte nicht antworten.
„Wahrscheinlich die Krankenhausluft“, vermutete ich und drückte Lars die Schale in die Hand. Ich hatte keine Lust, Krankenschwester zu spielen. Außerdem wurde mir jetzt selber schlecht.
Während meine Mutter mit Lars das Bad aufsuchte, verabschiedete ich mich von meinem Vater. „Mir isst auch schon schlecht. Ich muss an die frische Luft“.
Damit verließ ich das Zimmer und hoffte, dass meine Mutter und mein Bruder nachkommen würden. Wie hielten das nur die Kranken aus? Jeden Tag dieser Geruch nach Desinfektionsmitteln. Hoffentlich musste ich nie ins Krankenhaus.
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