Luft holen sollte ich schon einmal, und, verdammt, als beinahe Seelenverwandter dürfte ich mir zwar einiges erlauben ... und ich sei ja nur ein Mensch ... aber auch von mir würde er nach angemessener, eingerechneter Lernphase sinnige Handlungen und klares Denken verlangen.
»Okay, werd’ mir Mühe geben,« flüsterte ich.
»Na fein, aber nicht zu knapp« antwortete Primus. Sinnlos, blitzzugrübeln, wie Primus meine Antwort gehört haben konnte, da ich nichts über die Tastatur eingegeben, nur innengesprochen hatte. Es war eine Premiere, dass mich üppig befiel, aus welcher Weltsequenz der Schöpfer meines Primus wohl wirklich seine Daten an mich sandte – und wer es sei. Ein Genie. Eine Frau vielleicht? Ein Kind? Und was beschilderte er?
Und ich sollte mich hüten, Paul noch einmal fortzuschicken, erschien in Riesenlettern quer über meinem Contact AC-Schirm, ehe Primus abtauchte.
Soll ich mich verwetten, dass es gar nicht wenige Menschen gibt, die angesichts wildfremder anderer Schweißwasser verlieren, zittern und den Blick verwenden müssen, um nicht vor wallendem Missbehagen die Pupillen der Gegenüber mit Schwertklingen zu bestechen? Missbehagen dieses bedenklichen Skalenwertes überfiel mich Jahre her schwallweise, empfahl mir Beruhigungsmittel en masse. Nur Rho Phi half mir beim Abspannen. Und Primus, Einzelfreund, verärgerte besser nicht, sonst konnte ich mich spornstreichs selbst überbringen ...
»Bleib’ doch noch, bitte!« bekroch ich schnell seinen virtuellen Hintern.
Auf Missbehagen gezielt mailte mir jemand »... das trifft besonders erzwungenes Kennenlernen in Restaurants. Wenn das Wesen am benachbarten oder gegenüberliegenden Tisch unsägliche Geräusche produziert, müssen jede Spur gute Erziehung, Selbstbeherrschung und Toleranz aus den hintersten Winkeln der Seele gesaugt und in die Gehörwindungen gestopft werden. Mich selbst vor der Gefahr zu bewahren, Besteck, Menage oder gar zubezahlende Speisen widmungswidrig zu verwenden, müsste ich enorme Kräfte aufwenden.«
»Bingo,« mailte ich rücklings, und ich dankte einem längst verzogenen Gott, dass Wesen auf diesem Müllhaufen von Planeten noch zusammenfühlten. Ja, ich ergebe, ich war zur Zeit, als ich Paul erhielt, schwarzbitter enttäuscht von meinen räudigen Lebenschancen. Irrglauben lassen wollten sie mich, irgendwann würde ich meine Haut wohl noch fühlen. Nur geduldig sein, wollte mich die Philosophie schicksalshörig nötigen. Nicht genügend, geduldig zu sein. Das ergriff mich. Und Brach hatte durch mich geschaut, scharf besehen, in welcher Art der Konversation meine Mailbrüder und ich es trieben. Das weiß ich heute.
Deshalb hat er mich ausgenommen.
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