Die Schuldfrage. Astrid Rodrigues. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Astrid Rodrigues
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797926
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      Astrid Rodrigues

      Die Schuldfrage

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Gerade dachte ich noch, es ist schön, dieses Leben.

      Es hat mir einiges geboten und ich habe es in vollen Zügen genossen. Und dann … Dann kommt alles anders.

      Es war, als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst. Mir wird schlecht und alles beginnt sich zu drehen. Ich versuche mich zu fangen, irgendwo festzuhalten, aber es nützt nichts, der Strudel zieht mich in die Tiefe und ich lande hart auf dem Küchenfußboden. Sendepause. Alles schwarz.

      Als ich wieder zu mir komme, höre ich zuerst die Stimme meiner Tochter Ines, die aufgeregt auf den Sanitäter einredet, der gerade meinen Blutdruck misst.

      „Es ist alles in Ordnung, nur ein kleiner Schwächeanfall. Unkraut vergeht nicht!“

      Danke, das wollte ich hören. Fast muss ich grinsen. Was war passiert?

      Ich schlage die Augen auf und Blicke in das Gesicht eines äußerst attraktiven, jungen Mannes, der gerade die Manschette des Blutdruckmessgerätes von meinem Arm entfernt.

      „Hallo Frau Klein.“, grüßt mich der Alleinunterhalter in der roten Hose. „Sind Sie wieder unter uns? Und? War noch nicht an der Zeit, was?“

      Sieht wohl ganz so aus.

      „Schauen Sie, hier ist ihre Tochter.“

      „Hallo Mama, wie geht es dir.“, fragt Ines kleinlaut.

      „Super!“, antworte ich annähernd wahrheitsgemäß und versuche mich vom Küchenboden hoch zu rappeln.

      „Was ist passiert?“, will ich wissen.

      „Ein kleiner Schwächeanfall. In Ihrem Alter nichts Besonderes.“

      „Danke, junger Mann, das wollte ich hören.“, entgegne ich spitz. Aber, er hat ja recht. Er hilft mir auf und ich nehme auf einem meiner Küchenstühle Platz.

      Ines stellt mir beflissen ein Glas Kranwasser hin.

      „Kind, ich hasse diese Plürre. Im Kühlschrank ist Mineralwasser. Bitte?!“

      Ines verdreht genervt die Augen, schüttet das Wasser in die Grünlilie auf der Fensterbank und holt das Mineralwasser aus dem Kühlschrank.

      „Bitte!“ Sie stellt die Flasche auf den Tisch und ich entdecke dieses vermaledeite Erpresserschreiben, dass ich kurz zuvor aus dem Briefkasten geholt hatte.

       Wenn du deine Tochter nochmal lebend wiedersehen willst, musst du eine alte Schuld begleichen. Den Anfang kannst du mit 150.000 Euro in bar machen. Ort und Zeitpunkt der Übergabe wirst du noch früh genug erfahren.

      Der Text ist aus bunten Zeitungsausschnitten zusammengesetzt. Der Klassiker.

      Es klingelt an der Tür. Ines hat die Polizei gerufen, schließlich wird ihre Mutter erpresst. Die Polizisten kommen in die Küche und stellen sich als Hansen und Wolf vor.

      „Guten Tag. Wo ist die Leiche?“

      Wieso Leiche? Ein ganzer Trupp an Spurensicherern stürmt meine Wohnung.

      „Ich glaube, mir wird schlecht.“ Wimmere ich vorsichtig und schütte das ganze Glas Mineralwasser in mich hinein. „Etwas Stärkeres wäre jetzt sicherlich besser.“

      Ines sieht mich strafend an.

      „Ich brauch jetzt einen Cognac! Für Sie auch, junger Mann?“, frage ich an den Sanitäter gerichtet. Er verneint dankend, faselt etwas von Dienst und Alkohol sei ungesund. Dann wanke ich ins Wohnzimmer, vorbei an den vielen Menschen in weißen Overalls. Hinter dem Sessel liegt ein lebloser Körper. Seine Beine ragen hervor. Es schüttelt mich. Ich öffne das Barfach meines Wohnzimmerschrankes und denke nicht lange nach. Mit der Cognacflasche und einem Glas suche ich schnell den Weg zurück in die Küche.

      „Wer ist der Tote in meinem Wohnzimmer?“ Ich werfe Ines fragende Blicke zu und schenke mir einen großzügigen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein. Dann leere ich das Glas in einem Zug und warte gespannt auf eine Antwort.

      „Frau Klein, Sie sollten in Ihrem Zustand nicht trinken. Wir müssen erst wieder zu Kräften kommen. Unser Kreislauf ist noch nicht wieder stabil.“

      Wir? Wenn er die Leiche in meinem Wohnzimmer meint, dann muss ich ihn enttäuschen. Das wird nichts mehr mit Kreislauf. Der ist hin.

      „Mama, du bist unmöglich!“, empört sich meine jüngste Tochter Ines.

      Ich fülle noch einmal mein Glas und schütte den Cognac hinunter.

      „Nastrovje.“, rutscht es mir heraus. „Wer ist der Kerl auf meinem Teppich? Nehmt ihr den mit oder muss ich den etwa selbst entsorgen?“ So langsam findet der Cognac den Weg in mein Gehirn.

      Ines faselt etwas von peinlich und alte Leute, als Dirk Hansen in die Küche kommt. Er muss so Mitte 40 sein. Sein helles Haar ist kurz geschnitten und er hat bereits ausgeprägte Geheimratsecken.

      „Nun, Frau Klein, da haben Sie aber ganze Arbeit geleistet. Dem Mann haben Sie ordentlich den Schädel eingeschlagen. Möchten Sie mir vielleicht erzählen, was passiert ist?“

      Ich grüble nach und mein Blick trifft wieder auf das Erpresserschreiben auf meinem Küchentisch.