Zu nah am Abgrund. Karlheinz Seifried. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karlheinz Seifried
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847615880
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von ihnen machen.

      „Guten Morgen“, sagten sie fast gleichzeitig und streckten mir ihre Hände zum Gruße entgegen.

      „Sprechen Sie vielleicht auch deutsch?“, fragten sie mich.

      „Ja, das tue ich”, antwortete ich, ohne ihnen die Hand zu geben.

      „Oh schön! Dann müssen wir nicht unser dürftiges Italienisch ausgraben.“

      „Wie kommen Sie den hierher?“, fragte ich die beiden.

      „Ja, wir sind einfach den Feldweg nachgegangen und wollten ans Meer“, antwortete der links Stehende.

      „Da kommen Sie auf diesem Weg zwar hin, aber Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück“, gab ich zur Antwort.

      „Entschuldigung! Das tut uns leid, das wussten wir nicht. Da gehen wir mal wieder zurück“, sagte der Zweite und sie wandten sich ab, um wieder zur Straße zurückzugehen.

      „Ich werde Sie zurückbegleiten“, sagte ich, während ich mich den beiden anschloss.

      „Komm Blacky!“, sagte ich zu ihm und er lief neben mir her.

      „Ist gut mein Bester, komm wir gehen ein wenig spazieren”, redete ich weiter zu ihm, um ihn etwas zu beruhigen. Ich sah noch einmal zurück und bemerkte, dass Eva am Fenster stand. Ich gab ihr ein Zeichen, dass wir in fünfzehn Minuten wieder zurück sein würden.

      „Gehört das alles Ihnen?“, fragte mich einer der beiden.

      „Ja, ist unser Altersruhesitz“, gab ich ihnen zur Antwort und tätschelte Blacky den Kopf.

      „Da haben Sie sich aber ein schönes Fleckchen Erde ausgesucht, genau wie der Hund. Ist ein sehr schönes Tier.“ Ich nickte nur, ohne darauf zu antworteten. Auf diese Art von Konversation hatte ich so früh am Morgen und ohne Frühstück keine Lust. Ich war nur gespannt, was diese beiden Herren wirklich hier wollten, denn groß verlaufen konnte man sich hier wirklich nicht und ein Hinweisschild Privat-Grundstück war sogar in vier Sprachen unten am Weg angebracht.

      „Machen Sie Urlaub auf Sardinien?“, stellte ich neugierig meine nächste Frage.

      „Nein! Eigentlich sind wir geschäftlich hier, wir haben heute nur etwas Zeit und wollten schwimmen gehen.“

      In der Zwischenzeit waren wir über den Hügel gekommen und man konnte unten die Straße, die zum Dorf führte, erkennen. Hier gab es keinen Parkplatz und ich sah einen Wagen direkt in unserer Wegeinfahrt vor dem geschlossenen Tor stehen.

      „Ist das Ihr Wagen?“, fragte ich und deutete mit der Hand hinunter zu dem Fahrzeug.

      „Ja“, war die kurze und knappe Antwort. Ich blieb stehen und sagte:

      „Fahren Sie einfach auf der Straße weiter Richtung Stadt. Dort finden Sie dann auch einen Weg, der Sie ans Meer führt.“

      „Danke und noch einen schönen Tag wünschen wir Ihnen.“

      Ich blieb stehen und beobachtete sie weiter, bis sie in den Wagen stiegen, losfuhren, und den Weg zur Stadt einschlugen. Erst als sie außer Sichtweite waren, drehte ich mich um und ging nachdenklich zurück zum Haus. Irgendetwas hat mir an diesen beiden Kerlen nicht gefallen. Erst als wir am Frühstückstisch saßen, erzählte ich Eva die Geschichte mit den beiden.

      „Ich glaube, wir sollten für Blacky noch ein oder zwei Spielkameraden holen, damit er nicht so alleine ist. Außerdem kann es auch nicht schaden, ein wenig mehr für unsere Sicherheit zu tun“, sagte ich und biss ein Stück vom Landbrot mit Blütenhonig ab. Sie sah mich nachdenklich an und sagte dann zu mir:

      „Meinst du denn, dass die beiden etwas anderes wollten als nur ans Meer zu gehen?“

      „Keine Ahnung. Aber mein Gefühl sagt mir, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wir sollten nach dem Frühstück mal rüber reiten zu Luciano und mit ihm reden. Vielleicht ist ihm ja in letzter Zeit etwas im Dorf aufgefallen.“

      Luciano war Leiter unserer Polizeistation und ziemlich auf Draht. Er war immer über alles bestens informiert, was in dieser Gegend so passierte und er war immer sehr wachsam.

      „Ja, das machen wir. Ich freue mich schon auf unseren Ausritt. Dann könnten wir aber auch gleich rüber zu Betti reiten, um zu sehen, ob sie noch zwei schöne Hunde für uns hat.“

      „Das ist eine gute Idee, wir lassen Blacky aber heute lieber hier“, sagte ich und nahm mir noch ein Stück von dem Landkäse.

      „Ich räume gleich ab und du kannst ja schon einmal die Pferde satteln“, sagte sie fröhlich und voller Vorfreude, als wenn nichts gewesen wäre.

      Nach dem Frühstück zog ich mir die Reithose an, ging zum Stall und fing schon an, die Pferde zu satteln. Als Blacky das sah, tollte er schon voller Freude auf den Ausritt, um mich herum.

      „Tut mir leid Blacky, aber heute musst du hier bleiben und auf das Haus aufpassen.“ So, als wenn er es verstanden hätte, zog er sich schmollend in eine Ecke zurück.

      Ich nahm die beiden Pferde an die Zügel und ging Richtung Haus, als mir Eva auch schon entgegenkam. Sie sah einfach wieder umwerfend aus in ihrem Reiterdress. Die Lederhose, das karierte Hemd mit dem Schal um den Hals, das betonte ihre Figur ungemein. Wir stiegen auf und da kam auch schon Blacky angelaufen. Ich zeigte aufs Haus und sagte zu ihm:

      „Platz, mein Guter. Heute bleibst du hier, musst auf das Haus aufpassen.“ Er sah zu Eva, in der Hoffnung, dass sie vielleicht was anderes sagte. Aber auch sie wiederholte den Befehl noch einmal. Daraufhin legte er sich auf die Terrasse und sah uns nicht mehr an, wir ritten los und genossen die Ruhe und die Natur.

      Eigentlich wollten wir hier zurückgezogen unseren Lebensabend verbringen und genießen. Die Geschäfte sollten von unserem Geschäftsführer und den Abteilungsleitern weitergeführt werden. Aber wenn schon zwei Typen wie die beiden heute Vormittag hier herumliefen, würde es doch noch mal Zeit, sich selbst um diese Geschichte zu kümmern. Außerdem würde es sicher nicht schaden, hier gewisse technische Einrichtungen zur Sicherung installieren zu lassen.

      Außer drei Personen wusste bis jetzt niemand in unserer Firma, dass wir hier auf Sardinien ein Haus hatten und uns hier öfter aufhielten. Unsere Chefsekretärin Barbara Rausch, die in der Zentrale alle Geschäftseingänge und Anfragen bearbeitete und an die jeweiligen Abteilungen verteilte. Bei schwierigen Entscheidungen nahm sie Verbindung über das Handy mit uns auf. Dann Peter Steiner, der Geschäftsführer unserer Holding und Manfred, Leiter der Operation Group.

      Durch eine Erbschaft, Aktiengeschäfte und den Verkauf von Immobilien bauten Eva und ich uns ein neues Leben auf, ein Leben mit der E + K Holding GmbH. Ein Unternehmen, das wir nach und nach vergrößerten und das aus mehreren Firmen bestand.

      Speditionen, ein Autohaus, ein Unternehmen für Personen- und Objektschutz, das in ganz Europa seine Büros hat. Wir hatten Anteile an einem Elektrokonzern und kauften uns Sportschulen dazu, um unsere Leute unauffällig ausbilden zu können. So hatten wir die Möglichkeit, unsere Operation Group unbemerkt aufzubauen. Wir wollten im Hintergrund aktiv sein. Der Sinn dieser Operation Group war, Personen zu helfen, die sich alleine nicht helfen konnten.

      Wir wurden bei Entführung oder Erpressung gerufen, um zu helfen, wir suchten Vermisste, wir befreiten Entführte aus den Händen der Geiselnehmer und unterstützen auch Behörden, wenn sie alleine nicht so konnten wie sie gern wollten, weil die Gesetzgebung zu starr und unflexibel war. Wir agierten weltweit, aber unsere Auftraggeber kamen meist aus dem europäischen Bereich. Es gab nur zwei Möglichkeiten, mit der Operation Group Kontakt aufzunehmen, die erste war über Manfred Kaminski, Leiter der Operation Group. Er hatte sein Büro in der Firmenzentrale, hier liefen auch alle Fäden zusammen. Er hatte den totalen Überblick über alle Aktionen und deren Stand. Die zweite Möglichkeit der Kontaktaufnahme war über unseren Firmen Anwalt und Freund Dietmar Pfeiffer.

      Er hatte in Deutschland mehrere Soziteten eröffnet, wobei wir ihm halfen. Er selbst war eigentlich immer nur für uns tätig, es gab bei den Aktionen immer etwas zu tun. Da wir bei unseren Einsätzen auch immer die Rechtslage des jeweiligen Landes