Pferdesoldaten 4 - Das Fort der Verlorenen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Pferdesoldaten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742770813
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als der Karabiner von Vaughn.

      First-Sergeant Larrimer erschien. Seine Winkel und Rauten waren hellblau und zeigten seine Zugehörigkeit zur Infanterie an. „Verdammt, worauf wartet ihr Idioten? Gebt ihnen Feuerschutz!“

      Gewehre feuerten und tatsächlich wurde ein Krieger getroffen. An anderer Stelle überschlug sich ein Pony und schleuderte seinen Reiter zu Boden.

      Die Patrouille war nun dicht am Fort, immer noch von einigen wenigen Indianern verfolgt, die ihre Beute einfach nicht aufgeben wollten. Nun wurde das Feuer der Infanteristen gezielter. Die Angreifer erkannten, dass eine weitere Verfolgung sinnlos war und tödlich enden konnte.

      Ein paar der verfolgten Kavalleristen stießen triumphierende Schreie aus.

      Vaughn konzentrierte sich auf Lieutenant Phillips. Dieser hatte seinen Hardee-Hut verloren und hielt jetzt seinen Säbel, da der Revolver wohl leergeschossen war. Der junge Offizier wandte sich erneut zu den Verfolgern um, als Vaughn seine Sharps in einer gleitenden Bewegung hob, Ziel nahm und abdrückte.

      Phillips drehte sich gerade wieder dem Fort zu und die schwere Bleikugel vom Kaliber 0.54 traf ihn mitten in die Brust. Der Offizier breitete die Arme aus, hielt sich für einen Augenblick noch im Sattel und kippte dann rücklings vom Pferd.

      Hall bemerkte als Einziger, auf wen der First-Sergeant geschossen hatte. Vaughn grinste ihn an und zwinkerte mit einem Auge. „Na, so ein verdammtes Pech. Da hat es den Kerl, nur ein paar Schritte vor dem Tor, doch noch erwischt.“

      Kapitel 4 Grausame Spuren

      Der kleine Wagenzug war ungefähr hundert Meilen dem Verlauf des Wisconsin River gefolgt, hatte dann bei Prairie du Chien ans andere Ufer des Mississippi übergesetzt und war dem großen Fluss ein Stück abwärts, bis zum Ort Cassville gefolgt. Dort schwenkte man nach Westen und bewegte sich nun am Turkey River entlang. Man befand sich jetzt im Territorium von Iowa und in jenem Gebiet, welches man den Winnebago zugesprochen hatte.

      Mit den schwer beladenen Wagen schafften sie im günstigen Fall sieben Meilen in der Stunde, in der Realität war es oft weniger. Zwei Wochen hatte die Reise bisher gedauert, doch nun näherte man sich allmählich dem Ziel.

      In den vergangenen Tagen gab es für Matt Dunhill und Thomas Deggar ausreichend Gelegenheit, die Männer des ersten Zuges der A-Company der 1st Iowa Volunteer Cavalry etwas kennenzulernen. Es ergab sich ein durchaus gemischtes Bild. Im Grunde konnte man sagen dass die Kavalleristen willig und gut ausgebildet, aber größtenteils völlig unerfahren waren. Das Freiwilligenregiment rekrutierte sich aus Bewohnern kleinerer Siedlungen. Farmer, Handwerker, ein paar Taugenichtse und eine Handvoll anderer Männer, die sich hatten anwerben lassen, weil sie befürchteten, dass die reguläre Armee sich nicht ausreichend um den Schutz des Territoriums vor den Indianern kümmern werde, sollte es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit dem Süden kommen.

      First-Lieutenant Bill Braxton war ein rothaariger Hüne. So groß, dass der kräftige Braune unter ihm wie ein Pony wirkte. Er war willig, sehr belesen und ausgesprochen unerfahren, was allerdings durch Sergeant Mandrick ausgeglichen wurde, dessen Rat der Offizier bereitwillig annahm. Mandrick war hager, fast knochig, mit Händen, die wie Kohleschaufeln wirkten und die er durchaus einsetzte, wenn einer der Männer, nach seiner Meinung, nicht schnell oder richtig reagierte. Der Sergeant war ein grober Klotz, doch er konnte mit den Soldaten umgehen und besaß ihr Vertrauen.

      Ein Corporal führte den Kompanie-Wimpel an der langen Lanze. Das rote und weiße Tuch entsprach den Maßen der Wimpel regulärer Kavalleriekompanien, zeigte im oberen roten Feld jedoch nicht die Buchstaben „U.S.“, sondern die Kennung „1st Iowa Vols.“ und im weißen Feld den Kompaniebuchstaben „A“. Der Mann war stolz darüber, das Feldzeichen führen zu dürfen und wich, ganz nach Handbuch, kaum von der Seite des Lieutenants.

      Matt und Thomas mischten sich nicht in den Dienstbetrieb der Volunteers ein, denn sie wollten den Lieutenant beobachten und sehen, wie dieser seine Truppe zu einer festen Einheit formierte. Bislang ließ es das gut an und Braxton scheute sich nicht, bei den erfahrenen Offizieren um Rat nachzusuchen.

      „Er ist willig und lernt“, kommentierte Thomas. „Er hat das Zeug zu einem guten Offizier. Fast Schade, dass er ein überzeugter Yankee ist.“

      „Thomas, ich will nichts mehr davon hören“, antwortete Matt verärgert und mit entschiedener Stimme. „Wir führen einen Versorgungszug nach Duncan, vergiss das nicht. Hier, im Indianergebiet, ist nicht die richtige Zeit um über Norden und Süden zu lamentieren.“

      Thomas seufzte. „Schön, eigentlich hast du ja recht. Ich werde meine Klappe halten, bis wir wieder zurück in Fort Winnebago sind.“

      „Dafür wäre ich dir außerordentlich verbunden“, gestand Matt.

      Die beiden Freunde sahen sich an und lachten dann. Auch wenn sie gelegentlich verschiedener Meinung sein mochten, so änderte dies jedoch nichts an ihrer unverbrüchlichen Freundschaft zueinander.

      Es war jetzt Mitte April und der Frühling brach sich Bahn. Die Luft war mild und es roch nach Blumen, die überall aus dem Grasboden schossen. Ganze Rudel von Antilopen und anderen Tieren waren unterwegs, um nach dem entbehrungsreichen Winter wieder zu Kräften zu kommen. Vögel kreisten und stießen immer wieder auf kleine Nager und Insekten hinab.

      „Das ist etwas anderes als die großen Prärien“, stellte Matt lächelnd fest. „Diese ausgedehnten Wälder sind ungewohnt.“

      Er hatte nicht ganz unrecht. Ihr bisheriger Dienst hatte in eher kargen Gebieten stattgefunden. An der Grenze zu Mexiko und auf den Great Plains, wo derartig ausgedehnte Waldgebiete eine Seltenheit waren.

      Matt und Thomas ritten an der rechten Flanke des kleinen Wagenzuges. Neben den sechs Infanteristen der Planwagenbesatzungen gehörten siebenundzwanzig Reiter der Volunteers zu der Abteilung. Die Kavalleristen waren mit Revolver und Säbel bewaffnet. Matt hatte dafür Sorge getragen, dass sechs der Männer Sharps-Karabiner besaßen. Die Armeeführung hielt Karabiner nur für Wachen als erforderlich, während sie die Stärke der Kavallerie in der schnellen Attacke mit Revolver und blanker Klinge sah. Erfahrene Feldoffiziere hielten diese Auffassung für falsch, doch im Beschaffungsamt der Armee und im Kongress, der die Mittel bereitstellen musste, saßen keine Feldoffiziere.

      Lieutenant Braxton verzichtete auf Flankenschutz, da die Wälder zu den Seiten viel Abstand hatten, doch er teilte jeweils zwei Reiter als Vorhut und Nachhut ein, die einen Abstand von zweihundert Yards einhielten. Jetzt lenkte der Offizier sein Pferd zur Seite und wartete bis Matt und Thomas zu ihm aufgeschlossen hatten.

      „Ich beabsichtige in einer Stunde das Nachtcamp aufzuschlagen, Gentlemen, sofern Curley Bill einen guten Platz mit Wasser für uns findet.“

      Matt lächelte. „Sie führen die Truppe, Lieutenant. Sie entscheiden.“

      Braxton grinste breit und lüftete seinen Hardee, um seine dichten roten Locken glatt zu streichen. „Sofern ich in Ihren Augen keinen Fehler mache.“

      Jetzt musste Matt lachen. „Bislang halten Sie sich sehr gut, Mister Braxton, und Sie haben mit Mandrick einen verdammt guten Sergeant.“

      „Ja, der ist ein Glücksfall“, stimmte Braxton bereitwillig zu. „Er kommt gut mit den Männern klar und hat auch schon gegen Indianer gekämpft.“

      „In der Tat? Das ist mir neu“, meldete sich Thomas zu Wort.

      Braxton nickte. „Er gibt nicht damit an, aber er war bei einer Posse, die gegen Hunkpapas gekämpft hat. Das ist eine Untergruppe der Lakota. Auch als Sioux bekannt“, erklärte er. „Übrigens gehören auch die Winnebagos zum Volk der Lakota.“ Er zuckte mit den Schultern. „Zumindest wird das vermutet, da die Sprachgruppe praktisch identisch ist. Allerdings sind die Lakota Prärie-Indianer und ein typisches Reitervolk, während die Winnebagos zu den Waldindianern gehören.“

      „Ich muss zugeben, dass ich keine wirkliche Ahnung habe wo da der Unterschied ist“, gestand Matt.

      „Die Winnebagos sind kein ausgesprochenes