Hotel WACHAU 1911
Als dem Ehepaar Anton und Maria Jamek 1911 das „Hotel Wachau“ in Joching angeboten wurde, griffen die strebsamen Leute tapfer zu. Auch der erste Weingarten wurde gekauft, „s’Kammerl“, zwischen Weißenkirchen und Joching.
Am 24. August 1913 brach in Wösendorf eine Typhusepidemie aus. Angst und Schrecken breitete sich unter der Bevölkerung aus. Die Familie Jamek blieb Gottlob verschont.
Tochter Rosi kam im Jahr 1916 hier zur Welt. Wieder ein Mädchen. Leicht verzweifelt blickte der Vater auf die sich mehrende Mädchenschar. Er brauchte doch einen Erben.
Als seine Marie abermals schwanger wurde bekam Anton arge Gewissensbisse. Sollte man das Kind behalten oder… Mit Gottvertrauen und den freundlichen Zusprüchen der Hebamme hofften die Eheleute auf ein kleines Wunder.
Am 4. 11.1919 drang der erste Schrei durchs Haus. Bangen und hoffen breitete sich aus.
Ein Bub, der den Namen Josef bekam.
Da das Geld immer knapp war, musste Vater Anton Kredite aufnehmen, für die ihm seine Cousine Fanny Jedek aus Spitz bürgte. Mit unglaublichem Fleiß stürzten sich die Eheleute Anton und Maria Jamek in die Arbeit. Sie bestellten das Haus, das Hotel, die Wirtschaft, arbeiteten im Weinberg und rangen dem Boden alles erdenklich Brauchbare ab. Gemüse wurde angebaut, Obst geerntet. Die Familie lebte sehr bescheiden. Bald konnten, dank ihrer Fähigkeiten und Ausdauer, alle Schulden zurückgezahlt werden. Vater Anton Jamek war ein sehr tüchtiger Mann, mit unendlicher Herzensgüte und vom ganzen Dorf geschätzt und verehrt. Von 1925 bis 1938 war er dann Bürgermeister von Joching und wurde sogar zum Ehrenbürger ernannt.
1937 übergab Anton Jamek seinem Sohn Josef den Betrieb. Zwar ohne Handlungsvollmacht, dafür aber mit voller Verantwortung.
Josef Jamek war ein junger, dynamischer Mann, dessen einziges Ziel es war, dem guten Vater nachzueifern, ihn nicht zu enttäuschen, sein Vertrauen zu missbrauchen. Ein Vorsatz, den er ein ganzes Leben lang hochhielt.
Den Bau der neuen Wachaustrasse 1954-58 erlebte der vierundachtzigjährige Mann mit großer Befriedigung.
1958 starb Anton Jamek an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches. Seine Frau Maria war schon Jahre zuvor an einem schweren Krebsleiden dahingegangen.
Kindheit und Jugend von Josef Jamek
Josef Jamek wurde am 4.November 1919 als achtes Kind der Familie Anton und Maria Jamek, im „Hotel Wachau“ in Joching geboren. So steht es zumindest im Taufschein. Mutter meinte sich zu erinnern, dass es erst der 7. November war, doch des Rätsels Lösung konnte bis heute nicht zuverlässig aufgeklärt werden. Das Wichtigste für die glücklichen Eltern war wohl die Tatsache, endlich wieder einen Jungen zu haben, der das hart erarbeitete Erbe antreten könnte.
Im September 1925 kam Josef zur Schule. Schon nach wenigen Wochen bekam er Scharlach, dann Diphtherie, anschließend noch eine schwere Nierenentzündung. Der Junge magerte schrecklich ab und wurde wochenlang von heftigem Fieber geschüttelt. Die ärztliche Hilfe wollte absolut nicht greifen. Fast drei Monate lang musste Josef das Bett hüten. Die Sorge der Eltern grenzte fast an Verzweiflung.
Josef Jamek erzählt von diesem Ereignis: „Nach den Weihnachtsferien sollte ich wieder zur Schule gehen. Ich konnte meinen Schulranzen kaum schleppen, so schwach war ich noch. Dennoch wollte ich nicht noch mehr Lehrstoff versäumen. So zuckelte ich mehr recht als schlecht jeden Morgen davon und kam völlig erschöpft nach vielen Stunden wieder zu Hause an. Aber wie alles im Leben, ist auch diese schreckliche Zeit vorüber gegangen. Nur die Harten kommen durch! Ein Wahlspruch, den ich mir stets zu Herzen genommen habe.“
„Trotz allen Fleißes reichte das Geld meiner Familie hinten und vorne nicht. Ab dem Frühsommer mussten wir barfuss zur Schule gehen. Die Schuhe, die ohnedies meist von den größeren Geschwistern übernommen waren, sollten geschont werden. Kurze Hosen musste ich anziehen, wenn die Temperaturen auch noch so niedrig waren. Diese Rosskur hat mich aber abgehärtet und stark gemacht.“
Mit fünfzehn Jahren besuchte Josef Jamek die Weinbauschule in Krems.
Von 1934-1937. Das Erlernte setzte er zügig in die Tat um. Er begann den Weingarten „Ried am Stein“ neu anzulegen und auszupflanzen.
Sein wunderbares Gespür für Lage und Form, für Qualität und Feinheit des Aromas, ließ schon damals großen Erfolg vermuten.
Neben der Weingartenarbeit zeigte sich Josef auch sehr umsichtig im Betrieb. Er renovierte und erneuerte so gut es die bescheidenen Mittel zuließen. Fenster und Wände wurden neu gestrichen. An einer Wand im Speiseraum ließ er ein prächtiges Bild malen, das eine Wachauerin in alter Tracht zeigte. Ein Blickfang für die Gäste. Dieses Bild wurde bei neueren Renovierungsarbeiten später leider völlig übermalt, doch die Erinnerung daran blieb bis heute.
Erinnerungen: Eis laufen, Eis hacken! Die Jochinger Lacke
In früheren Jahrzehnten reichte die Jochinger Lacke bis zum Haus Buxbaum. Ein weiter Raum, wohin das Wasser in Notsituationen ausweichen konnte. Heute ist dieses Gebiet fast völlig verbaut. Auch ein Bootshafen wurde angelegt. Ein kleiner Rest der einstigen Lacke ist allerdings noch verblieben.
„Diese Lacke war in unserer Jugendzeit während des Winters ein Eldorado. Fast alle Mädels und Burschen der Gegend lernten hier Schlittschuh fahren. Der ideale Eislaufplatz. Die Winter waren damals wesentlich kälter als heute. Durch Monate hinweg bildete sich eine etwa 20 Zentimeter dicke Eisschicht, die allerdings nicht nur uns Kindern zum Vergnügen diente.“
Für die Gastwirte und Fleischereien der gesamten Region, von Spitz bis Dürnstein, war dieses Eis lebenswichtig. Mit Eishacken bewaffnet zogen die Menschen dorthin und stachen massive Eisbrocken aus, die anschließend auf Tragen geschlichtet zu den jeweiligen Bestimmungsorten transportiert wurden.
Jeder Betrieb hatte im Hof, im Keller, in einem Schuppen eine große Eisgrube. Solche Gruben waren mit Lärchenstämmen ausgelegt, hinter denen man zum Erdreich hin, Mengen von Sägespänen stopfte. Eine wirkungsvolle Isolierung. Mittels Eiszargen wurden die Blöcke in die Gruben geschlichtet, wo sie über die Sommermonate lagerten.
„In der Gaststube hatten wir einen „Eisschrank“. Vater und ich hackten in der warmen Jahreszeit große Stücke von den Blöcken ab, die wir mit Eisstechern zerkleinerten und in Gefäße füllten, um darin Wein und Bier für die Ausschank zu kühlen. Auch Speisen wurden auf diese Weise frisch gehalten. Die gesamten Vorräte an Fleisch und Wurstwaren, Milch und Käse konnten solcherart haltbar gemacht werden, über die gesamten Sommermonate hinweg. Die Lacke von Joching war der Eisspender für die gesamte Region.“
Zwei Fuhrwerker aus Weißenkirchen und zwei aus Wösendorf transportieren riesige Menge von Eisblöcken auf Leiterwagen. Die größeren Blöcke wurden als Wände aufgestellt, da hinein füllte man die kleineren Brocken.
„Für uns Kinder waren diese gehackten Löcher eine große Gefahr. Über den ausgehackten Flächen bildete sich oft nur eine dünne Eisschicht, die tunlichst umfahren werden mußte. Leichtsinniges Verhalten hätte böse Folgen gehabt. Vorsicht war geboten, um nicht einzubrechen.
Haben’s