Ein Leben für den Wein. Inge Elsing-Fitzinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Inge Elsing-Fitzinger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783847647065
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      „Die Schifffahrt der Neuzeit war von den großen Schiffszügen und ihren Schiffsreitern geprägt. Ein Schiffszug bestand aus drei Haupt- und sechs Nebenschiffen, dazu 33 Schiffsreiter, die die schwere Last gegen die Stromrichtung auf Treppelwegen beförderten. Zuweilen wurden großen Schiffen sogar bis zu 60 Reiter vorgespannt. (In früherer Zeit waren es Menschen, die die Schiffe einzeln stromaufwärts zogen.) Im Verlauf solcher Fahrten, mussten die Pferde öfters das Ufer wechseln. Dann wurden die Rösser auf Nebenschiffe verladen und ans andere Ufer gefahren“.

      Die Flößer überdauerten diese Zeit bis zum Jahr 1951. Immerhin fuhren damals noch 28 Flöße durch den Strudengau. Seit der Gründung der „Ersten k.k.privilegierten Donau- Dampfschiffahtsgesellschaft“ 1829, hatten die alten Schiffsmeister hart um ihr Brot zu kämpfen. Viele ließen sich entmutigen, warfen das Handtuch. Anton Notz kämpfte bis zuletzt erfolgreich. Das erste Dampfschiff, die „Maria Anna“ durchfuhr bereits 1837 die Wachau.

      Immer wiederkehrende Überschwemmungen und Eisstöße forderten übermenschliche Kräfte von den Schiffsleuten und ihren Familien. Am 20. Februar 1830 stieg das Wasser nach dem großen Eisstoß 220 Zentimeter hoch, am 2. Februar 1862 210 Zentimeter über das Niveau der alten Bundesstraße.

      Anton Notz heiratete eine gewisse Seltenheim Magdalena. die ihm 11 Kinder gebar.

      Eine ihrer Töchter, Magdalena Notz, wurde am 24.März 1834 in St. Lorenzi geboren. Sie ehelichte Leopold Jamek, 24.1.1829, den Großvater von Josef Jamek, einen Bauer, der als uneheliches Kind von Anna Marie Jamek geboren wurde. Später heiratete Anna Marie den Kindsvater Florian Prager.

      Erst als Leopold Magdalena Notz 1857 ehelichen wollte, kramte man den Taufschein hervor und bemerkte, dass der erste Prager-Sohn den Namen Jamek trug. Man konnte diesen aber jetzt nicht mehr ändern.

      Die Urgroßeltern von Josef Jamek waren Ferdinand Jamek, geboren 1786, Bauer in Pesenbuch/ Gansbach. Seine Frau hieß Rosalia Buchecker, geboren1790. Eine Tochter war Anna-Marie, geboren 1810.

      Die Großeltern von Josef Jamek: Anna Maria Jamek (Mutter v. Leopold Jamek) heiratete Prager Florian

      Leopold Jamek wurde in Förthof- Stein am 24. 1. 1829 geboren. Später war er ein kleiner Weinbauer in Joching, der ins Tagewerk zu Nachbarn ging. Er soll ein sehr schöner Mann gewesen sein, dem man viele Affären nachsagte. Eine davon war die Lehrerin seines Sohnes. Seine Frau Magdalena Notz, 1834 in St. Lorenzi geboren, war Hebamme.

      Eine Enkelin ehelichte den Tischlermeister Franz Holzinger, der mit Josef Jamek eng befreundet war. Gemeinsam entwarfen sie nach dem Zweiten Weltkrieg die Möbel für das, von den Russen völlig demolierte einstige „Hotel Wachau“, das heutige „Restaurant Jamek“.

      Leopold Jamek und Magdalena Notz hatten zwei Töchter und drei Söhne, Leopold, Franz und Anton.

      Franz Jamek blieb am elterlichen Hof und heiratete. Noch heute betreiben die Nachkommen von Franz, Anni und Erwin Jamek einen Weinbaubetrieb im alten Elternhaus Nr. 33.

      Eltern von Josef Jamek

      Anton Jamek erblickte am 20.11.1870 in Joching, im Haus Nr. 33 das Licht der Welt. 1902 heiratete er Maria Langmayer aus Joching, Haus Nr. 20, in dem heute die Familie Miesbauer lebt.

      Maria Langmayer, 1879 hier geboren, war die Tochter des Zimmermanns Leopold Langmayer, der aus dem Waldviertel stammte. Sie war eine hagere, große Frau, die ihrem Gatten acht Kinder schenkte.

      Von ihrer rechtschaffenen Mutter hatte sie viele Erfahrungen übernommen. In Küchenbelangen konnte ihr keiner etwas vormachen. Besonders gut verstand sie sich auf das Haltbarmachen und Aufbewahren von Lebensmitteln, was in dieser harten Zeit ein Segen war. 1904 herrschte eine schreckliche Dürre. Die Wein- und Obsternte war völlig vernichtet worden. Da kamen Mutters Reserven sehr willkommen.

      Marias Mutter verstarb sehr früh. Der Vater wollte sich ein zweites Mal verheiraten, und zahlte seiner Tochter zur Hochzeit ihr Pflichtteil aus. Mit diesem Geld erwarben die jungen Eheleute das ehemalige „Mayer-Wirtshaus“ in Schwallenbach, wo sie eine kleine Gastwirtschaft betrieben. Hier kamen sechs ihrer Kinder zur Welt.

      Anton 1898 geboren, wollte später unbedingt Zuckerbäcker werden und zog schon früh nach Wien. Dort heiratete er und hatte selbst zwei Kinder. Nach seiner Scheidung arbeitete er als Vertreter. Er wollte den väterlichen Betrieb nicht übernehmen und kam auch später nur sehr selten nach Hause.

      Johannes 1900, starb bei der Geburt.

      Justina kam 1902 zur Welt. In den folgenden Jahren mehrte sich die Mädchenschar.

       Maria 1904, Anna 1906, Resi 1912.

      Aus Platzmangel, aber auch um sich finanziell zu verbessern, übersiedelte die große Familie nach Spitz ins Gasthaus „Neue Welt“. Fleißige Leute waren es und sehr sparsam.

      Durch den Bau der Wachaubahn und den zu erwartenden Fremdenverkehr animiert, kaufte Anton Jamek 1911 das heutige Gasthaus Nr. 45. Dazu erwarb er einen Weingarten.

      Kurz angemerkt sei: Im Taufschein Anton Jameks steht als Beruf: Weingärtner.

      Marias Schwester Justina, eine lebensfrohe Frau, die wunderbare Geschichten erzählen konnte war Taufpatin vieler Kinder in Joching. Selbstverständlich hob sie auch alle Kinder der Familie Jamek aus der Taufe. Sie ist bis in die heutige Zeit allen nur als „Frau Godel“ bekannt.

      „Der gestohlene Zwetschkenstrudel“

      Justina erinnerte sich in einer ihrer Erzählungen an die erste große Liebe ihrer Großmutter, den Maler Emil Schindler.

      „Die Wachau war damals überschwemmt von Künstlern. Großmutter war im Wirthaus der Lengsteiner-Leut oft zu Besuch und half häufig die fröhlichen Künstler zu bewirten, die gerne ihre Schoppen dort nahmen. Manchmal tranken die ganz schön über den Durst, lachte sie. Vom ersten Augenblick an wusste Großmutter: Der Emil oder keiner. Leider hegte der „Göttliche“ nur freundschaftliche Gefühle für sie, was sie tunlichst zu ignorieren versuchte. Stets bestgelaunt und zu Scherzen aufgelegt, schrieb Emil fast täglich ellenlange Liebesbriefe, aber leider nicht an sie. Wie man nur alle Tage gar so lange Briefe schreiben konnte, wunderte sich das Mädchen. Allzu gerne hätte sie wenigstens einen davon für sich behalten. Die Beiden blieben also wohl oder übel nur gute Freunde.

      Lustige Streiche, die sich der Emil stets ausdachte, wusste Justina zur Genüge. „Emil lebte in einem Gasthof in Weißenkirchen. Das Zusammenleben der Wirtsleute, des Gesindes und der Gäste war damals durchaus patriarchalisch. Pünktlich zur Essenstunde saßen alle beim alten „Salomon“ in der kleinen Gaststube. An einem Tisch die Familie, an einem das Gesinde, am dritten die Gäste. Was auf den Tisch kam wurde gesessen. Sonderwünsche durfte man keine äußern. Stets versorgte die Wirtin in mütterlicher Fürsorge mit reichlichen Portionen ihre lieb gewonnenen Künstler.

      Nur einmal standen alle mit hungrigen Magen wieder auf. Es war ein Freitag, und nach alter Sitte wurde der Fasttag streng eingehalten. An Braten und Fleisch war nicht zu denken. Nach der Suppe gab es an solchen Tagen stets Mehlspeise.

      Auch diesmal harrte in der Küche ein riesenhafter Zwetschkenstrudel. Als aber die Wirtin in die Küche kam, waren zu ihrem Schrecken und Staunen alle Backbleche verschwunden. Unbegreiflich und rätselhaft, wie jemand aus ihrem Heiligtum etwas entwenden könnte. „Offener Raub am helllichten Tag, so eine Unverschämtheit!“ kreischte sie wutentbrannt. Am gleichen Abend noch wurde des Rätsels Lösung gefunden.

      Emil Schindler machte den Vorschlag, all den Frust bei einigen Gläsern guten Weines beim Lengsteiner in Joching hinunterzuspülen. Was für einen Hallo gab es, als Großmutter,