Dezember - Adventsgeschichte. Michaela Leicht. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Leicht
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742752871
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Ihr erster Eindruck hatte sich bestätigt.

      Aber sie wollte nicht ungerecht sein, nach einem kurzen Gespräch mit Markus, bemühte sie sich redlich, dem Treffen einen romantischen Touch zu geben. Nur gelang es ihr heute und hier nicht wirklich.

      Möglich, dass es an der Stimmung, dem Wetter oder dem Lokal lag. Hier gegenüber saß keine neue Eroberung. Sie wird Markus aber den Gefallen tun und noch ein oder zweimal mit ihm ausgehen.

      Sie waren beim Dessert angelangt, da bemerkten sie einen kleinen Tumult vor den großen Fenstern. Leider war wegen der ganzen Weihnachtsdeko so gut wie nichts zu erkennen. Tanja nahm das aber als Anlass, den Abend zu beenden.

      „Du, hör mal, der Tag war recht lang. Ich könnte jetzt eine Dosis Schlaf gebrauchen.“ Sein Gesicht verschloss sich eine winzige Sekunde lang. Diese Gefühlsregung, wurde registriert, sie änderte nach kurzem Überlegen ihre Meinung und er beobachtete, wie es in ihrem Kopf arbeitete.

      „Wie wäre es, begleitest du mich morgen zu einer betrieblichen Veranstaltung? Markus kommt auch.“

      „Hm, ich weiß nicht, kannst du so einfach jemanden mitbringen?“

      „Natürlich ...“, als ob es da Fragen geben könnte, so selbstbewusst war ihr Blick.

      Etwas unschlüssig war sich Luke schon. Er hatte bemerkt, dass die Chemie zwischen ihnen beiden nicht wirklich stimmte. Warum sie ihm das jetzt noch so anbot, verwunderte ihn leicht.

      Aber gut, er wollte sehen, was sich noch alles ergab. Vielleicht war heute einfach ein schlechter Tag für sinnliche Schwingungen.

      Die Aufregung vor dem Lokal hatte sich verflüchtigt. Als beide das Restaurant verließen, hörten sie nur, wie jemand sagte: „Das kann auch nur in der Weihnachtszeit passieren. Das ist so nett von der Frau ...“, Tanja und Luke sahen sich leicht amüsiert an. Verabschiedeten sich und Luke brachte sie zu ihrem Wagen.

       Räuber in Action

      Die ganze letzte Nacht hatte er ausreichend mentale Kraft gesammelt und fühlte sich, vor Kraft strotzend, seinen anderen Teil der Aufgabe gewachsen.

      Er bemühte sich, mit Jessicas Terminen Schritt zu halten. So wie sie früh auf Arbeit flitzte, nur um nicht in der Stadt zu sein, wenn die Läden ihre Weihnachtsmusik abspielten, wie sie im Büro nur gezwungen lächelte und sich gleich aus dem Staub machte, wenn es um das Thema Weihnachtsbraten oder Baum ging. Wenn sie in diesem Tempo weiter durch den Tag hetzte, würde er es später schwer haben sich zu materialisieren.

      Endlich, der Heimweg stand an und er brauchte noch ein paar Minuten Auszeit.

      Mit ein wenig Abstand trottete er hinter ihr her, behielt sie aber ständig im Auge. Wie er so neben ihr schlenderte und dabei völlig den Blick für die Umgebung verlor, er stellte sich gerade vor, wie es wäre, wieder ein richtiger existierender Hund zu sein, hörte er ein seltsam verschwommenes, aber dennoch klar erkennbares, Miauen. Es hörte sich an, als käme es aus dem Nachbarraum, was schlecht möglich ist, da er sich doch unter freien Himmel aufhielt. Das Geräusch wurde zunehmend penetranter. Und dann, er wollte es nicht wahrhaben, das war sicherlich eine Einbildung, fühlte er sich berührt. Etwas oder Jemand strich um seinen Körper. Entsetzt machte er einen Sprung zurück. Landete fast am anderen Ende der Straße. Verunsichert blickte er sich um.

      Ihn konnte doch keiner sehen!

      Was war das eben? Da hatte ihn doch einer ... – er wollte den Gedanken nicht weiterführen, denn das hieß, er wurde gesehen. Von Wem oder Was auch immer!

      Räuber hatte vor nichts Angst.

      Aber in diesem Augenblick gruselte es ihm ganz gewaltig.

      Auf einem Fensterbrett verschaffte er sich einen Überblick, fand Jessica zum zweiten Mal und folgte ihr in sicherem Abstand.

      Es dauerte dann eine geraume Weile, bis sie sich wieder auf die Socken machen musste, um irgend eine Sache in der Stadt zu besorgen. Manchmal kamen seine Schützlinge seinen Plänen auch entgegen.

      Das klappte ja super, er liebte es, wenn ein Plan funktionierte.

      Vor dem Geschäft ließ er es sich nicht nehmen, sie mit einem richtigen Erinnerungs-Flash zu übergießen. Sie sollte sehen, das Weihnachten doch noch in ihr schlummerte. Gut, die Dosis war gering, aber womöglich war das ein Anfang.

      Räuber ließ sie in dem Geschäft ihr Ding abwickeln und verzog sich auf seine Bühne. Ein paar Schritte von dem Schokoladengeschäft entfernt, fast direkt vor den Fenstern des Lokales in dem heute Luke und diese Plancrasherin ihr Date hatten.

      Die Stelle war abgelegen genug, um sich kurz kräftig zu konzentrieren, nah genug, um in wenigen Sätzen am Einsatzort zu sein. Dort in dieser dunklen Ecke begann er sich zu formen. Seit der letzten Verkörperung waren schon einige Monate vergangen, er hoffte, dass bei ihm alles ohne weitere Probleme vor sich ging. Das letzte Mal brauchte er fast eine halbe Stunde, bis endlich seine lange, mit dicken wuscheligen Fell, bewachsene Rute am Körper erschien. Das kostete ihm unwahrscheinlich viel Kraft und brachte seinen Zeitplan gehörig durcheinander.

      Noch während er dabei war, in einer kleinen Wolke aus Glitzerstaub Formen anzunehmen, drang wieder dieses Miauen an seine Ohren. Es lenkte ihn ab. So dass er fast ein Bein vergaß. Hätte verdammt albern ausgesehen.

      Seine kleine braune Stupsnase, die schönen hellen Augen, sein wuscheliges, wunderbar weiches Fell kam nach und nach zum Vorschein. Seine Locken lagen geschmeidig an seinem Körper. Seidene Wellen, die bei jeder Bewegung leicht wippten. An einer Seite fehlte jedoch ein ganzer Streifen Fell. Es fiel nicht sofort auf, nur wenn er schneller lief, oder rannte oder der Wind durch sein Fell wehte. Eine fast ein Zentimeter breite und sehr lange Narbe, die vom Brustkorb über den Bauch zum Oberschenkel führte.

      Diese stammte von einer Katze.

      Seine kleinen Pfötchen schwebten eine Sekunde über den Boden, gleich darauf plumpste er auf den harten Beton unter ihm. Er hatte ganz schlapprige Knie. Ein merkwürdiges Gefühl den eigenen Körper zu spüren. Vorsichtig drehte er den Kopf, nur um zu sehen, dass die Rute diesmal perfekt über dem Rückgrat geschwungen lag. Das lange glänzende Fell sich elegant und erhaben über seinen Rücken ergoss. Wie zur Bestätigung schüttelte er sich und war bereit für seinen nächsten Streich.

      Das unsichere Gefühl in den wackeligen Beinen verschwand. Sein Stand wurde zusehends sicherer. Probehalber hob er eins seiner Vorderbeine hoch, wollte, den ersten Schritt seit Jahren, bewusst aufsetzen ...

       Ein kleiner Schritt für ihn – ein großer Schritt für Luke und Jessica.

      Das Geräusch, welches er in dieser Bewegung wahrnahm, ließ ihn auf der Stelle verharren.

      Mit einem Mal kniff er die Augen zusammen.

      „Ich wusste es!“, war alles, was er dazu sagte.

      „Komm schon, Lauser…. Ich weiß, dass du es bist.“ Er drehte sich nicht um, denn er konnte dessen Anwesenheit nun auch körperlich spüren.

      Zuerst war nur ein gefälliges Schnurren zu hören. Dann ortete er deutlich, ein leises „Miau“ hinter einem umgefallenen Karton.

      „Rrrrgrrrr… Du hast dich überhaupt nicht verändert – Räuber!“, geschmeidig und auf sanften Tatzen bewegte sich der Kater in seine Richtung.

      „Und so selbstgefällig, wie früher…“, mit einem Satz sprang er über Räuber, denn er als Katze, war sogar größer als er.

      „MIAU, was treibt dich dieses Jahr auf die Erde? Suchst du immer noch Streit mit dem Katzenclan?“, während er diese Fragen an Räuber stellte, hüpfte er auf eine erhöhte Holzkiste. Das vermittelte ihm natürlich Überlegenheit und er hatte alles im Blickfeld. Auf der Kiste drehte er sich einmal um sich selbst, um die Breite auszulotsen, dann setzte er sich majestätisch auf sein Hinterteil. Den langen, schon eine Spur gerupften, Schwanz schlang er um seine Vorderpfoten und klopfte mit der Schwanzspitze immer ein wenig auf die Holzkiste.

      „Was willst du von