Belon-Austern. Jean-Pierre Kermanchec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jean-Pierre Kermanchec
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847607908
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aber wir werden den Prozess erneut aufrollen. Ich habe einen guten Anwalt.“

      „Nein, ich kann das Geld von dir nicht annehmen, ich kann es dir ja nicht wieder zurückerstatten. Außerdem möchte ich unsere Ehe nicht mit einem solchen Problem beginnen.“ Patricia Faucon sah André in die Augen.

      „Doch, du kannst das Geld von mir annehmen. Wir werden uns dadurch nicht ruinieren.“

      André Salaun erklärte ihr, dass er das Geld, sofort am nächsten Morgen, an diesen Herrn überweisen würde.

      „Das Geld muss ich ihm bar übergeben, ich habe keine Kontonummer von ihm.“

      „Das ist zwar seltsam, aber dann gebe ich dir das Geld eben in bar.“

      „Bist du wirklich sicher, dass du mir helfen möchtest? Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen.“

      „Aber natürlich, mein Schatz, ich möchte, dass du meine Frau wirst und dass du glücklich werden kannst mit mir.“ André sah Patricia an und streichelte ihr zart übers Haar.

      Als André das Zimmer verlassen hatte, hellte sich ihr Gesicht auf, und die düsteren Wolken schienen vorübergezogen zu sein.

      André Salaun telefonierte umgehend mit der Crédit Agricole in Riec-sur-Belon und bat um die Bereitstellung von 180.000 Euro für den nächsten Tag. In den kleinen Filialen waren die Bestände an Bargeld nicht so hoch. Das Geld musste in der Regel ein paar Tage im Voraus bestellt werden. Für André Salaun wurde eine Ausnahme gemacht, und das Geld wurde für den nächsten Morgen bereitgestellt.

      Am nächsten Morgen fuhr André sofort zu seiner Bank, die keinen Kilometer von seinem Haus entfernt lag, und ließ sich den Betrag auszahlen. Es gab keinerlei Probleme.

      André fuhr zurück und gab das Geld seiner zukünftigen Frau.

      Patricia strahlte über das ganze Gesicht und umarmte ihn herzlichst. Dann sagte sie ihm, dass sie sich sofort auf den Weg machen und ihre Schulden begleichen würde. Als André anbot, sie zu begleiten meinte sie nur, dass sie das alleine erledigen müsse.

      Ich habe mir ein paar Kleinigkeiten eingepackt. Vielleicht bleibe ich bei meinen Eltern für eine Nacht, aber es ist nicht sicher.

      Ohne Argwohn ließ André seine zukünftige Frau fahren.

      Guy de Moros war wie an jedem Tag gemeinsam mit seiner Frau aufgestanden. Marie-Julie war wie gewöhnlich nach dem Frühstück in die Boutique gefahren. Guy hatte sich danach mit einer Tasse Kaffee in den Garten unter die große Kastanie gesetzt und angefangen zu schreiben. Die Worte schienen ihm zuzufliegen, und die Seiten füllten sich wie von Zauberhand. Claudine Lebrun war ubiquitär in seinen Gedanken, wo er auch hinsah, ständig tauchte sie vor seinem Auge auf.

      Mehrfach schon hatte er auf die Uhr gesehen und auf einen Anruf von ihr gewartet. Sie hatte sich noch nicht gemeldet. Guy wollte nicht aufdringlich erscheinen und entschied sich, nicht im Hotel anzurufen, sondern auf ihren Anruf zu warten. Wenn sie sich nicht bis zum Mittag meldete, dann würde er im Hotel anrufen und sich mit Claudine Lebrun verbinden lassen. Er war schon kurz davor, die Nummer des Hotels zu wählen, als sein Telefon klingelte.

      „De Moros“, meldete er sich.

      „Hallo Guy, hier ist Claudine, störe ich?“

      „Hallo Claudine, du störst überhaupt nicht, ich habe schon auf deinen Anruf gewartet. Soll ich dich am Hotel abholen? Wir könnten einen kleinen Ausflug unternehmen, ich habe eine ganz gute Idee.“

      „Guy, es geht leider heute ganz schlecht. Ich habe ein Rendezvous mit einer alten Freundin. Das haben wir bereits vor einigen Tagen verabredet. Wir werden uns am Nachmittag in Quimper treffen und etwas bummeln gehen. Ich habe es gestern vergessen zu erwähnen. Aber wie wäre es mit Morgen, sagen wir gegen zehn Uhr?“

      „Ja, gerne, ich freue mich darauf!“ Guy legte auf und war hoch erfreut, dass er sie wenigstens am nächsten Tag wiedersehen würde. Die erste Enttäuschung war schnell verflogen. Er nahm seine Arbeit wieder auf und widmete sich dem neuen Roman. Noch drei oder vier ergiebige Tage, dann wäre sein nächstes Buch beendet.

      Kapitel 4

      Es war später Nachmittag und der Feierabend rückte näher. Ewen Kerber saß an seinem Schreibtisch im Kommissariat von Quimper und betrachtete das Bild seiner Frau Carla. Es war jetzt schon mehr als zwei Jahre her, dass er Carla Rozier geheiratet hatte. Für Ewen waren es zwei wundervolle Jahre gewesen und er hoffte, dass noch viele folgen würden. Die alten Probleme, die Carla das Leben schwer gemacht hatten, waren beseitigt, und ihre Tochter Marie hatte die psychische Belastung der Vergewaltigung überwunden. Wenigstens schien es, als sei diese Episode beendet.

      Er hatte den Fall zu einem Abschluss bringen können, sozusagen ein Abfallprodukt des letzten Mordfalles. Den letzten Fall hatte er, gemeinsam mit seinem Freund, Henri Medernach, einem ehemaligen Polizeikommissar aus Luxemburg gelöst, der bereits seit einigen Jahren pensioniert war.

      Es ging damals um die Ermordung eines Geheimagenten und das Ausheben einer Fälscherwerkstatt. Henri Medernach war es, der ihm den entscheidenden Tipp gegeben hatte, und der schlussendlich zum Abschluss des Falles geführt hatte.

      Das Telefon klingelte, sein Kollege Paul Chevrier rief an.

      „Ewen, wir haben einen neuen Fall. Ein Passant hat am Ufer des Steïr, in der Nähe des Boulevard du Moulin au Duc, eine Frauenleiche gefunden. Yannick und Dustin sind bereits auf dem Weg zur Fundstelle.“

      Yannick Detru, der Pathologe und Dustin Goarant von der Spurensicherung waren schon seit Jahren ein eingespieltes Team, und Ewen wusste, dass er sich auf die zwei Kollegen absolut verlassen konnte.

      „Du kannst schon mal zum Wagen gehen, ich komme sofort nach“, sagte Ewen zu seinem Kollegen und legte den Hörer auf. Er zog sein Jackett an, das er lässig über die Stuhllehne des Besuchersessels gelegt hatte und ging hinunter auf den Parkplatz zu seinem Kollegen Paul. Gemeinsam fuhren sie die kurze Strecke zum Steïr.

      Der Steïr ist ein kleiner Nebenfluss des Odet, der durch einen Teil der Innenstadt fließt, bevor er in den Odet mündet. Am Ufer des Steïr hat der, regelmäßig mittwochs und samstags dort stattfindende, Markt, seit Jahren schon seinen festen Platz gefunden. Die Stadt hat das neue Kino am nördlich gelegenen Ende des Gebietes errichtet und einen großen Parkplatz für die Kino- und Marktbesucher angelegt. Die Wege entlang des Steïr sind erneuert worden, zum Teil sogar neu angelegt, die Böschungen frisch gestaltet und ein Kinderspielplatz eingerichtet. Jetzt wird die einst so triste Gegend von zahlreichen Joggern und Spaziergängern besucht und der Kinderspielplatz ist gut frequentiert.

      Als die beiden Kommissare auf dem Parkplatz, am Ende des Boulevard du Moulin au Duc, angekommen waren, konnten sie die Polizeifahrzeuge und die weitläufige Absperrung sehen, die die Kollegen bereits angebracht hatten. Der Parkplatz war wegen des Marktes gut gefüllt. Sie stellten ihren Wagen hinter den anderen Einsatzfahrzeugen ab.

      Ewen Kerber ging unter der Absperrung hindurch und trat zu Yannick Detru, der noch mit der Untersuchung der Leiche beschäftigt war.

      „Kannst du mir schon etwas sagen, Yannick?“

      „Die Frau ist vor ungefähr drei Stunden ermordet worden. An ihrem Hals sind deutliche Würgemale zu erkennen. Sie hat auch eine Kopfverletzung, die von einem stumpfen Gegenstand herrührt. Diese Verletzung ist aber nicht tödlich gewesen. Unter ihren Fingernägeln haben wir etwas Blut gefunden, vielleicht stammt es von ihrem Mörder. Alles Weitere nach der Obduktion.“

      Ewen Kerber sah die Leiche an. Er sah in das Gesicht einer jungen, sehr schönen Frau. Ihre Kleidung war eher durchschnittlich aber mit einem gewissen Chic. Er sah, dass die Bluse der Frau zerrissen war, so als hätte man versucht, sie ihr herunterzureißen.

      „Ist die Frau vergewaltigt worden?“

      „Das kann ich dir noch nicht sagen, Ewen. Wie schon gesagt, alles Weitere nach der Obduktion.“ Damit erhob sich Yannick Detru